ASW 15b

Mein persönliches Abenteuer im Maßstab 1: 3

von Mirko Krämer.​


Wenn ich vor 15 Jahren darüber nachgedacht hätte, mal einen Segler im Maßstab 1:3 mit 5 m Spannweite zu fliegen, hätte ich mich natürlich für völlig bekloppt oder zumindest hochgradig unrealistisch erklärt. Das war finanziell, transporttechnisch und auch von der Erfahrung her nicht drin. Aber wie sich doch die Zeiten ändern...ich muss auch echt demütig bekunden, dass ich es sehr zu schätzen weiß, dass sich bei mir fast alles in eine positive Richtung entwickelt hat. Sonst wären solche Träume, wie die "Fuffzehn" von Airworld, nicht umsetzbar. Aber ich will hier nicht sentimental werden. Ich möchte ja berichten, wie das Pummelchen in meinen Hangar kam und hier das Fliegen lernte.

Seit einigen Jahren fliege ich fast nur noch Segler, größere und kleinere, mit und ohne Motor. Daher kommen auch die dickeren, vorbildähnlichen Modelle in den Blick. Die optischen Highlights sind natürlich eher bei den Oldtimern zu finden, das ist gar keine Frage. Aber bei den GfK-Seglern gibt es ebenfalls interessante Exemplare mit hohem Wiedererkennungswert. Auch wenn die ASW 15 erst durch einige Berichte und Zeitungsartikel zu meinem Zielobjekt wurde, brauchte ich nicht so irre lange, bis der Entschluss fest stand: Die soll es werden.

Was ich an der 15 so toll finde? Na ja, die Konstruktion ist fast so alt wie ich, also schon gut gereift... Mir gefällt der relativ bullige Rumpf, das Kreuzleitwerk und die schlichte Flügelgeometrie. Das passt irgendwie alles zusammen, sieht nicht überzüchtet, eher bodenständig aus. Das Flugzeug hat nur Querruder und Störklappen, wird also nicht zum Servograb. Und wenn ich gewollt hätte, könnte selbst das Fahrwerk als festes Rad umgesetzt werden. Der technische Aufwand ist also insgesamt übersichtlich. Da das Modell keine Rennziege oder Diva ist, können recht einfache Komponenten verwendet werden, die nicht noch einmal den Wert des Bausatzes darstellen...

So, genug der langen Vorrede. Außer vielleicht noch die Überlegung, warum es ein Modell von Airworld geworden ist. Es gibt im Maßstab 1:3 nicht so sehr viele Anbieter einer ASW 15. Daher geht erst mal das übliche Sammeln von Informationen los. Der eine Hersteller antwortet erst gar nicht. Der Nächste ist für mein Budget schlicht zu teuer, der dritte Anbieter lässt mir einfach zu viel Arbeit übrig. Na ja, so hat da jeder seine Prioritäten, wobei ich vor dem Bauen an sich keine Angst habe. Ich hasse es aber, wenn Bausätze nicht zu Ende konstruiert sind. Erst recht, wenn die einen Haufen Geld kosten. Am Ende bin ich bei Airworld gelandet, weil hier das Angebot für mich stimmte und die Lieferzeit mit gut drei Monaten überschaubar blieb. Die wurde übrigens ziemlich genau eingehalten! Auch die Beratung und Abwicklung war unaufgeregt, seriös und verbindlich. So stelle ich mir das als Kunde vor.


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Auspacken und zusammenstecken, alles passt!

Was gibt es über diesen Bausatz zu erzählen? Nun, es ist voll-GfK, was sich selbst für mich als ollen Holzwurm sehr gut anfasst. Das hat schon was. Ehrlich, alle Bauteile meines Bausatzes sind sehr gut gefertigt. Auch wenn mir der direkte Vergleich mit anderen Herstellern fehlt, möchte ich behaupten, dass das alles ordentlich produziert wurde.

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Die Passung der Flächen im Auslieferungszustand... .

