SKUA - Ein kleines Delta…

…von "Küstenflieger"

Stephan zu Hohenlohe​

Was kann das 35-Euro-Delta mit dem seltsamen Namen und warum lohnt es sich, auch das Zubehör der Firma "Küstenflieger" zu kaufen?
Ich habe ja erst vor kurzem mit dem Piraña von robbe eine richtige Rennsemmel vorgestellt. Kein Schnäppchen, aber als ARF-Modell aus der Verpackung flugbereit und dank Stabilisierung jederzeit beherrschbar.


Einen ganz anderen Ansatz hat Küstenflieger mit dem Skua. Der Bausatz des Modells kostet nur 35 Euro. Allein aus diesem Grund verbietet sich ein Vergleich mit dem Highend-Gerät mit 6S-Powerantrieb. Trotzdem gibt es ein paar Gemeinsamkeiten.

Beginnen möchte ich aber mit dem größten Unterschied: Der Skua muss gebaut werden. Geliefert werden zwei Flächenhälften aus feinstem Modellbau-Styropor. Dieser spezielle Schaum ist sehr feinporig, ultraleicht und enthält kein Recyclingmaterial oder gar Farbreste.

Skua_01.jpg

Dazu gibt es zwei Wurzelrippen aus gelasertem Sperrholz, die Winglets und Ruder aus Depron und das nötige Zubehör zum Anlenken der Ruder. Eine Rolle Tape zum Bespannen des Deltas liegt auch noch bei.

Skua_02.jpg


Man sieht, jegliches elektronische Zubehör fehlt noch, was aber bei einem Preis von 35 Euro auch nicht verwunderlich ist. Das Gute: Küstenflieger bieten das notwendige Zubehör gleich mit an, so dass man sich ein schönes Komplettpaket schnüren kann. Dank der Zusammenarbeit mit Pichler werden hochwertige Komponenten angeboten.

Der Skua ist eine Weiterentwicklung des Taurus und zunächst mal „Küstenflieger“-typisch als Hangsegler gedacht. In der Ebene bietet sich der Start mit einer Gummiflitsche an. Bei Küstenflieger ist diese unter der Bezeichnung Katapultstartsystem „Mistral“ erhältlich. Ich habe das Mistral-Startsystem bei :rcn: mit dem Modell Thor von Küstenflieger vorgestellt.

Der Segler wird motorisiert

Ich möchte aber ein motorisiertes Delta bauen und fliegen. Aus diesem Grund habe ich das Elektroset gleich mit bestellt. So wird aus dem Hangsegler ein hoffentlich schnelles, spritziges Delta mit Heckmotor.

Dieses Elektroset, dass es für verschiedene Nuris Küstenflieger gibt, kostet 89 Euro. Dafür gibt es eine passende Mittelrippe, einen Außenläufer, den passenden Propeller und natürlich einen Regler. Auch der 1.000 mAh-LiPo ist im Set enthalten.

Skua_04.jpg


Zu einem 15 A-Regler und einem Pulsar 1.000 mAh-Akku, beides von Pichler, gesellt sich ein Copper Doc/xnova samt Graupner 3 x 3 Zoll-Propeller. Das ist ein sehr ungewöhnlicher Antrieb, der ursprünglich für Multicopter entwickelt wurde. Der kleine Propeller, den dieser Motor dreht, soll laut Frank Hackbarth von Küstenflieger im Segelflug kaum Widerstand verursachen. Ist das nun eine bessere Aufstiegshilfe? Wir werden sehen.

Skua_03.jpg


Der Aufbau des Deltas ist in der Anleitung gut beschrieben: Die Styro-Teile werden angeschliffen und von vorne nach hinten streifenweise mit dem Tape beklebt. Ich beginne gemäß der Anleitung unten. Dann werden Wurzelrippe und Winglets angeklebt. Hierzu verwende ich den Deluxe Canopy Glue . Dieser glasklar aushärtende Kleber ist eigentlich für Kabinenhauben gedacht, funktioniert aber auch sehr gut bei Styropor und EPP, da er leicht „gummiartig“ aushärtet. Eine sehr steife Verklebung mit 5-Min-Epoxy beispielweise kann sich nicht verformen und bricht daher bei harter Belastung. Viele Hersteller von ARF-Schaummodellen nutzen diesen Kleber zum Einkleben der Spanten.

