Mehr Schein als Sein
Mehr Schein als Sein
Na dann möchte ich hier mal auf Drängen einiger Bekannter das Aufmöbeln meiner Strikemaster dranhängen ( wobei ich eigentlich lieber auf dem Platz oder in der Werkstatt stehe), um damit vielleicht einige Impulse oder Erfahrungen an andere weiter zu geben.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Jetwelt Strikemaster für mich ein Modell ist, das es auch heute noch verdient , deutlich mehr Beachtung zu bekommen. Das Ding fliegt wie eine Oma (so mag ich das Jetfliegen!) und ist dabei so gutmütig, dass viele der sogenannten Trainer dagegen zickische Biester sind; von der Optik ganz zu schweigen!
Im Vergleich zu dem optisch verwandten “ In- Modell“ Tutor erscheint mir persönlich die Strikemaster gar deutlich eleganter und wirkt noch größer!
Generell baue ich Modelle gerne von Grund auf selber auf; dann sind sie auch so, wie ich mir das vorstelle. Durch mein F3A-Engagement verbleibt dazu in anderen Modellkategorien aber nicht immer Zeit.
Die Jetwelt Strikemaster habe ich in sehr guter Grundkonstitution gebraucht erworben.
Alles war an der Strikemaster solide und fachkundig gemacht; manches in meinen Augen aber etwas lieblos (wenn auch durchaus funktionell).
Eine optische Aufwertung bot sich also an; zudem stand trotz verbessertem „Scale-Look“ ein praxisgerechter Einbau aller Teile im Lastheft.
Ich mag es nicht, wenn man nicht an alle Systeme ohne viel Schrauberei rankommt, das hat sich nicht bewährt.
Der Innenraum wurde also aufgeräumt; gleichzeitig diente das willkommener Maßen dazu, das Modell auch im Detail kennenzulernen. Eine solch komplexe Sache wie ein Turbinenmodell sollte man schon in allen Einzelheiten kennen, um Störungen auch gezielt vorzubeugen bzw. beheben zu können.
Kaufen und Fliegen bringt mit Sicherheit keinen dauerhaften Erfolg. ( auch ein Missstand der Schaumwaffel-Zeit, das m.E. dem Modellbau mittelfristig nicht gut bekommt.)
Das Aufräumen sah nach Vollendung schon mal ganz gut aus, also lohnte das Weitermachen.
Die Lackierung meiner Strikemaster einschließlich Weathering war bestens. Dennoch wollte ich die Ausdrucksstärke durch kleinere Details noch verbessern.
Vorgabe dabei war ein realistischer Eindruck ohne Ansprüche von Scale-Bewerben.
Also habe ich mich den Beplankungsstößen ( weitgehend nach Gutdünken und nur in Anlehnung an das Original) angenommen.
Mit der Rückseite einer Messerabbruchklinge und biegsamem Stahllineal wurde die Lackschicht vorsichtig bis auf die Grundierung eingeritzt; eine Verletzung der Gewebestruktur findet dadurch nicht statt; deshalb sind auch keine Festigkeitsnachteile zu erwarten.
Anschließend erfolgte die Auffüllung der Ritze mit einem dünnen, wasserfesten Lackmalstift; ebenso wurden die Beplankungsstöße auf der Fläche aufgebracht.
Was noch fehlte, waren die Nieten. Hier habe ich mit nicht die Mühe mit der bekannten Weißleimmethode angetan, sondern die Dinger einfach punktuell mit dem Lackmalstift imitiert; das sieht m.E. ausreichend gut aus.
Im Hubschrauberzubehör (SSM) fand ich zufällig noch Scharnierimitationen.
Gefunden war zugleich bestellt; die sind zwar ganz und gar nicht original aber mir gefallen sie und einen Scale-Eindruck vermitteln sie zumindest für den Unbedarften absolut.
Blieb also noch das Cockpit.
Was dort serienmäßig für viel Geld angeboten wird, überzeugte mich in keinster Weise.
Also war ein Selbstbau /-zusammenstellung angesagt.
Die große, unten verschlossene Kabinenhaube war bislang praxisgerecht mit nur einer Schraube abnehmbar und legte dann großzügig den kompletten Innenraum frei.
Das sollte so weit wie möglich auch beibehalten werden.
Als Befestigung für die anvisierten zwei Pilotensitze bot sich das Akkubrett an.
Die Auswahl an Schleudersitzen ist nicht allzu reichlich, dennoch findet man über die Internet-Suchfunktionen den einen oder anderen Anbieter von Sitzen in verschiedenen Maßstäben.
