40 Jahre Modellfliegen...

40 Jahre Modellfliegerei

Da kann man schon mal nachdenken, was dabei rausgekommen ist.

Holger Willmann

Das wird eine sehr allgemeine Betrachtung der Modellfliegerei aus meiner Sicht. Sie kann daher weder vollständig, noch objektiv sein.
Vielleicht findet sich dennoch der eine oder andere wieder.

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Die Anfänge in den 70ern

Angefangen hat alles mit "Schnellbaukästen" und dem überlieferten Know-How von Modellbauhändlern, Vereinskollegen und Autoren wie Erich Rabe. Die fliegerischen Fähigkeiten kamen wegen der Angst um's Material und der eher zweifelhaften didaktischen Fähigkeiten der helfenden "Experten" nur sehr langsam auf ein brauchbares Niveau.

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Folgte man der herrschenden Lehrmeinung, kam nach dem Erlernen des sicheren Landens nun die Anforderung, unbedingt ein "richtiges" Modell bauen zu müssen - und das warf einen damit gleich mal wieder auf Anfang zurück. Es war natürlich wieder ein Baukastenmodell, wieder ein Höllenaufwand, und wieder hatte man vor dem Erstflug die Hosen gestrichen voll. Denn anstatt zu versuchen, das erste Modell im Schlaf zu beherrschen, unter allen Wetterbedingungen die Reflexe zu trainieren und endlich die Angst zu überwinden, musste es ja wieder etwas Neues, etwas "Besseres" sein.

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Auf diese Weise stagnierten die Fähigkeiten, und das hatte mehrere Gründe:
  • So ein vorgekautes Baukastenmodell baut man gefälligst nach Anleitung. Nun kam es aber vor, dass in der Anleitung dicke Böcke enthalten waren, oder die eigentlich wichtigen Zusammenhänge nicht (verständlich) erklärt wurden. So blieb eine Gurke zwangsläufig eine Gurke.
  • Auch manches "Fachbuch" enthielt kapitale Fehler, die mangels eigener Kenntnisse und der fehlenden Möglichkeit des Austausches z. B. in Foren kaum zu erkennen waren.
  • Der Support durch die "alten Hasen" im Verein war oft geprägt von gefährlichem Halbwissen, was durch lautes und von-sich-selbst-überzeugtes Auftreten überspielt wurde.

Irgendwann habe ich mir dann die Frage gestellt, warum diese Herren (genau wie ich) immer nur mit irgendwelchen Baukastenvögeln aufkreuzten, an denen sie immer was zu meckern hatten. Wieso bauten die nicht ihre eigenen Modelle? Bei genauer Betrachtung war es mit der Bauausführung an deren Superfliegern nicht weit her: Schlabbrige, spaltbehaftete Anlenkungen, gruseliges Finish und teils merkwürdige Flugeigenschaften kratzten doch arg an der "Vorbildfunktion".


Dann eben auf eigene Faust

Später sah ich den einen oder anderen, der sein fliegendes Material tatsächlich selbst entworfen und gebaut hatte. Diese (Rand-)Gruppe trat im Gegensatz zu den "Experten" eher still und zurückhaltend auf, so dass von dort nicht der gewünschte Input kam.

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Hubers Konstruktionsbuch und Leistens RC-Deltamodelle brachten dann nach dem zwanzigsten Verschlingen die erste Ahnung über die Zusammenhänge, und das Beste war: All' das ließ sich anhand von selbstgebauten Balsagleitern "in echt" nachvollziehen!
So kamen die ersten Fortschritte, die es mir ermöglichten, die Flugeigenschaften jedes Modells gezielt zu verbessern.


Ausrüstung

Grenzen wurden bis in die 90er Jahre durch die zur Verfügung stehende Ausrüstung gesetzt. MHz-Fernsteuerungen eignen sich eher nicht für wirkliche Tiefflüge, weshalb fünf Meter über Grund schon als "tief" galten. Und so blieb der Flug in Bodennähe auf den Landeanflug beschränkt. Entsprechend unsicher wurden die Steuerbewegungen, sobald Gras am unteren Rand des Blickfelds erschien. Reflexe schulen geht aber am besten dann, wenn man auf das Modell herabschauen muss.

Servos wogen bis in die 90er um die 50 g oder mehr und mussten mangels Alternativen auch für völlig untergeordnete Funktionen wie Motordrossel oder Seitenruder verwendet werden. Zusammen mit bleischweren Empfängern und Akkus, sowie der erforderlichen Massivbauweise, um den Vibrationen der Verbrennungsmotoren zu trotzen, war das Mindestgewicht eines Flugmodells "von außen" vorgegeben.

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Goldene Zeiten?

Es müssen für die Industrie bis einschliesslich der 90er Jahre wahrhaft goldene Zeiten gewesen sein: Fernsteuerungen wurden lediglich in der Peripherie durch Programmierbarkeit und zunehmende Anzahl der Funktionen „aufgepumpt“, während sich an der eigentlichen Übertragungstechnik über Jahrzehnte nichts änderte.

Importe aus Fernost (außer über eigene Kanäle) gab es noch nicht.
Die „exotischen“ Außenseiter mit ihren Elektroantrieben konnte man noch mehr oder weniger ignorieren und weiterhin seinen Methanolkram unter's Volk bringen, das lief doch fast von selbst.

Für mich war das die Zeit, in der meine Modellfliegerei so vor sich hindümpelte. Von Verbrennern genervt, Elektroantriebe mit brauchbarem Leistungsgewicht noch in weiter Ferne und Fernsteuertechnik von 1965 - das sah nach Sackgasse aus.


Es ändert sich (endlich!) etwas

Ungefähr mit Beginn des neuen Jahrtausends passierten genau die Entwicklungsschritte, die ich mir schon seit 20 Jahren gewünscht habe.
Elektroantriebe waren plötzlich leistungsmäßig nicht mehr der begrenzende Faktor eines Modells und ließen sich an alle Flugaufgaben anpassen. Damit war ich dem Flugbetrieb ohne tanken, glühen, anlassen, einstellen, putzen usw. einen entscheidenden Schritt näher gekommen.

Parallel dazu wurden die RC-Komponenten immer kleiner, so dass die Modelle nicht immer größer werden mussten, sondern kleiner und damit leichter zu handhaben sein konnten.

Der vorerst letzte Schritt war das Erscheinen der 2,4GHz-Anlagen. Spontane, geländebedingte Zuckungen in irgendeine Richtung gab es nicht mehr, und die unsägliche Quarzunsicherheit (schaltet da noch einer seinen Sender auf demselben Kanal ein?) gehörte endlich der Vergangenheit an. Folgerichtig profitierten die Fähigkeiten von der gewonnenen Sicherheit, weil man sich nicht immer wieder auf irgendwelche von außen verursachten Szenarios vorbereiten musste. Ein Einschlag war ab sofort meist selbst zu verantworten, das allseits beliebte "STÖRUNG!"-Schreien überzeugte nicht mehr.