Das Zubehör ist übersichtlich, beschränkt sich also aufs Wesentliche. Hier alles richtig zu machen, wird wohl keinem Hersteller gelingen, zu verschieden sind die Vorstellungen der Kundschaft. Ich habe die Rumpfspanten, die Mimik für das Pendelleitwerk, die Steckung und gefräste Kleinteile für die Ruderaufhängung und Ruderhörner vorgefunden, das ist okay und komplett brauchbar. Die Haube muss noch aufgezogen, ebenso der Rumpf komplett ausgebaut werden. In den Flächen sind die Störklappen schon eingebaut, müssen also nur noch angelenkt werden. Alles normaler Standartkram, der eben so anfällt. Die Bauanleitung ist eher Alibi, die Baustufenbilder eigentlich ebenso. Ich denke, wer so ein Schiff ausbaut, weiß, was er wie zu tun hat.

Zum Aufwärmen wollte ich die Flächen vervollständigen, es geht ja nur um zwei Servos, die Kabel zur Wurzelrippe, einen Stecker und zwei Anlenkungen. Aber der Teufel ist ein Eichhörnchen. Die geplanten Standartservos passten bei den Querrudern natürlich nicht in die Fläche. Also am Freitagnachmittag noch mal schnell etwas lesen, dann Flächenservos bestellen und warten...

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Mit Flächenservo passt es dann gut und ergibt eine kurze und spielfreie Anlenkung.

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So machte ich mich gleich an meine ganz große Angstaktion, nämlich dem Rumpf die Nase abzuschneiden und zwei Spanten für die Motorlagerung einzubauen. Davor hatte ich echt Schiss, weil es erstens etwas ziemlich endgültiges ist und zweitens hinterher schon alles ordentlich passen muss, wenn es alltagstauglich werden soll. Aber wie so oft im Leben werden solche Sachen viel einfacher, als gedacht. Das Abschneiden und Anpassen der Rumpfnase war sehr einfach und dauerte auch gar nicht so lange. Ich habe dabei auch keine großen Faxen gemacht. Um sowas wie Motorsturz oder Seitenzug habe ich mich nicht gekümmert. Das kann aus meiner Sicht beim Segler vernachlässigt werden. Der soll mit dem Antrieb nur Steigen, weiter nichts.

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Da mein Motor schon eine Wellenverlängerung mit vorderem Lager hatte, musste dafür in der Nase nur ein ganz einfacher Spant eingeklebt werden, der die Wellenverlängerung aufnimmt. Das ging fix.

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Die Gestaltung des eigentlichen Motorspants war schon spannender. Ich habe mir eine Balsaplatte aus der Restekiste genommen, provisorisch an den Motor geschraubt und dann Stück für Stück angepasst. Erst mit der Schere, dann mit dem Schleifklotz. Immer wieder einschieben, am Spinner die richtige Position kontrollieren und irgendwann nach einer Stunde für gut befinden. Dann konnte ich den richtigen Spant aus 6 mm Flugzeugsperrholz ausschneiden und endgültig anpassen. Unter dem Motor ist noch so viel Platz, dass dort auch die Schleppkupplung hin kann, was natürlich super ist. So hatte ich es mir vorgestellt. Aber ob es am Ende immer so passt, zeigt ja doch erst die Praxis. Na ja, was soll ich schreiben: Meine große Angstnummer dauerte schließlich einen gemütlichen Sonntag und ging weit besser über die Bühne, als ich dachte.

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Sowas macht natürlich Mut für den Rest, obwohl da auch keine echten Horrorszenarien warteten. Es ist ja eher so die Nummer, dass es am Ende vernünftig aussehen soll und natürlich zuverlässig funktionieren muss. Das ist bei der Modellgröße wohl klar, was aber nicht heißt, dass ich alles an Technik einbauen wollte, was geht. Da habe ich es eher mit den russischen Raketenbauern. Der Koroljow meinte, dass eine Konstruktion erst dann perfekt ist, wenn man nichts mehr weglassen kann. Aber dazu später mehr.

