wie korrekt abkleben?

hi,
ich habe glaube ich den Grund von vielen meiner Lackierprobleme herausgefunden: Der (Sprühdosen-)Lack löst den Klebstoff der verwendeten Abdeck-Klebebänder durch das Band hindurch an! Der Reihe nach:

Ganz früher als Anfänger habe ich Tesafilm (und ähnliche, hier meist Scotch, also Crystal Clear und ähnliche) zum Maskieren genommen - da blieb öfter der Klebstoff auf der Fläche, auch ganz ohne Drüber-Lackieren, z.B. wenn der vorher aufgebrachte Lack noch nicht drei Jahre durchgetrocknet war - eine Woche Trocknungszeit hat nicht gereicht. Und eine Methode, diesen Klebstoff von der Fläche herunterzubekommen, habe ich bis heute nicht gefunden. Ausser vielleicht mit dem Finger runterrubbeln, was aber nur suboptimal geht. Mit einem "frischen" Tesa die Kleberreste abzurupfen hat auch nicht sicher funktioniert, manchmal verschlimmbesserte es das nur. Und irgendwelche Lösungsmittel zerstören jedenfalls die erste (abgedeckte) und zweite Lackschicht nachhaltig...

Dann habe ich Malerband ("glattes" Tesa-Krepp) genommen, das meist bestens funktionierte, manchmal jedoch auch nicht: stellenweise wieder der Klebstoff auf der Fläche und das Design verhunzt. Da hatte ich es noch nicht kapiert...

Jetzt habe ich mir extra Abdeckband besorgt, das Gelbe und das Blaue (low tack) von kip. Erster Versuch das Blaue: und wieder hatten sich nach dem Übersprühen mit der neuen Farbe Bereiche des Klebers gelöst...

Ok, dann auf die harte Tour: Probeholz und mit Gewalt alles falsch machen, um herauszufinden, was die Ursache sein könnte.

Sperrholzbrett mit arthobby Porenfüller (auf Nitrobasis) lackiert, eine Hälfte dünn, die andere "schwimmend".

Nach nur einer Stunde Trocknungszeit 4 Klebestreifen fest aufgerieben und auf der aufgedrehten Heizung 10min "gebacken". Nach einer weiteren Stunde Abziehtest, Ergebnis:
  • Crystal Clear: Kleber grossflächig auf dem Lack geblieben
  • Malerband (noname): keine Kleberrückstände
  • kip Blau: keine Kleberrückstände
  • kip Gelb: keine Kleberrückstände
Streifen wieder kräftig angerieben und das ganze Brett mit Kuchel Sprühfüller behandelt, dabei auch eine schmale Zone "schwimmend" quer über alle Bänder. Eine Stunde trocknen lassen, Streifen abgezogen, Ergebnis:
  • (Crystal Clear vorher schon ausgeschieden)
  • Malerband (noname): Kleberablösung, aber nur im Bereich des "Schwimmbads"
  • kip Blau: identische Kleberablösung, im Bereich des "Schwimmbads"
  • kip Gelb: keine Kleberablösung.
Die Kleberablösung ist völlig gleichmässig unter dem Band, nicht etwa von der Kante her (kein Unterlaufen)! Und da wurde es mir klar: Das Lösungsmittel der Sprühdose dringt durch die Bänder durch und löst so den Kleber! (Das gelbe kip scheint dicht zu sein, aber beschwören möchte ich es nicht.)

Natürlich soll man Badeseen beim Lackieren vermeiden, völlig klar, und die Maskierung möglichst abziehen, wenn die neue Lackschicht gerade geliert. Aber:

Ich will auf der Tragfläche zentral eine Fläche in Holz-Farbe erhalten, die - vom arthobby Porenfüller abgesehen - unlackiert ist. Diese muss geschützt werden, wenn die anderen Bereiche gefillert, nass geschliffen und dreifarbig lackiert werden - also über längere Zeit, mit mindestens 7 Sprühdurchgängen, perfekt um den Kleber unter der Maskierung anzulösen...

Plan A: Ich nehme Kip blau oder gelb - und decke das Gebiet zusätzlich noch mit einem Plastikband (breites "Paketband") ab.
Plan B: Ich ziehe die Maskierung baldmöglichst nach jedem einzelnen Lackierdurchgang ab, lasse alles trocknen, und maskiere neu??? Das ist ja unmenschlicher Aufwand?
Plan C: Ich vertraue darauf, dass das gelbe Kip tatsächlich gasdicht ist. Kann das jemand bestätigen?

Wie wäre denn die korrekte Vorgehensweise?

LG Bertram
 
Zuletzt bearbeitet:

micbu

User
Ich kann deine Probleme nicht nachvollziehen. Bei mir bleiben keine Kleberreste auf dem Lack wenn ich das Band abziehe.
Ich nutze verschiedene Bänder, u.A. auch die von dir genannten Kip. Tesa zu nutzen..... auf diese Idee bin ich noch nie gekommen
Egal ob mit Sprühdose oder Pistole da klebt nachher nichts mehr.
 

