Faszination F-Schlepp

Christoph Fackeldey
Erstveröffentlichung 15.01.2010


Zum einjährigen Bestehen der Internetseite www.f-schleppontour.de baten wir die Betreiber, Alex Frisch, Ulf Reichmann, Holger Thoennes und Christoph Fackeldey, uns einmal aus der Welt der F-Schlepper zu berichten.

Christoph Fackeldey, einer der Mitbegründer dieser Homepage und selbst langjähriger Modellflieger, blickt zurück und erzählt uns aus seiner ganz persönlichen Sicht, wie man vom Virus F-Schlepp infiziert werden kann, und gibt Tipps zum richtigen Einstieg.

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Liebe :rcn:-Leserinnen und Leser,

ich bin oft und gerne bei :rcn: zu Gast und informiere mich im Forum und in der Börse über unser liebstes Hobby. So freue ich mich besonders, hier auch mal einen eigenen Bericht über die Sparte F-Schlepp zu verfassen.

Im Jahr 1979 habe ich mit dem Hobby Flugmodellbau begonnen. Nach einer längeren Pause, während der ich mich in der Allgemeinen Luftfahrt betätigte, habe ich mich wieder dem F-Schlepp voll und ganz gewidmet.

Warum ?

Beim F-Schlepp kann man sowohl vorne als Motorpilot als auch am anderen Ende des Schleppseils als Seglerpilot aktiv werden. Man kann diese Rollen stets tauschen und genießt so beide Facetten dieser für mich und viele Piloten faszinierendsten Sparte des Modellflugs.

Da man auf unserer Homepage alles Wissenswerte rund um den F-Schlepp, vom Einsteigertipp bis zu Technikratschlägen, nachlesen kann, konzentriere ich mich in diesem Beitrag auf die Frage, wie man es, basierend auf meinen eigenen F-Schlepp-Erfahrungen im Vereinsrahmen, langfristig bis zum Wettbewerbspilot bringen kann.

Ich möchte dies anhand meiner eigenen Geschichte erzählen. Dies ist authentisch und vielleicht findet sich der eine oder andere Leser sogar in dieser Geschichte wieder.
Zu Beginn meiner Modellflugkarriere waren F-Schleppmodelle noch nicht auf dem Markt, es gab lediglich die klassischen Huckepackschlepps mit unvergessenen Modellen wie dem Big Lift von MULTIPLEX, einem Arbeitstier, das seinerzeit wohl in jedem Verein zu finden war. Erst mit Einführung der benzinbetriebenen Zweitaktmotoren begann die Ära des F-Schlepps. Als ich dies auf den ersten Großseglertreffen sah, entbrannte in mir der immer stärker werdende Wunsch, sowohl am Seilanfang wie auch an dessen Ende aktiv tätig zu sein. Was mich dabei fasziniert ist die Möglichkeit, sowohl kleine als auch große Segler in den Himmel zu befördern und nebenbei in den Genuss von vielen Starts und Landungen zu kommen. Und wenn man genug geschleppt hat, kann man sich schleppen lassen und genießt so an einem Flugtag beiden Seiten des Vergnügens. Vor einigen Jahren entdeckte ich eine gebrauchte, kleine Voll-GfK Wilga. Laut Beschreibung des Verkäufers war diese zwar schon etwas älter, jedoch technisch immer noch intakt und obendrein zu einem günstigen Preis zu bekommen.

Ich kaufte also diese kleine Wilga mit 220 cm Spannweite, sie wog, ausgerüstet mit einem 60er Motor, stolze 14 kg. Sie war im Schlepp wahrlich nicht immer einfach zu fliegen. Jedoch spornte mich das an und ich danke noch heute den Kameraden, die sich damals schon trauten, ihren Segler von mir schleppen zu lassen. Es ist nie etwas kaputt gegangen, aber es gab gerade am Anfang in den Kurven viele Ausklinkmanöver, die so nicht geplant waren.

Ich will nicht sagen, dass es ein steiniger Weg war, nein – es war ein sehr interessanter Weg und den daraus resultierenden Erfahrungsschatz kann mir keiner mehr nehmen. Bei jedem Flug lernte ich etwas dazu, das Fliegen und gerade das Schleppen bei unterschiedlichen Windbedingungen forderte mich immer wieder aufs Neue heraus.

Probieren geht bekanntlich über Studieren! Wer es nicht wagt, auch bei starkem Wind zu fliegen, wird sich nie solchen Bedingungen, zum Beispiel im Wettbewerb, stellen können.

