Von der Bitmap zum Vektor (Teil 2)Ein Tutorial mit Corel Draw in 5 KapitelnEckart Müller |
1 - Verzerrte Wahrnehmung Meine Absicht ist die Vermittlung weiterer Kenntnisse und Fertigkeiten,
um den Anwender in die Lage zu versetzen, die Möglichkeiten, die
Corel Draw 7 (CD7) (selbstverständlich auch alle späteren Versionen)
bietet, nutzbringend für seine Projekte einsetzen zu können.
Vorab möchte ich aber nochmals betonen, dass meine Art die Aufgaben
zu lösen, nicht der Weisheit letzter Schluss sein will. Es gibt mit
Sicherheit Methoden, die effektiver sind als die, die ich beschreibe.
Meine Vorgehensweise habe ich mir im Laufe der Zeit angewöhnt. Und
wie das nun mal mit Angewohnheiten so ist, es gibt gute und auch weniger
gute. Deshalb weise ich ausdrücklich darauf hin, man kann so verfahren
wie ich, man muss es aber nicht! Schließlich möchte ich noch
empfehlen, den ersten
Teil dieses Artikels zu lesen, da ich die dort bereits beschriebenen
Techniken und Verfahren als bekannt voraussetze und nicht erneut erklären
kann, sonst müsste ich gleich ein Buch schreiben... Als Beispiel greife ich gerne den Vorschlag bzw. den Wunsch auf, das
Emblem (oder ist es nur eins von vielen?) der Erprobung der X-31 als Vektorgrafik
zu erstellen. An diesem Luftfahrtprojekt waren u. a. die Firma Boeing,
die US-Navy, EADS und das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung
BWB beteiligt. Diese vier Teilnehmer erscheinen jedenfalls im breiten,
dunkelblauen Rand des Logos. Diesen Rand nehmen wir uns als ersten Schritt
auf dem Weg zum vollständigen Logo vor. Dazu muss ich zunächst
aber wieder einmal etwas weiter ausholen. 1 - Verzerrte WahrnehmungNicht jede Vorlage liegt in einer perfekten senkrechten oder waagerechten Position vor. Meistens treten, bedingt durch die ungünstigen Bedingungen bei der Aufnahme, perspektivische Verzerrungen auf, die einer genauen Reproduktion entgegenstehen. Diese Unzulänglichkeiten sollten so gut wie nur eben möglich ausgeglichen werden. Die Vorlage drehen und/oder vorsichtig etwas verzerren hilft, die auffälligsten Verzeichnungen zu beseitigen. Horizontale und senkrechte Hilfslinien erleichtern die Aufgabe dabei spürbar. Bildmanipulationen, die Corel Draw nicht erlaubt, muss man z.B. mit Corel Paint oder einem vergleichbaren Bildbearbeitungsprogramm durchführen. Aus einer solchen, bei diesem Beispiel nur leicht „aus der Form“ geratenen Vorlage (Bild 01) sollte schließlich eine so oder so ähnlich aussehende brauchbare Vektorisierungsvorlage (Bild 02) entstehen.
Zur Verdeutlichung dessen, was gemacht worden ist, habe ich den roten
Kreis und die Horizontale eingezeichnet! Auf Bild 01 erkennt man die Abweichung
von der Kreisform deutlich, ebenso wie die Drehung der Logo-Vorlage nach
links. Beide Fehler sind in Bild 02 bestmöglich korrigiert. 2 - OrientierungshilfenNun folgt ein ebenfalls wichtiger, die spätere Arbeit erleichternder
Schritt, nämlich die Zentrierung der Vorlage unter Corel Draw.
