A-Spatz von Schneider-Modell, Kufstein

Ein Sperling mit RC

von Knut Zink.


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Die Spatzen von Scheibe, ob Motor-, L-, A- oder B-Spatz, haben mich eigentlich nie interessiert. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich gar nicht wusste, dass es außer der L-Version noch andere gegeben hat. Auch die Tatsache, dass der „L“ ein Hochdecker und die „A“- und „B“-Versionen Mitteldecker waren, war mir nicht bekannt.

Na ja, wer baut schon gerne ein Modell, das wie ein kleiner Straßenvogel heißt, der fast überall auf der Welt heimisch ist. Da klingen doch beispielsweise "Adler", „Habicht“, „Bergfalke“, „Reiher“ und „Condor“ ganz anders und versprechen eher neidische Blicke und Anerkennung von anderen Modellfliegern.

Allerdings sind 5,28 m Spannweite schon eine Hausnummer. Und in meinem Alter heißt es ja immer: „Ich fliege deshalb so große Modelle, weil ich nicht mehr so gut sehe.“ Große Modelle fliegen eben auch ruhig, wollen großräumig bewegt werden und sind nicht so nervös wie die 2 m-Modelle! Aber jeder nach seinem Gusto!

Was bekommt man von Schneider-Modell?
Der Bausatz ist vollständig. Natürlich gehört noch Bespannmaterial und Elektronik dazu, das ist ja selbstverständlich. Enthalten sind alle Frästeile, Kiefernleisten, 0,8 mm Sperrholz für die Beplankung, Kabinenhaubenteile mit Klarsichtmaterial und das Cockpit-Panel mit Instrumentenrahmen aus dem 3D-Drucker, 5 mm Stiftscharniere und die Flügelsteckung aus einem 25 mm VA-Rohr in entsprechenden GfK-Hülsen.
Es ist also kein "Short kit" für einen Haufen Geld mit ein paar Rippen und Spanten, sondern ein richtig kompletter Bausatz.


Erstflug

Ich fange den Bericht diesmal von hinten an - mit dem Erstflug.
Der Erstflug sollte an einem Mittwoch in Kufstein/Unterlangkampfen beim Bausatzhersteller stattfinden. Es war ein windstiller Frühlingstag mit etwa 22° C. Die Startwiese war zwar gewalzt, aber noch nicht gemäht. Das Gras ist zu dieser Jahreszeit zwar niedrig, aber irgendwie stumpf.

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Nochmal kurz den Schwerpunkt überprüfen: Beide Mittelfinger, heute wohl eher die Zeigefinger, in der Nähe der Steckung unter den Flügel schieben und hochheben – passt!

Jetzt noch den Empfänger anschließen, Rudercheck und dann kann das Schleppseil in die Kupplung eingehängt werden.

Der erste Versuch endete bereits nach rund 50 m mit einem Startabruch, da der Reibungswiderstand auf der Wiese offenbar zu hoch war. Der Schlepper konnte nicht genügend Fahrt machen und Wind war auch nicht da, um zu helfen. Auch der zweite Startversuch endete wie der Erste.

Nachdem die Kufe des Seglers mit „Cockpitspray“ eingerieben wurde und zwei Helfer an den Flügelenden auf den ersten Metern als Anschieber fungierten, wurde der Reibungswiderstand so weit überwunden, dass das Gespann genügend Fahrt aufnahm.

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Nach etwa 50 m hob erst der Spatz und danach die Schleppmaschine ab. Man sah aber deutlich, dass sich das Arbeitspferd „Peppino“, es war noch der Kleine, ziemlich schwer tat, um auf Höhe zu kommen. Außerdem war ich noch nicht so geübt im F-Schlepp, sodass ich mal zu hoch und dann wieder etwas zu tief hinter dem Schlepper flog. Nach einer weiten Kurve auf ungefähr 250 m Höhe hörten wir einen Schlag und der Segler ging in einen steilen Sturzflug über. Instinktiv klinkte ich das Schleppseil aus und „zog“. Das Modell fing sich zwar, aber ein Schreck durchfuhr mich, weil das linke Querruder stark flatterte! Da schossen mir eine Menge Gedanken durch den Kopf. Hat das Querruderservo aufgegeben? War da nicht was mit Flächenbruch wegen Querruderflattern?

