Astra Kapferer 1908 Peanut Scale

_Renner_

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Hier der nächste eingefügte Baubericht :) :


Es geht mal wieder los. Ihr kennt das. Zigmal einen Plan gesehen, dann recherchiert, dann nochmal den Plan gesehen. Irgendwie war der dann ausgedruckt.
Nützt ja nix, muss ja auch gemacht werden.
Zeitreise.
Wir schreiben das Jahr 1908. Louis Blériot war noch ein paar Jahre von seinem bahnbrechenden Flug und der damit einhergehenden modernen Fliegerei, für die er den Grundstein mit seiner Bleriot XI legte, entfernt. Viele Flugmaschinen waren wilde Basteleien, einiges flog, anderes glitt, vieles stürzte ab oder war mehr so ein Standmodell.

Was ich hier baue? Keine Ahnung, es gibt keine Berichte oder Bilder, die eine Astra Kapferer in der Luft zeigen.
Es wird ein Tandemflügler, der Plan ist zu 95% originalgetreu, einige Sachen weichen ab - weil es eben keine Dokumente mehr gibt, die da was genaueres zeigen.
Ich habe im Dingler-Archiv zumindestens gefunden, dass eine Astra Kapferer wohl mal 200m weit geflogen ist - das ist alles.

Zum Zeitpunkt des Baus hatte ich keinerlei Erfahrung mit Gummi, daher wollte ich das so oder so elektrifizieren. Steuerung erfolgt über Höhe und Seite, Plan ist von Benno Sabel. Ich habe sehr spät erst mitbekommen, dass ich das Modell hätte nicht rundum bespannen müssen, vermutlich wäre ich so leichter geworden.

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Die Leisten hatte ich wie im Plan, 1x1mm Balsaholz. Ich hatte auch einen Propeller geschnitzt, der toll ausgesehen hätte - nur war der nicht ganz unwuchtig und hat mir vorn den Rahmen zerissen. Man muss aber auch sagen, dass er zu viel Steigung und Gewicht hatte, dementsprechend der Motor sehr heiß war:

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Daraufhin habe ich 2x1mm Leisten verwendet. Das brachte genügend Steifigkeit.

Hier ein Hinweis: Ich bin ja in mehreren Foren unterwegs, das ist der "gestrippte" Baubericht. Der Einfachheit halber habe ich das (und werde das bei den anderen Berichten auch machen) um die Fauxpas reduziert, allerdings die Bilder davon verwendet - die Bauschritte sind ja exakt gleich!

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Den Motor musste ich direkt schon einbauen, da ich hinterher nicht mehr wirklich rangekommen wäre:
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Seitenruder besteht aus einem Carbonröhrchen, 0,6er Balsa oben und unten sowie 0,4er als Beplankung.
Das Spornrad habe ich aus zwei dünnen Balsascheiben gemacht, Maserung 90° versetzt verklebt, rund geschliffen mit kleiner Mittelkerbe und O-Ring aufgezogen.
Größenvergleich sieht man am Bierdeckel. Links die ursprüngliche Variante, die deutlich zu groß war.

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Das Fahrwerk besteht aus Bambus-Zahnstochern. Mit Gummringen gefedert und Ausfederwegbegrenzer. Mittlerweile ist es allerdings andersherum verbaut, soll heißen als geschobene Schwinge. Der Grund war einfach, mit jetzt verwendetem Kunststoffpropeller ist die Astra immer auf die Nase gekippt wenn man nur etwas Fahrt am Boden rausgenommen hat.

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Andere haben Silvester 21/22 Bleigießen oder Raclette gemacht, ich hab Tragflächen gebaut, anprobiert und bespannt. Schwerpunkt war grob auch schon richtig.
Pünktlich 0:00 Uhr gabs erstmal was zum Anstoßen auf mich :D

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HLW will ich nicht vorenthalten. Zweiteilig, in jeder Fläche Carbonrohr, im Rumpf auch. Dadurch ein Carbonstab und rechts wie links die Fläche aufgesetzt und geklebt:
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Anprobe nach Bespannen der Flächen:
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Als Akkuhalter habe ich einen Streifen Stoff genommen.
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Dabei ist mir das Beste passiert, was mir jemals passiert ist. Ich habe mir den Flieger am Finger festgeklebt🧐🤪
Gehirn sagt: "Sekundenkleber, nicht anfassen" Auge signalisiert: "Da ist was locker" Finger: "lass drücken"...nun ja :D


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Ein wenig Scale / Semiscale musste auch sein. Ich habe einen 7-Zylinder R.E.P. Halbstern-Motor angedeutet. Semiscale deswegen, weil dann ein 4-Blatt-Propeller hätte sein müssen. Richtig wäre beim Zweiblatt ein 5-Zylinder-Halbstern.
Aber wurst, ich glaube das ist n wenig jammern auf höchstem Niveau:

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Ja gut, mehr war ja nicht zu tun. Noch die Tragflächen verspannen, Propeller dran, Erstflug.

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Blei musste immernoch vorn drauf. Mittlerweile bin ich aber auch ganz zufrieden, es reicht tatsächlich für Rundflüge. Die Wände sind aber immer verdammt nah - und ich vergesse manchmal Gas zu geben, um den Flieger in die Kurve zu schieben.

