Ein FAI-Projekt

von Johannes Seren.​

Der Niederländer Vincent Merlijn hat zusammen mit einem chinesischen Partner ein Kondensator Modell entwickelt, dass einfach zu bauen ist und Jung und Alt beim Fliegen Freude bereitet. Mittlerweile gibt es hierzu sogar ein von der CIAM (Commission Internationale d’Aeromodelisme*) unterstütztes Rookie-Projekt, um den Modellflug bei Kindern und Junioren zu verankern. Ich habe mittlerweile mehrere dieser Modelle gebaut und möchte gerne meine Erfahrung teilen.

Das Rookie-Projekt

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Ziel des von der FAI (Fédération Aéronautique Internationale) initiierten Rookie-Projekts ist es, Kinder an die Welt des Luftsports, der Luftfahrt, der Technik und der Wissenschaft heranzuführen.
Dafür sind Workshops vorgesehen, die Freiwillige mit Kindern durchführen können. Hier bieten sich beispielsweise Schulen oder Modellbaugruppen an. Die Workshops teilen sich in folgende Schritte auf:

Vorstellung des Seminarleiters

Begrüßung der Gruppe, gleichzeitig Auspacken der Baukästen und Prüfung auf Vollständigkeit.


Bau des Rookie Kits

Der Rookie wird Schritt für Schritt aufgebaut. Hierbei sorgt die Aufsichtsperson für einen geregelten und geordneten Bauablauf, der etwa eine Stunde dauert. Zwischen den einzelnen Schritten kann auf die Bedeutung der Baugruppen eingegangen werden. Danach werden die Rookies mit dem Namen der Kinder beschriftet.


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Grundlegende Erklärung

Hier geht es um die Sicherheit, die Leistung des Modells und die Suche nach einem geeigneten Gelände.


Den Rookie fliegen lassen

Vor dem ersten Start wird nochmal die Sicherheit besprochen, insbesondere die Gefahr von Motor und langen Haaren. Dann geht es los – es heißt "Learning by doing". Die Modelle können wilde Figuren fliegen oder gar abstürzen. Das ist aber gar kein Problem, denn sie sind wirklich unzerstörbar. Wenn das Wetter nicht passt, kann man auch drinnen fliegen. Hier gilt es dann, die Trimmung so vorzunehmen, dass keine Hindernisse getroffen werden.
Fliegt man draußen, gibt es andere Herausforderungen – zum Beispiel Thermik, ein toller Demonstrator aber gleichzeitig auch die Gefahr, das Modell „mitzunehmen“.


Abschlussgespräch

Um den Tag abzurunden, hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit über seine Erfahrung und Erlebnisse zu sprechen.


Interesse geweckt?

Mach' selbst einen Workshop in deinem Club oder bei einem Event! Finde ein paar Kinder, baut den Rookie zusammen und teilt den Spaß.
Bei Fragen einfach mir oder Vincent Merlijn schreiben (Email Vincent)


Der Online Wettbewerb

Neben den Workshops gibt es einen Online Wettbewerb, an dem jedes Kind bis 14 Jahre teilnehmen darf. Jedes teilnehmende Kind muss in der Lage sein, das Modell selbstständig zu starten. Um möglichst fair zu bleiben, darf hier jedes Modell gestartet werden, das den Wettbewerbskriterien entspricht:

  • Kondensator - 5 F/2,7 V
  • Maximale Propellergröße - 60 mm x 10 mm. Ein ''Klapppropeller'' ist nicht erlaubt.
  • Gewicht - min. 10 g bis max. 20 g
  • Feste Spannweite - 280 mm
  • Maximale Länge - 280 mm
  • Flügeldicke - 2 mm (Profilierung nicht erlaubt)
  • Leitwerksdicke - 1 mm oder weniger
  • Druckpropeller erforderlich
  • Alle Baumaterialien sind erlaubt

Natürlich erfüllt der Baukasteninhalt all diese Kriterien.

Sind alle Voraussetzungen erfüllt, darf der Junior beliebig viele Starts machen, die per Stoppuhr und idealerweise mit einem Beweisvideo dokumentiert werden sollen. „Jump launches“, das sind Starts, bei denen der Pilot in die Luft springt, sind erlaubt.
Aktuell führt der Schwede Axel O. mit einem Flug von zwei Minuten, was wirklich eine super Zeit ist. Aus der eigenen Erfahrung sind Flüge mit 30 Sekunden leicht, 40 Sekunden schwerer und alles ab 60 Sekunden nur mit Thermik erreichbar. Die ersten 10 Plätze bekommen eine Urkunde, Platz 1-3 einen Wooden Aviation Bausatz ihrer Wahl und Platz 4-7 einen Überraschungsbausatz.
Das Ranking ist hier abrufbar:
FAI Rookie Project


Der Baukasteninhalt

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Baukasteninhalt des WSAT Rookies. Auf dem Foto fehlt das Ladegerät.