Im nächsten Schritt schneide ich Ausschnitte für die Servos von oben in die Flächenhälften. Durch die Wurzelrippe einer Fläche wird Platz für den Empfänger geschaffen. Das geht ganz gut mit einem scharfen Cutter-Messer. Die Ruder schlage ich mit Tape an. Danach klebe ich die Ruderhörner aus dünnem Sperrholz in schnell geschnittene Schlitze in die Ruder.

Skua_08.jpg


Die Anlenkungen bestehen aus Kohlefaserstäben, die noch abgelängt werden müssen. An die Enden werden Kunststoffgabelköpfe geklebt. Das erfordert, dass die Länge der Stäbe genauestens ermitteln werden muss, da spätere Änderungen der Ruderneutralstellung nur noch im Sender vorgenommen werden können.

Die Neutralstellung der Ruder ist allerdings leicht zu ermitteln, da die Unterseite der Ruder genau im Profil verläuft. Sie ergibt sich also automatisch, wenn die Fläche mit der hinteren Hälfte auf dem Tisch liegt.


Mittelrippe trägt die Technik

Wer Hangfliegen möchte, ist fast fertig: Die Flächenhälften werden zusammen getaped und das Delta ist flugfertig…
Ich baue aber die motorisierte Version und muss daher noch die Mittelrippe vorbereiten. Aber auch das ist kein Hexenwerk.

Ans Heck der Rippe wird der Motorspant geklebt. Die Bohrungen in dem Spant passen exakt für den Außenläufer. Den Regler muss ich noch verlöten und dann auf die Rippe tapen. Im vorderen Bereich baue ich aus gelaserten Sperrholzteilen den Akkuhalter. Beim Skua liegt der Akku auf der Fläche auf und wird mit Gummiringen gehalten.

Skua_05.jpg


Dann ist auch mein motorisiertes Delta fast fertig. Die motorisierte Rippe kommt in die Mitte zwischen die beiden Flächenhälften. An der Kufe spanne ich die Konstruktion in meinen Schraubstock. Nun tape ich die Flächen auf der Oberseite zusammen. Danach nehme ich den Skua aus dem Schraubstock und tape die Unterseite. Das hält!

Skua_07.jpg


Skua_06.jpg


Den Schwerpunkt ermittle ich, indem ich einen Draht durch eine extra dafür geschaffene Bohrung in der Kufe stecke. Daran soll sich das Delta gerade auspendeln. Bei mir passt das perfekt, ohne Bleizugabe liegt das Delta in der Waage. Die Ruderausschläge habe im Sender nach Vorgabe der Anleitung eingestellt.

Skua_09.jpg


Platz ist in der kleinsten Hütte, der Skua passt flugbereit samt Senderkoffer in den „Kofferraum“ eines Smart-Cabrios. Das will was heißen und zeigt, dass ich mit dem Delta ein ideales „immer-dabei“ Modell habe. Auf der Flugwiese muss auch nichts zusammengebaut werden. Sender an, Antriebsakku anstecken und los geht es.

Skua_10.jpg


Für den ersten Flug fasse ich den Skua an der Kufe, der Motor läuft auf Halbgas. Der kleine Propeller sitzt dabei so weit oben, dass er beim Start mit meinem Arm nicht in Kontakt kommen kann.

Fast perfekter Erstflug

Was soll ich sagen? Der Skua von Küstenflieger fliegt aus der Hand heraus stabil. Der Schwerpunkt passt, die Trimmung ist nahezu perfekt. Mit Vollgas steigt das Delta senkrecht, Leistung ist also reichlich vorhanden. Im Abschwung heult der Motor deutlich auf, man hört aber die Grenze, ab der der Regler nicht mehr mitkommt. Das hört sich so ähnlich an, wie ein Motorradmotor im Drehzahlbegrenzer.

