F3G Premiere in Colmar (F) 11.-12.9.2021

Mitte September fand der erste internationale F3G Wettbewerb in Colmar - Frankreich statt.

13 Piloten aus Frankreich, Belgien, Schweiz und Deutschland, angefangen vom erfahrenen Wettbewerbs Piloten bis Neueinsteiger, trafen sich auf dem schönen Gelände bei herbstlichen Wetter.

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Insgesamt wurden 6 komplette Runden (18 Flüge pro Teilnehmer) , bestehend aus Streckenflug, Speed und Zeit Flug, geflogen. So gab es reichlich Möglichkeit verschiedenen Flugstile und Taktiken auszuprobieren und voneinander zu lernen.

Ein dickes Dankeschön an den Modellflugclub in Colmar und die Helfer für einen tollen, spannenden Wettbewerb in einer super angenehmen und freundschaftlicher Atmosphäre.
Zur Siegerehrung wurde bereits bekanntgeben das es in 2022 eine Wiederholung in Colmar und noch weiter F3G Wettbewerbe (auch in Deutschland) geben wird.

Am Ende, nach 18 Wertungsflügen, ohne Streicher, gewann verdient Stefan Eder mit 17.135 Punkten 0,1% vor dem F3B Urgestein Denise Duchenne.

Für die Leser die mit dem F3G Reglement nicht so vertraut sind:
F3G ist die Adaption des F3B Reglements - Strecken, Speed & Zeitflug - , wobei im Kern der Windenstart durch den Steigflug mit E-Motor, ersetzt wurde.​
Um Chancengleichheit zu gewährleisten ist der E-Antrieb auf die 3 Kernparameter - Energie max. 350Wmin, Motorlaufzeit 30 Sekunden und Durchschnittsleistung 800W - begrenzt.​
Energie und Laufzeit werden automatisch über einen Logger kontrolliert. Der Logger schaltet automatisch den Antrieb beim Erreichen einer der Grenzen ab.​
Die Durchschnittsleistung wird über die Kombination Motor/Luftschraube/Akku vom Piloten abgestimmt.​
Die größte Veränderung zum F3B Reglement ist der Zeitflug (10 Minuten). Hier geht bei F3G die Höhe des Steigflugs in die Bewertung (Punkte) ein.​

Im folgenden möchte ich meine (subjektiven) Eindrücke und Erfahrungen teilen.

Kurz zur Wetterlage - da diese bei der Beurteilung eine wichtige Rolle spielt. Samstag war es sonnig, herbstlich wobei Vormittags die Wiesen und Felder noch sehr feucht waren. Mittags gab es dann einen starken Regenschauer der die zarten Ansätze von Thermik beendet hat.
Sonntag Vormittag gab es ebenfalls nur zarte Andeutungen von Thermik, die sich aber mit zunehmender Sonneneinstrahlung am Nachmittag verbesserten. Thermik war sehr punktuell und schwach/mittel ausgeprägt.

Strecken-Flug
Beim Streckenflug “brannte” mit zunehmender Wettberwerbsdauer die Luft. In "normaler" Luft wurden in der Regel 20 Strecken geflogen. Bei besserer, “schneller” Luft ging es dann auch in die 24-26 Strecken. Die letzte Gruppe flog mit leichter Thermik 28 Strecken (3 Piloten).

Die Höhen beim Steigflug waren je nach Ballastierung (2,8-3,1kg) zwischen 350-400 Meter, was eine top Ausgangsbasis war um von der ersten Strecke an, sehr dynamisch und schnell die Strecken abspulen. Dabei durfte man aber auch nicht das Tempo überreizen, bzw. Die Veränderung der Luftmassen verpassen.


Speed-Flug
Die große Masse an Piloten ist 14er-15er Zeiten geflogen. Denis hat mit einer 13,9 die beste Zeit des Wettbewerbs hingelegt, wobei sein Schnitt über alle 6 Speedflüge an 2 Tagen 14,4 Sekunden war!

Ausgangsbasis war wieder eine gute Ausgangshöhe nach dem Steigflug von 350+ Meter je nach Ballastierung.

Die Einteilung, Flug Stil hat sich im Laufe des Wettbewerbs bei allen Teilnehmern deutlich geändert. Sind wir anfänglich noch tief “gestürzt” und in die Strecke eingeflogen so hat sich ab Runde 3 durchgesetzt bereits mit ca. 150-180 Metern in die Strecke einzufliegen und auf allen 4 Strecken weiter Gas zu geben.
Bei einigen Speed Flügen wurde auch versucht die erste B-Wende als Abschwung zu fliegen um noch einmal zu beschleunigen.

Alle Piloten mit denen ich im Laufe des Wettbewerbs gesprochen haben hat Strecke und Speed aufgrund der Dynamik und des Tempos unheimlichen Spaß gemacht.

