Baubericht einer IOM
Michael Scharmer
Erstveröffentlichung 25.01.2006
Michael Scharmer
Erstveröffentlichung 25.01.2006
© koku
In diesem Bericht will ich versuchen, den Bau meiner Billig-und-Primitiv-IOM mit meiner Billig-Kamera zu dokumentieren. Der Weg, den ich hier zeigen will, ist im Prinzip der gleiche Weg, der auch zu meinen letzten IOMs und M-Booten geführt hat.
Das geplante Boot ist eine Weiterentwicklung der Boote, die ich 2004 (Spanien) und 2005 (Australien) gesegelt habe. Es ist keine grundlegende Neuentwicklung, sondern nur der Versuch, die Schwächen der Vorläufer zu vermeiden, ohne dabei deren Vorzüge zu opfern.
Die Rümpfe werden mit Hilfe eines 3-D-Programms erstellt, die Plankendicke wird abgezogen und von der Offsetfläche werden dann alle 49mm Spanten erzeugt. In ACAD werden die Spanten soweit aufgefächert, wie Überschneidungen an einzelnen Spanten vorhanden sind, entsprechende Spiegelungen über die Mittschiffslinie gemacht und schließlich ganz einfach auf Papier ausgedruckt.


Die Mallen und die Dreiecke werden einfach an der Unterkante mit Ponal auf das Brett geklebt, da sind keine Leisten oder Ähnliches nötig.
Die Planken werden aus 2,5mm Balsabrettchen geschnitten. Die unterste Leiste ist aus Nadelholz, es folgen die Balsaleisten.
Bei den meisten meiner Boote, die ich im letzten Jahr gebaut habe, habe ich das, was ich im Moment baue, als Positivmodell gebaut, besondere Ansprüche an Optik und Oberfläche wurden dabei nicht gestellt. Nach dem fertigen Aufplanken wurde gehobelt und geschliffen, einmal Epoxi von innen und außen, von außen noch mal geschliffen, wieder Epoxi drauf, Wachs drauf und darauf das Laminat, meistens 2x160g und einmal 80g. Etwa eine Stunde nach dem Laminieren wurde gleich mit Microbubbles (das sind die roten) angedicktes Epoxi aufgespachtelt. Am nächsten Tag konnte geschliffen werden. Dann wurde entformt und der Rumpf war fertig. Da ich aber von den Positivformen immer nur einen Rumpf abgezogen habe (es fielen mir eigentlich beim Segeln immer neue Verbesserungen ein. So kam es, dass ich etwa fünf Positivmodelle gebaut habe) versuche ich jetzt den direkten Weg und baue einen Sandwichkern. Der wird geschliffen und erhält innen und außen eine Lage 80g Glasgewebe, das erspart mir den Bau der Positivform. Aus diesem Grund soll das Teil klar lackiert werden. Deshalb auch die etwas aufwendigere, aber (hoffentlich) besser aussehenden Leisten ohne tote Enden, die man sonst bei unverjüngten Leisten bekommt.
Zurück zum Wesentlichen, zum Bau.

Am Steven sind viele Stecknadeln erforderlich, da die Planken dahin ganz erheblich verdrehen.

Kleiner Tipp am Rande: Im Kiel lege ich etwas schmalere Leisten ein. Die werden auf der Innenseite, an der sie miteinander verklebt werden, mit einem schwarzem Edding markiert. So kann man nachher innen und außen relativ problemlos die Mitte feststellen.
Anfangs wurde mit 60er Papier diagonal geschliffen, um die Kanten raus und die Spantkontur rein zu bekommen. Zum Abschluss musste noch mal längs geschliffen werden, um die Riefen zu beseitigen, danach mit 100er und 150er, um die Oberfläche zu glätten. Dann einmal die Oberfläche anfeuchten. Dadurch richten sich die kleinen Spänchen auf und nach dem Abtrocknen können die Emporkömmlinge mit 240er abgeschliffen werden. Aus optischen Gründen wird das Balsa mit Tönung etwas dunkler gemacht.


Gestern Abend wurde laminiert, zwei Stunden später noch mal übergepinselt. Dann eine Folie drauf (habe ich so noch nie gemacht, schau’n wir mal, was daraus geworden ist).
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Der Innenausbau kann beginnen.