Skua_13.jpg


Skua_15.jpg


Die Geschwindigkeit im Tiefflug ist aber nicht zu unterschätzen. Allerdings passen für meinen Flugstil die in der Anleitung empfohlenen Ausschläge nicht. Die Höhenruderausschläge sind zu groß, ich fliege immer in leichten Wellen. Ich lande kurz, verringere vor allem den Höhenruderausschlag und gebe noch 40% Expo auf Höhen- und Querruder.

Skua_11-1.jpg


Diesmal starte ich den Skua am langen Arm. Greife ihn kurz vor dem Winglet und schiebe ihn in die Luft. Das geht prima! Aber im Vergleich zu dem oben erwähnten, kreiselstabilisierten Piraña kann man den Start auch verreißen. Da muss man schnell am Knüppel sein. Nach der Änderung der Programmierung fliegt das Modell noch besser. Der Skua fliegt sauber, liegt gut am Ruder. Rollen gelingen wie am Schnürchen. Die erreichbare Geschwindigkeit macht Spaß.


Ganz ohne Abreißen

Genauso viel Freude macht aber das tiefe Cruisen mit ganz wenig Gas. Deltatypisch bekommt der Skua keinen Strömungsabriss, er sackt einfach durch. Dies kann man mit ein wenig Geschick mit einem Gasstößchen auffangen. Ist man doch mal zu langsam, dann liegt das Modell platt im Gras. Das Delta ist leicht und stabil, da passiert gar nichts.

Skua_16.jpg


Zum Schluss ging ich nochmal auf Höhe und schaltete den Antrieb ab. Immerhin ist der Skua ja ein Hangsegler. Siehe da, das Delta segelte erstaunlich gut. In Kurven muss man aufpassen, dass man nicht zu viel zieht, da sonst sehr schnell Höhe abgebaut wird. Auf der Graden nimmt es jeden Aufwind mit. Ich denke, dass Modell lässt sich an jedem Bahndamm bei mittlerem Wind auf Höhe halten.

Skua_18.jpg


Die Landung ist entsprechend einfach. Tief anfliegen und die Fahrt langsam rausziehen. Der Skua setzt sich mit Minimalfahrt ins Gras. Ich habe mit einer Akkuladung bei sehr gemischtem Flugstil 15 Minuten Flugzeit auf der Uhr, der Akku hat noch knapp 25% Kapazität. Für einen schönen Feierabendflug auf der Wiese benötigt man also kein Ladegerät vor Ort. Drei Fünf-Minuten-Flüge gehen auch so.

Skua_17.jpg


Bleibt noch zu klären, warum das Teil Skua heißt. Ist es ein weiterer germanischer Gott, wie Thor und Odin, zwei andere Nurflügel von Küstenflieger? Wikipedia klärt auf: Skua ist eine Raubmöve aus dem Wattenmeer und damit ein richtiger Küstenflieger. Da wird man alt wie 'ne Kuh und lernt immer noch dazu….

Mein Video vom Skua:



SKUA (Küstenflieger)
Technische Daten
Einheit
Spannweite-----------------------
mm
710
Fluggewicht* (Segler)
g
ab 150
Fluggewicht (Elektromodell)
g
330
Flächeninhalt*
dm²
20
Flächenbelastung*
g/dm²
ab 7,5
Flächenbelastung (Elektromodell)
g/dm²
16,5
SKUA (Küstenflieger)
weitere Angaben
MotorCopper Doc/xnova
ReglerPulsar A-15
Akku3S 1.000 mAh
Strom
A
11
SKUA (Küstenflieger)
meine Ruderausschläge
Höhenruder - Expo
mm
+/- 7 - 45%
Querruder - Expo
mm
+/- 10 - 40%

* Herstellerangaben
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

News

Neueste Beiträge

Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten