ASK 14 - eine kleine Dickmadam…

…von Schneider Modell Kufstein

von Jürgen Rosenberger.


Eine kleine Dickmadam reiste mit der Eisenbahn; Eisenbahne krachte, Dickmadam lachte, lachte, bis der Schutzmann kam und sie mit zur Wache nahm.
Diese Verse aus einem Kinderlied fallen mir ein, als ich von diversen Verrenkungen beim Verladen meiner kleinen Dickmadam genervt die Heckklappe meines Kombis zudrücke, sorgsam darauf achtend, nicht die Enden von Rumpf und Flügel einer ASK 14 - denn davon wird im Folgenden die Rede sein - beim Verschließen zu beschädigen. Getreu dem Motto „Ab morgen nehme ich ab.“, entfährt mir nicht zum ersten Mal der Schwur, nie wieder ein Monster mit einer Spannweite von 5,72 m und Rumpflänge von 2,66 m zu bauen.

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Ich beginne am Anfang: Der Bastelkeller ist leer. Als baugierender Holzwurm suche ich nach einem „Baukasten alter Prägung“, ARF, PNP sind nicht meine Welt und so stöbere ich mal wieder auf Günther Schneiders Homepage. Dort flirtet mich seit Jahren eine ASK 14 an. Dank Elektromotor ist sie von Schleppmaschinen unabhängig. Ein nicht unwesentliches Argument, hat doch unser Vereinschef den Schlepper verhökert. Lange Rede kurzer Sinn: Das Teil wird bestellt. Wochen später liegt ein schwergewichtiges Paket auf meinem Werktisch, dem nach Öffnen ein wohlig angenehmer Holzgeruch entströmt. Pappel- und Birkensperrholzbretter sowie Kiefernleisten fallen einem fast entgegen, Balsaholz- jaja die Windräder! - wird später nachgeliefert. Die gefrästen Brettchen sind nicht geputzt, will sagen, nicht von Spänchen befreit.


Rumpfbau

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Schneider liefert eine 11-seitige Bauzeichnung im DIN A3-Format, ein 1:1 Bauplan ist dank vorgefräster Bauteile nicht nötig. Den 2,66 m langen Rumpf setzt man aus zwei Halbschalen zusammen. Oben und unten, besser gesagt rücken- und bodenwärts fixiere ich vorgefräste Sperrholzkonturleisten auf dem Baubrett, die Platzierung von 14 Halbspanten ergibt sich aus den Einschnitten der angesprochenen Sperrholzumrandungen. Stabilität erhält das Gerippe durch Kieferrovings. Halbschale links, Halbschale rechts, all das geht schnell von der Hand; man muss nur aufpassen - Leute, da habe ich einschlägige Erfahrung - im Eifer des Gefechtes nicht zwei linke oder zwei rechte Rumpfhälften zu fabrizieren. Ein Tipp am Rande, die Bilder zeigen es, Verleimungen zwischen Spanten und Leisten lassen sich in der Trockenphase effektiv mittels dünner Kabelbinder stabilisieren. Beide Hälften sind anschließend zur Verklebung bereit. Nun benötigt man idealerweise eine Balkenhelling, deren Stäbe mittels Wasserwaage absolut waagerecht auszurichten sind.

Im ersten Schritt wird eine Rumpfhälfte auf die Stäbe der Helling geschoben, eine seitliche, mittig gelegene Kiefernleiste im Halbspantengerüst - sie bildet die Nulllinie in Längsachse - dient als Auflage auf den Stäben der Helling. Eine Torsion um die Längsachse ist, sofern man die Stabhelling exakt ausgerichtet hat, ausgeschlossen.

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Im zweiten Schritt widme ich mich der Längsachse der zusammenzufügenden Rumpfschalen. Dem Rat Opas, einem alten Landmesser folgend, platziere ich Stecknadeln am Anfang, in der Mitte und am Ende des Rumpfrückens und richte anschließend das Werkstück an einem Laserstrahl aus: Das Ergebnis ist eine gerade verlaufende Längsachse. Das so ausgerichtete Spanten-Leistenskelett bleibt bis zum Abschluss der Beplankung des Rumpfrückens punktuell mit Sekundenkleber auf der Balkenhelling fixiert!


Leitwerke

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Höhenruder und Seitenruder werden über Sperrholzumrandungen aufgebaut, in deren vorgefrästen Einschnitten die Rippen fixiert werden.