Was zum Motoreinbau vielleicht noch zu erwähnen wäre, ist meine Idee, etwas Kühlung für den Motor zu gewährleisten. Das ist ja so eine Nummer beim Segler, der nicht so richtig viele Möglichkeiten bietet, ohne dass es auffällt. Da ich einen Turbospinner dran habe, durch den Luft herein kann, habe ich den vorderen Lagerspant gut gelöchert. Gleiches wollte ich eigentlich auch mit dem Motorspant machen. Der ist jetzt aber nur mittig im Bereich der Motoröffnungen ausgeschnitten. So muss die Kühlluft direkt durch den Motor und hat gar keine Chance, sich andere Wege zu suchen. Wenn ich jetzt im SLW dafür sorge, dass der Luftstrom auch wieder entweichen kann, müsste das reichen, um zumindest dem Motor etwas Kühlung zu verschaffen. Der Regler ist gut überdimensioniert, dem passiert nichts. Weitere Bauteile gibt es nicht, die aktiv gekühlt werden müssten.

Stichwort Spinner: Ich hatte ein mordsteures Exemplar von Freudenthaler erworben, was qualitativ einen wirklich guten Eindruck machte. Aber die Propellerblätter passen nur in die Aufnahmen, wenn die Spinnerkappe noch nachgearbeitet wird. Schade. Das wirklich ärgerliche Problem war, dass die Form so gar nicht zur Rumpfnase passt. Das ist viel zu spitz... Warum wird dieser Spinner aber von anderen Leuten als "gut passend" beschrieben? Ich habe mir jetzt einen deutlich preiswerteren Spinner von Reisenauer besorgt, der sich tatsächlich relativ harmonisch in die Rumpflinie einfügt. Als ob ich so eine Ahnung schon hatte, habe ich den vorderen Lagerspant etwas zurück versetzt eingeklebt, sodass noch Platz zum Wegschleifen blieb. Der neue Spinner hat etwas mehr Durchmesser und der Rumpf muss dann natürlich angepasst werden. Es geht aber nur um eine Differenz von 2-3 mm, es ist also nicht wirklich dramatisch.

Das Einziehfahrwerk hat etwas Arbeit gemacht und ich brauchte mehrere Anläufe, bis alles an seinem Platz war. Es ist wahrscheinlich so`n Klassiker. Eigentlich ist der Ablauf klar, es liegt alles bereit und funktioniert dann doch nicht ganz so, wie geplant. Vor dem Ausschneiden der Rumpföffnung habe ich zweimal gemessen und tatsächlich auch die Anleitung bzw. Baustufenbilder bemüht, um die korrekten Maße für diese Operation zu bekommen. Doch am Ende war der Ausschnitt im vorderen Bereich den berühmten halben Zentimeter zu kurz. Zum Glück bin ich kein Perfektionist und an einigen Stellen durchaus kompromissbereit. Wenn ich die Klappen nicht zu voreilig mit dem falschen Maß angepasst hätte, wäre es auch gar kein Ding gewesen. So müssen jetzt halt zwei kleine Schlitze dafür sorgen, dass die Fahrwerksschenkel vorn nicht anschlagen. Zum Befestigen der Klappen hatte ich mir so neckische Offsetscharniere besorgt. Dass deren Einbau aber auch nicht ganz trivial ist, stellte ich erst fest, als die Klappen fest waren und nicht vernünftig öffneten und schlossen. Dremel sei Dank, jetzt passt das, aber der gute alte Fahrradschlauch hätte es bestimmt auch getan, mit weniger Stress und in jedem Fall auch billiger.

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Das Fahrwerksservo läuft etwas langsamer, was echt materialschonend ist. Ich hoffe jetzt nur noch, dass der ungefederte Einbau auf Dauer kein Problem darstellt. Ich denke ich kann landen. Aber wenn sich 11 kg aufs Fahrwerk setzen, wirken ja doch einige Kräfte. Ich vertraue mal auf die Erfahrungen anderer Piloten und meine eigenen Fertigkeiten.

Für das Seitenruderservo hatte ich auch so ein tolles Bauteil erworben, mit dem das Servo verschoben und damit die Seile bei Bedarf nachgespannt werden können. Das sollte eigentlich am Hauptspant befestigt werden. Leider steht das Rad dafür gut einen Zentimeter zu hoch, was echt schon wieder ätzend war. Ich habe zwei Stunden überlegt, drangehalten, gemessen, wieder gegrübelt und bin dann einen Kaffee trinken gegangen. Anschließend habe ich den Servoschlitten in die Schublade verfrachtet und mir einen einfachen kleinen Servohalter gebastelt, den ich am Spant verschrauben kann. Der lässt sich zwar nicht so spacig verstellen, passt aber und wird seinen Zweck erfüllen. Es macht manchmal eben doch keinen Sinn, ein Modell mit lauter tollen Sachen ausrüsten zu wollen. Die kosten nur viel Geld und bringen es am Ende leider auch manchmal nicht. Ja, blöd gelaufen!

