Richard Müller
Erstveröffentlichung 21.02.2006

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Bei der Auswahl eines neuen Großseglerprojektes war es mein Ziel, ein Modell zu bauen, dass noch nicht auf jedem Modellflugplatz in mehreren Größen zu sehen ist. Des Weiteren wollte ich einen Segler im Maßstab 1:3 bis 1:2,5, da in dieser Größe das Flugbild und der originalgetreue Cockpitausbau einfach toll aussehen.

Also rannte ich mit dem Zollstock bewaffnet zu meinem Auto, um den Innenraum auszumessen. Ich wollte abschätzen, wie groß das Original-Segelflugzeug sein durfte.

Unter Berücksichtigung der Grenzen, die mir mein Auto setzte, begann meine Suche nach einem geeigneten Vorbild. Nach einiger Zeit wurde ich bei der Firma Schleicher fündig und bestellte mir die Baupläne der ASK 18. Sie ist der Nachfolger der legendären Ka 6 und wurde, wie das Kürzel ASK verrät, von Rudolf Kaiser konstruiert.

Die Fertigung bei Schleicher begann im Jahr 1975 und endete 1977. In dieser Zeit wurden ca. 50 Maschinen gebaut.

Die ASK 18 wurde aus folgenden bewährten Teilen zusammengesetzt:
  • Die Flügel der Ka6 mit einer auf 16 m vergrößerten Spannweite.
  • Der Stahlrohrrumpf der Ka8 mit geringerer Bauhöhe und größerer Plexiglashaube.
  • Das Cockpit und die Sitzschale der Ka6E.
  • Die Leitwerke stammten von der Ka8B.
Auf eine Landekufe wurde verzichtet. Statt dessen wurde ein großes Rad vor dem Schwerpunkt eingebaut und ein Blattfedersporn am Heck. Der Rumpf und die Flügel waren mit Seide bespannt, wurden dann mehrfach gefüllert, geschliffen und anschließend lackiert, um eine möglichst glatte Oberfläche zu erreichen.

Bevor ich mich auf das Bauabenteuer eines Gitterrohrrumpfs einließ, hatte ich ein längeres Gespräch mit Arnold Hofmann, der in dieser Bauweise schon eine Menge Erfahrung gesammelt hatte und mir mit guten Ratschlägen zur Seite stand.
Also begann ich, gut versorgt mit hilfreichen Hinweisen, mit dem Nachbau des Stahlrohr-Gitterrumpfes, der bei mir aber gar nicht aus Stahlrohren gebaut wurde.
Der vordere Rumpfteil besteht bis zur Flügelsteckung aus 8mm, 10mm und 12mm Messingrohr, das mit einem 100W Lötkolben verlötet wurde. Der hintere Rumpfteil wurde aus Glasfaserrohren mit den gleichen Durchmessern aufgebaut.
Die Hauptarbeit beim Rumpf bestand im Anpassen der Röhrchen, da beim verlöten die Spalten so gering wie möglich sein sollten. Die GfK-Rohre wurden angepasst, mit Sekundenkleber fixiert und mit 24-Stunden-Harz vermufft. Als Formleisten, die sich wie beim Original über die ganze Rumpflänge ziehen, verwendete ich 10mm Kiefernrundstäbe. Diese wurden originalgetreu mit Weißleim getränkter Paketschnur an den Knotenpunkten umwickelt und am Hauptgerüst befestigt.

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Das so entstandene Rumpfgerüst war extrem verwindungssteif und leicht.

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Die GfK-Rumpfnase wurde, wie bei der Firma Schleicher, in Positivbauweise erstellt (Styropor-Formklotz mit Glasseide belegt) und auch gleich mit einer Schleppkupplung versehen.
Nun musste noch eine Positivform für die Haube angefertigt werden. Hierzu habe ich aus mehreren Holzspanten ein Formgerüst erstellt, die Zwischenräume mit Styrodur ausgefüllt und über die Spanten in Form geschliffen. Anschließend wurde der Klotz mit 3 Lagen 160g Glasgewebe belegt und mit einer 3mm dicken Schicht Presto-Feinspachtel abgespachtelt und fein geschliffen. Nun konnte mir ein Fachmann die riesige Haube tiefziehen.

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Beim Bau des Flügels wollte ich kein sehr dickes Profil verwenden, da das Modell sehr leicht werden sollte. Deshalb entschied ich mich für einen Eppler-Strak 203-201-193 mit einer Dicke von 10%. Dafür hielt ich Rücksprache mit Herrn Faller (Flächen-, Kerne- und Frästeile), der mir nicht nur die Rippen CNC fräste, sondern auch eine Negativschale schnitt, worin der über 3m lange Flügel verzugsfrei gebaut werden konnte.