Zurück zur kleinen Wilga. Nach gut 40 Flugstunden, mitunter auch bei winterlichen Bedingungen, fand ich bei einer beliebten Internetauktionsplattform das Objekt meiner Begierde: Eine gebrauchte Wilga in 1:4 aus dem Hause Frisch. Der damalige Verkäufer war Marc Zimmer aus München. Es war ein zu weiter Weg bis dorthin und so trafen wir uns just in der Mitte Deutschlands, in Lauterbach. Dort war Marc anwesend, bedingt durch seine Tätigkeit als Schlepppilot bei der Segelkunstflugmeisterschaft.

Nach Abschluss des dortigen Trainings erlaubte man ihm, mir mein neues „Baby“ vorzufliegen. Beim Beobachten des Landeanfluges dachte ich: „Das war es wohl mit dem neuen Flieger! So langsam kann man kein Modell fliegen“. Ich wartete auf den Einschlag, aber dieser kam nicht. Es folgte wider Erwarten eine butterweiche Landung nach der anderen und ich hörte ihm mit offenem Mund zu, als er sagte: „Jetzt hast Du, was Du brauchst! Was Dir fehlt ist .. „Üüüübung!“ - Tja klar, Übung, ohne die geht nichts, und so übte ich daheim Schritt für Schritt das Landen. Erst mit wenig Klappeneinsatz und dann immer mit ein wenig mehr. Dazwischen natürlich das Schleppen. Kurven mal links, mal rechts, alles was nur geht. Es galt, sich an das Handling zu gewöhnen; sich umzustellen, nach einem 8 kg Segler wieder einen 14 kg Segler zu schleppen, alles Faktoren beim Schleppen, die man sich erst „erfliegen“ muss.

Ich stellte sehr schnell fest, mit der Brechstange geht nichts und wenn, dann sind es Zufälle. Je langsamer ich schleppte, um so aufmerksamer musste ich zu Werke gehen. Die Reaktionen beim Schlepp kommen dann nämlich sehr zeitverzögert. Es ist ähnlich wie eine Schallwelle. Wenn jemand in 100 Metern Entfernung mit einem Hammer auf einen Gegenstand schlägt, dann hört man diesen Schlag erst nach Sekunden. Ähnlich ist es beim Schlepp, ein direkter Steuerbefehl wirkt erst spät. Oft macht man den Fehler, viel zu schnell den Steuerbefehl nochmals zu wiederholen oder gar noch stärker zu „knüppeln“, da man keine Rückmeldung bekommt. Diese Rückmeldung folgt aber erst mit einer gewissen Verzögerung, dann aber um so heftiger, wenn man aus Unwissenheit zu vehement zulangt. Mit der Zeit bekommt man dann die Erfahrung, um dies zu verstehen und umzusetzen.

Je langsamer man schleppt, um so langsamer folgen die Steuerreaktionen und um so gefühlvoller müssen die Piloten steuern, - weiche Ausschläge sind gefragt.

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Das Seil zwischen den Modellen ist überhaupt die wichtigste Verbindung, an diesem erkennt man nicht nur am besten alle Fehler, nein, dieses Seil entscheidet im wahrsten Sinne des Wortes über Sieg oder Niederlage.

Im Jahr 2006 verkaufte ich auch diese kleine Wilga wieder an nette Fliegerkameraden aus Schweden. Die reisten tatsächlich mit dem Auto 2.000 km an und ich war beeindruckt von Ihrer Freude an diesem Modell. Ich erhielt obendrein noch Videos von ihrem schwedischen Verein mit entsprechenden Flugaufnahmen über die berühmten „Fjorde Norwegens“. Die Welt der F-Schlepper ist groß und den Meisten ist kein Weg zu weit, pure Faszination halt.

So wurden auch danach noch einige Schleppmaschinen fester Bestandteil der Modellprogrammierung meines Senders. Ich kann aber sagen, diesen Weg zu gehen, erst mit gebrauchten Modellen einzusteigen, Erfahrungen zu sammeln und sich nach und nach an größere, neuere und damit auch wertvollere Modelle heranzutasten, war für mich die richtige Enscheidung.

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Als ich dann bei ersten Schlepptreffen als Neuling stolz auch mal schleppen durfte, war da schon eine gehörige Portion Angst und ein mulmiges Gefühl dabei. Was werden die erfahrenen Piloten sagen, wenn ich da oben einen Haken schlage oder etwas falsch mache.

Ich kann es leicht beantworten: Es gab nie ein böses Wort. Ich war bei Fehlern, und die passieren jedem, gerade zu Anfang viel mehr auf mich sauer als es die beteiligten Piloten auf mich waren. Keiner nimmt es einem am Anfang übel, im Gegenteil, oft bekommt man im Moment des Fehlers den entscheidenden Tipp, wie es richtig geht. Dann kann man beim nächsten Schlepp sofort versuchen, es besser zu machen und damit seine Flugfehler ausmerzen.