Das Einkleben der beiden Spanten beendet den Fahrwerkseinbau und damit die Arbeiten in der Rumpfmitte. Nun galt es, am Ende vom Ganzen noch zwei Flossen beweglich zu installieren, um dem Modell auch mal die eine oder andere Richtung vorschlagen zu können. Das soll sich echt bewährt haben.

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Für das HR liegt eine Wippe aus gefrästen GfK-Teilen im Bausatz, die an sich ganz brauchbar wirkt. Warum aber nur ein Rohr und ein Stahldraht beiliegen, verstehe ich nicht. Denn diese allein nützen nichts, es sei denn, man lässt Rohr und Draht dauerhaft aus dem Seitenleitwerk gucken. Aber das kann es ja nun wirklich nicht sein, da ist der Transportschaden programmiert. Zumal die Bohrungen in der Wippe schon größer sind als die beiliegenden Halbzeuge. Da kommen also Röhrchen drüber, damit die Steckung des HR sauber gezogen werden kann, so wie sich das gehört. Das Servo in der SR-Flosse sorgt für eine kurze und spielfreie Anlenkung, was bei einem Pendelleitwerk wohl auch besser ist. Ich habe mir dafür extra einige M3-Kugelköpfe besorgt, um nicht von meinen spärlichen Restbeständen aus der Grabbelkiste leben zu müssen. Leider saßen diese Kugelköpfe so stramm, dass sich damit nie und nimmer ein präziser Nullpunkt des Höhenruders ergeben hätte, selbst mit einem kräftigen Servo. Es ist ja auch extrem nervig, wenn dieses dann ständig brummt. Ich war ganz ehrlich etwas ratlos, was hier die beste Abhilfe schaffen könnte und fragte daher im Forum nach. Der Hinweis, die Pfannen mit einer Zange etwas zu quetschen, war genau richtig. So wurden die Kugelköpfe ausreichend leichtgängig, ohne Spiel zu bekommen. Also noch einmal Danke für den guten Tipp!

Die ganze Mimik der HR-Anlenkung habe ich bestimmt 30 mal ein- und ausgebaut, bis alles so passte und funktionierte wie ich es wollte. Aber das muss es auch. Wenn nämlich der Abschlussspant in der Flosse sitzt, ist da kaum mehr dran zu kommen. Das gefällt mir zwar nicht, aber ich hoffe, dass die Installation langlebig ist.

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Neben dem Gefummel an der HR-Anlenkung habe ich immer mal wieder am Seitenruder gearbeitet, also die Ausschnitte für die drei Scharniere freigelegt. Das ging aber ganz fluffig von der Hand und ergibt am Ende eine schöne und spielfreie Lagerung des Ruders. Die Anlenkung erfolgt ganz klassisch und einfach über Seilzüge, wobei diese nur am Servo einstellbar sind. Aber das reicht auch vollkommen aus. Für das finale Einharzen des Abschlussspants brauchte ich zwei Anläufe, weil es im ersten Versuch etwas schief wurde und vor allem auch die Verklebung schlecht war. Ob es an der Verarbeitungstemperatur, dem Mischungsverhältnis oder sonst was lag, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Aber nach dem zweiten Durchgang saß das Seitenruder perfekt am Rumpf und ist spielfrei angelenkt.

Damit ging es im Rumpf wieder ganz nach vorn, um den Antrieb nebst Regler und SPS sowie den Akku entsprechend zu lagern. Gleiches passierte noch mit dem Empfänger und dem GPS-Modul, womit meine Ausrüstung auch schon vollständig sein sollte/ist.

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Das Klettband auf dem Akku trägt das Angstblei für den Erstflug, ich habe es später wieder entfernt.

