Ein Modell, gebaut nach MT-Plan 711 von 1976.
von Knut Zink.
von Knut Zink.
Irgendwann Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts hatte ich schon mal einen GfK-Rumpf einer Lo 100 mit ungefähr 2 m Spannweite im Keller. Und irgendwann habe ich den wieder verkauft.
Doch später, etwa im April 2015, flog ein Fliegerspezi eine „kleine“ Lo mit 2,07 m Spannweite am Hang und schon sprang der Funke wieder über. Ich besorgte mir den Rumpf bei Steinhardt. Es war für längere Zeit der Letzte auf Lager. Der Spezi lieh mir den Plan und ich ließ ihn mir im Copyshop auf eine Spannweite von 207 cm vergrößern. Natürlich war es naheliegend und sinnvoll, auch gleich die rechte Flügelhälfte „auf links“ kopieren zu lassen, da ich den Flügel in einem Stück bauen wollte.
Baubeschreibung
Seitenleitwerk
Das Seitenleitwerk (SLW) besteht aus vier Dreiecksrippen in einem geschlitzten Balsaholm und wird durchgehend mit 1,5 mm Balsa beplankt. Man muss sich noch einen Rumpfabschlussspant aus 12 mm Sperrholz herstellen, in dem auch die Scharnierlaschen aus 2 mm GfK sitzen. Als Scharnier dient ein 2 mm GfK-Draht. Das komplette Seitenruder (SR) wird aber erst zum Schluss in den Rumpf eingeklebt, nachdem die Höhenruderverschraubung und die Bowdenzugrohre installiert sind.
Höhenleitwerk (HLW)
Das Höhenruder (HR) ist profiliert und besteht aus 2x6 Rippen NACA 0007 aus 2 mm Balsa. Das ist schon eine größere Fummelei, solche schmalen Rippen herzustellen. Abweichend von der Anleitung habe ich die vorderen Rippenhälften in einen geschlitzten Balsaholm stehend geklebt und darauf eine Nasenleiste aus Balsa, auch mit Schlitzen, gesetzt. Die Ruder wurden in gleicher Bauweise erstellt. Die Vollbeplankung besteht aus 1,5 mm Balsa. Die Ruder sind abnehmbar, mit GfK-Laschen und einem 2 mm GfK-Draht. In der Mitte der Dampfungsfläche wird ein profilierter Balsaklotz eingeklebt, in den die Befestigungslöcher mit CfK-Buchsen für die M4-Schrauben gebohrt werden.
Flügel
Der Flügel kann gemäß Anleitung, wie damals üblich, in zwei Teilen oder als Ganzes gebaut werden. Für die Querruder wurde damals noch ein Zentralservo mit durch die Rippen verlaufenden Bowdenzügen vorgesehen.
Ich habe die Variante „im Stück“ gewählt und flache Flächenservos für die Querruder genommen.
Der Flügel hat 35 Rippen, wovon 13 Stück im Mittelteil gleich groß sind. Im Bereich der Rumpfauflage sind fünf Rippen aus 2 mm Sperrholz, dann kommen je vier dieser Rippen aus 2 mm Balsa. Dafür kann man sehr gut einen Rippenblock machen. Danach gibt es je 11 Rippen, die alle im Flächenstrak liegen und also paarweise angefertigt werden müssen.
Im Mittelteil sollten fünf Rippen geteilt werden, damit die Holmverstärkung aus Sperrholz durchgehend ausgeführt werden kann. Ich habe das nicht gemacht und die Holmverkastung beidseitig aus 2 mm Sperrholz zwischen die Rippen geklebt. Mit der beidseitigen Beplankung aus 1,5 mm Balsa ergibt das einen sehr stabilen, brettharten Flügel. Im Außenbereich besteht die beidseitige Holmverkastung aus 2 mm Balsa. Mit den 8x3 mm Kiefernholmen ergibt sich ein verwindungssteifer Flügel.