Man erhält alle nötigen Teile für den Rumpf, die Fläche und das Höhenleitwerk. Außerdem einen sehr leichten Carbon-Leitwerksträger, sowie den von einem Kondensator mit Energie versorgten Antrieb. Zusätzlich gibt es ein Ladegerät für den Kondensator. Hier fehlen lediglich die benötigten drei AA-Batterien. Die Qualität der Teile ist sehr gut, man muss sie nur vorsichtig mit einem Messer aus den Bögen heraustrennen.


Bauschritte

Der Bau umfasst 28 Bauschritte. Als Kleber empfiehlt sich Uhu Por, den es im Bau- oder Drogeriemarkt gibt. Man sollte dem Kleber Zeit geben zum Trockenen. Nach gut 30 Minuten ist das Modell aber fertig. Zu Beginn werden die Leitwerksteile verklebt. Dabei ist darauf zu achten, dass sie 90° zu einander ausgerichtet sind.

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Fertiges Seiten- und Höhenleitwerk

Danach wird der Rumpf mit der Motoreinheit verklebt. Für den Motor wird ein dicker Tropfen Kleber aufgebracht, der anschließend etwas antrocknen (etwa drei Minuten) soll, bevor der Motor aufgeklebt wird. Beim Ausrichten hilft ein Tesastreifen.

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Rumpfkopf des Rookies.

Wichtig ist es hierbei, den Motor parallel zum Rumpf auszurichten, das erleichtert im Nachhinein das Einfliegen. Anschließend wird die Fläche ohne Kleben eingebracht. Sind Vorder- und Hinterteil fertig, werden diese veklebt. Hierfür bringt man die Spitze des Leitwerksträgers vorsichtig in die Aussparung am Rumpf ein.

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Bereit zur Fertigstellung.


Das fertige Modell

Die Grundtrimmung sieht folgendermaßen aus:
  • Linkes Querruder: 1 – 2 mm runter
  • Seitenruder: 2 mm links
  • Höhenruder: 1-2 mm hoch (beide Seiten)
  • Ladezeit: 3 s (für die ersten Starts)

Sollten die Kreise zu weit sein, etwas Höhenruder auf der linken Seite geben. Sind die Kreise zu eng, rechte Seite des Höhenruders etwas hoch. Gestartet wird mit etwas Schwung leicht nach oben. Allerdings verzeiht das Modell sehr viel.

Wichtig ist, sich eine Fläche mit viel Platz zu suchen. Die Modelle fliegen wirklich toll und auch mitunter sehr weit. Es ist durchaus schon passiert, dass die Rookies weggeflogen sind. Der Schwede und Rookie-Pate Per Findahl hat deswegen in seinem Modell eine Thermikbremse eingebaut.

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Rookie mit klappbarem Rumpfrohr nach eingestellter Zeit

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Der Profi-Tester beim Start (mit Modell in den Aviationtoys-Farben)

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Quelle

Bezogen werden können die Bausätze über die Homepage Aviationtoys.nl
Mittlerweile gibt es ihn auch im eigenen Design über den Webshop des Himmlischen Höllein. Der Preis liegt bei 14,95 € plus Versand.

*) CIAM (vom frz. Commission Internationale d’Aeromodelisme) ist die größte Kommission innerhalb der FAI, weil es die meisten im manntragenden Bereich ausgeübte Luftsportart auch im Modellflugbereich gibt. Es gibt 10 Subcommittees innerhalb der CIAM (Stand: 1. Januar 2006). Die Kommission ist für „Sporting Code Section 4“ zuständig.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der Rookie ist hammer und es macht enorm viel Spaß mit diesen einfachen Fliegern auf Thermik- oder Hangaufwind(xD)Jagd zu gehen.

Einziges Manko ist das der Motor sehr anfällig ist. - Bisher 2 Defekte des Motors zu verzeichnen. Einer davon out of the Box. Das muss nicht das Ende des Fliegers sein, aber als DLG ist er sehr schwer :D
 
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Mein WSAT Rookie Juli/2020 ...
Faszinierendes Freiflugmodell - nur schade, dass es die kleinen UHU-Por Tuben nicht mehr gibt. Der Kauf einer großen Tube UHU-Por macht den Spaß unnötig teuer.
Und natürlich ist es ein FAI Projekt und kein FIA Projekt. 😉
 

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Hallo,

verstehe die Rudereinstellung nicht : linkes Querruder nach unter bedeutet für Querruder
rechts; Seitenruder nach links ? ; warum soll das Modell slippen ?

MfG Peter Lukas
 
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