Baubericht Eigenbaufläche aus gedruckter Form

Hallo zusammen,
ich versuche mich mal an einem Baubericht. Bauen möchte eine Fläche mit Synergie II aus einer 3D gedruckten Negativform. Ich hatte bei einem Freund mitgeholfen, eine Fläche in ähnlicher Bauweise zu bauen, sonst habe ich aber kaum Erfahrung im Eigenbau aus Faserverbund. Falls euch also irgend etwas auffällt, was man besser machen kann, freue ich mich sehr über Anmerkungen.

Erstmal musste der Flügel im CAD entstehen. Davon habe ich dann ein Negativ abgezogen und in einzelne Segmente gestückelt. Mein Drucker hat schließlich leider kein Druckvolumen von 10x20x160cm.
CAD Flügel perspektivisch.jpg
CAD Form links unten.jpg

Die Segmente habe ich stehend gedruckt, da ich durch die Ebenen sonst deutliche Stufen in der Oberfläche hätte. Gedruckt habe ich mit 2 Perimeter und 20% Infill bei 0,45mm Linienbreite und 0,2mm Layerhight. Das Infill in Slic3r nennt sich Cubic. Mein Freund hatte mit 16% Infill gedruckt. Das hat zwar funktioniert, erschien uns aber sehr an der Grenze. Daher bin ich da etwas höher gegangen.

Leider war ich bei der Druckgeschwindigkeit auf 30mm/s begrenzt, da ich sonst Probleme mit Ghosting bekomme und ich dadurch etwas Angst um die Formtreue vor allem an der Nasenleiste hatte. Pro Segment war mein Drucker ca. 12h beschäftigt. Bei 20 Segmenten hat das ne Weile gedauert. An PLA sind in die Form ca. 2,5kg rein gegangen.

Da die Segmente zusammengeklebt nicht gerade bleiben würden, kommt dahinter noch ein Holzbrett. Die Bretter sind mit Klarlack eingestrichen, dass sie sich nicht mehr wegen Feutigkeit verziehen.

Hier ist noch nichts geklebt. Ich wollte erstmal sehen, ob die Segment sich überhaupt ordentlich ausrichten lassen:
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Zu erst habe ich die Oberseite geklebt. Ein paar Segment waren etwas gewölbt, daher die Schraubzwingen:
IMG_20200605_201322927.jpg
Danach habe ich an der Oberseite die Unterseite ausgerichtet und verklebt:
IMG_20200606_191738551_HDR.jpg
IMG_20200606_191823432_HDR.jpg
Leider hatte ich dabei auch die beiden Hälften auch etwas zusammengeklebt. Glücklicher Weise ließen sich die Hälften aber ohne Schaden trennen:
IMG_20200607_134838306.jpg
So sieht das dann aus. Auf dem Foto hatte ich schon etwas mit dem Schleifen angefangen:
IMG_20200607_134810643.jpg
Zu erst müssen die ganzen Rillen von den Ebenen raus. Da kann man auch gerne mit 80er ran. Ich empfehle dringend nass zu schleifen. Bis 300er geht es noch trocken, aber darüber setzt sich zu schnell das Schleifpapier zu. Es bilden sich aus dem Schleifstaub auch gerne Wülste, auf denen man mit dem Schleifpapier abrollt. Aus Faulheit werde ich versuchen, einen Großteil maschinell zu schleifen. Da ich mich bei nass und maschinell aber nicht sehr wohl fühle, werde ich mal die Schleifpaste von Rot-Weiss auf Schaumpads mit einem Exzenterschleifer ausprobieren. Angegeben ist die Paste mit einer 600er Körnung. Bis dahin werde ich also trocken oder per Hand schleifen. Die Nasenleiste mache ich komplett per Hand.

Soweit zum aktuellen Stand der Dinge.

Da ich keine Fräse habe, kann ich keine Kerne fräsen. Ich habe also vor, den Flügel als Sandwich-Schale zu bauen. Als Belegung hatte ich mir 40gr Carboweave – ca. 1mm Kern (ich weiß noch nicht was) – 25gr Glass überlegt. Damit habe ich aber noch gar keine Erfahrung und würde mich sehr über Input freuen.

Falls ich nennenswerte Fortschritte mache, werde ich davon berichten.

LG Patrik
 

Yoshio

User
Hallo Patrik,

tolles Projekt welches ich auf jeden Fall weiter verfolgen werde! Bitte unbedingt weiter berichten!
Für Dich leider zu spät aber für etwaige "Nachbauer". Die Idee die beiden Formen (Ober- und Unterseite) aneinander auszurichten finde ich sehr gut. Um hier ein Verkleben, wie bei Dir leider passiert, zu vermeiden, kann man ev. Backpapier od. Frischhaltefolie dazwischen legen. Die Dicke ist vernachlässigbar, sollte aber ein Verkleben der beiden Formen zuverlässig vermeiden.