Neue Möglichkeiten

Mit den so geänderten Randbedingungen konnte ich die Modellfliegerei endlich so betreiben, wie ich das "damals" schon gerne gemacht hätte: Mit vertretbarem Aufwand in der Werkstatt die Modelle bauen, wie ich sie schon immer haben wollte, um damit auf dem Flugfeld nur noch "Akku rein und ab dafür" durchzuziehen.

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Mit dieser Taktik wurden Hunderte von Flügen pro Jahr möglich, ohne dass der Aufwand für Wartung und Reparaturen dazu in einem Missverhältnis steht. Technische Ausfälle, sei es durch stehengebliebene Motoren oder die früher so beliebten Funkstörungen, gab es in den letzten zehn Jahren nicht mehr (wahrscheinlich war das auch schon früher so, nur war eben immer eine Ausrede parat). Dank des elektromotorbedingten Wegfalls der Vibrationen ist die Zuverlässigkeit der elektronischen Komponenten inzwischen extrem hoch. Aus dem gleichen Grund muss die Zelle auch nur noch die Belastungen des Flugbetriebs aushalten, anstatt gegen Hubkolben-Schüttelei gepanzert zu sein.


“Man kann nur zähmen, was einem vertraut ist!“

Dieser Spruch von Saint Exupéry trifft auch auf Flugmodelle zu. Der durch die ARF-Welle ermöglichte schnelle Wechsel des Fluggeräts führt dazu, dass viele Modellflieger praktisch nie über die Phase des Herantastens an die Möglichkeiten ihres Modells hinauskommen.

Meine ersten Eigenkonstruktionen sind jetzt über zehn Jahre alt und nach wie vor im Einsatz. Das ist nicht etwa langweilig, sondern ermöglicht dank genauer Kenntnis der Eigenschaften nach hunderten von Flügen den Betrieb auch unter extremen Bedingungen, sei es bei üblen Wetterbedingungen oder auf völlig unbekannten Fluggeländen.


Und wo geht die Entwicklung jetzt hin?

Keine Ahnung.
Aber eins weiß ich: Egal, was da kommt, ich werde mich darauf einstellen können.
Die vergangenen 40 Jahre waren nämlich nicht vergeblich!

Soweit meine Bestandsaufnahme. Ich wünsche allen Modellfliegerkollegen, dass sie auch weiterhin unser Hobby auf ihre eigene Weise betreiben können.
 
„45 Jahre RC-Modellflug ein Rückblick und Versuch einer Festschrift.

2. Anlauf, der Bitte entsprechend das Problem mit den Umlauten in den Griff zu kriegen....

Da heutzutage fast jeder meint er habe der Welt etwas wichtiges oder bedeutsames mitzuteilen, spring ich hier auch mal auf diesen Zug auf. Ich könnte auch etwas geistliches schreiben, zum Beispiel über einen gewissen Otto Normalsünder auf seiner Fahrt auf der A 666 Richtung Hölle und der jederzeit zu befahrenden Ausfahrt JESUS.
Die Benutzung dieser Ausfahrt ist übrigens DER EINE Grund warum ich diese Zeilen hier schreibe.
Aber das wird vielleicht der Anlaß für ein weiteres Schriftstück von mir.
Bei meiner Bekehrung 1981 war ich 22 Jahre alt und schon 17 Jahre Modellbauer und -Flieger.
1972 kauften mein Vater und ich unsere 1. RC-Anlage, eine Grundig Varioprop.
Nach Graupner- Zählweise mit 6-Kanal Sender . Damals flossen etwa 900 DM über den Ladentisch.
Mein Weg dahin war klassisch, er begann mit einem Katapultsegler mit Doppelrumpf, von meinem Vater irgendwann mal so gekauft.
Nach vielen Flügen im Darmstädter Kavalleriesand war er dann beschädigt und wurde entsorgt.
Ein kleines Kind von etwa vier oder fünf Jahren kann natürlich Druck machen, immer wieder fragen usw und so kam dann der erste „Kleine UHU“ später in „ Sonny“ umbenannt ins Haus.
Auch dieses Modell ist viel geflogen wir versuchten sogar Hochstart, was dann auch gelang.
Darmstadt hatte ja mal einen richtigen Flugplatz am östlichen Stadtrand, das weiß heute kaum noch jemand, er heißt heute Lichtwiese und Breslauer Platz. Heute ist er weitgehend mit der Technischen Universität Darmstadt bebaut und bepflanzt, damals waren die Bäume zum grossen Teil noch gar nicht vorhanden oder noch klein. Es gab eine große Freifläche, die von Modellfliegern genutzt wurde.
Im Rahmen eines Sonntagsspaziergangs mit Oma wurde das Modell und die Hochstartleine mitgenommen und dann wurde geflogen....
Beim 2. oder 3. Flug passierte es schließlich: Der „Kleine UHU“ landete in einem Baum.
Wie gesagt: Es war etwa Mitte der 1960er Jahre, da war noch förmliche Kleidung angesagt....
Mein Vater zog seinen Anzug nebst Oberhemd und Schlips aus, ob er die Schuhe wieder anzog weiß ich nicht mehr, kletterte in Unterwäsche auf den Baum und barg das Modell. Wenn ich mich recht erinnere unbeschädigt.
Etwa in diese Zeit fiel meine erste Begegnung mit ferngesteuerten Motormodellen einem Frechdax , Piper Nachbau oder Amateur sowie der Graupner Caravelle.
Dem Leser erspare ich diese Geschichte hier, wer sie lesen will kann mich ja fragen.
Dann kam der „Beginner“, ein Segler mit fast 1m Spannweite und Kastenrumpf wie bei einem RC-Segler üblich, Mitte der 1970er Jahre habe ich dann einen ferngesteuerten Beginner gesehen, da hatten die RC-Anlagen ihre Abmagerungskur schon hinter sich, wenigstens als AM-Anlage.
Das nächste Modell war die „Auster“ von Hegi, ein Gummimotormodell mit ca 80 cm Spannweite, heutzutage ohne Probleme mit RC-Anlage und Elektro-oder Verbrennungsmotor ausrüstbar.
Dann folgte der damals neue „Kleine UHU“, später lange als „Pilot“ im Graupner Programm.
Hochstart haben wir aber nie wieder gemacht, weil es keine geeignete Wiese in der Nähe mehr gab.
Weitgehend unterbrochen wurden unsere Aktivitäten schließlich durch den Kauf eines Reihenhauses und den Umzug aufs Land.
1968 war für mich nicht das Jahr der Rebellion, sondern das Jahr des „DANDY“. Ich baute ihn in unserem neu bezogenen Hobbyraum. Sicher mit vielen Fehlern, so mißbrauchte ich das Scharnierband als Tubendeckelersatz für die UHU-Hart-Tube. Bei der Fertigstellung wurde es vermisst.
Der Dandy wurde trotzdem flugfertig und flog auf Anhieb. Der Rehberg wurde sein Revier, später auch der Roßberg, wo regelmäßig Modelle aller Art geflogen wurden.
Die Landwirtschaft verlangte allerdings den Einsatz einer Fernsteuerung. Damals glaubten wir noch, daß man mit einer Fernsteuerung das Modell so landen kann wie man will....
Die Gegner der Modellflieger waren nicht die „Grünen“, denn die gab es damals noch nicht, es waren Bauern, die darunter litten, daß Modellflieger anscheinend Freizeit im Überfluß hatten dazu viel Geld, und darüber hinaus ihre Flieger in den Feldern landen ließen. Einer sagte :“Das ist ein Wohlstandshobby, das gehört verboten!“ ein anderer klärte mich auf, daß an eben diesem Berg im 2. Weltkrieg Piloten ausgebildet wurden, und Modellflug sei nun mal die Grundstufe zum „richtigen“ Fliegen und damit eine Vorbereitung auf den nächsten Krieg.
Einer der größten Feinde waren einige Modellflieger selbst, die Schalldämpfer als Spaß-, und Leistungsbremse sahen und darauf bestanden, ihre Modelle ohne Schalldämpfer zu betreiben.
Das war mir übrigens auch zu laut.
Wenn heute in Internetforen zu lesen ist:“Es war schön, mal wieder einen COX-TEE-DEE zu hören“ dann kriege ich Ohrenschmerzen. Gerade für diesen Motor gab es lange keinen Schalldämpfer und ich gehe mal davon aus, daß diese Motoren manches Fluggelände geschlossen haben.
Bei anderen Modellfliegern, ich schätze mal im Alter 50+ lernte ich dann diverse modellfliegerische Glaubensbekenntnisse wie:
OS-Motoren laufen nicht ! Alle Motoren außer Webra sind Sch.....
Graupner – Modelle fliegen nicht...Na der „Amigo“ geht gerade noch.
Das Pendelruder ist Sch....,ohne Pendelruder wäre mein „Alpha“ noch ganz.
Pendelruder sind toll ! Man zieht mal kurz und das Modell ist wieder da !
Eine RC-Anlage ist von Multiplex- Graupners Varioprop ist als Neuheit schon veraltet.