Es ist festgestellt worden, dass die Löcher im Vorschiff für die Fockbaumaufhängung den jetzigen Klassenvorschriften entsprechen. Um zu zeigen, wie es gebaut wird, baue ich das auch bei diesem Boot ein.


Die Teile sind aus Sperrholz gefertigt und werden nach einem Modell ausgerichtet eingeklebt. In den Rumpf sind Löcher gebohrt worden, in die als Zentrierung ein Drahtstift eingeklebt ist.

Die Löcher im Rumpf werden später mit einem Senker vergrößert, Stropp durch, Knoten rein, Spachtel drauf und fertig.
Heute Abend wird das Cockpit einklebt. Vorher mussten noch die Innereien gebaut werden.


Das Deck ist aus zwei Hälften geschnitten und aufgeklebt worden. Ein von unten auflaminiertes 80g Glasgewebe kommt aus den Ecken hoch, um damit auf jeden Fall eine sichere Verbindung mit dem Rand zu bekommen.
Im nächsten Schritt wird das alles bearbeitet und auf das Deck wird ein Laminat aufgelegt.
Schön ist es, wenn man die beiden Deckshälften vertauscht und dann feststellt, dass sie auch so bis auf wenige Zehntel mm genau passen. Das zeigt, dass der Rumpf im Moment noch symmetrisch ist.

Inzwischen ist alles abgebaut oder abgeschnitten worden was nicht dazu gehört und gleich mal auf die Waage: 550g.


Was ich schon in der Lehre nicht gemocht habe ist nun fällig: schleifen, beschichten und noch mal schleifen.
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Der Bugfender
Für das Boot reicht auch Sikaflex. Vorne habe ich die Stevenkanten seitlich abgeklebt, anschließend Sika drauf, dann Tesaband drauf, Platten seitlich drauf, Wäscheklammern drauf, warten. Leider sind die Fotos von dieser Aktion nicht zu gebrauchen.
Am nächsten Tag kann man das Sikaflex mit 60er Schleifpapier in Form bringen.

Mit feinerem Schleifpapier kann man eine glatte Oberfläche erzielen..
Da der Gummisteven die Länge macht, am besten das Boot auf eine (gerade) Kante legen, einen Stab in den Kielkasten stecken, vorne und hinten den zu erwartenden Tiefgang abmessen, die Länge mit einem Winkel am Tisch anzeichnen, einen Meter abmessen und dann vorne mit einem Winkel die Länge anzeichnen.


Damit kann auch der Kieltiefgang ermessen werden (ist unbedingt erforderlich für Leute, die keinen Zugang zu einem Vermessungstank haben).
Da im Moment außer schleifen, malen, schleifen und malen nicht viel zu berichten ist, hier eine Kurzzusammenfassung vom Riggbau. Da ich dem guten Dieter alle Riggs mitgegeben habe, sind drei Riggs gleichzeitig zu bauen.


In eine Holzleiste werden nach Vorgabe Nägel eingeschlagen (die Kurve ist durch eine FEM-Rechnung entstanden). Drei Leisten habe ich mit Ponal und vielen Wäscheklammern zusammengeleimt.

Die Bäume sind inzwischen hohl geworden. Sie bestehen aus 0,8mm Sperrholz und 3x2mm Leisten. Daher sind sie 4g leichter als die Massivbäume. Der Fockbaum ist vorne so lang, wie die Schiffslänge es zulässt.

Vorne wird das Blei eingeklebt und, falls notwendig, auch noch von außen. Der Vorteil gegenüber den herkömmlichen Bulbs ist, dass man hiermit bei Kollisionen nicht am Gegner hängen bleibt.
![]() | Wie zu erkennen ist, sind alle Masten vorgebogen und von der gleichen Form. Sie müssen allerdings noch geschliffen und lackiert werden. |
![]() | Dazu kommt dann noch so ein bisschen Krimskrams für den Lümmelbeschlag und die Schothornbefestigung. |

Diese Bronzelager kann man bei Conrad in Raisdorf kaufen. Sie kosten etwa 1 Euro und passen in ein 10er Rohr. Als Achse nehme ich ein 4mm Messingdraht. Das wird hinreichend spielfrei.