Für die Strikemaster im Maßstab 1:4,5 wurde ich bei Airworld fündig und orderte zwei Hawk -Schleudersitze. Vielleicht eine Generation moderner, aber wen stört es oder besser, wem fällt der Unterschied wirklich auf?
Die Sitze wurden geringfügig umgeändert und passten miteinander verbunden side by side nach knapp einer Stunde hervorragend in die Strikemaster.
Die komplette „Sitzbank“ wird mit zwei Schrauben befestigt, welche gleichsam noch das herausnehmbare Servobrettchen sichern.
Den passenden Piloten wählte ich aus verschiedensten Angeboten bei MAC aus. Ihm wurden die Beine amputiert, da unnötig. Auf den zweiten Piloten verzichtete ich in erster Linie aus Gewichtsgründen; der gesamte „ Scale“-Ausbau sollte sich im Rahmen des bislang installierten Zusatzballastes bewegen und kein entscheidendes Mehrgewicht bringen. Okay, billiger war es auch noch und zudem ist die Sitzfläche des Airworld-Schleudersitzes auch ohne Pilot eine Augenweide. Was noch fehlt, ist ein zweiter, maßstabsgerechter Gurtsatz.
Die große Kabinenhaube der Strikemaster wurde mit einer Sprengschnur (zurechtgeschnitten aus dem Hawk –Satz von Schneider-Decals ) aufgewertet. Ich habe sogar ein Originalbild mit Sprengschnur gefunden; auch wenn es keine gegeben hätte, hätte ich darauf nicht verzichtet, weil es einfach gut aussieht und generell kaum einer (außer den echten Kennern) an der Scalehaftigkeit zweifelt.
Der geschlossene GFK Habenrahmen wurde unten so weit geöffnet, dass alle Freiräume zwischen und hinter den Schleudersitzen bei aufgeschobener Haube noch abgedeckt sind.
Blieb noch das Cockpit. Im Internet finden sich ja schnell entsprechende Bilder des Originals.
Ich formte das Cockpit aus 3 mm Depron und besprühte das Ganze mit Strukturlack „Graphit“ aus einer Baumarktdose. Diese Farbe eignet sich ganz hervorragend auch für Innenrumpflackierungen; selbst größere Unebenheiten ( oder Klebereste von ursprünglichen Einbauten/Spanten werden optisch fast unsichtbar überdeckt. Bitte dünn in mehreren Schichten lackieren, sonst dauert die Trocknung eine halbe Ewigkeit. Der Lack ist jedoch nicht kraftstofffest und muss beispielsweise im Motorraum mit Klarlack oder Epoxidharz überstrichen werden.
Den geriffelten Kantenschutz fand ich im Metallgewerbe; im Modellbaubereich bietet beispielsweise Delro ähnliche Kantenschutzgummies an, die sich auch hervorragend zum Einfassen jeglicher Ausschnitte eignen ( Lüftungsausschnitte, Spinner/Prop-Ausschnitte etc.).
Dieser Schutz hat mir so gut gefallen, dass ich mich entschlossen habe, das Cockpitpanel zweigeteilt aufzubauen; oben finden sich nun, abgesetzt vom eigentlichen Panel einige Schalter.
Beim Panel dachte ich an einen Selbstbau. Instrumente in vielfältigster Art und Ausführung bekommt man bei etlichen Herstellern.
Dann stieß ich per Zufall auf die Seite von Scale-Cockpits. Schnell war abgeklärt, dass auch Phantasie-Panels jeglicher Form auf Kundenwunsch erstellt werden.
Ein Sperrholzdummy des abgewinkelten Panels war fluchs an den Hersteller geschickt; für die restliche Gestaltung ließ ich Scale-Cockpits freie Hand; es sollte nur gut und so aussehen, als ob!
Als Liefertermin wurden 3 Wochen zugesagt. Dann Funkstille.
Ich wollte es nicht glauben, aber einen Tag vor Ablauf der zugesagten Lieferfrist erging eine kurze mail mit Versandbescheinigung an mich und 3 Tage später hielt ich das genau passende Panel in den Händen.
Das sah schon mal sehr,sehr gut aus; weitaus besser als ich das jemals selbst hinbekommen hätte und weitaus billiger als der Kauf von Einzelinstrumenten!! Zusammen mit den bestellten Steuerknüppel und der Mittelkonsole ergab sich inkl. Porto gerademal ein Gesamtpreis von 140.- Euro, wobei auf das Panel ca. 70 Euro fielen. Es passte so exakt wie mein Muster.