Okay, da waren noch die Leitungen zum Flächenanschluss zu basteln, der Haubenrahmen zu zersägen und mit etwas Farbe zu behandeln, die Verriegelung der Haube zu bauen, die Haube selbst anzupassen und aufzukleben, der Haubenrand zu lackieren...na ja, es ist voll-GfK, also eigentlich fertig und trotzdem bleibt noch so viel an Arbeiten übrig, dass ein Wochenende einfach mal vorbei geht ohne das viel passiert ist. In dieser Phase habe ich die "15" zum zweiten Mal draußen aufgebaut, um zu prüfen, ob alles ohne Probleme passt und die Funktionen im aufgebauten Zustand einwandfrei sind. Inzwischen kam auch der Dekorbogen von Andys Folienwelt an. Da lagen doch recht große Stücke mit geplotteten Folien im Wohnzimmer, die dann möglichst präzise aufs Modell sollten. Ich will es gleich vorweg nehmen: Ich habe natürlich Lehrgeld bezahlt, weil ich die ersten größeren Stücke Transferfolie nicht flach genug abgezogen hatte.

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Das Ergebnis waren schöne viele Blasen, die ich nachträglich alle einzeln anstechen und platt machen musste. Zum Glück ist dies an der Unterseite der Flächen passiert, hier fällt es nicht so auf. Der Rest ging dann ganz gut von der Hand. Es zeigte sich aber auch, dass der Dekorbogen nicht perfekt passte, zumindest nicht so, wie es der Entwurf darstellte. Ich finde das jetzt nicht dramatisch, aber hier sieht man eben mal wieder den Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Aber das Thema des Dekorbogens ist perfekt umgesetzt worden und die Qualität insgesamt okay. Ich bin zufrieden!

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Kurz vor Ostern 2021 gab es hier bei uns nicht viele schöne Tage, die Wetter für einen Erstflug versprachen. Beim ersten Versuch wollte ich eigentlich das Modell nur mal komplett draußen aufbauen, ein paar Fotos machen und den Antrieb testen. Der Erstflug wäre okay gewesen, wenn alles perfekt gelaufen wäre, ist es aber nicht. Der Antrieb vereitelte mit starken Drehzahlschwankungen einen Startversuch und ließ mich mit langem Gesicht zurück. Meine Idee, dass der Propeller doch etwas groß ein könnte, bestätigte sich nicht, auch wenn ein etwas kleinerer Löffel eine Besserung brachte.

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Stolz ist er...

Der Erstflug zwei Tage später zeigte dann, dass der Antrieb noch immer nicht gut lief. Aber die 15 erhob sich in die Luft und flog ganz anständig. Ich habe dann schrittweise gut 200 g Trimmblei entnommen, was sich in deutlich besseren Flugleistungen niederschlug. Aber ich musste die Tests abbrechen und mich um den blöden Antrieb kümmern. Ich habe den Regler hoch und runter programmiert, um mich dann aber mit der Erkenntnis anzufreunden, dass der Regler (ein ICE 120A) schlicht nicht mit dem Hacker A50 wollte. Ich dachte, wir wären inzwischen so weit, dass ein normaler Regler mit einem normalen Außenläufer klarkommt. Es sind ja nun beides keine Exoten. Aber nö...

Jetzt wurde ein Flyfun-Regler dienstverpflichtet, ohne zu wissen, ob dies denn den Durchbruch bringen würde. Ich habe mich schlicht auf den Händler verlassen, wenn auch mit der Absicht, den Regler umgehend zurück zu schicken, wenn auch er nicht zuverlässig funktioniert. Macht er aber...

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Die ersten Flüge zeigten mir, dass die ASW 15 ein großartiges Flugbild hat, sich recht gutmütig verhält aber für mich auch schon eine andere Liga ist, was die Größe angeht. Das Gewicht schiebt ordentlich und lässt das Modell im Landeanflug weiter gleiten, als bisher gewohnt. Die Größe ist natürlich auch trügerisch, denn das Modell ist viel weiter weg, als es die Optik erscheinen lässt. Klar, das ist alles Gewohnheitssache, aber die muss eben erst einmal im Gehirn gespeichert werden. Bis dahin heißt es wach sein und sich nicht auf die üblichen Abläufe zu verlassen.