Ist die Aktion beendet, stehen dort, wo die beiden Koordinatenachsen (senkrecht und waagerecht) die Lineale treffen, jeweils eine „0“. Es sind aber noch keine Hilfslinien eingerichtet, daher sind die Achsen selbst zunächst noch unsichtbar. Die Tastenkombination Strg+F3 öffnet das Ebenenrollup auf unserer noch leeren Seite. Die vorhandene „Ebene 1“ taufen wir um in „Vorlage 1“ und auf diese Ebene importieren wir die vorhin „zurechtgebogene“ Bitmap der Logo-Vorlage (Bild 04)
Für mich hat es sich als zweckmäßig erwiesen, noch ein
oder zwei weitere Ebenen anzulegen. Das kann aber jeder halten, wie er
es für sinnvoll hält. Jedenfalls sollte man zunächst die
Ebene „Vorlage“ sperren, damit auf dieser nicht unbeabsichtigt
Aktionen erfolgen können, die die Vorlage verändern. Wenn man
im Kopf behält, dass man hier im Grunde genommen so vorgeht wie in
grauer Vorzeit, als es noch keine PCs gab, als man sich mit gedruckten
Vorlagen und darüber gelegtem Transparentpapier ans Durchpausen machte,
wird der Ablauf übersichtlicher und durchschaubarer. Meine ich zumindest...!
Diesen klicken wir mit links an und es öffnet sich uns das Popup „- Hilfslinien Einstellungen“. Hier klicken wir „Einrichten“ an und sind anschließend in der Lage, Hilfslinien exakt zu positionieren, da wir ihre vertikale oder horizontale Position millimetergenau numerisch eingeben können. Dazu wird zunächst die Orientierung, „Horizontal“ oder „Vertikal“, durch Anklicken der entsprechenden „Registerkarte“ ausgewählt. Nun kann im Feld direkt darunter der gewünschte Zahlenwert eingetippt werden. Beispielsweise bedeutet die Eingebe „-3,5“ unter „Vertikal“, dass eine Hilfslinie im Abstand von 3,5mm links neben der Ordinate eingerichtet wird. Bitte unbedingt prüfen, ob im Feld darunter auch „Millimeter“ eingestellt sind und nicht irgendwelche exotische Einheiten. Aber diese numerische Eingabe nun nicht wie gewohnt mit „ENTER“ abschließen, sondern rechts die „Taste“ „Hinzufügen“ mit links anklicken. Zur Bestätigung wird jetzt die Eingabe in das größere weiße Feld rechts daneben kopiert (Bild 06).
Also konkret: Wir geben „0“ ein, klicken „Hinzufügen“ an und haben damit eine Hilfslinie genau auf die Abszisse gelegt, sofern „Horizontal“ gewählt war. Nun wechseln wir nach „Vertikal“ und erzeugen so auf der Ordinate eine Hilfslinie. Einmal mit „OK“ bestätigen und dann noch einmal.
Sind die Hilfslinien auf „sichtbar“ geschaltet, sollte es
schließlich so aussehen (Bild 07). Im Ebenenrollup die Bearbeitbarkeit
der Hilfslinienebene ausschalten (der Stift), damit diese nicht versehentlich
verschoben werden können.
Dies ist die momentane X-Koordinate des Kreismittelpunktes. Die dort eingetragene Koordinate muss markiert sein (blau unterlegt). Schreibt man nun eine „0“, wird die ursprüngliche Ziffer überschrieben, mittels Tabulator wechselt man in das untere Feld, tippt erneut eine „0“ ein und beendet diese Aktion mit ENTER. Und schon hüpft der Kreis exakt auf den Koordinatenursprung. Zur Verdeutlichung habe ich dem Kreis eine etwas dickere Kontur in weiß verpasst und ebenfalls die Hilfslinienfarbe auf weiß eingestellt (Bild 09).
Jetzt wird klar erkennbar, dass die Lage der Bitmap noch
nicht optimal ist. Vergrößert man durch vorsichtiges Ziehen
(eines der Eckquadrate bei gedrückter Shift-Tatse „fassen“)
den Kreis symmetrisch bezüglich Mittelpunkt bis er einen Durchmesser
aufweist, der einigermaßen zu einem Bezugskreis der Vorlage passt,
kann man nun an diesem Kreis die Vorlage ausrichten bis auch sie zentriert
ist. Dazu wird vorübergehend die Ebene „Vektor 1“ gesperrt,
um nicht unbeabsichtigt Verschiebungen zu erzeugen und die Ebene „Vorlage
1“ wird freigegeben. Mit den Pfeiltasten kann nun die ausgewählte
Vorlage mit hinreichend kleinen Schritten solange verschoben werden, bis
sie optimal unter den Kreis passt.
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Stand: 23.02.2006
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