Rumpfbau mit Vakuuminfusion; 2m Hydroplane

JeGa

User
Hallo.
Ich möchte kurz mein Corona-Langzeitprojekt vorstellen.
Während des 1. Lockdown kam vor Langerweile die Idee auf, einen CT13 (Hydroplane) auf 2m zu skalieren. Chris hat das Modell im CAD geplant und auch die CAM Programme gemacht.
Entgegen dem klassischen Formbau (Positivmodell) wurde hier die Form gleich ins Negative gefräst. Aufgrund der Größe besteht die Form aus mehreren Teilen, welche nach dem Fräsen untereinander verklebt und auf eine MDF Trägerpatte aufgebracht wurden. Anschließend wurden die beiden Formhälften mit 2k Klarlack versiegelt, um die Poren des Ureols zu schließen. Die beiden Formen weisen einen breiten umlaufenden Rand auf. Dies erleichtert bei der späteren Fertigung das Anbringen des Dichtbandes für den Vakuumsack. Leider ist Ureol recht schwer und daher wiegen beiden Formen zusammen knappe 450 Kg. Damit ich die Formhälften handeln kann habe ich Sie auf eine Palette montiert und habe aus 4-Kant Stahl eine Unterkonstruktion angebracht, an welcher ich die Form mit Hilfe eines Flaschenzuges anheben kann. So kann ich die Form auf zwei Schwerlastböcke absetzen und habe eine angenehme Arbeitshöhe.Die Rümpfe selbst stelle ich im Vakuuminfusionsverfahren her. Dazu wird die Form nach mehrmaligen wachsen mit PVA-Trennmittel eingestrichen und anschließend der Gelcoat aufgetragen. Danach werden dann die Matten trocken in die Form gelegt. Anschließend kommt eine Lage Abreißgewebe, eine Lage Lochfolie und zum Schluss eine Lage Fließhilfe inkl. Harzverteilerkanälen drauf. Danach wird der Vakuumsack angebracht und alles evakuiert. Wenn alles dicht ist, wird die evakuierte Form mit Harz geflutet. Das Harz härtet unter Vakuum aus und nach 4-5 Tagen kann dann entformt werden. In Summe sehr aufwendig, aber nur mit diesem Verfahren kann ich an jeder Stelle eine Pause machen und kann mir die Zeit frei einteilen. Die Flügel und die Haube werden mittels Handlaminat herstellt, da hier sich der Aufwand nicht lohnen würde.
Nachdem die beiden Hälften entformt sind, werden diese beschnitten und angepasst. Anschließend werden diese mittels Nahtband verklebt. Aktuell wiegt ein fertiger Rumpf aus CFK und Hybridgewebe inkl. aller Anbauteile 9,8kg.
Anbei ein paar Bilder.

https://www.youtube.com/watch?v=xPIcjep_pqg
https://www.youtube.com/watch?v=Vcsm_mqy6iQ&t=53s
https://www.youtube.com/watch?v=QLTKOdO2ank&t=48s
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Uhi, da kommen ja nostalgische Gefühle auf... Wir haben uns vor 5-6 Jahren auch mal an Vakuum Infusion probiert.
Draken 1:9 Projekt ab Mitte 2. Seite sind die ersten Versuche zu sehen. Es ist schon mega aufwändig und der Nevenkitzel, ob das Harz während der Tropfzeit überall ankommt ist auch nicht zu verarchten. Ich würde es nicht mehr machen... Deine Ergebnisse sprechen aber für sich. Daher meine Hochachtung!!!
 
Wenns wirklich laminieren sein muss, gibts bei mir fast nur noch Infusion. Da ich vor 2 Jahren angefangen habe, auf Harz zu reagieren, blieb mir keine andere Wahl.
...und die sehr freie Zeiteinteilung kommt dem Stress auf Arbeit sehr entgegen!
Egal, ob eine kleine RG, oder ein M-Boot-Infusion!
 

mfcl

User
Hallo Torti
wie viel unterschied ist der Preis vom Handlaminat zu Infusion bzw Gewicht Handlaminat und Infusion
Ewald
 

Gideon

Vereinsmitglied
Bei Sandwich gibt es einen Vorteil fürs Vakuumpressen, da die Kernmaterialien dabei deutlich weniger Harz aufnehmen.
 
Moin Ewald,
Stefan hats gut dargestellt.
Ich kann dir nur ein Beispiel nennen:
Ein RG-Rumpf mit Ballontechnik wiegt bei mir ca. 65g frisch aus der Form.
Mit Infusion bin ich bei 52g frisch aus der Form. Gleicher Lagenaufbau.
Ich gehe bei der Ballontechnik aber nur auf ca. 3 bar. Da ist wahrscheinlich noch irgendwo nen Gramm drin.
Kostentechnisch ist ein deutlicher Unterschied. Da ich nicht mit irgendwelchen Dichtmassen wie Acryl rumspielen will, nutze ich Dichtband.
Auch habe ich keine Lust, Abreissgewebe, Lochfolie und Fließhilfe einzubringen. Ich nehme dafür das Triplex von HP. Bei einer RG habe ich fast genau so viele Abfallkosten, wie für das eigentliche Laminat. Je größer das Teil, um so mehr relativiert sich das.
Spielt aber für mich keine Rolle!
Ich muss nicht mit Harz rumschmieren, sondern nur anrühren.
Ich habe sehr freie Zeiteinteilung.
...und wenn jedes Gramm zählt...
 

Gideon

Vereinsmitglied
Ich experimentiere mit internen Fließhilfen, die das Laminat entsprechend aufdicken. Dass das ganz gut funktionieren kann, haben andere bereits bewiesen. Das sind dann gewirkte Materialien aus PET, die eine gute Anbindung an Epoxydharze ermöglichen und nur 0,8 mm (oder weniger) dick sind. Vielleicht macht sich jemand einmal die Mühe und reproduziert ein derartiges Mesh aus PLA. Könnt ich mir jedenfalls gut vorstellen, dass das funzt.
 
Meinst du Aussenlage-Fließhilfe-Innenlage?
Dann müsste ich andere Fasergewichte laminieren. Die Beulsteifigkeit würde extrem zunehmen und damit wären deutlich leichtere Grammaturen möglich. Nur woher nehmen und nicht stehlen. Ich habe jetzt ein Gewebe aus Polen im Einsatz, was man schon in der Hand formen kann...grob übertrieben. Es ist eine extrem eng gewebte Köperbindung mit irgendwas um die 120g. Da fasert so gut wie nichts und da verschiebt sich auch nur ne Faser bei Dämlichkeit! Dafür nen leichteren Ersatz zu finden wird wohl schwierig. Der Druck eines leichten Gitters ist ne Kleinigkeit.
 
Stefan, alles was mir einen Vorteil gegenüber anderen bringen kann ist willkommen. Ich entwickle und baue Yachten nicht nur, weil ich Langeweile habe. ;-)
 
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