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Ich flog dann einen großen Bogen Richtung Landeplatz und machte den Segler durch Ziehen möglichst langsam. So besonders beeindruckt zeigte sich der Spatz aber wegen so einer Kleinigkeit, Querruderflattern eines etwa 2 m langen Querruders von bestimmt 1,5 kg Masse (vollbeplankt) nicht und kam etwas hoch zum Platz zurück. Um Höhe abzubauen, habe ich die Störklappen gesetzt. Nun ging der Segler brav runter. Das linke Querruder hielt sich manchmal ruhig, dann wieder nicht. Dadurch flog der Spatz in einer leichten Linkskurve weg vom Platz, in Richtung eines abgeernteten Maisfelds. In Tirol heißt der Mais übrigens „der Türken“. Dort standen dann noch im Abstand von geschätzten 20 m drei Pfosten am Feldrand, keiner weiß, warum. Sofort ging es mir durch den Kopf: „Jetzt triffst du auch noch den einzigen Pfosten weit und breit!“ Aber, was soll ich sagen, ich hatte sagenhaftes Glück und verfehlte die Pfosten knapp. Der Spatz war also gelandet und ich lief hin, um die Schäden zu begutachten. Doch auch die Strünke des Maisfeldes hatten glücklicherweise keine Löcher in die Bespannung gemacht.

Das Ruderhorn des Querruders hatte sich gelöst, obwohl es aus 2 mm GfK besteht und in einem 10 mm Sperrholzklotz eingeklebt ist. Und ein langes Stück Schleppleine hing im Querruderschlitz! Das war also die Ursache für die ganze Misere gewesen. Ich hatte wohl in einer Kurve das Schleppseil „überholt“ und dann war es in den Querruderschlitz geraten und abgerissen. Eine weitere Kurzuntersuchung ergab KEINERLEI Beschädigungen des Modells. Manchmal hat man eben auch Glück!

Die Reparatur wurde noch am gleichen Abend gemacht. Der nächste „Erstflug“ sollte zwei Wochen später stattfinden, wenn die große Schleppmaschine, eine riesige Jodel Robin mit 3,50 m Spannweite flugfertig ist.

Es kam wieder mal anders. Schon nach einer Woche, am Mittwoch darauf, die Kufsteiner dürfen nur am Mittwoch und Samstag fliegen(!), war ich wieder am Platz. Die Wiese war gemäht, es wehte ein mäßiger Wind und der Schlepper hatte einen größeren Propeller montiert. Diesmal hob der Segler bereits nach 20 m ab und der Schleppzug flog davon. Noch immer war die Motormaschine PEPPINO hart an der Grenze ihrer Leistung, schaffte es aber doch, den Segler auf etwa 300 m Höhe zu bringen. Nach dem Ausklinken flog der Spatz super: Ruhig, geradeaus und majestätisch, anders kann man es nicht sagen. Wie vom Hersteller vorhergesagt, war bei diesem Modell die Ausgewogenheit zwischen Rumpflänge und Spannweite vorhanden, im Gegensatz zum L-Spatz gleicher Herkunft. Zur Landung habe ich die Störklappen, oben und unten wie beim Original, ausgefahren und der Segler stieg! Sonst gehen Modelle beim Setzen der Klappen eher auf die Nase und man muss ziehen. Der Spatz jedoch ging in die Höhe und ich musste drücken!

Nach der Landung wurde also 9% Tiefe zu den Störklappen gemischt. Es war genau der richtige Wert (nach dem Gefühl des Herstellers). Das zeigte sich bei der nächsten Landung. Der Segler blieb nämlich mit gesetzten Klappen auf Kurs und ich konnte mit den Klappen „spielen“, um die Landegeschwindigkeit zu regulieren.