Man sieht die Firma Graupner und ihre Produkte waren in unserer Gegend nicht sehr gut angesehen, warum das so war weiß ich nicht.
Was ich aber weiß ist, daß die Motorflieger damals sehr oft sehr lange an ihren Motoren fummeln mussten, bis diese liefen, egal ob OS, Webra oder was auch immer....

Wie gesagt, mein „Dandy“ flog und flog, allerdings als Freiflieger, nur aus der Hand am Hügel oder Berg gestartet.
Nach meinem Wechsel aufs Gymnasium rückte die eigene RC-Anlage in greifbare Nähe, Geld von Weihnachten und Geburtstag wurde in einem Briefumschlag gesammelt und sorgsam verwahrt bis zum großen Tag aufgehoben....
Leider gab es in Darmstadt zu dieser Zeit nur ein Geschäft welches uns bekannt war, und dieses führte praktisch nur Graupner. So wurde die Graupner/Grundig Varioprop meine 1. RC-Anlage.
Es gab damals 2 Sender; einen mit 6 Kanälen und einen mit 12 Kanälen. Heute würde man sie als 3 bzw 6- Kanal – Sender bezeichnen ,aber die alte Zählweise stammte noch aus der Tip-Tip-Anlagenzeit, da brauchte man für eine Rudermaschine, die in beide Richtungen laufen sollte 2 Relais, was 2 Kanäle bedeutete. Diese Zählweise hatte also eine gewisse Berechtigung, auch wenn manche Kollegen sie als Betrug bezeichneten.

Zunächst hatten wir nur einen Servobaustein für eine Rudermaschine, also nach Graupner – Rechnung 2 Kanäle. Was nach damals vorherrschender Ideologie für einen Segler ausreichen sollte....
Der Versuch einen „Amigo 2“ zu kaufen mißlang. Es waren in unserer Umgebumg keine vorhanden.
Bei einem Geschäft, das gerade die Modellbauabteilung „dicht“ machte erstanden wir eine „FK3-Junior“ von Engel (Hersteller vom Telemaster). 160 cm Spannweite mit Fertigrumpf aus Polyester, vermutlich ohne Glasfaser. Die Rumpfhälften waren mit einem H-Profil miteinander verbunden.
Das Modell war schnell gebaut , hatte aber für uns einige Neuerungen wie Pendelruder mit symmetrischem Profil und nicht vorgebogene Flügelverbinder . Aber wie legt man es fest, wenn man nur eine einzige Rudermaschine hat ? Und was macht man, wenn die RC-Anlage nicht reicht um den Schwerpunkt einzustellen ? Das 1. Problem wurde mit einer 2. Rudermaschine gelöst, das 2. mit Blei. In der Bauanleitung war ein Fluggewicht von 850 g angegeben, bei stimmendem Schwerpunkt waren es aber schon 1300 g. Zwei Flugversuchen mit harten Landungen folgte eine Beratung mit erfahrenen Modellfliegern. Die rieten : 2. Steckstufe kaufen, Modell entsorgen, Amigo 2 bauen, Flugversuche fortsetzten. Aber es gab immer noch keine Amigos.

Mist gebaut- und noch schlimmer: Einen Kollegen geschädigt !