Nun mag es bei jedem anders sein, aber zumindest ich spürte bei jedem Einsatz auf mir fremden Flugplätzen eine Art Befriedigung, mich gesteigert zu haben. Mit jenem guten Gefühl im Bauch setzte ich mir neue Ziele und so reifte der Entschluss, im Jahr 2007 erstmals an einer internationalen Meisterschaft im F-Schlepp teilzunehmen. Zusammen mit meinem Teamkollegen, Holger Thoennes, ging es zunächst zum F-Schlepp Seminar. Dieses Seminar ist eine wichtige Vorstufe vor der Teilnahme.
Mit der richtigen Mischung aus Theorie und Praxis vermitteln Andreas Schupp und Martin Hoffmann dort wirklich Wissenswertes und die erste Punktevergabe durch diese Beiden nach einem Schlepp ist dann auch schon ein kleiner Erfolg für jeden Teilnehmer. Im Frühsommer 2007 stand dann die erste Teilnahme an einer internationalen deutschen Meisterschaft auf dem Programm. Anschließend waren wir nicht nur glücklich es gemacht zu haben, sondern auch ein wenig stolz auf unsere Leistung.

Was einem danach keiner mehr nehmen kann, ist das gute Gefühl, fortan auch auf fremden Plätzen und Treffen mit einer gewissen Sicherheit zu fliegen. Wer vor den Augen von 100 erfahrenen Wettbewerbspiloten fliegt, der wird auch auf anderen Flugplätzen keine Scheu mehr haben, sein Modell aufzubauen und zu fliegen.


Was kann ich einem Neueinsteiger raten?

Informiert Euch im Internet über mögliche Treffen und Wettbewerbe, scheut nicht, Fragen zu stellen. Durch unsere neue Internetplattform soll zum einen die Faszination F-Schlepp „lebendig“ gemacht werden, zum anderen aber soll es allen Interessierten die Möglichkeiten geben, ohne Hürden sich dieser Sparte annehmen zu können.

Ich wünsche Euch viel Spaß mit der Materie F-Schlepp!

Wer Näheres zum Thema Deutsche Meisterschaft im F-Schlepp erfahren will, kann sich direkt auf der Seite www.seglerschlepp.de oder auf unserer Homepage www.f-schleppontour.de informieren.

Immer ein straffes Schleppseil wünscht Euch

Christoph Fackeldey

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Gerade den ersten Teil des schönen Berichts kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Wir (mein Schlepppilot und ich) begannen unsere Teamarbeit mit ziemlich knapp motorisierten Schleppern und dafür einem recht dicken Brocken hinten dran, welcher auch noch reichlich Tempo brauchte. Das funktionierte nur bei ziemlich perfekten Schlepps. Die Praxis sah oft so aus, dass wir 7 von 10 Schlepps vorzeitig abbrachen und ausklinkten. Das war manchmal echt frustrierend und wir stellten das Üben oft auch ein, weil die Konzentrationsfähigkeit verbraucht war. ABER wir gewöhnten uns so einen sauberen Flugstil an, welchen wir bis heute pflegen. Auch wenn wir gemeinsam noch nie auf anderen Plätzen schleppten, geschweige denn einen Wettbewerb bestritten, würde ich mal behaupten, dass wir das grundsolide machen. Also ja, die Übung bringt es wirklich. Und wir stellen immer wieder (auch nach Jahren) fest, dass es irre Spaß macht, mit dem Seil zwischen den Modellen gemeinsam zu fliegen.
Und wenn ich mir die Ergänzung noch erlauben darf:
Aus meiner Sicht ist absolut zuverlässige Technik sehr sehr wichtig! Ich meine damit nicht teure, ich meine zuverlässige Komponenten. Nichts ist ärgerlicher, als die Modelle aufzubauen und nach kurzer Zeit wieder einzupacken, weil eines der Modelle einen Defekt hat...

Gruß Mirko
 
Eine der schönsten Methoden (neben einem Wurf in den Hanggwind!) eine Segler auf Höhe zu bringen. Der Schlepp an sich ist was ganz besonderes. Wobei man auch unerwartet Zickereien erleben kann, die man aber gut mit Startstellungen korrigieren kann. Einfach schön hinterm Schlepper durch die Kurven zu driften...Ja die Technik muss absolut passen, Kupplungen müssen klemmfrei lösen und es muss klare Absprachen zwischen Schlepp-Pilot und Segler Pilot geben, wie im Bedarfsfall schnell zu reagieren ist. Man kann richtig mit einem zweiten Kollegen "zusammen" Aufsteigen :-)
 

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