Erstaunlich!
Ein Kollege, der selber an AKW mit gebaut hat, hat unmittelbar nach Fukushima behauptet, daß die europäischen AKW absolut sicher seien und ein Ausstieg aus dem Atomstrom unnötig. ...
Gar nicht erstaunlich. Ein guter Mann, Dein Kollege! Ich vermute, ein Siemensianer? Er hat absolut recht, wie Du auch meinem Post an Jörg Rehm über dieses Thema entnehmen kannst.
Da sollten doch die letzten Jahre keine weit besseren Möglichkeiten zum Aufspüren von Bauteileversagen mehr nötig gewesen. Und was wird in den nächsten 10 Jahren noch verbessert werden, heute also potentiell unzulänglich sein? ...
Jetzt weiß ich nicht, was Du beruflich machst/gemacht hast, dass Du solche Fragen stellst.
Kontinuierliche Verbesserungsprozesse finden bei komplexeren Verfahrensabläufen und Strukturen schon lange statt, um Ist-Prozesse mit Soll-Prozessen abzugleichen, zu dokumentieren usw... Das ist längst Standard und eben genau Teil des Sicherungsprozesses.
Oder einfach gesagt: Das Bessere ist des Guten Feind.
Man will zB auch Routinen vermeiden, die in einem eingespielten Ablauf sogar sicherheitsbedenklich sein können (siehe auch dazu die Luftfahrt, AF 447 ist ein gutes Beispiel). Die Japaner nennen ihre ähnliche Methode 'Kaizen'.
Sicherlich wird kein deutsches AKW von einem Tsunami überrollt werden. ...
Diese Erkenntnis ist jetzt kein Quantensprung.
Wenn was passiert, dann wird es etwas sein, an das man bei aller Vorsicht nicht bedacht hat....
Auch dies ist bei Unfällen wohl meist so, ansonsten hätte man ja vorher Gelegenheit und Zeit gehabt, sie gar nicht erst passieren zu lassen.
Man hat z.B. in Tschernobyl einen gigantischen Sarkophag drübergestülpt in der Hoffnung, daß man jetzt 100 Jahre Ruhe hat.
Dummerweise
wird jetzt das Corium trockener, die Spaltreaktionen steigen an....
Diese Reaktionskette ist den ukrainischen Fachleuten bestimmt vor der Stülpung schon bekannt gewesen, dennoch hatte die Maßnahme einen weiteren völlig unkontrollierten Fallout bisher verhindert.
Es wird vermutlich Jahre dauern, bis man weiß, wie man das Problem in den Griff bekommen kann, wenn das überhaupt möglich ist...
Das liegt u.a. auch daran, dass der Unfall noch unter sowjetischer Regie passiert ist und die polit. Verhältnisse sich seitdem drastisch geändert haben, natürlich nicht zum Vorteil einer unbürokratischen, raschen, fachgerechten und schnellen Lösung. Da hast du freilich recht.
Übrigens kann Sprache ziemlich entlarvend sein. Zu Deinem Link hast Du angemerkt, daß in diesem die Endlagerung thematisiert werde. Meine Anmerkung: "Thematisieren" ist Politiker- und Managersprache und bedeutet: Wir haben ein massives Problem, brauchen dringend eine Lösung, haben aber keine Ahnung, wie wir das stemmen sollen! Passt also perfekt auf Endlager! ...
Zu Deiner Wortwahl 'entlarvend' sage ich jetzt mal nichts.
Aber was das Thematisieren angeht: Wollen wir jetzt hier semantische Probleme wälzen oder uns auf das eigentliche Thema konzentrieren?
Aber gut, wenn Du Dich an 'thematisieren' störst: Ersetze es durch 'behandeln', mir soll's recht sein.