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Das üble Wetter über die Osterfeiertage habe ich genutzt, um den inzwischen eingetroffenen neuen Regler zu installieren. Das ging recht kurz und schmerzlos und der umgehend durchgeführte Test hinter der Werkstatt offenbarte einen tadellos laufenden Motor. Die Messungen bestätigten die vorhergesagten Werte mit dem vorgesehenen Propeller (14x10). Es fließt ein Strom von gut 70 A und die Leistung liegt damit bei rund 1500 W. Das ist alles im grünen Bereich. Wer meint, damit könnte man keine 11 kg Lebendgewicht in die Luft bringen...kann man ganz gut. Klar, etwas mehr Power schadet grundsätzlich nicht. Aber alles in der Fliegerei bleibt ein Kompromiss. Wenn ich mit der Propellergröße mehr Leistung will, geht das nur über mehr Drehzahl. Die Latte ist aber so schon deutlich zu hören, mehr muss da echt nicht sein. Ein größerer Durchmesser fällt aus, weil das Modell dann auf eigenem Fahrwerk nicht mehr bodenstartfähig ist. Außerdem passt der Schwerpunkt mit dem 5000er 6s Akku jetzt perfekt. Wenn das Cockpit nur ansatzweise ausgebaut ist, verschwinden auch die letzten 250 g Blei aus dem Rumpf. Da bleibt also kaum Spielraum für großartig andere Antriebskonzepte. Ganz ehrlich, es gibt schlimmere Sachen, als einen Segler, der erst nach 50 Metern Anlauf abhebt...

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Die Formen sehen echt gut aus.

So ging es dann bei deutlich besseren Bedingungen raus auf den Platz, um mich weiter mit der 15 vertraut zu machen. Dass die Technik jetzt fehlerfrei funktioniert beruhigt den Puls schon mal erheblich. Keine Zuschauer zu haben ist ebenso entspannend.

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Hallo, ist da wer?

Die eigentliche Herausforderung ist ja nicht das Fliegen an sich. Da zeigt sich die ASW 15 recht harmlos und berechenbar. Die Ruder wirken nicht brutal, eher schön gemächlich. Das passt aber zum Charakter des Modells. Der Antrieb zeigt im Steigflug, dass die Leistung begrenzt ist. Ich muss deutlich drücken, um den Steigwinkel zu kontrollieren. Geht es zu steil, ist die Fahrt schnell raus und die 15 kippt über eine Fläche ab, um Fahrt aufzuholen. Das ist aber alles gut kontrollierbar und letztlich reine Gewohnheitssache. Laut GPS-Modul gleitet das Modell mit 50-70 km/h dahin, ist also recht gemächlich unterwegs. Wird es schneller, wird das auch akustisch angezeigt. Die ersten Akkuladungen habe ich mangels Thermik einfach abgeglitten, um Landungen zu üben. Das ist für mich noch immer die wichtigste Flugfigur und auf die lege ich daher auch besonderen Wert. Das heißt, eine Landung sollte nicht passieren, sondern vernünftig gesteuert werden. Die Größe unseres Platzes macht es durchaus einfach, dabei ganz entspannt zu bleiben. Aber zufrieden bin ich eben auch erst, wenn der Segler wirklich längs zur Bahn ausrollt und im besten Falle vor mit stehen bleibt. Mehr als 30 Meter zu laufen gilt schon als lästerwürdig und wird bisweilen mit entsprechenden Kommentaren untermalt. Aber ja, wir brauchen ja auch etwas Spaß, das verbindet.

Was mich bei den ersten Flügen ohne jeden Thermikeinfluss beeindruckte, war die Tatsache, dass es doch an einigen Stellen möglich war, die Höhe über einen längeren Zeitraum zumindest zu halten. Das lässt mich für die warmen Tage hoffen, nicht zu oft geschleppt werden zu müssen oder eben den Motor zu nutzen.

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Noch schnell die Brille putzen, kurze Absprache und los zum ersten Schlepp.

Noch gespannter war ich auf den ersten F-Schlepp, da der Schlepper mit einem 70er Boxer auch nicht gerade übermotorisiert ist, zumindest nicht bei einem 11 kg Segler hinten dran.