Es muß wohl noch im März 1972 gewesen sein, 1. warmer Tag, Sonnenschein, Hangwind, wir wollen unser Modell endlich fliegen. Ich weiß inzwischen, daß es Frequenzkanäle gibt, und diese sich von denen der anderen Kollegen unterscheiden müssen. Ich frage zwei Kollegen nach ihren Kanälen und vergesse den 3. , der abseits steht. Er hat leider auch Kanal 7....
Sein Modell ist im Landeanflug, als ich meinen Sender anstelle....Natürlich fällt mir auf, daß sein Modell abstürzt, und der Rumpf erheblich beschädigt ist, erkenne aber den Zusammenhang nicht.
Er weint fast, droht mit Klage, zum Glück gelingt es meinem Vater ihn zu beruhigen. Den Rumpf hat er wohl repariert und ich bin beim Absprechen von Frequenzen sorgfältig . Und lerne die Farben der Frequezwimpel auswendig.
Es folgte der 2. Mai 1972, Neutscher Höhe, kalt , kalter Wind, aber nur schwach, bedeckt.
Die 2.Steckstufe war gekauft und eingebaut. Es folgte ein kurzer Gleitflug, dann ein neuer Versuch, leicht hochgetrimmt, endlich ein langer, gestreckter sssehr schneller Gleitflug, Bodenberührung, der Rumpf zerteilt sich, Ende, Rumpf ist mit unseren Mitteln nicht reparierbar.....
Es ist immer noch kein Amigo 2 erhältlich, wir wurden seit Februar von Woche zu Woche vertröstet.
Der nächste Weg führte zu der in Auflösung befindlichen Modellbauabteilung.
Hier lag als einziges geeignetes Modell noch eine Kadi von Hegi.
Der Bau ging recht schnell, obwohl das nach innen gewölbte Profil für uns neu war....Wir bauten die Variante mit Knickflügeln.
Am 5.6.1972 war Erstflug. Mein Vater flog....
Und diesmal ging alles glatt, ein wunderschöner Gleitflug mit glatter Landung.
Endlich mal ein Erfolgserlebnis.
So folgten in den nächsten Wochen weitere Gleitflüge , das Modell wurde aufballastiert, angeblich um die „Penetration“ zu fördern (So ein erfahrener Kollege).
Ich weiß nicht, ob das so richtig war, aber der erste wirkliche Segelflug am Hang gelang erst im Herbst nach Abzug eines Sturmtiefs, als der Wetterbericht sagte: „Nach Abzug des Sturmtiefs im Großen und ganzen abflauende aber starke Winde aus West bis Südwest“. Das bedeutete, daß während meine Kadi tapfer ihre Kreise zog und manchmal stehen blieb, ein Amigo über den Hang in den Vulkankrater hinter dem Wald geweht wurde....
Weihnachten bekam mein mittlerer Bruder dann einen „Amigo 2“.
Die Erlebnisse im Herbst 1972 führten zu der Erkenntnis: Ist der Wind für die „Kadi“ stark genug, ist er böig.
Wenn wir, besonders ich das Fliegen lernen wollen, wird ein Leichtwindsegler gebraucht , oder ein Hilfsmotor um die Abhängigkeit vom Wetter zu vermindern.
Was gab es damals ? Den von Hegi empfohlenen „WEEN MAC 06“ jedenfalls nicht.
Den eigendlich bevorzugten COX TEE DEE 051 auch nicht, weil ohne Schalldämpfer.
Da blieb nur der COX QZ, ein BABE BEE mit Glühkopf vom TEE DEE und Schalldämpfer , laut Fachhändler für die Kadi ausreichend...
Wir machten etwa 6 Flugversuche mit diesem Motor. Nach kurzer Zeit verlor er an Leistung und ging dann aus.
Dann versuchte ich das Modell in Ober Ramstadt zu fliegen. Beim 1. Versuch landete das Modell mit laufendem Motor wieder, Beim 2. half mir ein erfahrener Kollege indem der den Motor etwas magerer einstellte. Auf den 1. Metern stieg das Modell dann etwas, verlor die Höhe aber in der 1. Kurve. Es landete im Feld.
Vor dem 3. Versuch wurde mir eingeschärft: Das nächste mal landest du auf dem Platz, auf keinen Fall im Feld !!!
Diesmal wurde der Schalldämpfer etwas geöffnet, das Modell begann sogar etwas zu steigen, in der Kurve mit dem Wind ging ein Teil der Höhe wieder verloren, der Motor verlor an Leistung und das Modell an Höhe. Das Modell flog zu diesem Zeitpunkt etwa 5 m hoch, paralell zur Startbahn und den geparkten Autos; ein Zuruf erinnerte mich nicht im Feld zu landen. Das Modell verlor weiter an Höhe. Also kurvte ich das Modell auf den Flugplatz zu. Der Motor stellte ab, ich zog um über die Autos zu kommen. Das gelang, einige Kollegen warfen sich auf den Boden, während die Kadi majetätisch über sie hinweg schwebte und im Winkel von 90° zur Start und Landebahn glatt landete.
Den anschliessenden Rüffel parierte ich mit den Worten: Sie haben doch gesagt:“ Immer auf dem Platz landen ! Nicht auf dem Feld !“(Spätes Frühjahr 1973).
Mein Geburtstag kam und mit ihm der ersehnte Taifun Sprint mit 1,76 ccm Hubraum dazu ein Zechmanntank , ein Glühakku und Aluminium.
Daraus entstand ein Motoraufsatz, so ähnlich wie für den Graupner Cirrus.
Er bewährte sich sehr gut , die Steigflüge glichen nun denen der Boeing 727 und ermöglichten so viele Flüge und mir die nötige Flugpraxis.
Natürlich verliefen nicht alle Flüge glatt und die Kadi setzte auch durch die vielen Reparaturen reichlich Gewicht an, an „Flugleistung“ und bewußte Thermikflüge dachten wir zwar schon und praktizierten sie mit dem Amigo meines mittleren Bruders, aber die Kadi hatte nur die Aufgabe uns, vor allem mir , Flugpraxis zu vermitteln.
Ein Kollege ließ mich auch seinen „Telemaster“ fliegen, mit Halbgas und Platzrunden, so das ich auch den Mut bekam ein „richtiges“ Motormodell zu fliegen.
Während dieser Zeit baute ich nach Plan einen „Clou“ von Graupner, dieser sollte die „Kadi“ ablösen und mit mit meinem eigenen Modell Thermikflüge ermöglichen.…