Zeitflug
Der Zeitflug war für alle Piloten die große Unbekannte da niemand eine Referenz hatte. Nochmal zu Erinnerung die Höhe in der der Motor ausgeschaltet wird geht in die Wertung ein. Je niedriger der Steigflug ausfällt desto geringer ist der Punktabzug.
Die Herausforderung war die Wetterlage und potentielle Thermik richtig einzuschätzen und dann zu entscheiden wie hoch man steigen muss um die 10 Minuten zu fliegen.

In den ersten Runden, auch bedingt durch die geringe Thermik Neigung, sind die Steigflüge eher hoch, rund 200-250 Meter, geflogen worden. Wobei teilweise 200 Meter schon ein harter Kampf war um die Zeit zu schaffen, wenn es überhaupt gereicht hat.

Am Sonntag mit der Sonneneinstrahlung stieg dann der Mut und einige Piloten nutzten die Chance und schaltete bereits in geringer Höhe 50-80 Meter den Motor aus. Nicht jeder der riskanten Starts wurde belohnt. Ein F3G Modell braucht doch eine gewisse Thermikstärke um die Höhe zu halten bzw. zu Steigen. Manchmal waren 60-70 Meter zu niedrig um in den Bart einzusteigen.

Zusammenfassung
F3G hatte in Colmar eine tolle Premiere und ist meiner persönlichen Meinung nach eine tolle, dynamische, spannende Wettbewerbsklasse.
Das Tempo in Strecke und Speed hat mich beeindruckt und in den Bann gezogen und die Spannung im Zeitflug ist eine großartige Herausforderung und Nervenkitzel.

Am Ende hat verdient der beste Allrounder - Pilot/Modell Kombination - der Speed, Strecke und Zeitflug gleichzeitig, am Besten umgesetzt hat, gewonnen.

Fortsetzung
In den nächsten Tagen werde ich noch etwas zu den eingesetzten Modellen, Antrieben, Equipment schreiben.


Wer jetzt Lust auf F3G bekommen hat - Am 2./3. Oktober findet in Belgien noch dieses Jahr der nächste F3G Wettbewerb statt. Für Samstag ist Training geplant und der eigentliche Wettbewerb findet am Sonntag 3.10. statt.
 
(Fortsetzung)

Modelle
In Colmar wurde eine breite Palette an, auf Elektroantrieb umgerüstete, F3B/F3F Modellen eingesetzt. Nach meiner Beobachtung ware alle Modelle konkurrenzfähig und es gab kein Modell welches herausstach. Am Ende ist es die Kombination Pilot/Modell welche den Erfolg und die Leistung ausmacht.

Die eingesetzten Modelle im einzelnen waren

Device - Weberschock
Shinto Pro - Aer-o-tec
Pike Precision 1/2 - Samba
Avatar - JiTom
Crossfire - Aer-o-tec
Freestyler 3 - TUD
Jedi Lift - Baudis
Fosa - Baudis

Die Unterschiede zwischen den Modellen waren nicht in der Flugleistungen sondern die Gestaltung des jeweiligen Elektro-Rumpfes. Mittlerweile gibt es für alle Modell entsprechende E-Rümpfe. Die Platzverhältnisse und Möglichkeit an die Komponenten und besonders den Akku zu kommen/wechseln sind aber sehr unterschiedlich.
Einige Rümpfe haben eine sehr kleine, enge Kabinenhaube bzw. Rumpfquerschnitt, welche den Akkuwechsel unnötig mühsam und schwierig machen oder nur ganz wenige, zum Teil schwierig erhältliche LiPo Akkus erlauben.

Durch die im Reglement vorgeschriebene Mindestflächenbelastung von 35gr/dm2 lag das Startgewicht (unballastiert) der Modelle, je nach Gesamtfläche, zwischen 2.155 und 2.300 Gramm. Dadurch konnten normale, alltagstaugliche und gebräuchliche Versionen der Modelle eingesetzt werden.

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(Quelle: Fernand Iby)

Antriebe
Wie schon bei den Modellen gab es eine Bandbreite an verschiedenen Antrieben, die alle zu vergleichbaren Start Höhen geführt haben. Damit stehen 4-5 konkurenzfähige Antriebspakete - Motor, Luftschraube, Regler, Akku - zur Verfügung, welche ohne weitere Abstimmung eingesetzt werden können und die Anforderungen des Reglements erfüllen.
Die jeweilige Auswahl hängt dann an der persönliche Präferenz und den Möglichkeiten des E-Rumpfes.

Als Regler wurde von allen Teilnehmern der YGE 65 LVT eingesetzt.