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Klar, ich war überzeugt davon, dass das gehen wird. Aber auch hier gilt es wieder, sich an die neuen Dimensionen zu gewöhnen und das Zotteln entsprechend anzupassen. Das haben wir dann nach einigen Schlepps auch gut hinbekommen. Es geht halt etwas flacher und wir müssen eben sauber steuern und nicht irgendwie nach oben zerren. Da mein Schlepppilot und ich aber schon jahrelang ein Team sind, brauchte es nicht zu viele Versuche, bis wirkliche Sicherheit zu verzeichnen war. Ja, was soll ich dazu noch viel schreiben? Zotteln macht immer wieder irre Spaß und ist für mich so die Krönung beim gemeinsamen Fliegen.

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Die 15 ist für mich schnell zu einem sehr vertrauten Modell geworden. Sie braucht für ihre Größe erstaunlich wenig Platz im Auto, ist schnell einsatzbereit und durch den Antrieb komplett unabhängig. Das hat schon was.

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Ich bin voll zufrieden mit dem Projekt und habe nicht das Gefühl, ein falsches Modell gebaut zu haben. Der Bausatz von Airworld ist qualitativ okay und die Flugeigenschaften lassen Entspannung aufkommen, wenn man sich an die Größe gewöhnt hat. Ich bereue es nicht, mich auf das "Abenteuer Großmodell" eingelassen zu haben. Ich bin fliegerisch auf jeden Fall wieder einen großen Schritt weiter und kann auf einen gewachsenen Erfahrungsschatz blicken. Diesen Stolz genieße ich, den kann mir nämlich niemand nehmen.

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In diesem Sinne kann ich nur dazu ermuntern, sich an Projekte zu trauen, die sich vielleicht völlig utopisch anfühlen. Wenn man nicht unter totaler Selbstüberschätzung leidet, ist der Erfolg ein schöner Lohn.
 
Danke für den schönen Bericht. Ich wünsche Dir schöne Flüge mit der Fuffzehn.

Tschüß
Knut
 
Hallo Mirko, ein wirklich schöner Bericht. Wünsche dir und deiner 15ner viel schöne Stunden in der Luft

Gruß Walter
 
Danke für eure Rückmeldungen. Es freut mich, wenn der Bericht lesenswert ist.
Ich bin inzwischen wirklich schon sehr vertraut mit dem Modell, hätte nicht gedacht, dass so große Kisten so unkompliziert sein können.
 
Guter Bericht 👍, ich kämpfe mit meiner geraden mit den selben Themen.:rolleyes: Habe leider mein Fahrwerk zu weit hinten, und muss auch umbauen weil sie dauernd auf die Nase geht. Bin jetzt ein paar mal mit einem Startwagen gestartet, für den Einstieg in die Grossseglerei ist ASW auch aus meiner Sicht zu empfehlen.
Wünsch Dir noch schöne Flugstunden
 
Sehr schöner Bericht, hat Spaß gemacht zu lesen 👍 vor allem mal ein authentischer Bericht wo nicht jedes extra-spezial-und-nur-für-mich-geklöppelte Teil sofort passt. Genau diese Erfahrungen habe ich in über 40 Jahren Modellbau auch gemacht. Habe mich beim Lesen von Testberichten schon oft gefragt warum bei den „Anderen“ immer alles passt und das die schlichtweg superoptimale Kombination ist🤔. Insofern ist so ein ehrlicher Bericht einfach eine Bereicherung und spiegelt die Realität wieder. Danke dafür und viele schöne Flüge mit Deiner schönen 15! Viele Grüße Detlef
 
Top Bericht, vielen Dank dafür! Ein Freund von mit sagt je größer desto einfacher zu fliegen. Viel Spaß mit der 15!
 
Na Mirko,
geht doch ganz gut mit dem großen Segler und den nächsten machen wir gemeinsam - Lom 58 II Libelle laminar .......
Ich wünsch Dir immer gute Flüge und vor allem immer eine gute Landung !!!!!
 