Der Flügel soll „auf dem Rücken“ gebaut werden. Die Oberseite liegt also auf dem Baubrett. Dafür soll man an die Rippen verschieden hohe Füßchen kleben! Ich habe die Rippen gleich mit den Füßchen hergestellt und diese später abgetrennt.
Wozu aber der Aufwand? Der Flügel ist auf der Oberseite gerade und hat da keinerlei V-Form. Die V-Form entsteht auf der Unterseite dadurch, dass die Rippen nach außen hin dünner werden. Außerdem ist der Flügel im äußeren Drittel geschränkt. Die Rippenenden gehen daher hinten kontinuierlich hoch, die äußerste Rippe um 3°. Damit wird die zuerst befremdlich anmutende EWD von 3° plausibel! So liegen nämlich die Flächenenden zum HLW auf 0°, während die EWD zum Flügelmittelteil hin auf 3° ansteigt. Das erklärt sich wohl aus der Kunstfluganwendung der Lo 100.
Also nochmal zum mitschreiben: Das mittlere Drittel der Fläche hat eine EWD von 3°, die äußeren Drittel eine EWD von 0°.
Die Beplankung des Flügels mit 1,5 mm Balsa geschieht wie üblich von der Nasenleiste bis zum Holm, im gesamten Bereich der Querruder und im Flügelmittelteil. Wo später die Querruder ausgeschnitten werden, habe ich zwei Hilfsholme dicht nebeneinander aus 5 mm Balsa stückweise zwischen den Rippen eingefügt. Das scheint zunächst sehr viel Arbeit zu sein, lohnt sich aber beim Ausschneiden der Querruder. Der Schnitt ist dann bereits auf beiden Seiten verkastet und die Scharniere finden auch gut Platz.
In den Flügelmittelteil kommt wieder ein profilierter Balsaklotz zur Aufnahme der Bohrungen für die vier Befestigungsschrauben in Messinghülsen. Die in der Anleitung vorgesehen beiden Buchendübel vorne habe ich weggelassen. Die waren für die Befestigung von der Unterseite aus vorgesehen und da wohl auch nötig.
Verstärkt wird die Mitte mit GfK. Vier Löcher für die Nylonschrauben zur Befestigung und in der Mitte der D-sub-Stecker für die Servokabel.
Querruderservo auf Deckel.
Rumpf
Der GfK-Rumpf war für meinen Geschmack einwandfrei. Nur die Nähte mussten etwas überschliffen werden. Ein paar winzige Lunker störten mich nicht, schließlich ist die Lo 100 ein Oldtimer aus den 50er Jahren.
Als Auflage für den Flügel und das HLW soll man laut Anleitung eine etwa 1,5 mm dicke GfK-Schicht direkt auf die Unterseite von Flügel und Leitwerk laminieren und diese dann mit dem Rumpf verkleben. Das hatte den Sinn, dass Fläche und HLW von unten angeschraubt werden konnten. Da mich aber vier M5-Nylonschrauben für den Flügel und zwei M4-Nylonschrauben für das HLW nicht stören, habe ich diese Auflagen nicht hergestellt.
Stattdessen habe ich zwei Spanten aus 12 mm Sperrholz ausgesägt, auf denen vier Einschlagmuttern für die Flügelbefestigung verklebt wurden. Für das HLW habe ich zwei M4-Einschlagmuttern in einem Sperrholzstreifen verklebt und diesen innen im Rumpf eingeharzt. Da für Flügel und HLW schon eine angeformte Auflage am Rumpf vorhanden ist, reicht dies völlig aus.
Wie ermittelt man nun die Form der Rumpfspanten? Ich schneide dazu erstmal grob eine Papierschablone, die ich dann sukzessive an die innere Rumpfform anpasse. Es kann schlimmstenfalls passieren, dass so eine Schablone mal zu klein wird. Dann wird einfach eine neue ausgeschnitten. Die nach Schablone ausgesägten Spanten passt man dann noch an die Rumpfkontur an und harzt sie ein. Damit sie auch parallel stehen, habe ich ein Sperrholzbrett in Nuten vorgesehen. Zuletzt werden die Spanten mit Glasmatte und Harz richtig fest mit dem Rumpf verbunden. Natürlich sind die Spanten ringförmig ausgeführt, damit die Ruderanlenkungen noch Platz haben.
