Crimpen II
Ulrich Köster
Ulrich Köster
Es gibt im

Wenn ich heute daran denke, dass ich vor vielen Jahren die winzigen Haltekrallen der Kontakte einfach mit einer kleinen Spitzzange zusammengequetscht hatte...
Ich kann vermutlich froh sein, dass die derartig „vergewaltigten“ Steckkontakte zur Mitarbeit bereit waren.
In Zeiten von flugfertigen Modellen und zunehmendem Preisverfall wird es vermutlich immer weniger Modellbauer geben, die ihre Servo-Verlängerungs- oder –Anschlusskabel selber mit Steckkontakten versehen.
Da ist es doch viel einfacher, sich fertig konfektionierte Verlängerungskabel zu besorgen.
Trotzdem möchte sich der Eine oder Andere diese Kabel für seinen Zweck vielleicht doch zentimetergenau anfertigen.
Irgendwann wollte ich genau das auch einmal versuchen und hatte mir für diesen Zweck eine recht ordentliche Crimpzange besorgt, nämlich die aus dem Angebot der Fa. Nessel. Auch die übrigen Einzelteile habe ich von dort bezogen.
Was der oben genannte Bericht nicht enthält, ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Anfänger, damit auch so ein Dappes wie ich seine erste Crimpung erfolgreich ausführen kann.
Ich möchte also nicht das Rad neu erfinden, sondern nur eine Anleitung liefern, um den Ablauf ein wenig zu verdeutlichen und dem Neuling die Scheu vor dieser „Operation“ zu nehmen.
Vorweg vielleicht eine kleine Einführung in die notwendige Nomenklatur, also in die Bezeichnungen für die verschiedenen Stecker- und Kabeltypen, damit es keine Missverständnisse gibt.
Zum Vergleich schauen wir uns einen Eurostecker für die 220 V-Steckdosean, wo sich das Ganze recht eindeutig darstellt: Ein Stecker hat offen sichtbare Kontaktstifte, die deutlich aus dem Steckergehäuse herausragen.
Bei den Servokabeln sieht das jedoch ein wenig anders aus.
- Servokabel
Als Servokabel wird sogenannte Litze verwendet. Das ist Kabel, welches in den drei Adern jeweils keinen einzelnen steifen Kupferdraht besitzt, sondern viele hauchdünne Drähtchen. Man nennt es daher auch Servolitze. Dreiadrige Servolitze gibt es in der flachen Variante, aber auch verdrillt. Weitere Bezeichnungen sind verseilt oder twisted (engl.).
- Servosteckerkabel
Das Servosteckerkabel besteht aus der Servolitze und dem Servostecker. Das ist also das Kabel, welches im Normalfall an einem Servo bereits fertig dranhängt. Der Servostecker hat im Inneren seines Gehäuses jedoch die Buchsenkontakte. Trotzdem wollen wir ihn Stecker nennen.
- Servokupplungskabel
Das Servokupplungskabel besteht aus der Servolitze und der Servokupplung oder auch Servobuchse. Das ist also ein Kabel, welches man z. B. zu Verlängerungszwecken auf das Servosteckerkabel aufstecken kann. Die Servokupplung oder Servobuchse hat im Inneren ihres Gehäuses die Stiftkontakte. Trotzdem wollen wir sie Kupplung oder Buchse nennen.
- Servoverlängerungskabel
Das Servoverlängerungskabel besteht aus der Servolitze und besitzt an beiden Enden jeweils einen Servostecker (rechts im Bild) und eine Servobuchse (links im Bild).
Das folgende Beispiel hangelt sich an der Herstellung eines Graupner-JR-Kupplungskabels entlang. Für ein Servostecker- oder gar vollständiges Servoverlängerungskabel funktioniert das Ganze selbstverständlich analog.
Die nahezu einzige Schwierigkeit besteht eigentlich nur darin, sich einmal über die Lage und Richtung der Kontakte im Gehäuse klar zu werden.
Wichtig ist, dass diesbezüglich Stecker und Kupplungen prinzipiell identisch hergestellt werden.
Auf den Bildern weiter unten liegt ein industriell gefertigtes Servosteckerkabel zum Vergleich daneben.
Also los.
Zunächst benötigt man ein Kabel. Wie eben bereits beschrieben, nehmen wir dreiadrige Servolitze, die es mit verschiedenen Querschnitten gibt. Im einfachsten Fall verwendet man den Leitungsquerschnitt, den auch das Anschlusskabel am Servo besitzt. Leider sind diese Daten meist nirgendwo angegeben. Normalerweise genügen 0,25 mm² oder besser 0,34 mm².
Die Enden werden von der Isolierung befreit, so etwa 2...3 mm.
Die einzelnen Kontakte hängen meist an einem Band zusammen. Das sieht dann so ähnlich aus wie auf diesem Bild. Hier sind es die Buchsenkontakte, die man für einen Servostecker benötigt:
Sie müssen zuerst von ihren Geschwistern getrennt werden, was am besten mit einem feinen Elektronik-Seitenschneider geht. Dabei sollte man sorgfältig arbeiten, denn überschüssiges Material an den Kontakten stört in den engen Kunststoffgehäusen.
Jetzt kommt die Zange zum Einsatz. Gemäß der Anleitung, die der Zange beiliegt, wird ein Kontakt in die passende Kerbe der Zange eingelegt.
Die oben genannte Zange bietet dabei die Möglichkeit, sie stufenweise zuzudrücken und damit den Kontakt zunächst nur festhalten zu können, wobei die Zange jeweils einrastet und diese Position hält.