Ich kann also feststellen, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat, dieses Modell zu bauen. Es fliegt traumhaft scalemäßig und beim Überfliegen eines frischen Ackers konnte ich sogar bemerken, dass dort etwas lokale Thermik herrschte. Leider war an diesem Tag sonst keine Thermik auszumachen, aber es war ja auch windig. Wenn man einen kräftigen Schlepper zur Verfügung hat, kann man mit dem A-Spatz sicher ganze Tage mit schönen Flügen verbringen.


Video vom Erstflug

Baubeschreibung

Flügeholme

Man beginnt mit den Holmen. Diese bestehen aus verschiedenen Kiefernleisten und den Sperrholz-Verkastungen, die aus jeweils drei Frästeilen zusammengeklebt werden. Die Stöße sind unverwechselbar gefräst, da die Zapfen außermittig angebracht sind. Es gibt jeweils eine vordere und eine hintere Verkastung. Die vordere Verkastung erkennt man an dem eingefrästen, schräg verlaufenden, rechteckigen Einschnitt für das GfK-Steckungsrohr.

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Aber ACHTUNG! Es gibt eine obere und untere Seite des Holmes. Beim vorderen Verkastungsteil ist dies klar, da der Einschnitt für das Steckungsrohr schräg verläuft (V-Form) und somit oben und unten sofort deutlich wird. Im hinteren Verkastungsteil gibt es diesen Einschnitt aber nicht. Wo ist also oben? Da, wo der Abstand der Schäftungszapfen der drei Sperrholzteile kleiner ist. Wenn man jetzt noch die Oberseiten der Verkastungen beim Verkleben an ein Lineal legt, ich nehme ein Alu-Vierkantrohr, bemerkt man, dass die Oberseite gerade ist, die Unterseite aber etwa nach 1/3 der Holmlänge schräg zum Flügelende hin verläuft. Im ersten Drittel hat der Holm die gleiche Höhe. Das sieht man nur, wenn man an der Kante der Verkastung entlang peilt. Wenn man von oben draufschaut, kann man das fast nicht erkennen.

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Auf die Verkastung kommen nun besagte Kiefernleisten nach Plan. Es werden 15 mm breite Leisten in verschiedenen Dicken verwendet. Damit ist die Holmdicke, 15 mm + 2 x 3 mm = 21 mm bestimmt. Die Dicke der Kiefernleisten nimmt vom Innen- zum Außenflügel hin ab. Das erkennt man am besten daran, dass die Schlitze für die Rippen, die in den Verkastungen sind, nach außen hin immer länger werden. Den Übergang von einer dickeren zu einer dünneren Leiste muss man anschrägen, damit hier keine „Bruchecke“ entsteht. Jede scharfe Kante erhöht nun mal die Bruchanfälligkeit oder, anders gesagt, verringert die Biegefestigkeit.
Da gerade die dünneren Leisten im Außenflügel die Neigung haben, beim Aufkleben nach innen zu stehen, also nicht ganz senkrecht zu bleiben, habe ich im Abstand von zwei Rippen Querstege aus 15 mm breiten Leistenstücken eingeklebt.

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Rippen

Zuerst werden die vorderen Rippenhälften in den Holm eingesetzt. Hierzu kann man den Holm noch auf das Baubrett spannen, da die Unterseite ja noch glatt ist. Die Rippen werden aber noch nicht eingeklebt! So konnte ich die gerade Stellung vorab überprüfen und nochmal nachsehen, ob ich wirklich die linke bzw. rechte Flügelhälfte baue! Die Rippen könnten nämlich auch um 180° verdreht eingesetzt werden! Das ergäbe eine negative V-Form und wäre vielleicht auch mal ganz interessant.