Im Raum vor den Spanten sitzt ein Sperrholzbrett, mit dem vorderen Spant verklebt und vorne auf einem Halbspant gelagert. Darin finden die beiden Servos für SLW und HLW Platz. Der Empfänger kommt auf die freie Fläche davor. An dieses Brett habe ich noch das Servo für die Schleppkupplung geschraubt.
Das HR wird mit einem Bowdenzug angelenkt, das SR mit Seilen.
Schleppkupplung
Die Schleppkupplung stelle ich immer selbst her. Ein 20 mm langes Stück Alu-Rundmaterial mit 12 mm Durchmesser wird mit einem 9,5 mm Bohrer 8 mm tief aufgebohrt. Vorne kommt quer ein 2 mm Stahldraht durch, in Längsrichtung läuft ein ebensolcher Stahldraht in einem Stück Bowdenzugrohr außermittig über den Querdraht zur Auslösung. Ein Servo zieht dann den Auslösedraht zurück, der Segler ist frei. Die später notwendigen Bleikugeln zum Auswiegen verkleben dann die Kupplung bombenfest in der Rumpfspitze.
Kabinenhaube
Zuerst wird der Rahmen aus Sperrholz erstellt. Die eigentliche Kabinenhaube ist nur 2/3 des Rumpfausschnittes. Vorne wird dieser Rumpfdeckel aus Balsa gemacht.
Die Haube habe ich aus PP gezogen.
Zum Glück hatte der Planbesitzer, ein Schreiner, schon früher einen Ziehklotz aus Linde geschnitzt. Das PP wurde bei 175 °C im Backofen weich. Es klebt nicht an den Wänden des Ofens, da kann man die Ehefrau beruhigen! Wenn man das Material vorher rechts und links zwischen zwei Leisten eingespannt hat, hat man gleich zwei Griffe (Handschuhe anziehen!), an denen man das weiche KS-Material halten kann. Ein Helfer drückt dann mit aller Kraft (draufstellen hilft auch) den Klotz in das weiche PP und das zieht sich dann schön um den Klotz.
Die gesamte Haube wird hinten durch ein Sperrholzformteil in Form des Rumpfausschnittes und vorne von einem Super-Magneten gehalten.
Diese Haube habe ich mit sechs Servoschrauben an den Rahmen geschraubt.
Ein paar Klebe-Instrumente vervollständigen den Scale-Eindruck.
Rohbau
Finish
Nach längerem Nachdenken habe ich mich für ein Finish mit Koverall entschieden. Irgendwie gefiel mir das „Kloschüsselweiß“ der Bügelfolie nicht. Es ist zwar ein viel größerer Aufwand, das Koverall mit ADLER-Soloplast-Lack aufzubringen, die Kanten zu bügeln und dann alles noch zweimal mit Lack zu streichen. Es ergibt sich aber ein Oldtimer-Look in Form von Gewebe in einer leicht vergilbten Farbe.
Als Anstrich für Rumpf und alle beplankten Teile habe ich RAL 9001 „cremeweiß“ gewählt und die nicht beplankten Teile des Flügels ausgespart. Dadurch entsteht eine unnachahmliches Flugbild mit „Wasserkuppen-Anmutung“ dank durchscheinender Rippenfelder.
Natürlich durften die drei feuerroten Kunstflugstreifen auf dem HLW und den beiden Flügelhälften nicht fehlen. Blau erschien mir etwas kalt und gelb, na ja...
Erstflug
Der im Plan eingezeichnete SP erwies sich beim Einfliegen als passend.
