Beginn des

ANTIK MODELLFLUG DEUTSCHLAND
MEILENSTEINE DER LUFTFAHRTGESCHICHTE – 150 JAHRE MODELLFLUG
WEGBEREITER UND GRUNDLAGENFORSCHUNG ZUM NEUZEITLICHEN MENSCHENFLUG

A. Lorenz Erksdorf

Weltweit 1.Wettbewerbs- RC Flug 1936 Wasserkuppe/ Rhön am Pfingstmontag vorgeführt von Alfred Lippitsch und Egon Sykora
Modellflug-Gruppe Dresden

Seit einiger Zeit verfolgen wir alles zu dem historischen Vorgang. Jetzt wird es höchste Zeit, hier in Dresden auch daran zu erinnern. Unser Nachbau des BF52 ist in Betrieb. Dietrich Bertermann ist es ganz hoch anzurechnen, den Namokel-Report aufgeschrieben und archiviert zu haben. Er hat auch eine weitgehend vorbildgerechte Reko erstellt. Damit kann die Nachwelt die Bedeutung dieser Historie nachvollziehen. Schließlich ist es der Startpunkt der Entwicklung
von funkleitgesteuerten UAS bis in unsere Tage bis zum modernsten Drohnenkrieg. Die heutige RC Fliegerei ist ja nur eine kleinere Sparte davon.
Aus dem Namokel-Report geht hervor, dass die Steuerung des BF52 letztlich nur aus 2 Funktionen bestand, nämlich AN und AUS. Bei AUS stand das Seitenruder durch den gespannten Gummi auf LINKS, bei AN zog das Relais mit der Drahtverbindung auf RECHTS. Eine Mittelstellung gab es nicht. So steuerte bereits Nikola Tesla Ende des 19.Jahrhunderts ein Schiff (kein Modell) und Christoph Wirth in Nürnberg und Berlin ebenfalls Schiffe. Wir wissen, man kann durchaus in leichter Slalomfahrt einen Geradeaus-Kurs halten. Mit den Problemen dieser frühen RC-Technik befasste sich Dipl. Phys. Ernst Winter in Jena (bekannt durch den Winter-Segler, Paul-Hucke-Archiv ) in einem Beitrag in „ Modellbau und Basteln“ 1960. Es geht um die damals verbreitete Zackenstern-Steuerung (die hatte dann ja schon die Mittelstellung) und eben der wohl einfacher zu bedienenden links-rechts-Lenkung wie 1936. Wie aus Wettbewerbsberichten hervorgeht, benötigte die Zackenstern-Steuerung enorm viel Training und war wegen der schwierigen Schaltfolgen auch nicht jedermanns Sache vor allem bei Seitenvertauschung ( Landung ).
Für die einfachere links-rechts-Lenkung hatte er einen Weg gefunden, bei bestimmten Schaltimpulsen eine Eigenbewegung des Seitenruders links-rechts zu erreichen, die sog. Flattersteuerung. Es ging dabei auch um die Vermeidung der sog. Endlagenkatastrophe, wenn das Ruder z. B.bei Funkstörung auf Ausschlag stehen bleibt und der Flieger per Steilspirale zu Boden geht. Die Rudermaschine des „Dresdner Kollektivs von 1953“( Namokel-Report ) war jedoch eine Nachkriegsentwicklung und wurde später von Graupner als Bellamatik vertrieben. Möglicherweise ist so etwas noch vor 1945 entwickelt worden, aber offensichtlich erst nach dem 1. RC Flug auf der Waku. Diese Dresdner Rudermaschine von 1953 wurde wesentlich von Immo Fischer( Fliegendes Fass) miterdacht. Sein Sohn, Hans Jörg Fischer ist fast noch der Hauptzeitzeuge dieser Aktionen. In den Modellflugzeugen der 1950ziger Jahre war jedoch der Zackenstern üblich wegen des deutlich geringeren Gewichts und Platzverbrauchs. Die Konzeption des BF52 von Alfred Lippitsch war seiner Zeit voraus. Ein zeitlos elegantes faszinierendes Flugbild.
Der jetzt in aller Munde geführte Modell-Oldie LEPRECHAUN des Engländers R. A. Twoomey von 1950 hat enorme Ähnlichkeit. Da müsste der Dresdner Flieger auf der Insel doch irgend wie bekannt gewesen sein. Unser Nachbau des BF 52 ( Bertermann-Reko ) hat inzwischen die ersten Flüge überstanden. Falls das Wetter und die Pandemie mitspielen, sind wir dies Jahr damit auf der Waku wenigstens zu Filmaufnahmen. 85 Jahre sind kein großes Jubiläum, aber immerhin....
Erstaunlich auch für uns sind die sehr guten Flug- und Steuereigenschaften. Wir haben keine Querruder sondern Flügelverwindung eingebaut wie bei der Dresdner Doris. Diese Längsachs-Steuerung braucht man eigentlich nur bei Start und Landung bei ungünstigen Winden ( Bodenstart, Abwerffahrwerk). Höhenleitwerk ist als Pendelleitwerk gebaut. Eine unauffällige Luftbremse zum Landen braucht es auch noch, der Flieger brettert über den vollen Platz.