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Die ersten drei Rippen sind aus Birkensperrholz und nicht aus Pappel. Das erkennt man schon an der rotbraunen Holzfarbe, Pappel ist weiß. Durch diese drei Rippen läuft auch das Steckungsrohr, das auf jeden Fall jetzt schon mal eingeschoben werden sollte. Wenn nämlich die runden Ausschnitte in den Rippen etwas zu knapp sind, stehen die Rippen über die Verkastung hinaus. Da muss man dann etwas nachfeilen.

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Die Deckrippe 1a darf jetzt natürlich auf keinen Fall schon angeklebt werden. Das macht man erst dann, wenn der Flügel an den Rumpf gesteckt werden kann. So können kleine Ungenauigkeiten, die nie ganz zu vermeiden sind, noch ausgeglichen werden, um einen sauberen Flächen-Rumpf-Übergang zu bekommen.
Zuletzt wird eine 3x10 mm Kiefernleiste waagerecht als Nasenleiste in die Einschnitte eingesetzt.

Dann werden die hinteren Rippenteile eingefügt. Dafür muss man den Holm mit den vorderen Rippen nach unten auf drei Leisten, die auskragend auf das Baubrett geschraubt werden, befestigen. Die ziemlich langen Querruderausschnitte bekommen eine Sperrholzverkastung, welche die Rippenabstände genau festlegt. Im unteren Drittel der Fläche sorgt eine Sperrholzendleiste mit Einschnitten für korrekte Abstände. ACHTUNG! Im Störklappenbereich gibt es vier Rippen, die schon eine 4 mm-Bohrung für die Antriebsachse haben. Bevor man die Rippen einklebt, muss man schon die Hebel und sämtliche Muttern mit den Rippen auf die Achse fädeln. Wenn die Rippen verklebt sind, kann man die Achse nicht mehr montieren. Also genau überlegen, wo und wie die Hebel für die Störklappen liegen müssen und die Reihenfolge der Rippen beachten.

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Im ersten Drittel des Flügels werden jetzt noch rechts und links vom Holm verschiedene Kiefernleisten in zwei unterschiedlichen Breiten oben und unten in die Rippen geklebt. Damit ist der Holm nicht nur nach oben und unten, sondern auch nach vorne und hinten biegesteif. Dies ist eine konstruktive Lösung, die ich bisher nur bei der Firma Schneider gefunden habe.

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Störklappen

Im Bausatz sind Störklappen nur auf der Flügeloberseite vorgesehen. Da aber alle A-Spatzen auch auf der Unterseite Störklappen hatten, ich kurzerhand auch noch unten welche eingebaut. Das ist nur wenig Aufwand. Ich musste nur in die vier Rippen, in denen die oberen Klappen liegen, auch unten etwas ausschneiden und die Klappenhebel aus Sperrholz aussägen. Kurze Stücke von Gewindestangen bilden die Achsen. Angelenkt werden beide Klappen vom selben Servo.

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Die Klappen bestehen aus der Klappe selber, einem Abdeckbrett, einem Rahmen und zwei gebogenen Kunststoff-Antriebshebeln aus dem 3D-Drucker. Als Achse dient mir eine M4-Gewindestange. Das Abdeckbrett wird in die Rippenausschnitte geklebt. Allerdings muss das Brett um etwa 1 mm „tiefer liegen“, das heißt, die Ausschnitte in den Rippen müssen etwas abgefeilt werden. Sonst liegt das Abdeckbrett genau um 3 mm tiefer in den Rippen, die daraufliegende Störklappe würde aber etwas über den Rahmen hinausstehen, zumal ich die Klappen noch mit 0,4 mm Sperrholz aufgedoppelt habe, damit sie sicher gerade sind. Den Rahmen habe ich mit 3 mm Balsastreifen unterfüttern, damit er etwas höher liegt. Damit schließt später die Klappe genau mit dem Rahmen ab. Wenn der Rahmen nicht vorhanden wäre, würde man die Klappe mit Beplankungsmaterial umranden müssen.