Flügel

Unsere Dickmadam verfügt über 5, 72 m Spannweite. Der Holmaufbau, er garantiert die spätere Stabilität, erfordert besondere Sorgfalt. Günter Schneider sieht eine abgestufte Dimensionierung in der Anordnung der Kieferleisten vor: Also ein rumpfseitig massiv mit Holzleisten ausgefüllter Holm verjüngt sich im Leistenaufkommen via Außenflügel. Die inneren Zweidrittel bestehen randständig aus15 x 5mm Kieferleisten, zur Wurzelrippe hin wird der Holm aufsteigend zusätzlich durch Leisten der Querschnitte 15x10, 15x5 und 15x3 mm stabilisiert. Im äußeren Drittel werden 15x3 mm Leisten verwendet. Ein absolutes Muss sind Schäftungen in ausreichender Länge: Der Konstrukteur schreibt innen eine Verklebungslänge von 50 mm, außen von 30 mm vor. Darüber hinaus wird der Holm über die gesamte Spannweite an Vorder- und Rückseite mit 3 mm Pappellaschen verkastet. Letztere weisen Einschnitte auf, in die im Folgenden die Rippen eingesteckt werden. Bezüglich der Rippenanordnung bedient sich Günther Schneider einer von ihm favorisierten Bauweise: Die Rippen im Verhältnis 1/3:2/3 geteilt, werden in zwei Schritten mit dem Holm verbunden. Zunächst verleimt man die vorderen Drittel-Rippen in vorgefrästen Einschnitten des Holms. Steht die Vorderfront mit 38 Teilrippen + Hilfsnasenleiste, dreht man das Werkstück auf der Balkenhelling um 180° und klebt die hinteren 2/3Rippen in die vorgefrästen Schlitzen . Ein Flügelmaß von 2,73 m, die Bilder zeigen es, bringen meine Bastlerwerkstatt an ihre räumlichen Grenzen. Nix kleiner Uhu in Mutters Küche, die Zeiten sind vorbei!

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Beplankung

Im persönlichen Gespräch empfiehlt Günther Schneider, statt Weißleim PU-Kleber (Sudal ) zu verwenden. Er sieht in der PU-Anwendung eine Erleichterung im Arbeitsablauf und vermutet eine höhere Festigkeit. Für bestimmte Arbeitsgänge ist das durchaus zutreffend. Ich möchte es am Beispiel Flügelbeplankung demonstrieren: Man fixiert das leimbestrichene Balsabrett mit Nadeln an der Hilfsnasenleiste, wartet 30 bis 40 Minuten, feuchtet nun das vorne fixierte Brett an und biegt es unter Zugabe von Kleber um die Rippenrundung. Dieser Arbeitsgang gestaltet sich mit PU-Kleber nervenschonender als mit Weißleim. Die auf Zug belastete Klebelinie an der Nasenleiste hält ohne aufzubrechen, der getrocknete Leim ist wasserresistent. Nachteil: PU schäumt raupenartig auf, lässt sich aber problemlos wegschleifen oder mit dem Cuttermesser entfernen.
Fazit: Für spezielle Arbeitsvorgänge, wie oben beschrieben, hat sich PU-Kleber bewährt, für normale Verleimungen bleibe ich bei Weißleim.

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Die Dreh-Landeklappen sind selbst zu erstellen. Stets mache ich den Fehler, die Einzelteile zusammenzubauen, die Montage der Antriebsmechanik, will sagen Servo und Hebel, erst nach dem Folienfinish auszuführen, was immer mit fluchträchtiger Arbeitserschwernis verbunden ist.

Die Rohbauarbeiten neigen sich dem Ende zu. Zur Verstärkung der druckempfindlichen Balsabeplankung des Rumpfes wird eine 45 g Glas-Matte aufgezogen. Einer Empfehlung Schneiders folgend verwende ich nicht das übliche Harzgemisch sondern Contura, einen Hydro-Füllgrund für Holzwerkstoffe. Vorteil: Auftragen von Matte und Grundierung mit Pinsel, Rolle und Scheckkarte gestaltet sich einfacher als die Harzverarbeitung. Nach 2-3 Stunden entsteht eine gut schleifbare Oberfläche. Nachteil: Bei der Flugerprobung und insbesondere beim Transport ist das Verfahren in puncto Druckempfindlichkeit dem Harzauftrag unterlegen.


Finish

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Flügel und Leitwerke werden mit Oratex bebügelt, wobei es sich bei diesen großen Flächen bewährt hat,den Oratex-Heißsiegel-Kleber vorher aufzupinseln. Der Kleber hat den Vorteil, dass später, z.B. bei der Rückkehr aus dem Winterlager kaum lästiges Nachbügen nötig ist. Der Rumpf wird lackiert. Angesichts des recht beeindruckenden Fluggewichts von 15 kg nenne ich meine Madam Dicke Berta. Günter Schneider liefert ein von ihm gefertigtes Einbein-Klappfahrwerk. Nach einigen Landungen bricht der CFK-Anlenkhebel und wird gegen ein Aluteil ausgetauscht. Der Schwerpunkt liegt 134 mm hinter der Nasenleiste. Nach Einbau von Motor, Fahrtenregler und 12S Lipos sind noch 1,5 kg Blei erforderlich.