Oben im Cockpit kann die Kante stehen bleiben, im Rumpf feile ich die Kante ab. Das Ruder soll auf jeden Fall am Rumpf spaltfrei sein, auch dann, wenn das Ruder etwa 10° gelegt wird. In der Regel geht das nur, wenn der Ruderschaft senkrecht durch den Rumpf läuft. Bei einem Heckauslauf von 11° würde das bedeuten, dass der Schaft auch 11° aus der Vertikalen steht. Beim Ruderlegen ist das dann ganz schlecht. Es ergibt sich mehr oder weniger ein Höhenruder - buddel, buddel, buddel.
Der Rumpf ist im Heckbereich aus diesem Grund an der Mittschiffslinie im Rechner etwas aufgekantet worden (habe ich schon letztes Jahr gemacht).


Um den Ruderkoker, sprich die Ruderlager, auszurichten, wird eine Achse mit drei Blättern versehen, deren Spitzen alle auf einer Fläche liegen, die senkrecht zur Achse ist. Diese Punkte sind von der Achse entsprechend der Ruderlänge oben entfernt. Ein Blatt ist auf MS, die anderen beiden etwa 35° verdreht. Das entspricht dem maximalen Ruderwinkel, der gefahren wird. Nach diesem Modell wird bei der unteren Buchse der Rand abgefeilt, bis die Spitzen des Modells am Rumpf anliegen.

Diese Haken werden als Vorstagbeschlag benutzt, indem sie durch Löcher gesteckt und hinten umgebogen werden.


Um die Mitte festzustellen, wird der Mast auf eine ebene Fläche gelegt (bei mir ist das ein Spiegel) und mit dem Bleistift parallel zur Fläche markiert, dann wird der Mast umgedreht und im gleichen Abstand von der anderen Seite markiert. Die Bohrungen für die Wanten, Salinge, etc. bohre ich von beiden Seiten. Um die gleiche Höhe zu bekommen, klebe ich einfach ein breites Tesaband um den Mast. Wenn die eine Kante nach dem Umrunden die andere trifft, ist das Tape rechtwinklig zum Mast. Es darf gebohrt werden.
Ich habe das Boot am Wochenende lackiert und wenn man das Ergebnis sieht, weiß man, weshalb ich normalerweise nicht lackiere, sondern einfach beschichte, schleife und poliere.

Das ist sozusagen voll in die Hose gegangen. Es war ein 2-K-Lack und der Härter war schon reichlich zäh. Die Probleme zeigten sich bereits beim Lackieren und das Resultat ist wirklich so schlecht, dass ich erst mal den Lack aushärten lasse, abschleife und es dann mit neuem Härter erneut probieren werde.
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Der Bau der Riggs.

Noch was nebenbei: In der Regel bekommt man beim Kauf eines Servos -zig verschiedene Hebel und Scheiben beigelegt. Die Hebelarme kann man sehr gut als Klemmschieber benutzen. Sie haben normalerweise 1,5mm Löcher und halten die Schot ohne Probleme. Mit dem Seitenschneider einfach abschneiden.
Im Gegensatz zum letzten Jahr fahre ich dieses Jahr nicht mehr Kevlarwanten sondern wieder Draht; vor zwei Wochen ist mir bei einer Kollision, ratz-fatz, das Want abgeschnitten worden. Das ist aber das Schöne bei den Holzriggs, sie brechen meistens nicht ab und verbiegen sich nicht. Einfach ein Band daran geknotet und weiter ging’s. Vorstag, Dirk, Achterstag und Jackstag für das Groß fahre ich aber immer noch Kevlar.

