Einstellwinkeldifferenz - mehr konventionell

Einstellwinkeldifferenz - mehr konventionell

Claus Eckert
Erstveröffentlichung 24.02.2003


Einmal den mehr konventionellen Weg gegangen...


Begeisterung und großes Lob ereilten den Autor des EWD-Berechnungsprogrammes im RCN-Magazin. Das ist auch gut so, bleibt doch so manche Rechnerei mit dem Taschenrechner erspart. Wie der geneigte Leser mit wenigen Hilfsmitteln eine einfache Vorrichtung baut,um die richtigen Maße für das Eingabeprogramm zu ermitteln, wird hier beschrieben.

Was benötigt wird:
Vier Streifen Holz, wenigstens 19mm dick, 50-70mm breit, Länge nach Bedarf aber mindestens 250mm.
Vier stabile 90°-Winkel aus Metall.

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Bild 1: Aus dem Baumarkt: Multiplex-Holzstreifen und Alu-Winkel.

Wenn die vier Holzstreifen auf das gleiche Maß zugeschnitten sind, wird der Einschnitt, wie in Bild 1 zu sehen, angebracht. Als Breite und Tiefe genügt in aller Regel 25 mm. Wichtig ist, dass die Einschnitte an allen vier Holzstreifen exakt gleich sind.

Jetzt werden die Winkel an den Holzstreifen befestigt. Dazu wird auf dem Maß der tiefsten Kante, im Beispiel 25mm, eine parallele Linie gezogen. Entlang dieser Linie wird nun der Winkel mit kurzen Spax-Schrauben befestigt.

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Bild 2: Die Winkel auf der rechten Seite werden mit zwei Schrauben auf das Baubrett geschraubt. Hier kommt die Nasenleiste hinein. Die Winkel für die Endleiste bleiben drehbar.

Im nächsten Schritt wird die Tragflächentiefe unseres Modells gemessen. Diesen Wert gleich notieren für das EWD-Programm. Auf unserem Baubrett wird nun eine Mittellinie gezogen. Darauf im 90° Winkel zwei weitere Linien mit dem Abstand unserer Tragflächentiefe. Auf Bild 2 erkennt man am Winkel auf der rechten Seite den Zweck der Linie auf dem Holz. Diese soll deckungsgleich mit der Linie auf dem Baubrett sein. Das gilt natürlich auch für alle anderen Winkel. Der Endleistenwinkel auf der linken Seite wird nur mit einer Schraube auf dem Baubrett befestigt und bleibt daher drehbar. Jetzt wird unser zusammengebautes Modell mit der Tragfläche hineingehängt. Dann werden die hinteren Winkel eingeschoben. Manchmal hilft ein Spanngummi, um die Einschnitte sicher an Nasen- und Endleiste anliegen zu lassen. Ebenfalls hilfreich ist es, den Rumpf am Heck etwas zu unterbauen, damit er sich nicht bei Belastung verschiebt. Manchmal genügt ein Stück Styropoor o. ä.

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Bild 3: Edles Schalentier, eingezwängt zum Messen.

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Bild 3a

Die Tragfläche liegt, da die Einschnitte auf gleicher Höhe sind, parallel zum Baubrett. Die Höhe ist durch die Spitze der Einschnitte vorgegeben. Im Beispiel auf den Bildern sind dies 230mm.

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Bild 4: Zeigt her Eure Maße. Das Restaurationsobjekt darf auch mal.

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Bild 4a: Kontrollmessung mit der Graupner EWD-Waage. Das ist eigentlich bei genauem Arbeiten nicht erforderlich.

Nun wird mit einem geeigneten Lineal der Abstand vom Baubrett zur Nasenleiste des Höhenleitwerks gemessen. Anschließend noch das gleiche bei der Endleiste. Das Höhenruder muss natürlich auf neutral stehen. Flächentiefe des HLW an den Messpunkten nehmen und ab mit den Werten ins Programm (siehe unten).

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Bild 5: Eindeutig 179mm an der Nasenleiste...

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Bild 6: ...und hinten 184mm. Flächentiefe 110mm (hier ohne Ruder gemessen).

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Bild 7: Was sagt denn die altbewährte Graupner-Waage?

Ergebnis der Berechnung am Beispiel der Piper 2,6° EWD, gemessen mit der Graupner-Waage 2,5° EWD.

Der Autor benutzt diese Vorrichtung übrigens auch, um Tragflächensteckungen an Rümpfen ohne Profilanformung einzuharzen. Dazu wird der Rumpf an mehreren Stellen unverrückbar befestigt. Da heute in der Regel die Konstrukteure einen positiven Anstellwinkel der Tragfläche und einen negativen Anstellwinkel des HLW vorsehen, müssen die Nasenleistenwinkel etwas unterlegt werden. Wie viel kann man mit dem EWD-Programm schön berechnen. Erst wird eine Messung wie oben beschrieben auf der Null-Ebene gemacht. Dann berechnet das Programm, wie viel Millimeter man an der Tragfläche unterlegen muss, um z.B. einen Anstellwinkel von 0,5° zu erhalten. Um diesen gewählten Wert wird dann der Nasenleisten-Winkel unterlegt und gleichzeitig der Millimeter-Wert für eine Reduzierung z.B. von 0,5° am Höhenleitwerk im Programm abgelesen. Um diesen Betrag korrigiert man dann das HLW. Jetzt noch alle anderen Abstände und Winkel kontrollieren und dann kann das Harz angerührt werden.

Wer diese einfache Konstruktion öfter benötig, kann sich gerne Gedanken machen über verschiebbare Möglichkeiten für unterschiedliche Rumpfbreiten, -höhen und Tragflächentiefen. Da gibt es bestimmt noch einiges zu konstruieren und optimieren. Wer einfach und schnell zu einem Ergebnis kommen will, der kann schon mal in den Baumarkt gehen...

Hinweis der Redaktion:
Um das Excel-Programm "EWD-Berechnung" nutzen zu können, ist es nicht erforderlich, dass eine Fläche eine definierte Lage hat, z.B. horizontal ausgerichtet ist. Lediglich während der Abstandsbestimmungen darf sich an der Lage bezüglich der Referenzfläche nichts ändern. Das ist ja einer der wesentlichen Vorteile dieser Art der Messung, dass vorab keine zeitraubenden Justierungen nötig sind.
 

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