Flächenservos

Die beiden Servos für Störklappe und Querruder sind auf Sperrholzdeckeln montiert, die auf einen Rahmen, der zwischen zwei Rippen sitzt, geschraubt werden.

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Die Servokabel enden im Flügel in einem Sub-D-Stecker, der in der ersten Rippe angebracht wird. So können die Flächenservos einfach mit dem Gegenstück, das lose im Rumpf liegt, verbunden werden. Die Klinkenbuchse links vom D-sub-Stecker ist für die LED-Beleuchtung im Flügel (siehe weiter unten bei "Finish").

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Beplankung

Die Flächen werden vom Holm zur Nasenleiste und an den im Plan gekennzeichneten Stellen mit 0,8 mm Sperrholz beplankt.

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Querruder

Die Querruder bestehen aus einem Sperrholzholm mit Einschnitten für die Rippen, 17 Rippen (Nummerierung beachten) und der Sperrholzendleiste mit Einschnitten. Die Rippen haben Schlitze, mit denen sie in den Sperrholzholm eingesetzt werden. Vor den Holmen sind sie nach unten hin abgeschrägt. Sie sollten laut Plan mit Klebeband am Flügel angeschlagen werden.
Ich mache das aber abnehmbar, wie man es eben gewohnt ist.
Als Scharniere nehme ich immer selbstgemachte Teile aus 2 mm GfK, durch die ein 2 mm GfK-Draht geschoben wird. Der läuft in einem Bowdenzugrohr. So können die Querruder demontiert werden.

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Leitwerke

Die Leitwerke werden alle nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. In Sperrholzholme mit Einschnitten kommen Sperrholzrippen mit Zapfen und daran eine gefräste Endleiste aus Sperrholz mit Einschnitten für die Rippen.

Höhenleitwerk (HLW)

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Die HLW-Dämpfungsfläche wird ganz mit 0,4 mm Sperrholz beplankt, die Höhenruder (HR) nur damit umrandet. Die HR werden bei mir mit 5 mm Stiftscharnieren befestigt. Das hat den Nachteil, dass man sie nicht demontieren kann und dass man sie erst nach dem Bespannen einkleben kann. Andererseits, wann muss man schon mal die HR abmachen?

Seitenleitwerk (SLW)

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Rumpf

Es wird die bewährte Halbschalenbauweise angewendet. Es gibt jeweils ein Sperrholzfrästeil oben (Rumpfrücken) und unten (Rumpfkiel), die gleichzeitig die Helling darstellen. Man spart sich dadurch eine Leistenhelling oder Spanten mit Füßchen auf einem Abstandsplan oder ein Brett mit der unteren Rumpfkontur. Es reicht ein ebenes Baubrett.

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Die Kielleiste besteht aus drei Frästeilen, die unverwechselbar gestaltet sind. Sie ergeben die untere Rumpfkontur. Der mittlere Teil der Kontur wird auf einem Strich auf dem Baubrett befestigt. Damit steigen der vordere und hintere Teil in einem kleinen Winkel an. Im Plan sieht man, dass dieser gerade Teil der Kontur um ungefähr 6° zu den Spanten geneigt ist. Da der Teil waagerecht auf das Baubrett genagelt wird, stehen die Spanten um 6° nach hinten geneigt darauf. Für die Spanten 4 bis 7 wurden deshalb kurze Leistenstücke auf das Baubrett genagelt, damit die Spanten daran angelehnt werden konnten und somit schön parallel laufen. Die Schlitze für die Spanten in der Rumpfkontur sind zwar in diesem Winkel gefräst, da sie aber nur rund 5 mm lang sind, können sie nicht unbedingt als Führung für die Spanten dienen.

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Für alle Spanten, außer dem Dritten im Kabinenbereich, gibt es ein oberes Frästeil als Gegenstück. Somit haben alle Halbspanten eine definierte Lage. Als Rumpfgurte dienen 5x10 mm Kiefernleisten. Diese werden waagerecht in die vorgesehenen Schlitze der Spanten eingesetzt. In diesem Bauabschnitt wurde der Spant 13 und die SLW-/HLW-Kulisse noch nicht eingesetzt. Das erfolgt erst, wenn die beiden Rumpfhälften zusammengefügt werden.