Flugerprobung

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Das Nerven raubende Drama der Modellverstauung im großen Kombi ist eingangs beschrieben. Auf dem Fluggelände angekommen ergibt sich ein Problem: Die Flügel sind schwimmend im Rumpf zu montieren. Konkret heißt das, zwei M6-Schrauben müssen in Bohrungen der kontralateralen Flügellaschen eingeschoben werden. Hört sich leichter an, als dies bei einer Spannweite von 5,72 m zu bewerkstelligen ist. Jeweils zwei Schraubenlöcher in Kongruenz zu bringen, geht nicht ohne Mithilfe eines Fliegerkollegen, der gefühlvoll einen der beiden Flügel so lange hebt oder senkt, bis die Löcher der Laschen übereinander liegen und ich die Fixierungsschrauben einschieben kann . Mangels Bodenfreiheit verwende ich bei den ersten Flügen eine Dreiblattuftschraube. Später setze ich das Fahrwerk 4 cm tiefer und montiere nun einen Zweiblattpropeller mit größerem Durchmesser.

Nach dem Start beschleunigt die Maschine zügig, ein seitliches Unterstützen der Flügel durch Helfer ist unnötig, nach 30 m hat Berta abgehoben. Nun bietet sich ein prachtvolles Flugbild, das mich für die Arbeit belohnt. Gemächlich kreisend zieht die ASK 14 am Himmel ihre Bahn. Ruderbefehle werden mit Phlegma angenommen, für Kunstflug ist sie nicht konzipiert. In der Nähe kreisen einige Vögel in der Thermik, dorthin gesteuert, steigt die ASK 14 munter mit. Mit einem sehr flachen Gleitwinkel kommt man in einem großen, flachen Kreis zur Landung und kann butterweich aufsetzen.

Bleibt die Frage: Baue ich je wieder ein Modell dieser Größe? Die Antwort: Ein entschiedenes Jein!


Fazit

Ich habe über einen Baukasten alter Prägung berichtet, der überzeugte Holzwürmer längerfristig in die heimische Werkstatt verbannt. Der Lohn ist ein prachtvolles Flugschätzchen mit 5,72 m Spannweite und gutmütigen Flugeigenschaften in akzeptablem Preis-Leistungsverhältnis.



Technische Daten: ASK 14 von Schneider/Kufstein
Einheit
Maß - Bemerkung
Maßstab
-----​
1 : 2,5
Spannweite
cm​
572
Länge
cm​
266
Flügelfläche
dm²​
201
Fluggewicht
kg​
15
Flächenbelastung
g/dm²​
69
Schwerpunkt
-----​
134 mm hinter Nasenleiste
Profil
-----​
S2027 mod.
Elektromotor
-----​
Dualsky XM 6360EA-22, KV 190
Akku
-----​
Lipo 12S
Propeller
-----​
APC 20X10E
Regler
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Hobbywing Flyfun 130 A
Servos auf Quer und Klappe
-----​
Spektrum A 6150 HV
Servos auf Höhe, Seite und Klappfahrwerk
-----​
JX CLS 6336HV
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich lese solche Berichte über das aufwändige Verstauen und Aufbauen immer gerne - und freue mich auf meinen nächsten Flugtag:
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Grüsse vom anderen Ende der Grössenskala!
😉
 
Meine Himmelslaus paßt zusammengebaut auch ins Auto.
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Und selbst der SG 38 paßte rein, allerdings zerlegt.
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Knut
 
Na ja - eine Laus ist ja auch kleiner als eine Wanze? Auf französisch, wenn du das besser verstehst:

Pou-du-ciel​


Vielleicht ist dein Auto zu klein für Modelle wie die ASK 14?😄 Aber wie sagt man doch: Ich fliege nur deshalb große Modelle, weil ich nicht mehr so gut sehe.

Ich fliege aber deshalb kleine Modelle, weil ich nicht so weit laufen will, wenn sie gelandet sind.

Der Josef P. bringt sogar eine Musger Mg 19 a mit 5,87m SpW ins Auto.
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Gut, daß uns in diesen Zeiten wenigstens der Humor nicht abhanden gekommen ist.

Sehr schöner Bericht übrigens, wie immer.

Bis dann.
Knut
 
Zum Thema Tetris im Auto hier ein paar Bilder von meinen beiden Großseglern. Der Rumpf von den Nuri ging auch noch rein.
Kranich 2. 5,9 m Spw. Ca. 20kg
SZD6X Nietoperz. 5m Spw knapp 20kg
Gruß Marcus
 

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