Dennoch: Immun gegen Thermik war die Kadi nicht so ganz. Im Sommer 1973 hatten wir folgendes Erlebnis: Mein Taifun Sprint schwächelte und wollte und wollte nicht anspringen. Ein Kollege gab uns eine Ladung etwas höhernitrierten Sprit. Dann sprang er an. Er zog die Kadi schneller hoch als jemals zuvor und die Thermik tat ihr übriges. Ich weiß heute nicht mehr ob der Motor auch länger lief, ich weiß nur noch, daß meine Kadi immer kleiner und kleiner wurde, ein kleiner roter Punkt am blauen Himmel. Hin und wieder blitzte der Alumotoraufsatz und verhinderte einen kompletten Kontrollverlust. In wachsender Panik begann ich zu drücken….der rote Punkt wurde schneller….“Nicht drücken !“ Schrie jemand: „Sonst montieren die Flächen noch ab!“ Ich weiß nicht mehr , ob ich gezogen habe, auf jeden Fall wurde der rote Punkt langsamer, blieb kurz stehen, und wurde dann wieder schneller: „Jetzt hat sie einen Looping geflogen !“ Kam es aus dem „Off“. Ich flog sozusagen blind… Einige Minuten , oder besser Evigkeiten später, war sie wieder als Flugzeug zu erkennen….Ich landete sie sicher. Der Kollege, der mir geholfen hatt, hatte eine „Fernglasbrille“ auf (gab es damals bei Neckermann) und konnte dadurch mein Modell weiterhin sehen….
Dann wurde die „Kadi“ schwer beschädigt, nicht das 1. Mal aber diesmal kamen einige Sachen zusammen: Ein Fräser mit dem Durchmesser des damaligen Graupner-Akkus, schwergängige Bowdenzüge, die es zu ersetzen galt, und Rohacell. Was hat das miteinander zu tun ?
Der Fräser fräste den Nasenklotz aus, so daß der Akku zumindestens zur Hälfte reinpaßte und alle anderen Bausteine eine Abteilung nach vorne rutschten. Das machte natürlich längere Bowdenzüge nötig. Das Rohacell, ein harter, gut schleifbarer Schaumstoff ersetzte die vorderen Balsafüllteile.
Die „Kadi“ flog von nun an bleifrei und konnte am Hang bei einigen Windstärken weniger geflogen werden.
Ich weiß heute nicht mehr ob der „Clou“ seinen Erstflug schon am 31.12.1972 hatte, oder erst am 31.12.1973, ich weiß nur, daß er auf Anhieb gut flog, sowohl am Hang und auch als Motorsegler.
Abgestürzt ist er dann im März 1974 auf dem traditionellen Motorsegler Wettbewerb.
Die Kadi wurde wieder aufgerüstet und geflogen. Pfingsten war dann Fliegerlager auf der Wasserkuppe, mein erstes Camping. Superfeucht , die 1. zwei Tage war kein Flugwetter, erst Dauerregen, dann Nebel.
Aber dann, nach einer feuchtfröhlichen Feier war endlich Flugwetter, der Wind stand auf den Hang über der Fuldaquelle.
Ich werfe selbst, die „Kadi“ bricht kurz aus, zwei Kollegen wollen schon eingreifen, aber ich bringe mein Modell selbst unter Kontrolle und werde mit mehreren wunderschönen Flügen belohnt.
Die nächsten Tage sind Wettbewerbe auf der Wasserkuppe, einige bleiben als Zuschauer, die anderen suchen andere Hänge, aber der Wind reicht für die „Kadi“ nicht, mehr als „Landeübungen“ sind nicht drin.
Doch dann , am letzten Tag: Der Wind steht auf „die Abstroda“ dem Nordhang, hoch und steil.
Nicht besonders stark, aber für die „Kadi“ ausreichend. Zwei tolle Flüge, und noch ein 3. Wobei der vor- letzte der beste war. Die Kadi ist etwas weit weg gewesen und hat gefährlich viel Höhe verloren,
eine Außenlandung droht. Artur Werner bemerkt das Problem, stellt sich neben mich und gibt mir Anweisungen. Er gibt die richtigen Tips: „Smily, da geht’s hoch !“ Und tatsächlich: zentimeterweise steigt die „Kadi“ wieder, weiter und weiter; „trimm etwas schwanzlastiger, nein nicht soviel, ja, gut so , wenn du jetzt näher kommst bist du wieder im Hangaufwind.“ Kurze Zeit später ist sie wieder über meiner Augenhöhe und ich entspanne mich ein wenig. Ich lande sie fix und fertig aber glücklich.
Jetzt genieße ich die Aussicht : Elegante RC-Großsegler begegnen ihren Vorbildern, ein unvergesslicher Anblick, aber er weckt auch ein Problembewusstsein in mir: Was passiert, wenn jemand das falsche Modell steuert oder nicht sieht, das das „große“ Modell das „Orginal ist ? Die beherrschende Farbe ist ja weiß ! Das ist dann auch passiert: Über uns kreist eine ASW 15 (Manntragend) und eine RC-ASW 15. Auch wenn die RC-ASW eine etwas andere Flächengeometrie hat, „steuert“ der Kollege plötzlich die „Manntragende“ Die RC-ASW gerät schließlich in bedrohliche Nähe der Radarstation (Abhörstation) , als ihrem Piloten der Irrtum auffällt. Im letzten Moment kann er sein Modell retten !
Bis heute gilt für mich: Meine Modelle sind bunt zumindest die Tragflächen und Leitwerke , auch wenn ich mal wirklich „Scale“ fliegen sollte.
Einige Kollegen packen schon ,da kommen einige meiner Altersgenossen und sagen: „Smily flieg doch noch mal, wir wollen dich mal fliegen sehen !“
Gut, ich lasse mich überreden (oder überzeugen) schalte nochmal an und werfe mein Modell noch mal . Ein paar Runden am Hang fliege ich noch, doch dann breche ich ab, ich bin zu fertig und der Beweis (daß ich fliegen kann) ist erbracht. Die Landung ist hart aber heil.
Ich will jetzt auch packen, aber da kommt noch meine Rückfahrgelegenheit und sagt: „Warum fliegst du nicht mehr, du bist doch hier um fliegen zu lernen !“ Diesmal reicht es mir; meine Antwort:“Nein ! Ich bin hier um zu zeigen, daß ich fliegen KANN !“
Eigendlich sollte ich noch helfen das Zelt abzubauen und zu verpacken, aber jetzt macht meine Rückfahrgelegenheit Druck : „Wir müssen los, ich habe eine Verabredung !!
Ich packe meinen Flieger und meinen Koffer ein, leider kann ich jetzt beim Abbauen des Zeltes nicht mehr helfen.
Am nächsten Clubabend bekomme ich zu hören:“ Smily du hast dich schnell aus dem Staub gemacht !“ Was ich dann für eine Aufgabe gestellt bekommen habe, weiß ich nicht mehr, aber ärgerlich war es natürlich wegen der hetzenden Rückfahrgelegenheit Ärger bekommen zu haben.

Aber immerhin : Mein Modell ist noch ganz.
Es flog noch einige Flüge bis zum 17. Juni 1974, damals der „Tag der Deutschen Einheit“ und schul- und arbeitsfrei.
Beim Landeanflug brach plötzlich eine Tragfläche gleich hinter der Steckung durch.
Wie sich später herausstellte war Rizinuß - Öl durch das Steckungsrohr gelaufen und hatte das Holz zerstört.
Das Wrack wurde entsorgt.
Vor einigen Jahren ist es mir gelungen eine „Kadi“ bei E-Bay zu ersteigern, aber die Restauration wird sich wohl noch etwas hinziehen.

Frusttrip zur Wasserkuppe:

Ich weiß nicht mehr wann es war, irgendwann zwischen 1973 und 1975 im Hochsommer, etwa um meinen Geburtstag herum. Meine Eltern haben mir den Ausflug geschenkt.
Die Flugzeuge sind gepackt; es geht los, zuerst nach Gersfeld. Ich mache mir Hoffnungen sofort zur Wasserkuppe zu fahren aber wir gehen erst mal in einem Restaurant zu Mittag essen, dann geht es hoch zur Wasserkuppe.
Wir zahlen die Gebühr, packen aus, aber der Sender , inzwischen Varioprop 8 S ist eingeschaltet und der Akku fast leer,
damals sind Schnelladegeräte selten und der Akku nicht schnelladefähig.
Wir sehen uns noch kurz die Modelle an und dann geht es enttäuscht wieder nach Hause....Etwa 300 km vergeblich gefahren. Wären wir sofort nach oben gefahren, hätte der Akku vermutlich noch genug „Saft“ gehabt.
Bis 2003 war es der letzte Ausflug zur Wasserkuppe.
Dann begann mein Einstieg in den Motorflug....