Wenn beide Hälften hergestellt sind (hatte ich schon erwähnt, dass man eine linke und eine rechte Hälfte bauen sollte?), können sie zusammengeklebt werden. Zuerst wird der Rumpfrücken verklebt. Dann fügt man von der Nase zum Rumpfende den Rest zusammen. Die Spanten haben im Rumpfinneren jeweils Verbindungsstege, die mit 5x10 mm Leistenstücken überklebt werden. Dabei kann man auch gleich den oft vorhandenen kleinen Spalt eliminieren.

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Das fertige Rumpfgerüst wird nach den verschiedenen Originalzeichnungen innen mit Diagonalverstrebungen aus 8 mm Buchenrundstäben nochmal stabilisiert. Vor und unterhalb der Kabine wird der Rumpf bis zum Gurt mit 0,8 mm Sperrholz beplankt. Ebenso wird der Rumpfrücken über den Flügeln beplankt.


Rumpfnase

Zunächst platziert man die Schleppkupplung im Nasenspant. Jeder Modellbauer hat da seine Vorlieben. Ich mache mir die Schleppkupplung immer selbst aus 12 mm Alu-Vollmaterial mit 9,5 mm Bohrung und einem 2 mm Stahldraht.

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Dann kann man die Nasenform der Form des Spantes folgend aus 10 mm Balsa gestalten. Da das Modell erfahrungsgemäß mindestens 1,5 kg Blei in der Nase braucht, wurden rechts und links vom Nasenspant je 500 g Bleischrot mit Harz verklebt.

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Später wurden noch einmal 750 g Blei von innen an den Nasenspant geschraubt, daher die Schraube. Somit waren 1,75 kg Blei + 2x2SLiPo E-Akku nötig, um die erforderliche Schwerpunktlage zu erreichen. Der Hersteller gibt hier nur einen Bereich von etwa 2 cm an. Bei einem so großen und schweren Modell durchaus ausreichend.

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Kabine

Für den Bau der Kabine gibt es vier gebogene Frästeile, drei U-förmige Teile und zwei Halbspanten. Eins der U-förmigen Teile ist für die Rumpfform der Kabine gedacht. Es liegt vorne auf Spant 2 auf und hinten rechts und links auf dem Rumpfgurt vor Spant 4.

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Seitlich wird das Ganze mit Sperrholz beplankt, damit es die Form hält. Der Quersteg von Spant 3 kann jetzt entfernt werden.

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Der Haubenverschluss - ein drehbares Venturirohr.

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Kufe

Die Form und Herstellung einer Kufe hat der Hersteller ganz der Phantasie des Modellbauers überlassen.
Zunächst habe ich die Form mit einer 2x10 mm Kiefernleiste, die von der Rumpfnase zum Ende des Rumpfbodens gebogen wurde, festgelegt. Nach einer Papierschablone wurden zwei Seitenteile aus 3 mm Birkensperrholz hergestellt und auf dem Rumpfboden verklebt. Vier Sperrholzspanten sorgen für den richtigen Abstand. Darauf kam ein Sperrholzbrett so, dass eine Kufe in U-Form entstand.

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Wartungsklappe

Damit man die HLW-Schubstange in das Ruderhorn einhängen kann, montiere ich immer eine Wartungsklappe am Rumpfende.

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Finish

Die letzten beiden Modelle habe ich mit SOLARTEX bespannt. Das gibt es in vielen Farben, lässt sich hervorragend aufbügeln, verträgt auch die Stufe „Leinen“ am Bügeleisen und ist nach dem Bügelvorgang fertig. Es ist kein mehrfaches Lackieren und auch kein Farbauftrag nötig, den man vom Gewicht her nicht unterschätzen sollte!