Hallo Mirko,
wirklich ein sehr schöner Bericht. Mir gefällt auch die realistische Schilderung sehr gut. So erlebe ich das auch oft in der Werkstatt. Zur Zeit versuche ich mich im Flächenbau in Styro Abachi. So eine 15 wäre ein schönes Projekt dafür. Der nächste Winter kommt bestimmt. Ich glaube Du hast mich da auf eine gute Idee gebracht. Danke dafür und.. ich freue mich auf Dein nächstes Projekt.
Gruß Carsten
 
Moin Mirko,
sehr schöner Baubericht, und super gebaut. Die GFK-Segler sind zwar nicht so ganz meine Baustelle, aber die "15" hat noch richtig Charakter. Tolles Flugbild!
Wünsche Dir viel Spaß mit dem Flieger 😀
 
Danke für die Rückmeldungen.
Die 15 ist mein erster Voll-GFK Segler, weil ich auch eher Holz bevorzuge. Ich muss aber mal klar anmerken, dass mich sehr teuer bezahlte Holzbausätze deutscher Produzenten echt enttäuscht haben. Das hat mich durchaus dazu ermutigt, es mal mit komplettem Kunststoff zu versuchen. Hätte natürlich auch in die Hose gehen können. Ist aber in der vorliegenden Form für mich völlig okay.
Der nächste große Segler wird aber schon wieder ein Mischwesen aus GFK-Rumpf und selbst gebauter Rippenfläche werden. Es geht also wieder zurück zum Holz.
Die 15 hat mir aber 2 Dinge deutlich gezeigt: Jeder Werkstoff hat seine Vorzüge und Reize und es macht durchaus Sinn, mal über den Tellerrand zu kieken. Und zweitens ist es meiner Meinung nach erstaunlich, wie viel Arbeit letztlich in einem Segler steckt. Das kann in Gänze nur einschätzen, wer mal das komplette Programm mit Formenbau und dem ganzen Kram durchgezogen hat. Die meiste Arbeit ist ja für mich als Käufer eines solchen Bausatzes schon erledigt. Und trotzdem bleibt, je nach Anspruch, noch genug Arbeit übrig, an der man sich austoben kann.
Das rückt dann auch manchen aufgerufenen Preis in eine andere Relation.

Gruß Mirko
 
Hi Mirko,

toller Flieger und toller Bericht.
Danke dafür.

Ich wünsch die viele schöne Flüge und geglückte Landungen mit dem Teil.
 
Weil die Anfrage kam und es vielleicht irgendwann doch noch jemanden interessieren könnte:
Ich fliege jetzt mit einem Schwerpunkt von 102 mm, wobei das HR an der Rumpfanformung ausgerichtet ist. Die EWD habe ich nicht gemessen, wird schon passen...

Gruß Mirko
 
Ich habe gerade gesehen, dass es ziemlich auf den Punkt 2 Jahre her ist, als ich den Artikel geschrieben habe. Und die 15 zählt noch immer zu meinen Lieblingsmodellen, auch wenn die Größe schon etwas mehr Umsicht erfordert, als ein kleiner Elektrosegler.
Ich denke, du wirst genauso Spaß haben und das tolle Flugbild genießen können.

Ich habe gerade meinen zweiten Großsegler bestellt, eine B4 von Fliegerland. Das wird sicher auch ein schönes Modell mit Spaßpotential.

Gruß Mirko
 
Hallo Mirko,

ich wärme deinen ASW15 Thread ein wenig auf ... und habe da noch ein paar Fragen.

  • Deine Störklappen-Transplantation war recht aufschlussreich, hast du die entfernten SK dann noch untersucht, hast du herausgefunden, was die Blockaden verursacht hat? Lässt sich noch ermitteln, von welchem Hersteller die waren? Hat es seitens Airworld noch irgendwelche Reaktionen dazu gegeben?

  • Welches EZFW hast du verbaut? Gibt es dazu Alternativen (FES-EZFW), die passen?

  • Welches Gewicht hat deine? Kannst du auch den Tragflächeninhalt verraten?

  • Der 6S Antrieb mit der 14x10 ist m.E. etwas zu unterdimensioniert - wieviel Bodenfreiheit hast du mit diesem Prop?
Danke im Voraus :-)
 
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