Smily – Stick

Sicher wäre es sinnvoller gewesen ein Taxi, Snoopey oder Westerly zu bauen und mit einem 3,5 ccm -Motor auszurüsten. Aber ich bekam einen beschädigten Rumpf eines „Middle Stick“ geschenkt.
Ein Freund hängte mir auch mal seinen Sender um als sein Middle-Stick flog und ich schlug mich wohl auch ganz gut aber mir war das Middle- Stick bei der gegebenen Eigenstabilität
zu schnell oder für seine Geschwindigkeit nicht eigenstabil genug. Es entstand also eine Tragfläche mit mehr Spannweite und mehr V-Form ohne Querruder.
Auch das Profil wurde entschärft.
Entsprechend meinem Spitznamen „Smily“ wurde das Modell „Smily – Stick“ genannt.
Die Bauweise der Tragfläche verdient eine etwas ausführlichere Beschreibung; sie bestand aus Rohacellrippen ,einem Kiefernhauptholm, Profilteilen aus Rohacell sowie einer normalen Endleiste und Papierbespannung. Ein gebraucht gekaufter Webra 40 wurde eingebaut.
Spannweite 157 cm. Das Modell flog gut, lebte aber leider nicht lange.
Es wurde Weihnachten 1974 durch das damals neue Maxi von Graupner ersetzt. Auch heute noch ist das „Maxi“ sehr beliebt, gute Exemplare (guter Zustand, „Orginalbemalung“ oder Orginalbauästen )werden bei E-Bay recht hoch gehandelt.
Das „Maxi“ flog besser als das „Smily-Stick“ leider stürzte es nach einem Steuerfehler ab, wobei der Rumpf so beschädigt wurde, daß wir uns gegen eine Reparatur entschieden.
Ich habe dann einen neuen gebaut wobei ich den Kabinenaufbau wegließ. Das Cessna-Disign war damit weg, es erinnerte mehr an einen „Puma“ mit größeren Flügeln.
Geflogen ist es wunderbar....
Das Material Rohacell verdient hier noch ein paar Zeilen....
Hersteller ist die Firma Röhm GMBH in Darmstadt, vorher „Röhm und Haas“ jetzt, zusammen mit Degussa unter dem Dach der Firma Hüls, produziert einen speziellen Hartschaum , einen sogenannten „Polyimidschaum“, weiß und deutlich härter als Styropor. Er ist gegen fast alle im Modellbau verwendeten Lösungsmittel beständig. Also auch gegen Nitroverdünnung und Aceton.
Damit können alle Klebstoffe von A-wie Alleskleber bis Z wie Zacki verwendet werden. Wobei ich Rohacell am liebsten mit Stabilit Express oder 5- Minutenharz klebe. Da Rohacell weniger luftdurchlässig ist, als zb Balsaholz, dauert es länger, bis das Lösungmittel verdunstet ist.
Gleiches gilt für Weißleime.
Es läßt sich hervorragend schleifen. Man kann es sägen wie Holz, dünne Teile mit einem Balsamesser schneiden. Man kann es auch mit einem heißen Draht schneiden wie Styropor, muß aber „heisser“ arbeiten, da der Schmelzpunkt höher ist als bei Styropor. Es ist auch etwas schwerer.
Einige Hersteller haben auf Rohacellkerne Glasfaser gepreßt und damit wohl recht erfolgreich vor allen Seglertragflächen gebaut. (zb Georg Friedrich).
Mein 1. Telemaster hatte einen teilbaren Flügel aus Rohacellrippen mit Balsabeplankung und einen bis zur Mitte reichenden Hauptholm. Aber wie macht man Rippen aus Rohacell ?Auch hier führen mehrere Wege zum Ziel. Zuerst habe ich einen Rohacellklotz zwischen 2 Musterrippen in Form gebracht und dann die Rippen mit einem heissen Draht abgeschnitten. Der Draht wurde über eine glatte Holzplatte gespannt und von einem 30 VA Märklin Trafo unter Strom gesetzt. Bei heller Rotglut (160 km/h) ging das recht schnell (Rippenstärke ca 3 mm, Rohacell51 ; 5 – 10 mm bei Rohacell 31).

Aber jetzt kommt die Frustphase ab 1977.

Die Ausgangslage: 1974/75 mißlang der Einstieg in den RC- Motorflug gründlich. Ich konnte zwar die Modelle Smily Stick, Maxi und Caravelle ganz gut fliegen, wenn ich den Sender nach dem Start durch einen Helfer bekam, traute mich aber nicht die Modelle selbst zu landen geschweige denn sie selbst per Bodenstart in die Luft zu befördern. Meine (Motor)Segler waren kaputt und unser Haushang nach einer Bauernrebellion zugepflanzt.
Die Schule forderte ganzen Einsatz von mir, die Ferien dienten oft der Vorbereitung von Nachprüfungen. Ich kam im Jahr ein oder zwei mal zum Fliegen. Für einfache Motorsegler und Taxi(s) reicht das , für Kunstflugtrainer wie Maxi oder Caravelle ist das zuwenig.
Die Brille ab Herbst 1975, löste das Sehproblem weitgehend konnte aber die nötige Flugpraxis nicht ersetzen, zumal fast jeder Flug ,oft schon der Transport zum Flugplatz ,eine Reparatur nötig machte. Selbst kleine Schäden groundeten
meine Modelle für Wochen oder Monate.
Meine erste Maßnahme war der Bau der „entschärften“ Caravelle-Tragfläche (Rohacellrippen und Balsabeplankung) mit viel V-Form und ohne Querruder. Der Rumpf blieb unverändert.
Geflogen ist sie gut, aber dann hat die RC-Anlage gestreikt. Das Resultat war ein Totalschaden bisher unbekannten Ausmaßes. Sogar der Motor war hinüber. Es hat eine Weile gedauert, bis die Anlage und der Motor wieder da waren. Zeit genug einen neuen Rumpf zu bauen...Das Heckteil hatte ich aus purem Frust entsorgt, heute hätte ich es an ein neues Vorderteil angeschäftet, oder zumindest das Höhenleitwerk gerettet.
Der Rumpf wurde fast fertig dann brach das neue Schuljahr aus. Geflogen ist er im Herbst 2006.