Auf das SOLARTEX kann man direkt die üblichen Farbtupfer an der Rumpfnase und den Flügelenden aufsprühen. Wenn man das Ganze dann noch mit einem Nebel aus Klarlack überzieht, sieht man auch fast keine Spuren vom Landen mehr.

Für den A-Spatz hatte ich mir, vom Bau des ebenso großen Bergfalken schon gewarnt, gleich 14 m weißes Bespanngewebe besorgt. Man muss die Flügel allerdings so auf die Folie legen, dass möglichst wenig Verschnitt entsteht! Denn der Rumpf verschlingt sehr viel Bespannmaterial, da er ja nicht beplankt ist und vollständig bespannt wird. Man darf sich halt höchstens ein Mal „verbügeln“ und das auch nur bei kleinen Teilen wie den Leitwerken. Wer bei einer Flächenseite oder einer Rumpflänge patzt, muss Folie nachbestelle
!
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Die Flächenober- und -unterseiten werden in einem Stück bespannt.

Der Rumpf wird, von unten nach oben, in Bahnen bebügelt, die von den Rumpfgurten vorgegeben sind.

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Zuletzt wird die Rumpfnase und die Flächen- und HLW-Enden mit Farbe verziert. Ich habe mich diesmal für „lichtblau“ entschieden. Die Kennung beziehe ich immer als Klebebuchstaben von der Schrift-Fabrik. Zwei Kennungen kommen rechts und links hinten an den Rumpf, je eine auf die Flügel: rechts oben und links unten. So habe ich es oft gesehen und deshalb immer nachgemacht. Ein Segelflieger hat mich beim Erstflug allerdings darauf hingewiesen, dass kein großer Segler jemals auf der Flügeloberseite eine Kennung gehabt hat. Wozu auch? Von oben kann es ja niemand sehen. Seglflugzeuge haben ihre Kennung auf beiden Flügeln immer unten!

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Ein Pilotensitz, natürlich mit Leder bezogen und ein Cockpit von Scale-Cockpits.at lassen das Flugzeug am Boden gut aussehen. Wenn das Modell 5 m entfernt am Schleppseil hängt, sieht man nichts mehr von der Inneneinrichtung. Ich frage mich deshalb jedesmal: „Warum machst du das?“

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Obengenannter Segelflieger hat mich auch darauf aufmerksam gemacht, dass das Cockpit im A-Spatz gerade eingebaut ist und nicht schräg, wie ich es gemacht hatte. Ich bin eben kein Scale-Modellbauer!

Als besonderen Gag habe ich diesmal LED-Bänder in die Flügel und den Rumpf gelegt. Ich dachte mir, das würde ein schönes Bild in der Dämmerung/Nacht ergeben.
Ich hatte aber nicht bedacht, dass ein Nachtflug mit dem A-Spatz ein sehr hohes Risiko beinhalten würde. Wir sind mal in der Dämmerung geflogen. Leider war die Innenbeleuchtung durch die Bespannung nicht zu erkennen.

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Na ja, einen Versuch war es wert.
Und bevor es jemand merkt: Rechts ist "grün" und links ist "rot" - eigentlich. Siehe Beatles, Yellow Submarine: rot ist Backbord und Steuerbord ist grün.


Fazit

Immer wieder gingen mir während des Baues von Modellen dieser Größenordnung solche Gedanken durch den Kopf wie: „Für etwas mehr Geld hättest du einen fertig gebautes und bespanntes Modell bekommen! “ oder „Warum verbringst du 6 - 9 Monate im Bastelkeller, wenn du ein fertiges oder auch ein gebrauchtes Modell kaufen könntest, mit dem du nächste Woche schon fliegen könntest?

Man probiert das dann auch wirklich mal – und ist fast immer enttäuscht! Ein Fertigmodell hat man halt nicht gebaut und man weiß nicht, wie es innen aussieht. Es fehlt einfach der emotionale Bezug zum selbstgebauten Schmuckstück. Und wer weiß schon, was mit einem Gebrauchten alles passiert ist, warum wurde es verkauft?