Die Crimpeinsätze der verwendeten Crimpzange tragen übrigens AWG-Bezeichnungen. AWG steht dabei für American Wire Gauge und bezeichnet eine Kodierung für Drahtdicken. Da sich hinter den Zahlenwerten die Ziehschritte bei der Drahtherstellung verbergen, stehen kleine Werte für dicke, große Werte dagegen für dünne Drähte.
Der vordere Einsatz der Crimpzange ist für AWG 24-30 (Kabelquerschnitt 0,25 .. 0,05 mm²), passt somit bei den oft üblichen Servokabelquerschnitten von 0,25 mm².
Der hintere Einsatz ist für AWG 18-22 (Kabelquerschnitt 1 .. 0,34 mm²),
ist also bei den dickeren Servokabeln von 0,34 .. 0,5 anwendbar, allerdings müssen in diesen Fällen auch die Kontakte für die größere Kabeldicke geeignet sein, ansonsten greifen die Kontaktkrallen nicht korrekt um das Kabel herum.
Jetzt wird das abisolierte Ende des Kabels in den Kontakt hineingeschoben.
Wie weit das erfolgen muss, sieht man auf dem nächsten Bild. Hier sind die Halteklammern bereits fertig umgebogen.
Die ersten schmalen spitzen Klammern halten den Bereich mit der Isolierung, die breiten Klammern dagegen krallen sich um die abisolierte blanke Litze.
Nach vorne sollte keine Litze aus den Klammern herausschauen, sonst lassen sich Stecker und Buchse eventuell nicht weit genug zusammenschieben.
Weil das Ganze so gut geklappt hat, wiederholen wir es gleich noch zweimal.
Danach können die Kontakte wie auf dem folgenden Bild in das Grundgehäuse geschoben werden.
Oops, was ist das? Will es nicht?
Je nachdem wie dick die Kabel (Litze plus Isolierung) und von welchem Hersteller die verwendeten Kontakte und Gehäuse sind, ist das Hineinschieben eventuell nicht unbedingt so ohne weiteres möglich.
Es kann sein, dass man z. B. mit einem 2 mm Bohrer die Gehäuse-Öffnungen ein klein wenig aufbohren muss, damit sich von dort die Kontakte ohne großen Widerstand hinein schieben lassen.
Auf dem nächsten Bild sind Stecker und Buchse schon zusammengeschoben.
Es ist deutlich zu sehen, dass die beiden Gehäuse entgegengesetzt gegenüberliegen, d. h. die Seite mit den kleinen Abschrägungen an den Längskanten zeigt bei dem linken Servostecker nach unten, bei dem rechten Kupplungsstecker dagegen nach oben.
Im Falle der Buchse wird nun noch eine Hülse darüber geschoben.
Dabei ist zu beachten, dass diese Hülse innen Abschrägungen (Verpolsicherung) enthält, außerdem drei kleine Nasen.
Die Nasen gehören dorthin, wo die Stiftkontakte der Kupplung auf einem kleinen Stück aus dem Gehäuse herausschauen, dort, wo sie durch die Gehäusefedern festgehalten werden.
Wenn alles fertig ist, sieht es so ähnlich aus wie auf dem folgenden Bild.
(Ich habe – glaube ich – ein Hunderterpack vermurkst, bis es so schön aussah. Aber keine Sorge, das will nichts heißen...)
Die Sache mit dem Hunderterpack war natürlich nur ein Spaß.
Man sollte aber dennoch beim ersten Mal zwei drei Kontakte in Reserve haben, denn beim ersten Mal geht vielleicht noch etwas schief, bis man den Umgang mit der Crimpzange gelernt hat.
Beim nächsten Mal glaubt man dann alles zu wissen und übersieht doch etwas, bevor die erste perfekte Crimpung herauskommt.
Vielleicht fühlt sich nach diesen Bildern ja doch jemand ermuntert, es auch einmal zu versuchen. Dann hätte dieser Beitrag nicht nur reinen Unterhaltungswert.
Ergänzung:
Wie eingangs erwähnt, zeigt die obige Anleitung die JR- oder Graupner-kompatiblen Uni-Stecker. Wer lieber die Futaba-kompatiblen Stecker mit seitlichem Führungssteg verwenden möchte, kann ebenso zum Zug kommen, denn auch hierzu sind die notwendigen Gehäuse erhältlich.
Dabei haben die entsprechenden Kupplungshülsen den kleinen Vorteil, dass sie beide Servosteckertypen aufnehmen können, sowohl die Graupner-JR-Uni-Stecker ohne als auch die Futaba-Stecker mit Führungssteg. Man ist somit flexibler.
Schauen wir uns die Einzelteile etwas genauer an.
Das Steckergehäuse, hier die Seite mit den drei Haltefedern für die Kontakte
Hier ist der seitliche Führungssteg gut zu sehen
Die Kupplungshülse wird mit dem normalen von oben bekannten Servosteckergehäuse zur vollständigen Servokupplung komplettiert. Das erkennt man deutlich an den beiden Abschrägungen an einem Ende.
Außerdem besitzt diese Kupplungshülse im Inneren zwei Nasen, um das eingeschobene Grundgehäuse festzuhalten.
Auf der anderen Seite kann der Futaba-Servostecker eingesteckt werden, aber auch der normale Graupner-JR-Uni-Stecker passt, man muss dabei lediglich auf die Polrichtigkeit achten, da hier die abgeschrägten Kanten fehlen.
Blick ins Innere
Auf dem letzten Foto sind alle notwendigen Einzelteile noch einmal abgebildet. Links die Futaba-kompatible Kupplung mit JR-Stecker-Grundgehäuse, Futaba-Kupplungshülse und Stiftkontakt, rechts der Futaba-kompatible Servostecker und Buchsenkontakt.