Viel Erfolg,

Johannes
 
Hallo Johannes,
Dankeschön. Das Backpapier ist eine gute Idee. Wenn ich nochmal so eine Form baue, werde ich das sicher so machen.

Noch mal kurz zum Ausrichten. Zum späteren zentrieren der Hälften, kommen Passdübel in die Form. Dafür sind die Löcher in der Form. Damit das alles auch passt, habe ich die Segmente erstmal trocken auf die schon geklebte Häfte gelegt und mit Sekundenkleber angepunktet. So hauen mir die Segmente beim Verkleben nicht ab.

So siehts im Moment aus:
IMG_20200609_190653625[1].jpg

Die schwarzen Schlieren kommen von einem Kontrollpulver. Das Zeug ist zwar beim Nassschleifen eine ziemliche Sauerei, man schleift aber nicht ausversehen zu viel weg, weil man unter dem Wasser oder Schleifstaub die Kratzer nicht sieht.

LG Patrik
 
Hallo Zusammen,
ich wollte mal ein Update geben. In der Zwischenzeit ist ein bisschen was passiert. Auch wenn in Ansicht der Zeitspanne mehr hätte passiert sein können. Wie auch immer...
Die Form ist mittlerweile so gut wie fertig poliert. Eigentlich war mein Plan, bis zur 600er Körnung per Hand zu schleifen und danach Schleif und Polierpasten zu benutzen. Dies hat aber leider nicht so gut funktioniert, da die Schleifkörper in der Paste sich viel zu schnell abgenutzt haben. Das kann aber auch die Schuld vom PLA sein. Ich habe dann also mit Schleifpapier weiter geschliffen. Bei der Unterseite hatte die Form mal dünn mit Harz überzogen, um so nicht die Rillen vom Drucken komplett rausschleifen zu müssen. Das hat auch ziemlich gut funktioniert. Das nächste Mal werde ich wahrscheinlich direkt die Form mit Formharz überziehen.
Aktuell sieht die Form so aus:
IMG_20201023_223347152[1].jpg

Um zu schauen, wie die Oberfläche dann aufm einem Modell aussieht, auch wegen den leichten Wellen, die man auf dem Foto noch sehen kann, etwas Gewebe in die Form geschmissen. Das Ergebnis sah dann so aus:
IMG_20201025_134744284[1].jpg
Diese Ringe mit gleichmäßiger Helligkeit um das List kommen von der Lampe. Dieser "Strich" ist aber auf der Platte und kommt von den Klebefugen der einzelnen Segmente. Die Segmente der Form hatte ich mit Harz zusammen geklebt und Harz lässt sich anscheinend deutlich besser schleifen und polieren, als PLA. Diesen Strich sieht man, da die Platte an dieser Stelle deutlich spiegelnder ist und nicht so Matt wie daneben. Unter anderem deshalb würde ich das nächste Mal die Form auch schon am Anfang mit Harz einstreichen.
Die Wellen in der Form sind auf dieser kleinen Platte nicht wirklich sichtbar. Ich bin mal gespannt, wie es dann auf dem fertigen Flügel aussehen wird.

Mittlerweile ist auch das Material für den Flügel bestellt und größtenteils geliefert. Entschieden habe ich mit für eine Schale mit 40g Carboweave außen, Neocore 50 in 0,8mm als Stützstoff und 25g Glas innen. Eventuell kommt in die D-Box innen auch das Carboweave, aber da bin ich noch nicht festgelegt. Als Holmgurte nutze ich IMS Rovings und als Holmsteg kommt 4mm Balsa mit 25g Glas auf 45° zum Einsatz.

Den Holmsteg habe ich dieses Wochenende zum Anlass genommen, meine Vakuumpumpe auszuprobieren:
IMG_20201107_154748629[1].jpg
IMG_20201107_154703113[1].jpg

Und so sah dann das Ergebnis aus:
IMG_20201108_154137136[1].jpg
Das ist jetzt nichts besonderes, aber es ist mein ersts komplett eigenes Teil aus einem Vakuumsack.
Das Brett hat 80cm*5cm und wiegt 57,5g. Rechnerisch mit dem gemessenen Gewicht vom Balsabrett und dem Laminatgewicht aus dem R&G Laminatrechner sollte ich bei ca. 50g liegen. Da ich das Balsa mit Harz eingestrichen habe und dann trocken das Gewebe drauf gelegt, vermute ich, dass die Differenz als Harz im Balsa hängt. Da dies aber im Flügel nur ein Mehrgewicht von 1-2g bedeutet, werde ich es dabei belassen.

Falls ihr Fragen oder Anregungen habt, bitte immer her damit.
LG Patrik
 
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