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Ein selbst gebautes – nicht nur zusammengestecktes – Modell behandelt man im Flugbetrieb einfach anders. Man hat schließlich etwas Neues geschaffen! Das ist ein Aspekt, der vor der Entscheidung für ein neues Modell unbedingt berücksichtigt werden sollte.

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Technische Daten

A-Spatz von Schneider/Kufstein
Einheit
Maßstab
-​
1:2,5​
Spannweite
cm​
528​
Länge
cm​
247​
Flügelfläche
dm²​
177​
Fluggewicht
kg​
~14​
Flächenbelastung
g/dm²​
~79​
Profil
-​
SD 7062​
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Schöner Bericht, leider kann man das Video nicht anschauen ohne sich anzumelden. Vielleicht in Zukunft lieber andere Videoplattformen nutzen ;)
 
Weiß ja nicht wie die Ansprüche sind, aber ich denke Scale geht auch anders.
Beim A-Spatz der Interessengemeinschaft Scheibe Flugzeuge e.V verläuft die Haube hinten schräg und auch der Rumpf im Bereich der Kufe ist bauchiger gestaltet.
Sind halt so Dinge die mir als Segelflieger auffielen. ;-)
Aber ansonsten ist ja das Ding fürs erste ganz gut gelungen 👍
P.S.: Fliegt das Ding ohne Wollfaden überhaupt gerade? :D
 
Hallo Knut,
Deine Bauberichte zu lesen macht jedesmal aufs neue Spaß und motiviert einen zu neuen Taten. Vor allem die zum Text passenden (Detail-)bilder sind ganz hervorragend und hilfreich. Vielen Dank dafür.
 
Hallo,

hab mir einen Schneider A-Spatz Bausatz bestellt !
Würde ihn Mangels Schlepppiloten gerne eigenstart fähig machen, gibt es hierzu Erfahrungen?

Gruß Markus
 
Hallo Markus.
Ich habe meinen (leider) ohne Motor gebaut und muß jetzt halt immer irgendwohin zum Schleppen. Ich überlege schon, ob ich ihn nicht nachrüsten soll.

Demnächst fange ich den L-Spatz zu bauen an und den werde ich motorisieren.
Aber du kannst ja mal hier schauen, mein FLAMINGO, allerdings mit 15 kg: https://knzink.de/FLAMINGO/flamengo.htm
Oder hier der ALBATROS4 mit 6,5 kg: https://knzink.de/Albatros/albatros.htm
Oder die kleine FAUVEL mit 4,8 kg: https://knzink.de/FAUVEL AV 361 klein/Fauvel_AV_361-klein.htm
Oder die große FAUVEL mit 12 kg: https://knzink.de/fauvel361/fauvel361.htm
Oder der SG 38 mit 7,7 kg: https://knzink.de/SG38/sg38.htm

Den ALBATROS starte ich aus der Hand, die FAUVELs und der SG 38 gingen vom Boden mit leichtem anschieben, der FLAMINGO wurde vorsichtshalber mit Startwagen gestartet, ginge aber auch vom Boden mit Helfer.

Auf jeden Fall gehen alle Schneider-Modelle super, ob mit oder ohne Motor.

Bis dahin.
Knut
 
@knzin
Rät nicht Schneider selbst sogar vom L-Spatz ab wegen kritischen Kreisflugeigenschaften im Langsamflug? (Was ich selbst nie verstanden habe ...)
 
So hatte ich das auch in Erinnerung.
Aber: Er hat das Modell überarbeitet und jetzt fliegt es so problemlos wie seine anderen auch. Daher meine Entscheidung, den L-Sp. zu bauen. Es ist sowieso fast das letzte Segler-Modell, das ich noch nicht gebaut habe. Bis auf die Riesen!
K.
 
Ich habe den L-Spatz-Bausatz bekommen und ab heute einen Baubericht gestattet, im Seglerforum und auf meiner Privatseite.

Bis dann.
Knut
 

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