Das nächste Projekt war ein Mosquito von Graupner. Er wurde als Segler gebaut, und später mit einem Taifun Sprint als Hilfsmotor ausgerüstet. Zuerst mit der Nylon – Motorgondel, die eigendlich für den COX-Medallion vorgesehen war. Der Taifun Sprint war aber größer, der Motorträger mußte angepasst werden und verlor Stabilität. Als ich das Modell vom Mofa ablud brach er einfach ab.
Also zurück nach Hause. Zwei Alustreifen angeschraubt (Senkkopfschrauben) Motor angeschraubt und zurück zum Flugplatz. Fliegt ganz gut so, aber mit Gegengewicht in der anderen Flügelspitze doch wesentlich besser. (Frühjahr 1978 bis 1979).
Nach dem Abitur 1979 musste erstmal eine neue RC-Anlage her. Inzwischen gab es ja FM , neue Frequenzen und neue Postbestimmungen.
Aber was kaufen ? Das einfachste wäre gewesen von Grundig einen FM- Sender und den FM-Grundbaustein zu kaufen, alles andere hätte bleiben können.
Aber die Sonderangebote von 1978 waren weg, gebrauchte Geräte noch zu teuer. Und fast alle Bekannten hatten Multiplex.
Nach diversen Überlegungen habe ich mir die damals aktuelle Multiplex Combi 40 MHZ gekauft. Falls ich mal Autos oder Schiffe damit betreiben sollte.
Der Mosquito wurde zuerst umgerüstet, der noch im Bau befindliche Telemaster von Anfang an dafür vorgesehen. Mit dem Mosquito schaffte ich dann Thermikflüge von bis zu 45 min Dauer nach dem Ende der Motorlaufzeit. Nach einiger Zeit baute ich den Mosquito auf Stecktragflächen um, um den „Cirrus-Motoraufsatz“ nutzen zu können. Der Zusammenbau wurde bequemer und ich bekam die Rumpfbreite mehr Spannweite. Der Mosquito wurde bis zum Frühjahr 1981 oft und gerne geflogen, bis er an einem etwas zu windigen Tag einige wohl turbulenzbedingte Sturzflüge machte und beim Abfangen eine Tragfläche verlor.
Er wurde zwar repariert , aber beim folgenden Werkstattflug hatte die Empfängerantenne Wackelkontakt, er geriet in einen Spiralsturz und war nicht mehr zu reparieren.
Ein DIGI Fisch aus dem FMT-Bauplanprogramm ersetzte ihn als Segler.
Nebenbei flog ich meinen Telemaster. Mein 1. Telemaster hatte nur die äussere Form des Orginals , die erwähnten Rohacell-Balsa Schalenflügel und ein ebensolches Höhenleitwerk, viel V-Form und keine Querruder.
Ich flog ihn von Anfang an selbst. Mir gelangen mit ihm die ersten Bodenstarts. Gelandet wurde im Gleitflug. Ganz selten auch mal mit laufendem Motor.
Bei einer Reparatur habe ich die Querruder beweglich gemacht und die EWD so verpfuscht, daß das Modell nicht mehr beherrschbar war. Statt den Motor zu drosseln, habe ich gekämpft und gekämpft bis er außer Sicht geriet und mit Vollgas in einen Acker rauschte.
Totalschaden, der Motor ist kaputt. Die Firma Hörnlein lieferte einen Neuen im Austausch. Natürlich nicht umsonst. Aber dieser Motor ist immer noch im Einsatz.
Im Sommer 1982 bekam ich zum Geburtstag einen neuen Telemaster. Ich hatte noch nie einen schlechteren Bausatz, musste noch nie so viele Teile nacharbeiten. Trotzdem flog er nach knapp 2 Wochen. Er ist mit 4 Rudermaschinen ausgerüstet, zunächst mit 2-Beinfahrwerk, später mit Bugrad.
Erst damit gelangen mir die ersten Bodenstarts , da ich erstmal lernen mußte , daß am Boden mit dem linken Knüppel die Richtung gesteuert wird. Dieses Modell habe ich noch....
Doch jetzt begann mein Einstieg in den Elektroflug....
Das Jahr 2018 ist wieder ein Jubileumsjahr . 1973 brachte Graupner mit dem HIFLY einen der ersten RC-Elektrosegler auf den Markt. Ich habe auch über MEINE Erfahrungen mit dem Elektroflug geschrieben...
Mein erstes Elektromodell wurde 1983 gebaut.
Und nun beginnt ….

Die Geschichte von einem der auszog das Elektrofliegen zu lernen

Aber vorher noch eine political völlig incorrekte Outingrunde

Zeit: Zwischen 1979 und 1982 Ort: Hotel Lindenlust in Melsungen
Anlaß : Seminar der deutschen Jungdemokraten, Jugendorganisation der FDP.
Thema: Keine Ahnung; zu lange her.
Wir saßen beim Frühstück, als ein Kollege aus meinem Kreisverband mich plötzlich fragte:“ Erzähl doch mal von deinem Zeltlager auf der Wasserkuppe mit der Vicking-Jugend ?!“
Die „Vicking-Jugend“ war mir ein Begriff als Naziorganisation und ich hatte mit ihr nichts zu tun-wirklich nicht ! Wie dem auch sei, ich hatte die Frage nur mit halbem Ohr gehört, den Begriff „Vicking-Jugend“ als „Segelflieger-Jugend“ verstanden...
Ich erzählte dann, wurde aber jäh unterbrochen:“ Vicking Jugend ???? Das meinst du doch nicht ernst ???“ „Das mit dem Zeltlager auf der Wasserkuppe schon, die Jugendgruppe war aber die vom Sportfliegerclub Darmstadt, mit der Vickingjugend habe ich NICHTS zu tun. !“
Plötzlich meldete sich mein Sitznachbar, ein Punk mit Sicherheitsnadeln in Ohren und Backe zu Wort: „EY du bist Modellflieger ? Geil ! Ich auch, was hast du so für Modelle ?“
Dem Erfahrungsaustausch folgte der Versuch eines der Funktionäre den Modellflug als Hobby in die faschistische Ecke zu stellen, er wurde dann von dem mir gegenüber sitzenden Mädchen unterbrochen:“ Warum versucht du dieses Hobby in diese Schublade zu pressen ? DAS ist meiner Meinung nach FASCHISTISCH wenn du unbedingt dieses Wort benutzen willst. Ich habe in der Schule im Werkunterricht einen „Kleinen UHU“ gebaut, der ist ganz toll geflogen ! Dann wollte ich ein ferngesteuertes Modell, aber meine Eltern haben gesagt:“Wenn du ein Junge wärst, wäre das etwas anderes, aber das ist nichts für Mädchen...Das nenne ich Frauendiskimminierung oder Sexismus !!!“
Anschließend erzählten fast alle am Frühstückstisch, daß sie sich in der einen oder anderen Form schon mal mit Flug-Schiff-oder Automodellbau beschäftigt hätten.
Der Funktionär war dann ruhig, ich glaube sogar, daß er abgereist ist…

Die Saison 1981,
begann mit dem Absturz meines Mosquito, richtig malerisch mit dem Bruch einer Tragfläche in ca 150-300 m Höhe. Es war kein schlechtes Wetter, der Taifun Sprint brachte den Mosquito zügig auf Höhe, der Wind war stark und böig, also eigendlich nichts für einen Leichtwindsegler, fast senkrechte Steigflüge und ebensolche Sturzflüge wechselten einander ab, irgendwann war eine Tragflächenhälfte weg, dann hörte ich einen Knall. Der verbliebene Rest trudelte in Rückenlage mit noch laufendem Motor zur Erde, ich zog voll das Höhenruder und gab voll Seitenruder gegen die Drehrichtung, dann gab es einen weiteren Knall und Seiten und Höhenruder trennten sich vom Rumpf. Dann ging der Motor aus, Rumpf und Tragfläche schlugen in Rückenlage auf. Der Motoraufsatz war verbogen, aber alles andere fast unbeschädigt.
Die nächste Stunde verbrachte ich mit dem Zusammensammeln der Leitwerke und der abgerissenen Tragfläche.
Wie vorher schon erwähnt überlebte er den Erstflug nach der Reparatur nicht….
Den Bauplan habe ich aber noch….

