Positivbauweise für Leitwerke

Positivbauweise für Leitwerke

Martin Schwiegershausen
Erstveröffentlichung 06.12.2008


In diesem Beitrag soll die Positivbauweise anhand eines Hangflieger-Leitwerks erläutert werden. Dabei ist meine Bauweise sicher stellenweise noch zu optimieren, ich habe aber versucht, einen guten Kompromiss aus Arbeit und Ergebnis zu erreichen.

Alles beginnt mit den fertig verschliffenen Styrodurkernen.

Das verwendete Material:
  • ein Roving in die Nasenleiste,
  • eine 163er Glaslage diagonal über diesen Roving,
  • drei lange und zwei kurze 12K-Kohlefaserrovings für die Gurte,
  • etwas Kohleflechtschlauch für die Klappenstege,
  • zwei Streifen Abreißgewebe als Scharnierband,
  • je 1 x 49er und 1 x 163er Glasgewebe in die Schale.

Ein Verbinder wurde ebenso mitgebaut. Dazu wurde eine Folie mit etwas Sprühkleber benetzt, dann Balsaleisten im korrekten Winkel dort fixiert und die Rovings hinein laminiert.
Bei der Schale für das Leitwerk kam 0,5 mm Vivak zum Einsatz, welches hinten einige mm überstehen sollte, so kann man die Endleiste schön auf Maß schleifen.
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Die Vivakschablonen wurden vorher mit Wachs und PVA behandelt und lackiert. Später haftet der Lack am Harz und das Vivak wird von der Schale abgelöst.
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Das Aufbringen der Gewebestreifen an den Leitwerken ist ziemlich einfach, erfordert aber ein wenig Übung. Da Rovings und Gewebestreifen nicht sonderlich lang sind, wurden sie auf eine Zeitung gelegt, mit Sprühkleber eingenebelt und dann auf den Kern aufgebracht. Bei Tragflächen sind die Streifen deutlich länger, da kann man entweder viel Zeitung nehmen oder man sprüht den Kern ein und legt dann das Gewebe auf. Ein eingesprühter Kern ist aber besonders dort klebefreundlich, wo er es nicht sein soll. Er klebt nämlich gern an der Negativschale fest.
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Vorgehensweise beim Laminieren

Auf das lackierte Vivak werden die zwei Lagen Glas aufgebracht. Erst mit Harz einstreichen, dann das Gewebe auflegen. So rutscht es nicht hin und her wenn man es mit dem Pinsel tränken will. Die Ränder des Gewebes werden bündig am Vivak abgeschnitten.
Anschließend tränkt man mit dem Pinsel den Kohleschlauch für den Klappensteg auf einer Zeitung, wie auch den Roving und das Gewebe an der Nasenleiste.
Jetzt werden noch die Gurte auf dem Kern in der vorgesehenen Position getränkt (nebeneinander legen, sonst zeichnen sie sich ab; Optimierungsvorschlag: Man könnte eine kleine Nut in den Kern machen, damit sich die Rovings später nicht „abzeichnen“).

Ebenso wird der Abreißgewebestreifen getränkt und in die obere Schale über den Kohleschlauch gelegt.
Dann ist auch schon alles fertig und man kann die Teile zusammensetzen.
Dabei lässt man etwa 2-3 mm Platz zur Nasenleiste, denn auf den kleinen Radius kann sich das Vivak nicht biegen. Das Vivak wird an der Endleiste mit zwei Streifen Malerkrepp zusammengeklebt, damit es nicht verrutscht. An der Nasenleiste nicht kleben oder Küchenrolle zwecks Absaugen hinlegen, das macht später beim Verschleifen derselben nur Probleme.
Die Teile werden in den Vakuumsack gelegt und mit etwas Papier wird die Luftleitung abgesichert. Wenn der Unterdruck anliegt, kommen außen noch die Schalen dran, um Verzug zu verhindern. Die obere Negativschale wird mit Gewicht beschwert. Wenn das alles passt, wird der Sack nochmals kurz "entlüftet", damit sich alles entspannt, anschließend wird das Nebenluftventil wieder geschlossen.

Nachdem die Teile ausgehärtet sind, sehen sie so aus:
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Das ist der Verbinder
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Nun wird die Endleiste auf Maß geschliffen und die Nasenleiste an die Schale angeglichen. Der Überstand an der Wurzelrippe wird entfernt.

Dann kann es an die Ruder gehen.
Die obere Scharnierlinie knapp an den Rand des Flechtschlauches legen, die untere wird 2 mm zur Nasenleiste versetzt. Mit der Trennscheibe fährt man oben mit geringer Drehzahl entlang, um die Schale bis zum Abreißgewebe zu durchtrennen. Unten wird die ganze Schale durchtrennt, hier reicht die Schnittbreite der Diamantscheibe aus, um ein sauberes Eintauchen des Ruders zu ermöglichen!
Ein bisschen hin und her bewegen und das Ruder wird schön leichtgängig.
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Der Styrodurkern im Inneren des Kohleschlauches wird entfernt, dort können dann z. B. auch Dichtlippen problemlos eintauchen.
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Die Löcher für den Verbinder sind in diesem Fall einfach in den Kern gebrannt worden (dort, wo die Gurte an der Wurzelrippe liegen), da das Leitwerk komplett geklebt wird. Eine Steckung müsste man bereits vor dem Laminieren vorsehen.
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Die Oberfläche sieht auf den Bildern noch nicht so toll aus. Die Ursache war das PVA, das auf dem Vivak war. Wenn man die Leitwerke mit Wasser abwäscht, bekommen sie einen schönen Glanz.
 

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