Da es nicht erlaubt ist, die Wanten durch ein Loch im Rumpf mit einer Schraube im Mastfuß auf Spannung zu bringen, befindet sich bei mir die Schraube im Mastfuß. Damit kann ich voreinstellen und mit Haken durch die Ösen der Wantenpüttinge die Spannung erzeugen. Diese Haken werden durch die Ösen gesteckt, in die Wanten eingehängt, der Haken hochgedreht und dann mit kleinen Häkchen am Want eingehängt.
Das Segelservo
Seit 1 1/2 Jahren fahre ich jetzt ein Servo zum Dichtholen der Schoten. Vorgabe ist von Conrad das S-8051BB und kostet 39,99Euro. Es erreicht nur etwa 150°, das ist für diesen Zweck zu wenig. Um mehr Weg zu ermöglichen, braucht man zwei Widerstände mit je 1,5kOhm/0,25Watt. Auf geht's.
Dazu muss man das Servogehäuse aufschrauben und die Getriebeseite öffnen.
Es kann Probleme bei der Einstellung geben, wenn das Servo weiter läuft und den Endpunkt nicht findet. In diesem Fall sofort den Hebel am Sender wieder zurück und die Wegeinstellung verkleinern. Das Problem ist bei mir erst beim vierten Servo aufgetaucht, Einstellung ist jetzt bei 112%.
Um den Nullpunkt des Servos zu verstellen, ganz vorsichtig am Hebel bis zum Anschlag des Potis drehen und dann kann man etwa noch 20° weiterdrehen.
Weshalb ich unbedingt mehr als 180° haben möchte: Die Schot wird auf den weiteren Graden auf dem Hebel weitergedreht (kleine Rille reinfeilen); man erreicht dadurch eine Feineinstellung, um die Segel an der Kreuz einstellen zu können. Und damit die Schot beim Aufmachen bei wenig Wind vom Hebel rutscht, kommt da auf den letzten 5cm Schotweg ein Gummi zum tragen, sonst braucht man das nicht.
Wofür dieses ganze andere Tüddellüt gut sein soll (z.B. Sören Andresen), weiß ich nicht. Das, was ich oben erklärt habe, reicht aus, um schnell segeln zu können. Bei mehr Wind und einfallenden Böen ist die Last aber zu stark, das Servo schafft das dann nicht. Das ist aber wohl nicht so wichtig, denn es scheint trotzdem auszureichen.
Meistens genügt es, mit dem Servohebel den geforderten Weg zu erreichen, dann gibt es auch kein Problem mit dem Dichtholen. Man sollte bei einer Hebellänge von etwa 6,5cm aber schon auf 180° kommen.
Das Servo wird mit einer Schraube und Scheibe im Fundament fixiert. Oben (Servo lieg flach) wird der Empfänger mit Klettband befestigt. Ruderservo rein, Verkabelung, Akku rein und los geht’s. Ich lasse meine Akkus in Längsrichtung verbinden (so liegen sie tiefer und ich kann sie auch längs besser verschieben). Auch die werden mit Klettband, Gegenstücke des Klettbandes werden mit Sika im Rumpf eingeklebt, befestigt. Das hält auch bei einer 180°-Krängung.
Eigentlich bin ich jetzt fertig, fast! Ich musste noch 210g Blei absägen und einkleben: Alles komplett ohne Kiel wog das Boot 1295g.

Am Samstag war ich tatsächlich am Teich gewesen, Boot rein, Schwimmlage okay, viel Eis, wenig Wind und Boot segelt.
© Smunck
Heute zur Nikolausregatta nach Ribnitz-Damgarten und gleich Wind und Welle und Rigg 2 und segelte.Aber, und jetzt kommt das große ABER, irgendwo kam da ganz schön Wasser rein. 

Und wie das immer so ist, hatte ich absolut keine Ahnung, wo das herkommen konnte. Da ist noch viel Spürsinn notwendig. Ich habe auch schon Rümpfe weggeworfen, bei denen ich das Leck nicht gefunden habe.

Allen, bei denen es leckt, kann ich nur empfehlen, das Boot mal aufzublasen. Bei den Mengen, die ich da immer nach jedem Lauf rauslaufen sehe (war bei mir auch), kann ich nur empfehlen, einfach mal an der Lenzöffnung ordentlich reinzublasen, häufig kommt dann die Abklebefolie hoch, und wenn die dann nach dem Blasen wieder runterfällt, habt Ihr ein großes Problem. Bei kleinen Problemen, sprich kleinen Löchern, kann man sogar das Pfeifen hören.
Mit empfiehlt sich, mit viel Geduld zu suchen. Es findet sich eigentlich immer etwas. Notfalls alles, was man meint was undicht sein könnte, abkleben. Ich habe etwa eine Stunde gebraucht, bis ich ein Loch im Bereich Mast/Deck/Mastkontroller gefunden hatte. Noch nicht einmal 1mm Durchmesser hatte es und da kommt Wasser rein- ich sag’ Euch das. Es sei denn, es ist ein Boot aus England, die lecken gnadenlos, weil man das eben bei dem hohen Preis mitbezahlt hat.

Mit den Problemen beim Lackieren hat der Bau etwa 4 Wochen beansprucht. Das einzige, was ich nicht neu gebaut habe, ist der Kiel.