PZL-103

User
.....das Geheimnis der KFZ Lackierer in der Produktion und in der Lack-Reparatur :
Einmal die Klebekante vom Maskierband mit
>>"Klarlack"
kann auch stark verdünnt sein, ablackieren,
aber :
Bitte nicht unter das Maskierband pusten !
Richtig ablüften lassen, gerne eine Stunde
und :
dann mit "Ruhe" wie gewohnt bunt lackieren, auch hier, nach dem lackieren, möglichst schnell abziehen.

Nach ca. 7 Tagen kann die harte Kante mit 2000der Pads angeschliffen werden, mit Polierpaste fleißig reiben bis Glans entsteht.
 
Bertram,
was Du machen könntest wäre die Trennlinie der beiden zu lackierenden Flächen mit dem für solche Arbeiten existierenden Linienband (rot oder grün, in verschiedenen Breiten erhältlich) abzukleben, und erst dann mit dem gelben Kip Malerband weiter abkleben.
Um ganz sicher zu gehen, dass keine Farbe unter das Linienband läuft kannst Du ganz dünn die Kante mit Klarlack überlackieren und erst anschliessend mit Farbe weiter Lackieren.

So klappt das bei uns immer ohne Probleme.

Viel Erfolg.

PS: oder Markus Richter als Mann vom Fach kontaktieren.
 
Sorry Ihr letzten beiden,
ich kann sehr wohl blindlackieren. Hab ich nicht ausdrücklich geschrieben, dass es kein Problem des Unterlaufens/-kriechens unter das Abklebeband ist? Da läuft nichts unter, die beiden kip-Bänder dichten die Kanten hervorragend ab.
Also nochmal: nur im Bereich, wo oben auf das blaue kip-Band und das Malerband viel Sprühdosenprimer aufgetragen wurde, ist der Klebstoff der beiden Bänder aufgeweicht und beim anschliessenden Abziehen auf der Fläche geblieben. Nirgendswo (!) ist Farbe (bzw. Filler) unter die Bänder geraten.
Dieses Problem dürfte mit Sicherheit nicht auftreten, wenn man Lacke ohne diese hochflüchtigen und sehr gut penetrierenden Farbträger der Sprühdosen verwendet, also z.B. 2k-lackiert oder KH etc. mit Pinsel/Rolle aufträgt.
B
 

Rüdiger

User

S_a_S

User
Hallo Bertram,
Du musst nicht die ganze zu schützende Holzfläche bekleben, schon gar nicht mit Paketband. Du kannst da auch Folie (ohne Kleber oder auch nur Zeitungspapier) drüber legen und die an den Rändern dicht abkleben, damit kein Nebel darunter kommt.

Diese Ränder können noch etwas Abstand zur bunten Lackfläche haben - und über die legst Du zusätzlich noch das lackbeständige Maskierband.

Je nach Suppe dann eben das nass gewordene Maskierband im Zweifel ersetzen (Plan B).

Und wenn Du von innen nach außen arbeitest, kommt die nächste Maskierung dazu.

Alte Sprayer-Regel: lieber viele dünne Schichten, dann läuft/suppt auch nichts.

Grüße Stefan
 
hi Stefan,
endlich mal eine vernünftige Antwort. Wenn jemand die Worte "lackbeständiges Maskierband" verwendet, habe ich den Eindruck, dass ich nicht der erste bin, dem der Kleber durch das Maskierband hindurch aufgeweicht ist.

Ich habe jetzt die erste etwa 5-7cm breite und 50cm lange "Insel" mit drei Bahnen gelbem Kip belegt und diese auf die Schnelle mit durchsichtigem Paketband abgedeckt. Das hat Fillern, Nassschleifen und drei Farbaufträge gut überstanden - und es ist keinerlei Kleber weich geworden und hängengeblieben. Es ist das erste Mal, dass ich auf Blindlackieren mit Klarlack verzichtet habe (hatte ich früher immer gemacht, speziell auf Depron/EPP geht es ja gar nicht anders), weil das Probelackieren mit den kip-Bändern so gut funktioniert hatte. Es hat bestens funktioniert, es ist nicht ein Fitzelchen untergelaufen, auch nicht an den Überlappungen der Bänder.

Sprühen und direkt danach die Maske abziehen ist ja kein Problem - ich hatte dieses Mal aber einfach Sorge, dass die Maskierbänder durch den längeren Zeitraum und mehrere Farbaufträge (=Lösungsmittelaufträge) vielleicht doch wieder weich werden (oder dass durch den Luftabschluss die "Haut" eines doch noch nicht durchgetrockneten Lackes darunter wieder aufweicht). Gelegentliche Kleberablösungen hatte ich früher immer wieder mal, aber ich konnte sie mir nicht erklären. Jetzt sieht es besser aus.