Antriebs-Sets​
Leomotion 3031-2900V2 / Getriebe 6,7:1 / VM 17x10 / 5S (2+3) SLS Xtron 1000mAh 50C/100C​
Leomotion 3031-2450V2 / Getriebe 6,7:1 / GM 18x10 / 6S (3+3) SLS Xtron 1000mAh 50C/100C​
Schambeck Powerline 1520/10F3G / Getriebe 6,75:1 / VM 16x8,5 / 4S 1300mAh (verschiedene Fabrikate)​
Tenschock 1530-10T / Getriebe 5,0:1 / GM 16x10 / Tattu 4S 1300mAH 100C​
Tenschock 1530-9T / Getriebe 5,0:1 / GM 15x10 / HotLips 4S 1300mAH 100C​

Im Wettbewerbseinsatz gab es keinen Probleme oder Schwierigkeit mit den eingesetzten Antrieben.
Aus eigener Erfahrung sind die Antriebe absolut alltagstauglich und auch eine gute Wahl wenn man ohne Wettberwerbsambitionen ein F3B/F3F Modell ausstatten möchte.

3S Antriebe wurden keine eingesetzt. Grund dürfte der aus den 3S (niedrige Spannung) resultierende hohe Strom und die Notwendigkeit entsprechen belastbare Komponenten - z.B. Regler YGE 95 - einzusetzen sein.

In der Regenpause am Samstag präsentierte Ralf Decker eine detaillierte Analyse verschiedenere Antriebsauslegungen und Parameter welche über die vergangenen Monate erstellt wurde. Die wesentlichen Ergebnisse waren:
  • Die erzielte Starthöhe hängt nur von der maximalen Energiemenge (350Wmin) und nicht von der durchschnittliche Antriebsleistung ab.
  • Die im Rahmen der Tests mit unterschiedlichen Antriebsleistungen erflogenen Ausgangshöhen waren innerhalb einer engen Toleranz identisch. Einziger Unterschied ist die (Motorlauf)zeit bis das vom Logger kontrollierte Energielimit von 350Wmin erreicht wird.
  • Selbst extreme Tests mit sehr geringer (600W) Antriebsleistung und einem auf 3.6kg ballastieren Modell erlaubten sichere Starts, ohne Durchsacken, etc..
  • Aufgrund der in Colmar gemachten Erfahrungen und Flüge bleibt das Reglement für 2022 stabil und es sind keine Änderung geplant.


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(Quelle: Fernand Iby)

Logger
Der Logger überwacht die Antriebsparameter - Motorlaufzeit, Energie, Leistung, Höhe - und liefert die entsprechenden Werte, zur Auswertung zurück.

Alle Teilnehmer haben den Altis V4+ mit einem Altis Stromsensor eingesetzt. Das integrierte Display erlaubte die schnelle Auswertung der Antriebs- und Flugdaten nach dem Flug durch die offiziellen Helfer.

Bei wenigen Flügen gab es sporadisch Logger Werte welche nicht plausibel waren. Dies trat nachvollziehbar immer an denselben Geräten auf. Aktuell ist die Analyse der Detaildaten mit dem Hersteller in Arbeit um die Ursache zu klären.

Eine Diskussion unter den Piloten betraf die Tatsache das die BEC Versorgung des Reglers durch den Logger läuft und dieser damit evtl. eine Schwachstelle darstellt. Persönlich konnte ich bisher keine Beeinträchtigung feststellen. Alternativ würde sich anbieten über einen Bypass die BEC Versorgung des Reglers am Logger vorbei direkt in den Empfänger einzuspeisen.


Zusammenfassung
F3G hat in Colmar seine Feuertaufe bestanden. Die Mischung aus Tempo (Speedflug), Dynamik (Streckenflug) und Spannung (Zeitflug) hat die Piloten begeistert und Erwartungen übertroffen.

Vor der Siegerehrung wurde von verschiedenen Piloten bereits bekanntgegeben das es in 2022 auf ihrem Gelände einen F3G Wettbewerb geben wird.

Wer jetzt neugierig geworden ist und auch einmal reinschnuppern oder sich informieren möchte - Am 2.10/3.10 findet der nächste F3G Wettbewerb in Lommersweiler (B) statt. Der Samstag (2.10) ist für Training angesetzt.
 
Hallo Harry,

vielen Dank für die Informationen und den Bericht von der F3G
Klasse. Ich kann mir gut vostellen, an so einem Wettbewerb teil
zu nehmen. Ich werde mir für meinen Freestyler einen E-Rumpf
bestellen und es mal mal probieren.

Schöne Grüße,
Klaudius.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Klaudius - Freue mich schon Di bald auf dem nächsten F3G Wettbewerb zu treffen
@oelfix - Ich werde mich mal in den nächsten Wochen hinsetzen und das Regelwerk zu F3G zusammenfassen und versuchen einfach auf Deutsch zu erklären. Ist eigentlich nicht kompliziert. Ich finde die offiziellen FAI Dokumente immer etwas "sperrig". Danke an Reinhold für den Link zu dem offiziellen Regelwerk.

Im Aufwind gab es in den vergangenen 2 Jahren 2 Artikel zu F3G aber ich glaube diese sind nicht online verfügbar.
Egal - Ich schreib das Thema auf meine Liste für den Winter und werde a) das Reglement und b) die Konfiguration des Loggers zu F3G in einem extra Beitrag im RC-Network beschreiben.

Harry
 
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