Bestandsaufnahme
Bestandsaufnahme
Hallo,
nachdem das Teil nun schon über 5 Jahre ungenutzt auf dem Boden (im Wege) steht, muß was geschehen.
Alle vorherigen Vorschläge erscheinen realisierbar, haben aber nicht meine Zustimmung.
Daher zuerst mal obiger Beginn, um mögliche Nutzung abzuschätzen.
LÜA und Breite sind einem MC ähnlich. Gewicht über 15 kg (wie bekommt man das von einem 0,5 m hohen Steg ins Wasser?).
Die Bugreling gibt es nicht mehr. Beim Versuch sie etwas tiefer zu biegen brach der Bügel ab. Nach dem Formen wurde die Reling offensichtlich gehärtet. Deshalb bis dahin die gute Form.
Segellatten und Vorliek vom Groß sind beidseitig aufgebrachte Kiefernleisten und dürften fast jedes Segel überstehen.
Segeltuch kann frei geformt werden. Speziell bei der Fock konnte die Wellenbildung mal im Unter- oder Achterliek sein.
Das Tuch scheint Anorakstoff von vor 1990 zu sein, den wir damals manchmal für Segel (Schülermodelle) verwendeten.
Der stark konische Mast hatte trotz des 25 mm Durchmessers am Fuß fast ein Eigenleben, wenn an einer Strippe hantiert wurde. An der roten Kugel im Korb sind ca. 50 m Angelsehne befestigt, die sich auf einer im Boot rumkullernden Trommel befinden (so was kannte ich als Suchhilfe für untergegangene Modelle).
Die Takelage war sehr aufwendig gefertigt. Selbst ein Fall für die Fock war vorhanden. Stehendes und laufendes Gut sind überwiegend aus gestrickten Kordeln. Ihr Verhalten ist dem von Gumme sehr ähnlich.
Gute Segelkenntnisse waren sicher von Nöten, um die Fock bei einer Wende am Mast vorbei zu bekommen (gerundetes Achterlick stand etwa 30cm hinter dem Mast)
Viel Mühe steckt in den vielen Schellen, Laschen Strippen Belegklampen. Trotz des Hohen Aufwandes erscheint mir die Funktionalität des (fehlenden) Baumniederholers bei den Abständen und Gelenken nicht sicher.
Selbst Top weist viele Details auf. Der Verklicker überstieg die Deckenhöhe von 2,50 m und mußte entferntwerden. Die Laterne war sicherlich mal funktionsfähig.
Mit der 5,750 kg schweren Flosse (25 mm Stahlplatte) wird jede Grundberührung schadlos überstanden. Sie ist mittels eines Bügels im Inneren aus 4X30 mm verzinktem Flachstahl sicher befestigt. (der Bügel dient Praktischerweise gleich als Tragegriff). Nachteilig leider, dass bei der Flossenhöhe von 219 mm der Massenschwerpunkt nur 103 mm ab OK Flosse liegt.
Warum ein so großer Spalt zwischen Rumpf und Flosse sein muß, kann ich nicht erkennen. Der kleine Huckel in Kokernähe hilft mir auch nicht weiter. Könnte nur sein, dass das Kokerrohr zu lang war. Den dreiflügeligen "Flautenschieber" aus Messing mit 50 mm Durchmesser habe ich schon entsorgt.
Ein ca. 4 cm langer Schlitz im Rumpfboden deutet darauf hin, dass mit sehr viel Mühe der Koker im Rumpf eingepasst wurde. Offensichtlich war zuerst das Ruder mit der Achse senkrecht zu Oberkante fertig und danach wurde die Kokerposition dem Ruder angepasst. Eine um ca. 30° bis 35° zur KWL geneigte Ruderachse ist mal ein Versuch wert.
Mehrere Indizien deuteten auf mehrstufigen Modellumbau hin, der vermutlich sehr viel Zeit erforderte und ausreichend stabil erfolgte. Materialauswahl erfolgt offensichtlich aus dem Bestand. Mit anfänglichen inneren Abtastversuchen konnte ich mir keine Klarheit verschaffen. