Bequemes Auswiegen eines Segelflugzeugs mit der GliderCG

GliderCG

von Mahmoudi Modellsport

Gerd Giese



GLIDER-CG-V2-1.JPG

Mahmoudi Modellsport liefert u.a. die elektronischen Schwerpunkwaagen GliderCG, die das Gewicht sowie die Schwerpunktposition ermitteln und auf einem Display anzeigen.


Kürzel in diesem Testbericht:
CG: Centre of Gravity = Schwerpunkt oder SP
Wt: weight = Gewicht
PLA: Polylactide


Für mich ist dieses Hilfsmittel äußerst interessant, da ich seit längerem dieses Selbstbauprojekt auf :rcn: verfolge. Dort geht es genau um dieses Wägeverfahren. Vermutlich nicht nur bei mir scheiterte der Nachbau vor allem am Drucken der Stützelemente. Daher kam mir diese GliderCG gerade recht. Nach einem Gespräch mit Darius Mahmoudi erhielt ich die Version „V.2“ zum Test und konnte danach entscheiden, ob ich sie erwerben möchte.



Prinzip

Nach dem Einschalten der GliderCG muss das Flugmodell mit den Tragflächen auf den vier Stützelementen bündig an die zwei Metallanschläge gelegt werden. Das Prinzip der Wägung ist genial und einfach zugleich. Die Strecken und die Last an den Auflagen ermittelt die Wägeelektronik. Aus den Abmessungen und den Belastungen der vorderen und hinteren Auflage wird der vorherrschende Schwerpunkt auf 0,1 mm genau erfasst. Die Addition der Belastungen der vorderen und hinteren Stützen ergeben das Modellgewicht. Das Modellgewicht und der Schwerpunkt wird sofort auf einem OLED-Display ausgegeben (siehe Bild unten).


Spezifikationen der GliderCG V.2:

Stromversorgung: 9 V-Blockbatterie, 6LR61
Kippschalter: Ein/Aus
Durchschnittliche Stromaufnahme: 50 mA
Display: OLED 25 x 14 mm
Minimale Flächentiefe: 150 mm
Maximales Modellgewicht: 6 kg
Maximale Rumpfabmessungen: Breite 86 mm, Höhe (unterhalb der Flächenauflage) 87 mm
VK zum Testzeitpunkt: 150,-€


Mahmoudi Modellsport bietet die GliderCG in drei Versionen an. Sie unterscheiden sich in den Abmessungen und den Wiegeelementen, nähere Informationen gibt es HIER!
Ich hatte mich also für die mittlere „V.2“ entschieden, da für meine Flugmodelle nicht die größte GliderCG erforderlich ist. Glider-09.JPG

Es dauerte keine Woche bis das Paket bei mir eintraf. Der Inhalt war zunächst ernüchternd aber zugleich praktisch. Alles war bereits fertig montiert und die Batterie sogar schon eingesetzt, so dass die GliderCG sofort einsatzbereit war. Zusätzlich lag eine in Englisch verfasste Bedienungsanleitung bei (die deutsche Anleitung soll kommen, so meine Info).







Mechanik

Glider-02.JPG
Bisher kannte ich nur mechanische Waagen. Es gibt einige, die auf Grund ihrer Konstruktion mehr ein Schätzen per Daumenpeilung, als genaues Wiegen zulassen, so meine Erfahrung. Nach einer längeren Findungsphase nutze ich die Teil-Q, die auf Grund ihrer Konstruktion nicht nur sehr praktisch in der Handhabung ist, sondern auch reproduzierbare und genaue Schwerpunktpositionen liefert.

Diese Waage diente mir als Referenz, um die Unterschiede in der Praxis zu verdeutlichen.






Konstruktion

Das Material der Stützen und des Grundkörpers ist PLA und stammt aus einem 3D-Drucker. Die Oberfläche ist noch leicht rau und nicht poliert. Die verschraubten Einzelteile sitzen passgenau zusammen. Die gesamte Konstruktion ist sehr stabil und steht sicher, auch bei der Höchstlast von 6 kg. Natürlich bricht die Glider-05.jpgGliderCG auch unter einer höheren Modellmasse nicht gleich zusammen, doch empfohlen werden maximal 6 kg für diesen Typ. Der Rumpf sollte nicht breiter als 86 mm und unterhalb der Flächenauflage nicht höher als maximal 87 mm sein.
Die vier runden Flächenauflagen sind beweglich gelagert, um sich der Kontur des Flügels exakt anpassen zu können. Um die Flächen vor Kratzern und Ähnlichem zu schützen, sind sie mit Filz beklebt (siehe zwei Bilder weiter oben). Die Füße der GliderCG sind mit vier selbstklebenden Elastikpuffern versehen, die einen rutschfesten Stand gewährleisten. Die Betriebs-LED schimmert hier durch das Gehäuse, weil die GliderCG eingeschaltet war. Rechts oben sieht man den Kippschalter zum Ein- bzw. Ausschalten. Rechts unten an einem kleinen Arm ist das OLED-Display montiert. Wie bei OLED üblich, erstrahlen die Ziffern sehr hell und kontrastreich (siehe Wiegefoto unten).