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Auch beim Bau der Tragflächen hielt ich mich in Bezug auf Rippenanzahl, Beplankung, Querrudergröße usw. genau an die Vorgaben des Originals.
Nur bei der Steckung wurde etwas gemogelt. Anstelle der Holmbrücke bekam sie nämlich einen 25mm durchmessenden Glasfaserstab.

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Der Leitwerksaufbau geschah in altbewährter Rippenbauweise. Hierbei habe ich besonders großen Wert auf ausgesucht leichtes Holz gelegt. Es durfte kein Gramm Masse zu viel im Heck verbaut werden. Da die Nase der ASK 18 sehr kurz ist, muss jedes Gramm zuviel im Heck mit weiteren 4g Blei in der Nase ausgeglichen werden. Als bauliches Problem stellte sich der Übergang vom Rumpf zur Seitenleitwerksfinne dar. Hier wird das Höhenruder weit unter die Finne geschoben und der Übergang zwischen Rumpf und Finne daher auf 1/3 der Finnentiefe verringert. Um aber dennoch genügend Festigkeit zu erreichen, habe ich in die Seitenleitwerksfinne ein 16mm Kohlefaserrohr als Hauptholm eingebaut.

Die Finish-Arbeiten gestalteten sich als recht einfach, da beim Original die Oberflächen von Flügel und Leitwerk sehr glatt gehalten wurde, um den Luftwiderstand zu reduzieren. Bei meinem Modell verwendete ich Oracover-Stick, das zwar etwas schwieriger zu verarbeiten ist wie das normale Oracover, sich aber seit Jahren schon bestens hält.

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Beim Rumpf sah das etwas anders aus. Hier musste mit Gewebefolie gearbeitet werden und, wie beim Original, in mehreren Bahnen nacheinander auf das Gerüst aufgebracht werden.
Zu guter Letzt wurde die GfK-Nase, die Zierstreifen und die Kennungen rot lackiert und, wie auch die Gewebefolie, mit seidenmattem Klarlack überzogen.


Der Ausbau

Beim Ausbau einer solch edlen Maschine gibt es für mich nur eine Adresse: Axel Pfannmüller! Bei ihm besorgte ich mir zuerst die Instrumente, um das Armaturenbrett zu erstellen.

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Bei der Bestellung der Pilotenpuppe im Maßstab 1:2,5 zögerte Axel Pfannmüller und druckste etwas herum. Aber zwei Wochen später wurde mir sein ungewöhnliches Verhalten klar. In Begleitung von Fam. Pfannmüller überreichte mir meine liebe Frau zu unserem Hochzeitstag in aller Form die Pilotenpuppe, so als „i-Tüpfelchen“ für meinen Großsegler.

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Natürlich ist zuweilen auch ein bisschen Kreativität gefragt, denn nicht alles, was in so einem Originalcockpit vorhanden ist, kann man für ein Modell kaufen. Also musste auch bei manchen Teilen das Bastelmaterial meiner Frau und der Kinder zweckentfremdet werden (z. B. Holzperlen, Moosgummi und noch diverse Kleinigkeiten, die ich gar nicht alle aufzählen kann). Details, wie z.B. die Fliegerkarte meiner Region in der Seitentasche des Cockpits, durften natürlich auch nicht fehlen.


Flugeigenschaften

Zum Fliegen kann ich nur sagen: Traumhaft! Majestätisch und langsam wie das Original, zieht sie ihre Bahnen, reagiert auf jeden „Pups“( Thermik ), setzt die Thermik gut in Höhe um und ist dabei sehr einfach zu beherrschen. Auch das Landen ist mit ihr eine einfache Sache.

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Mir macht das Fliegen in Höhen zwischen 100m und 300m am meisten Spaß. Denn hier sieht man den Großsegler noch mit all seinen Details und wenn dann noch die Sonne durch Flügel und Rumpf scheint, die Rippen und das Rumpfgerüst durchschimmern, kann ich nur sagen: „Herz, was willst du mehr?“
In diesen Momenten kommen die Liebhaber vom originalgetreuen Fliegen voll auf ihre Kosten.

Wer aber jetzt glaubt, dass dieses Modell nur ein „Schönwetter-Flieger“ ist, der täuscht sich. Ich habe es auch schon beim Hangfliegen eingesetzt. Selbst ein Looping oder Turn stellt kein Problem dar.
Überrascht hat mich nach zwei Jahren Flugerfahrung mit diesem Modell, dass sich bis heute überhaupt nichts am Rumpfgerüst gelöst hat.
Die Bauweise mit den verlöteten und verklebten Röhrchen ist viel stabiler als man glaubt.
Im nachhinein betrachtet ist die ASK 18 im Maßstab 1:2,5 für mich ein sehr gelungenes Modell und ich möchte allen noch mal danken, die mir beim Bau mit guten Tipps zur Seite standen.

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Mein nächstes Projekt wird nun das krasse Gegenteil sein, ein Langohr mit 9,30m Spannweite, aber dazu irgendwann mal mehr!
 

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