 

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Sehr gelungener Apparat mit anscheinend guter manövrierfähigkeit - Anbei , Bleriot experimentierte mit der Tandemanordnung 1907 ( Anhang ) .Persönlich fliege ich gerne die Pou du ciel . Viel Erfolg weiterhin, Claus
 

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Bis zum 25. Juli 1909 hat' s gedauert - da war er annähernd wirtschaftlich ruiniert - wirklich die letzte Chance (Anhang : eher ängstlich denn heldenmütig vor Abflug....)
 

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Schön auch dein REP Fächermotor - ein wahrer Pionier - ihm haben wir den Steuerknüppel in seiner heutigen Form zu verdanken ( Patent) - REP 1 ist auch interessant , viel Erfolg weiterhin, Claus
 

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Bis zum 25. Juli 1909 hat' s gedauert - da war er annähernd wirtschaftlich ruiniert - wirklich die letzte Chance (Anhang : eher ängstlich denn heldenmütig vor Abflug....)
Er setzte halt alles auf eine Karte, musste ja sogar mit dem Tod rechnen!

Und dann: (Glück hat auf Dauer nur der Tüchtige:) Alles (!) klappt, trotz widriger Umstände.

Glück für uns, denn allein die Idee mit dem Steuerhebel für auf/ab/rechts/links war genial und wurde nur durch seinen Erfolg zum Standard. (Die Kollegen drehten ja alle noch an vielen Rädern ...)

Aber eigentlich wollte ich ja nur sagen: klasse Bau & Bericht!
 

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Bleriot hatte Glück bzgl der Motorkühlung - im letzten Flugdrittel setzte Nieselregen ein . Patentiert hat den Steuerknüppel1907 Robert Esnault Pelterie - Entwickler der R.E.P Flugapparate und gleichnamiger Fächermotore. (S. Anhang) beste Wünsche, Claus
 

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Zuerst, sehr schöne Arbeit! Erfolgreicher Flug, also wunderbar...

Ich habe gesucht und einen ausführlichen Baubericht gelesen, da steht 37 gr Gewicht und unter 8 gr/dm2 Flächenbelastung.

Einige Bemerkungen, wenn ich darf...

Wäre es ein "wahres" Peanut, also Freiflug Gummi angetrieben, ist das Gesamtgewicht hoch für die Größe. Flöchenbelastung ok aber leichter wäre sicher besser (ja logisch, ich entdecke nichts neues...)

Was mir aber als extrem schwer erscheint sind die Räder mit O-ring, der Motor und der Akku. Da könnte man mühelos einige Gramme sparen.
Kannst du uns vielleicht sagen wieviel die separat wiegen?
Akku, ein 70mAh reicht völlig aus, den werde ich in ein 65gr Modell einbauen, mit brushless sogar. Du verlierst nur etwas an Fludauer.
Motor, woher kommt er? Erfahrungsgemäß, die vom UMX Parkzone Piper Cub sind sehr leistungsstark und leicht, mit besserem Propeller.
Räder, lieber wie das Spornrad, es muss kein Gummireifen da sein, du hast schon eine tolle Federung. Gewichtsunterschied enorm.

Zu späte für jetzt eventuell, aber immer machbar oder für die Zukunft...

Und was soll das nächste sein?

Jorgos
 

_Renner_

User
Zuerst, sehr schöne Arbeit! Erfolgreicher Flug, also wunderbar...

Ich habe gesucht und einen ausführlichen Baubericht gelesen, da steht 37 gr Gewicht und unter 8 gr/dm2 Flächenbelastung.

Einige Bemerkungen, wenn ich darf...

Wäre es ein "wahres" Peanut, also Freiflug Gummi angetrieben, ist das Gesamtgewicht hoch für die Größe. Flöchenbelastung ok aber leichter wäre sicher besser (ja logisch, ich entdecke nichts neues...)

Was mir aber als extrem schwer erscheint sind die Räder mit O-ring, der Motor und der Akku. Da könnte man mühelos einige Gramme sparen.
Kannst du uns vielleicht sagen wieviel die separat wiegen?
Akku, ein 70mAh reicht völlig aus, den werde ich in ein 65gr Modell einbauen, mit brushless sogar. Du verlierst nur etwas an Fludauer.
Motor, woher kommt er? Erfahrungsgemäß, die vom UMX Parkzone Piper Cub sind sehr leistungsstark und leicht, mit besserem Propeller.
Räder, lieber wie das Spornrad, es muss kein Gummireifen da sein, du hast schon eine tolle Federung. Gewichtsunterschied enorm.

Zu späte für jetzt eventuell, aber immer machbar oder für die Zukunft...

Und was soll das nächste sein?

Jorgos
Du hast natürlich völlig Recht, als reines Gummimotor-Modell wäre es leichter.
Die Motor - Getriebeeinheit wiegt etwa 8g, Empfänger um die 6.
Die Räder kann ich leider so erstmal nicht wiegen, aber als reine Balsascheiben wäre auch hier noch einiges an Sparpotenzial gewesen.
Das nächste - ja gute Frage :D
Ich habe gestern eine "aufgeblasene" Variante meiner Aviette repariert und das Fahrwerk verbessert.
Ansonsten ist aktuell ein Storch mit 76cm Spannweite auf dem Baubrett und noch ein kleines Saalflugmodell.
Aber dann muss leider erstmal was kaputt gehen, sonst bekomm ich bestimmt Hausverbot und muss in die Garage ziehen :D
 
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