Der Blick ins Innere darf nicht fehlen. Dazu habe ich die Abdeckungen abgeschraubt.
Glider-06.jpgLinks sind die beiden Platinen der Wägeelektronik und darunter die Platine für die Anzeige zu sehen. Der Mittelsteg nimmt die beiden Wägeelemente auf (nicht sichtbar). An der Schalterseite rechts befindet sich das Batteriefach der 9 V-Blockbatterie. Ist ein Batteriewechsel erforderlich, empfehle ich, die obere Platte abzuschrauben, weil es einfacher zu bewerkstelligen ist. Zur Batterielebensdauer kann ich nichts sagen. Selbst nach Dutzenden von Wägungen, die sich über Tage hinzogen, konnte ich keine Anzeichen erkennen, die auf ein Schwächeln des 9 V-Blocks hingewiesen hätten.
Glider-03.jpg
Die Kontrolle mit einem 100 g Gewicht (Phywe) ergab am vorderen und hinteren Auflager eine exakte Anzeige von jeweils 100 g! Auch mit höheren Gewichten (zwei 1 kg-Gewichte) konnte ich keinerlei Abweichungen feststellen. Die Wägeelektronik ist also sehr genau kalibriert und zeigte auch bei unterschiedlichen Umgebungstemperaturen keine Drift bezüglich Nullpunkt.





Praxis

Das Prinzip ist genial und einfach zu handhaben. Man legt das Modell vorne bündig an die Anschläge und kann sofort das Gesamtgewicht und die genaue CG-Position ablesen.

Es ist eine große Erleichterung, dass man nicht mehr abschätzen muss, in welcher Lage der Rumpf zur Ruhe kommt, wie das bei den mechanischen Schwerpunktwaagen der Fall ist. Man glaubt ja nicht, wie unterschiedlich die Auffassungen der Modellfliegerkollegen ist, wenn es darum geht, das Ergebnis der "Pendelmessung" zu interpretieren. Die Unterschiede waren jedenfalls erheblich, ich war überrascht. Das erschwert natürlich das Bestreben, sich mit Kollegen auszutauschen, um Schwerpunktpositionen zu vergleichen.
Im Selbstversuch habe ich es mehrfach mit unterschiedlichen Flugzeugen ausprobiert und es mit der Pendelwaage immerhin geschafft, mich bis auf +/- 1 mm der GliderCG-Positionsangabe zu nähern. Aber das gelang mir nur deshalb, weil ich sensibilisiert war, exakt auf das Pendeln des Rumpfes zu achten!
Danach war aber das Gesamtgewicht des Modells immer noch unbekannt. Die Pendelwaage gibt darauf keine Antwort, anders die GliderCG, die sofort das Modellgewicht anzeigt, wie hier im Beispiel mit meinem VikosE F3F.
Glider-01.jpg

Anzeige (Schutzfolie ist nicht entfernt):
Wt = 2487 g und CG = 98,0 mm und das Modell liegt stabil auf vier festen Stützen!




Wer SP-Positionen für unterschiedliche Flugphasen am Rumpf anbringen möchte, kann sie z. B. durch Verschieben des Antriebsakkus ermitteln. Eine genauere Kontrolle des SP ist ratsam, wenn man den Segler mit Gewichten ballastiert. Dabei erlebt man so manche Überraschung betreffs des SP (unbedingt kontrollieren!). Das und einiges mehr, ist mit einer konventionellen Schwerpunktwaage nur sehr umständlich zu machen.



Resümee

Vielleicht liest man es schon aus dem Test heraus, aber meine Überzeugung und Begeisterung wuchs mit jeder Messung…die GliderCG gehörte daher ab sofort zu meinem Gerätepark! Es war folglich nur noch eine Formsache, sie zu kaufen. Natürlich ist es ein erhöhter Kostenaufwand. Doch wer mehrere Segelmodelle nutzt und sie zudem gerne optimiert, erhält mit der GliderCG ein Präzisionswerkzeug, dass schon nach der ersten Anwendung restlos überzeugt!
 