Die angegebene EWD von 3° hatte ich zunächst durch Anhebung des HLW vorne auf 2° verringert. Aber man sollte den alten Plänen unbedingt glauben. Bei den ersten Würfen ging die Lo relativ zielstrebig Richtung Wiese. Nur starkes Ziehen verhinderte eine harte Landung. In zwei kleinen Schritten habe ich die EWD dann auf 3° erhöht und siehe da, die Lo flog gerade und flott den Berg hinunter. Ein leichter Wind, allerdings von schräg rechts, reichte gerade für einen großen Kreis mit Landung.
Man sollte also unbedingt der Rumpfauflage für das HLW glauben und nichts unterlegen oder verändern, dann stimmt alles auf Anhieb.
Ein paar Wochen später wehte dann endlich ein kräftiger NO-Wind. Die Lo stieg direkt aus der Hand in den Hangwind und flog super. Die schon im Wind befindlichen F5B- und F3B-Modelle waren auch nicht besser unterwegs und das Flugbild der Lo ist halt einfach das eines richtigen Segelflugzeugs und sieht nicht wie ein fliegender Besenstiel aus.
So ging es immer flott am Hang hin und her. Der Hang ist etwa 500 m lang und hat diverse „Höhentankstellen“. Ich hätte bis zur Dämmerung fliegen können, wenn der NO-Wind nicht auch gefühlte 10°C hatte. Also wurde nach 30 Minuten die Landung eingeleitet. Das heißt an diesem Hang: weiterfliegen, während man langsam den Hang hinunterläuft. Wehe man stolpert! Ständig wechselt der Blick des Fliegers zwischen Modell und Boden, um nur ja keine Mulde zu übersehen. Kuhfladen werden ignoriert! Unten angekommen fliegt man große Kreise und baut Höhe ab. Da die Lo keine Störklappen hat, kann das schon mal fünf Minuten dauern. Aber irgendwann in Bodennähe hat das Modell dann keine zu hohe Geschwindigkeit mehr. Blöd nur, wenn das über einem abgeernteten Maisfeld und noch vor dem Bach passiert!
Diesmal hat es aber mit der Landeeinteilung hingehauen und die Lo landete nahezu „bei Fuß“. Die Technikgläubigen mit ihren 1.500 € teueren Supermodellen (mit E-Mot.) können es immer gar nicht glauben, dass „so was“ so gut fliegen kann. Zur Entschuldigung kommt dann immer „Ich habe gar nicht die Zeit zum bauen.“ Jeder, wie er will.
Mein Fazit
Der Bauaufwand war dank des sehr guten GfK-Rumpfes relativ gering und für den durchgehenden Flügel + HLW + SLW habe ich gerade mal sechs Wochen gebraucht. Dann war die Lo 100 flugfertig.
Mit 2,07 m Spannweite ist das Modell sehr transportfreundlich, obwohl das bei heutigen Kfz oft gar keine große Rolle mehr spielt. Ich lasse immer die Leitwerke am Rumpf und lege ihn in einen ausgeschnittenen Styro-Klotz.
Die Lo 100 geht bei mittlerem bis kräftigem Hangwind hervorragend, ist aber auch für Thermik ausgelegt. Ich fliege bei leichtem Wind vom Hang weg und gehe in die Thermik über dem Tal.
So schön die Segler mit 5,70 m Spannweite auch sind, mindestens genau so schön sind die „Kleinen“, die mit geringstem Aufwand transportiert werden können und im Flug auch eine gute Figur machen.
Davon abgesehen mag ich halt Oldtimer bis in die 1950er lieber wie jede Superorchideen mit 6-Klappen-Flügeln. Aber über Geschmack lässt sich eben trefflich streiten.
Technische Daten: Lo 100 | Einheit | |
---|---|---|
Spannweite | mm | 2070 |
Länge über alles | mm | 1400 |
Masse | g | 2500 |
Profil Fläche | Clark Y mod | |
Flächeninhalt | dm² | ~ 85 |
Flächenbelastung | g/dm² | ~ 39 |
EWD | ° | 3 |
Schränkung im Außenflügel | ° | -3 |
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