Aus dem Orginalreport von Lippitsch/Sykora von 1936 in „ Modellflug“ (den wir erst kürzlich gefunden haben und der für RC-Piloten und Luftfahrtinteressierte sehr zu empfehlen ist) geht hervor, dass die Entwicklungsarbeit von Sykora in der Miniaturisierung und Gewichtsreduzierung zum praktikablen Einbau in ein noch händelbares Flugmodell bestand. Die ursächliche Notwendigkeit dazu ergab sich aus Sicherheitserwägungen für den Betrieb mit den grossen freifliegenden Motormodellen dieser Zeit auf dem damaligen Modellfluggelände im Dresdner Heller, ein etwas unübersichtliches Ausflugsgebiet mit vielen Hügeln und Wald, bekannt durch die sich dort anschliessende experimentelle Gartenstadt Hellerau und den dortigen Möbelwerkstätten, die mit dem Bauhaus-Stil verbunden waren. 1936 kam dann die Ausschreibung des Waku-Wettbewerbes „ dazwischen“ und es wurde auf RC-Segler umgedacht.
In nur 5 Wochen fieberhafter Arbeit vor dem Wettbewerb entstanden Modell und passende RC-Technik. Da hat auch das ausgelobte Preisgeld von 1500 Reichsmark (von denen immerhin 1200 als erster Preis an die Dresdner ging ) gezogen. Testflüge in Dresden gab es nicht, weil man Bedenken hatte, dass bei den damals üblichen härteren Landungen der Einachs-Modelle die Glasröhren im Empfänger brechen. Diese waren teuer und die Zeit drängte. Man kann sich vorstellen, mit welcher Hochspannung die Truppe dann in die Rhön gefahren ist !! Die ersten Flüge waren tatsächlich die auf der Waku vor damals hunderten von Zuschauern und Kollegen. Originalfotos des Ereignisses sind im Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe in der Modellflug-Abteilung zu sehen. Der Namokel-Bertermann-Report entstand ja im Umfeld des Aufbaus der Modellflug-Abteilung im Waku-Segelflugmuseum und den Rekos von der BF 52 sowie dem Empfänger-Nachbau durch Namokel ca. 2010. Unser Kristian Töpfer war da auch beteiligt. Namokel kenne ich noch von Segeljacht-Regattas in Pirna in den 90ziger Jahren. Leider hatte ich damals noch keine Ahnung....
Jetzt bin ich auch in dem Alter angekommen, in dem man erkennt, dass Historie bewahrt werden muss. Von Dresden aus entstanden immerhin zwei luftfahrthistorisch große Weltbewegungen. Die des Segelfluges durch den Dresdner Aufruf zum ersten Rhöntreffen 1920 initiiert von einem Modellflug-Verein, dem Flugtechnischen Verein der TH Dresden. 2020 einhundertjähriges Jubiläum. Leider stecken geblieben in der Pandemie und der allgemeinen Interesselosigkeit, und eben des Starts der Weltbewegungen RC -Flugtechnik. Ebefalls durch einen städtischen Modellfliegerverein aus Dresden. Der Flugtechnische Verein der TH Dresden hatte sich ja 1933 wegen politischer Aversionen plötzlich aufgelöst. Bis letztes Jahr waren wir fast ausschliesslich mit Nachbauten der hist. Dresdner Vorbilder beschäftigt. 60 Jahre Testflüge des ersten deutschen Passagier-Jets, der „ 152 V4“ war ja auch noch nacherlebbar zu machen.
Wir sind dabei, noch eine kleinere Version der BF52 aufzubauen, damit lässt sich ev. etwas handlicher unseren Fliegerkollegen hier die vergessene Historie näher bringen. Es gibt Hinweise, dass die Sykora-Empfangssysteme nach der Geheimstellung auch in der Flugtechnischen Versuchsanstalt Rechlin für Versuche mit unbemannten Drohnen eingesetzt waren. Dort war Helmut Kirschke als Testpilot und bekannter Modellbauer. Um dem nachzuempfinden habe ich das Kirschke-Baby in Originalgrösse und XL gebaut. Unser Nachbau des BF 52 ist komplett in Holz aufgebaut. Konstruktion, CNC-Frästeile und Rohbau sind von Joachim Nestler in Annaberg-Buchholz. Der Frästeile- Satz ist auch dort bestellbar. Bespannt ist das Modell mit Oracover Antik-Gewebe. Natürlich kann man auch Querruder und Höhenleitwerks-Flossen bauen. Da von dem Flieger aber nur die alten Fotos auf der Waku vorhanden sind, wird der Nachbau mehr vorbildähnlich sein. Es hilft aber der Optik, wenn Flügel und H.-Leitwerk ohne Querruder / Flossen sind. Spannweite ca. 3,40 m, Länge ca. 1,90 m, Gewicht ca. 5 kg. Um das Modell in der Ebene
vorführen zu können, ist stilwidriger E-Antrieb die erste Wahl. F-Schlepp oder Windenstart wären da ebenso stilwidrig. Handstart ist durch den riesigen Rumpf nicht mehr mein Ding. Das Fahrwerk mit Flachstahl wird im Flachmessing-Rohr geführt und muss sehr leichtgängig heraus fallen können. Es sollten aber schon 1 bis 2 Meter Höhe gemacht sein, sonst kann es gegen den Rumpf springen und Schaden anrichten. Mit diesen Nachbauten haben wir uns ein weiteres Mal auf Zeitreise begeben. So einiges wäre da noch zu heben. Wie z.B. die Schwingenflügel des Arno Vogel aus Plauen oder die Siegermodelle des Flugtechnischen Vereins der TH Dresden soweit noch erkennbar.. Mal sehen….

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