Die nächsten Inseln werde ich nur aussenrum mit gelbem Kip abkleben und dann mit etwas kleiner zugeschnittener aufgelegter Zeitung in der Mitte insgesamt mit braunem Paketband abdecken, das lässt sich besser auf 0,5mm an die Kante des Kip-Bandes heran aufbringen als das durchsichtige.

LG Bertram
 
Etikettenentferner oder Orangenöl.
Orangenöl habe ich früher beruflich verwendet - ist a) weitaus umwelt- und gesundheitsschädlicher als der Name vermuten lässt und hat b) leichtflüchtige Anteile, die den Lack vermutlich anlösen. Zumindest ausprobieren möchte ich das nicht.

Die Etikettenentferner haben teils abenteuerliche Zusammensetzung, DIY-Rezepte verwenden überwiegend Natron (Lacke sind selten laugenfest), professionelle enthalten Terpene und andere Kohlenwasserstoffe mit C9 bis C11 - löst prima Lacke.

Aber Du hast mich wieder dazu gebracht, mich einer älteren verklebt versauten Fläche zu widmen - und es war ganz einfach... Ich hatte früher schon auf diese Weise Etikettenreste enfernt, das nur total vergessen... Man muss lediglich ein 100% nicht lösendes und hydrophobes Agens finden, und das ist (wie auch bei der Fleckentfernung von Harz aus der Jacke) ganz einfach: Speiseöl... also:
  • verklebte Bezirke mit ein wenig hellem Öl, z.B. Rapsöl, mit Fingerspitze einmassieren
  • 15min warten, dann mit Küchenkrepp abwischen bzw. ein wenig rubbeln. Die Kleberreste sollten sich ziemlich einfach lösen.
  • abwischen, dann ein wenig Geschirrspülmittel pur auftragen und mit Fingerspitze in die verölten Bezike ein wenig "einmassieren" (Zweck: Öl binden)
  • mit feuchtem (normal, Wasser mit einem Spritzer Spülmittel) Schwammtuch abwischen
  • abtrocknen
So gut wie jetzt hat die Fläche noch nie ausgesehen...

LG Bertram
 
Na, dann ist das ja kein Wunder, dass die Regale schon wieder leer sind:
wenn alle die Speiseöle für technische Anwendungen zweckentfremden! Raps in den Dieseltank oder auf die Klebereste...
...sagt einer, der heimlich seine Kettensäge damit schmiert...
Fettige Grüße
Andreas
 

Rab

User
Hallo Bertram,

ich hab ähnliche Dramen erlebt mit Sprays und Unterlaufen und fortgesetzten Klebebandtests...

Meine Lösung war: Bügelfolie als Maskierfilm verwenden. sanft aufbügeln und hinterher (vorsichtig) wieder abbügeln - geht wunderbar.

Scharfe, flache(!) Lackkanten, wie erträumt.

Ist vielleicht bei Dir auch eine Überlegung wert. Bei mir war der Untergrund allerdings auch glatte Bügelfolie...

Grüße Michael
 
Danke Michael für den Tipp, und ich schreib es jetzt das dritte Mal: ich hatte und habe keine Probleme mit dem seitlichen Unterlaufen unter die Kanten. Sondern schlicht und einfach damit, dass die Lösungsmittel des Spraylacks von oben durch das Abdeckband gedrungen sind und den Kleber des Abdecksbandes aufgeweicht haben. Auf die Idee, dass extra als solche verkaufte Maskierbänder gar nicht lackdicht sind, musste ich erst mal kommen. Gegen das Problem würde theoretisch natürlich auch Deine Bügelfolienmethode helfen... Aber hast Du schon mal Bügelfolie auf relativ frischen (also z.B. nur drei Tage getrockneten) Lack aufgebügelt? Komm mit dem Bügeleisen ja nicht an den Lack, und viel Spass beim Abziehen... Und davon abgesehen ist das Ablösen von Klebstoffresten von einer Bügelfolie nicht wirklich ein Problem.

Die Lösung des Problems ist für mich inzwischen recht einfach geworden und wirkt sowohl gegen seitliches Unterlaufen als auch gegen Lösungsmitteleinwirkung von oben: Das gelbe Kip-Abdeckband (das lilafarbene "Low Tack" ist nicht lackdicht!). Wenn es an der Lackkante irgendwo sich selber überlappt, musst Du es dort nicht zu straff anziehen, damit Du mit dem Fingernagel einen kleinen Z-Knick andrücken kannst. Das gelbe Kip funktioniert auch auf der nicht perfekt gefillerten Furnieroberfläche der arthobby-Flieger.

LG Bertram
 
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