Die Waage ist sehr innovativ und macht im Prinzip auch einen sehr guten Dienst. Was mich stört ist dass bei gleicher Gewichtsanzeige von Waage zu Waage ein anderer Schwerpunkt angezeigt wird. Das bedeutet dass man zwar Vergleichen kann was mit dieser Waage gemessen wird, aber nicht mit einer anderen Waage.

Gruß Heinz
 
Anderer Schwerpunkt?

Anderer Schwerpunkt?

Was mich stört ist dass bei gleicher Gewichtsanzeige von Waage zu Waage ein anderer Schwerpunkt angezeigt wird.

Gruß Heinz

Meine Bestellung für die GliderCG V3 ist raus, aber das irritiert mich jetzt. Heißt das, daß die nicht geeicht sind? Sonst müssten der SP doch gleich sein, oder? :confused::confused::confused:
Oder habe ich die Möglichkeit sie selbst zu justieren?

Gruß,
René
 
Mittlerweile habe ich mehrere Kollegen die auch die Glider nutzen. Natürlich haben wir verglichen und keine Unterschiede feststellen können. Ich habe mitlerweile von der Mittleren auf die Große gewechselt und beide zeigten gleiche Werte beim SP und Gewicht an. Vorausetzung ist, dass die Glider eben und fest steht, und sich Nullen kann nach der Einschaltphase!
 
Da ich mir erst vor kurzem einen 3D Drucker zugelegt hatte und die große CG Waage in der breite der Auflage eigentlich für ein paar meiner Modelle zu schmal war, kam ich auf die Idee mir einfach passende breitere Arme dafür zu Drucken, also wurde die Waage kurzerhand von Darius (Mahmoudi Modellsport) bestellt. Die Auflagen wurden dann Aufgrund der vorhandenen Druckbettgröße 3-Teilig steckbar. Hierzu ein paar Bilder.

Hallo Dieter - teilst du die STL Dateien zum Druck? Oder sogar die Fusion 360 Dateien falls du mit dieser Software zeichnest? Gruss, Philippe
 
Hallo,
mir ist eine der 4 runden (Filz beklebten) Flächenauflagen abgebrochen. Sie sitzt mit mit einem Millimeterdünnen Plastiksteg auf der Achse. Wie kann man das reparieren? Mit Sekundenkleber war ich nicht erfolgreich (extrem pummelig).
Bin für jeden Tipp dankbar!
Bernhard
 
Glider CG Plus:
Habe seit Jahren erfolgreich die Waage im Einsatz. Gestern aus Italien Flugurlaub zurück dann das Fiasko. Wegen der hohen Innenraum Temperatur ( sicher 48 grad) hat’s die Waage komplett verzogen, vom Fussgestell bis zu den Auflagearmen , alles verbogen…. Komplettausfall. Soll als Warnung dienen für alle User, also schön im Kühlen nutzen! Hab gleich eine Neue bestellt…..
 
Durch den Filz auf den Auflagen kann ein Flieger verrutschen, ich hab deshalb Gummi von einem Fahrradschlauch draufgeklebt.
W.o. ausgeführt ist mir auch eine Auflage gebrochen, mit Plastikkleber repariert.

Mittlerweile gibt es verstellbare Auflagenhalter zum Nachrüsten, die brauche ich noch. Bei schmalem Flügel mit Flaps funktioniert es sonst nicht.


Gruß hans
 
Weiß jemand, ob bei der Version "Universal V3" die Adapter für geringere Flächentiefen zum Lieferumfang gehören oder sie separat bezogen werden müssen?

Dann noch eine Frage zum Auswiegen des Schwerpunkts: Es kann ja durchaus möglich sein, dass die Schwerpunktangabe (gemessen von der Nasenleiste des Flügels) in etwa dem Abstand zwischen Anschlagpings und vorderen Auflageteller entspricht. Nach meinem Verständnis würde in solchen Fällen kein Ergebnis angezeigt. Ist es in solchen Fällen möglich, das Modell mit etwas Abstand der Nasenleiste zu den Anschlapins aufzulegen (so dass die vorderen Teller vor dem Schwerpunkt liegen) und diese Distanz zum angezeigten Schwerpunkt hinzu zu rechnen oder führt diese Überlegung zu keinem korrekten Ergebnis?
 
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