Als ich mich dann mal mit dem Originalpanel beschäftigte, musste ich zu meiner Überraschung feststellen, dass sich Scale-Panels daran so stark orientiert hatte, dass es mir im Nachhinein sogar wurmt, das Oberpanel getrennt aufgebaut zu haben. Das Panel ist sehr nahe am Original; der Hersteller hatte nach Auftragserteilung selbstständig recherchiert und mehr als von mir gefordert bzw. erwartet in Richtung Scale gearbeitet. Kompliment!
Lediglich ein Paar Gebrauchsspuren wurden noch aufgebracht und das Ding dann einfach
in meine Cockpitverkleidung aus Depron geklebt.
Insgesamt steht das Kaufcockpit von Scale-Cockpits ín einem hervorragenden Verhältnis zum optischen Gewinn und liegt preislich weit unter dem, was mir als Allerwelts –Seriencockpit angeboten wurde.
Die Kabinenhaube wurde außen noch mit Schrauben M1,6 aufgemöbelt; schaut auch ganz gut aus.
Die Anschlüsse zum Betanken von Gas, Luft, Rauch und Kerosin wurden mit selbstschließenden Festoventilen nach außen an den seitlichen Vorderrumpf gelegt; ebenso das Manumeter der Druckluft.
Das ist in meinen Augen ganz und gar nicht störend; es verringert den Scale-Eindruck eigentlich nicht, bringt aber wirkliche Servicefreundlichkeit. Und sollte im Falle eines Falles doch mal was während dem Flugbetrieb zu überprüfen sein: die Kabinenhaube samt Cockpit ist schnell mit einer Schraube gelöst und nach zwei weiteren Schrauben steht ein besserer Zugang wie bei jedem Zweckmodell zu allen Einbauten bereit.
Eigentlich hasse ich diese Smoker, weil dadurch ganz schön Schmaddel auf den Modellen klebt.
Beim Jet ist das anders, dort wird hinten, außerhalb vom Rumpf in den heißen Abgasstrahl eingespritzt.
Die noch im Fundus rumliegende APS-Pumpe ( die schöne alte mit Gehäuse und integriertem Absperrventil ) war wie gemacht für den Einbau in die Strikemaster. Schon beim ersten Probelauf war ich mit dem Ergebnis mehr als zufrieden ( die Nachbarn wohl weniger, aber wenn der Test nicht notwendig gewesen wäre, hätte ich ihn nicht durchgeführt!)
Die drei 3-Watt E-Mitter-Scheinwerfer in der Nase wie auch die beiden Positionsleuchten an den Flügelenden wurden durch ein rotes Rundumlicht auf dem Rumpf ergänzt; das ganze wird von einer Optotronix-Elektronik angesteuert und ist auch bei grellem Sonnenschein wirklich sehr gut sichtbar.
Selbstredend wurden alle Servoverbindungen durch MPX-Stecker grün selbstschließend ausgebaut.
Ich brauche nun eben nur das Höhenleitwerk und beide Außenflügel aufzuschieben und alle elektrischen Leitungen schließen automatisch an. Dieser einmalige Aufwand lohnt allemal; Verwechselungen, Kabelbrüche oder einfach die Mühseligkeit jedes Aufrüstens sind damit aus der Welt.
Aus einem handwerklich solide gemachten Modell ist so in kurzer Zeit mit akzeptablem finanziellen und zeitlichen Aufwand ein absoluter Eycatcher entstanden, dem man auf den ersten Blick jede Scale-WM-Teilnahme zutraut.
Dennoch ist meine Strikemaster schneller als jeder Trainer aufgebaut und überzeugt dabei durch einfachste Handhabung ( alleine das Reinschieben in den Van auf dem am Flügelstummel des Rumpfes installierten Einziehfahrwerk ist die reine Freunde), eine hervorragende Servicefreundlichkeit durch gute Zugänglichkeit und Übersichtlichkeit aller Einbauten sowie durch Robustheit ( kurze Fahrwerksbeine die auch ohne Verkleidungen nicht wie Stelzen wirken).
Die „Oma“ ist für mich weitmehr als das ideale Einstiegsmodell mit Scale-Ambitionen in die Jetwelt ist.
Fliegerisch ist meine Oma eine Erholung für meine Kunstflug gewöhnten Finger.
Euideutiges Prädikat: sehr empfhelenswert und " jederzeit wieder".
Die Bilder 1-3 zeigen den Kaufzustand; die weiteren Bilder den beschriebenen Ausbau.