Die Saison 1982 begann vielversprechend mit schönen Hang-Thermik Segelflügen vom Digifisch, im Juli flog dann mein neuer Telemaster, motorisiert mit einem Webra 40. Gestartet wurde er meistens aus der Hand, Bodenstarts sind mir damals nur ausnahmsweise gelungen. Dafür aber saubere Landungen...Ein langes Industrie -praktikum und schönes Wetter machten viele Flüge möglich.

1983 wurde das Jahr der Liebe. Ich lernte DIE Frau kennen, mit der ich auch jetzt noch verheiratet bin. Im Sommer flog ich nach Australien, leider habe ich sie kennengelernt , als der Flug gebucht und bezahlt war. Sonst wären wir wahrscheinlich zusammen geflogen….
Nach meiner Rückkehr, es war Spätsommer, war ich endlich mal wieder fliegen. Es war heiß, der Wind, der hin und wieder mal aus dem Osten kam , brachte keine Kühlung. Ich sah nach Westen, am blauen Himmel war ein schwarzer Strich, was dahinter war konnte ich nicht erkennen. Ich hatte schon zwei bruchfreie Flüge hinter mir und so beschloß ich meinen Telemaster ins Auto zu packen.
Während dessen kam dieser schwarze Strich immer näher. Er nahm immer mehr die Form einer sich überschlagenden Welle an. Als er über dem Modellflugplatz war, sprang der Wind plötzlich von Ost und schwach auf Südwest und kräftig um,einer meiner Kollegen landete sein Modell mit dem Wind, ein anderer flog noch eine halbe Runde um gegen den Wind zu landen. Kaum hatten die Räder den Boden berührt, begann ein Gewitterregen mit Hagelschlag der Sonderklasse ! Beide Kollegen brachten die Modelle noch schnell in den Vorraum der Flugplatzhütte, wir setzten uns hinein und mußten etwa 30 Minuten warten, bis wir wieder hinaus gehen konnten…

Und damit sind die ersten 10, nein 11 Jahre RC-Modellflug schon vorbei…..
 
Der versprochene Beitrag über meine E-Flugversuche....

Der versprochene Beitrag über meine E-Flugversuche....

....kommt vermutlich im Herbst in FMT !

Viel Spaß !
 
hallo Reinhard,

Kommt in FMT 01/2910 ! Viel Spaß !

schmunzeln musste ich über den Durchbruch des Akkubodens bei der elektro-fly.

Das ist beim Erstflug (hatte damals den Weg zu einem Verein gesucht, da sich meine Bekannten das Einfliegen auch nicht zutrauten) bei meinem ersten RC-Modell auch passiert. Vorher ist sie aber zu aller Überraschung und entgegen jeder Skepsis geflogen!

Bin mir nicht mehr sicher, ob ich erst mit Weißleim geklebt hatte und die ersten fliegerischen Bruchlandungen wiederholte, jedenfalls wurde diese Schwachstelle dann mit Gewebe (alter Nylonstrumpf) und Harz (Polyestergießharz) verstärkt und hat dann doch noch einige Lehr-Flüge gehalten.

Der Elektroantrieb wurde zwischenzeitlich auch für RC cars benutzt und das Flugmodell erhielt zusätzlich noch einen Hochstarthaken, weil auch immer wieder mal eine Luftschraube brach.

Ohne die 10NC im Bauch war das zwar kein Thermikschleicher, aber durchaus fliegbar. Den Bauplan hab ich mal verliehen, RC-Einbauplan und eine auf 1,5m geschrumpfte Fläche (ohne Steckung, die war auch auf Kante ausgelegt) liegen noch im Keller. Mit Querruder, LiPo und brushless einen Nachbau (Plan vom VTH oder frei...) - vielleicht doch noch mal aus nostalgischen Gründen...

Grüße Stefan
 
Verpasste Zeit

Verpasste Zeit

Wenn ich das hier so lese, wäre ich noch viel mehr gern von Anfang an dabei gewesen.
Leider mache ich das erst 4 Jahre, und kenne rein gar nichts aus alten Tagen.
Halt nur vom erzählen her, deswegen haben die alten Hasen meinen größten Respekt, trotz vieler Rückschläge und den Möglichkeiten von damals noch heute begeistert dabei zu sein.
Von den Erfahrungen ganz zu schweigen.
Trotz allem bin ich dankbar dieses wundervolle Hobby für mich entdeckt zu haben.

Schöne Grüße an alle

:-)
 
Sei froh !

Sei froh !

Wenn ich das hier so lese, wäre ich noch viel mehr gern von Anfang an dabei gewesen.
Leider mache ich das erst 4 Jahre, und kenne rein gar nichts aus alten Tagen.
Halt nur vom erzählen her, deswegen haben die alten Hasen meinen größten Respekt, trotz vieler Rückschläge und den Möglichkeiten von damals noch heute begeistert dabei zu sein.
Von den Erfahrungen ganz zu schweigen.
Trotz allem bin ich dankbar dieses wundervolle Hobby für mich entdeckt zu haben.

Schöne Grüße an alle

:-)

Es war sehr frustrierend ... Wirklich
 
„45 Jahre RC-Modellflug ein Rückblick und Versuch einer Festschrift.

Hier ein Update
Update vom 30.12.2022:

Es war nicht das einzige Erlebnis auf der Lichtwiese in Darmstadt :

So machte ich auch noch die Bekanntschaft mit einem Freiflug-Hubschrauber. Er sah aus wie eine Bell Huey H1 von der US-Army, die in unserer Gegend flogen. Er gewann laut kreischend Höhe, dann ging der Motor aus und er landete per Autoration. Auch sah ich einen kleinen Doppeldecker, der sich in weiten Kreisen nach oben schraubte und nach Ausgehen des Motors im Gleitflug wieder herunter kam. Vermutlich war keine Fernsteuerung eingebaut…Wahrscheinlich war es ein „Kapitän“ von Graupner…
 
Hier noch ein Update ! (45 Jahre Modellflug)

Ich bin 1974 auf der Wasserkuppe nicht nur geflogen, ich habe auch zugeguckt . Und dabei meine 1. Begegnung mit einer "FM-Anlage" gehabt. Es war die von der inzwischen verblichenen Firma ROWAN. Der Sender war blau und hatte in etwa die Form der damaligen Multiplex Royal-Sender. Vielleicht stammte das Gehäuse sogar vom gleichen Hersteller ?!....Ein Kollege machte, natürlich nach Absprache, den Versuch mit einem AM-Sender auf gleicher Frequenz zu stören....Es passierte, NICHTS !
War wirklich eindrucksvoll !
 
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