"Kapitel 1 - Zum Entstehen des Hobbys und des Projektes"
Alles begann mit der Frage: "Gibt es eigentlich einen Miniatur-Sternmotor zu kaufen?"
Nach einer kurzen Recherche wurde ich sogleich auf einer Auktionsplattform fündig: Ein Zufallstreffer, der, wie sich im jetzigen Rückblick herausstellte, selten angeboten wurde und der wohl zu diesem Zeitpunkt hatte sein sollen:
Ein nagelneuer G-Mark .30 5 Zylinder Sternmotor wurde hier angeboten und nach kurzem Überlegen sogleich erworben. Das gute Stück angekommen, wurde es sogleich begutachtet und es schien, als war damit mein Hobby des Modellmotoren-Sammelns geboren.
Nachdem ich mich mit dem Thema "Modellmotoren" eine Weile beschäftigt hatte, wurden auch die Recherche-Ergebnisse immer präziser und man wusste mittlerweile schon genau, mit welchen Stichworten man hantieren musste, um möglichst gute und exakte Treffer zu erzielen.
Dadurch folgten kurze Zeit später zwei Saito FA-30GA sowie ein lilaner Technopower 5-Zylinder Stern-Viertakter.
Die Sammlung wurde immer größer, wurde nach und nach erweitert. So lange, bis ich durch Zufall auf ein Zitat, dessen Ursprung ich nicht mehr genau weiß, stieß:
"V12 - Die Krönung des Motorenbaus" (exakt dieses Zitat war auch der erste Satz meiner Abschlussarbeit),
und sogleich war der Grundstein für dieses Projekt gesetzt.
Dass eine derartige Maschine nicht von der Stange käuflich erwerbbar war (außer die "großen"), war die eingangs gestellte Frage für mich überflüssig:
Es war sofort klar, dass ich hier selber tätig werden musste und aufgrund des fortgeschrittenen Maschinenbaustudiums traute ich mir dieses Projekt auch zu.
Nach einigen Recherchen stieß ich dann auf Herrn Martin Ohrndorfs V12-Bauplan, der als Vorbild meines Projekts dienen sollte.
Am 05.04.2013 war es dann soweit:
Der erste Strich im CAD war gesetzt und mit ihm wurde fleißig konstruiert, sodass nicht einmal zwei Monate später der ERSTE CAD-Prototyp geboren war. Die Betonung liegt auf "ERSTE", denn damals war mir noch nicht bewusst, dass aufgrund der Miniatur-Größe des V12 noch zahlreiche Änderungen, ja sogar projektgefährdende Probleme ins Land ziehen würden.
Der Motor war also geboren (virtuell zumindest) und hat zum heutigen Stand folgende Eckdaten:
Bezeichnung: V12-OHV-4S
Hubraum: 32cm³
Bohrung: 14,6mm
Hub: 15,6mm
Leerlaufdrehzahl: ca. 2000 U/min
Leistung: ca. 1000W
Die Leistung konnte nur theoretisch durch verschiedenste thermodynamische (Kreisprozess isentrop/polytrop mit Ladungswechsel, Leistung aus Brennstoff-Zufuhr), aber auch mechanische Ansätze (Tangentialkraft, Rückrechnung vom Originalmodell aus) ermittelt werden.
Damit mir bis zum Projektabschluss nicht die Hoffnung genommen wurde ("das hat doch schon mal jemand gemacht, das gibt es doch schon, das ist nichts neues mehr"), wurden seit dem ersten Tage unter allmöglichen Suchbegriffen Recherchen an verschiedensten Orten (www, Fachliteratur, ...) durchgeführt, ob es denn einen "noch kleineren V12-Verbrennungsmotor" geben würde.
Glücklicherweise blieben die Nachforschungen während des kompletten Projekts erfolglos, was für mich dieses Projekt einzigartig gemacht hat.
Vereinzelt gingen jedoch Projekte hervor, die obig dargestellten Sachverhalt zu widerlegen schienen. Abhilfe konnte (auf sofortige Nachfrage bei den entsprechenden Projektbetreuern) geschafft werden, indem die erleichternden Rück-Mails ankamen, in welchen "größere" Motor-Eckdaten aufgezählt wurden.
Vereinzelt gab es auch für mich irreführende Titel in der Art "Smallest engine of the world": Hier lernte ich die Unterscheidungsgenauigkeit der englischen Sprache sehr zu schätzen:
Während im deutschen Sprachgebrauch allgemein das Wort "Motor" dient, kategorisiert die Weltsprache hier nochmals spitzfindiger:
Nämlich "motor" und "engine".
Ein "motor" wandelt allgemein andere Energieformen in mechanische Energie um, wohingegen eine "engine" ein "motor" ist, welcher thermische Energie in mechanische Arbeit umwandelt.
Bei denjenigen Suchergebnissen, welche meinem Projekt hinsichtlich "Einzigartigkeit" hätten gefährlich werden können, lag glücklicherweise keine "Umwandlung thermischer Energie in mechanische Arbeit" vor, was mich während des Projekt-Vollzuges weiter bestärkte.
Für die Wartezeit bis zum nächsten Kapitel gibt es diesmal ein kunstvolles Schnittbild meines Motors:
Nächstes Kapitel:
"Kapitel 2 - Vom Virtuellen zur Realität: Hilfsmittel und die ersten Bauteile"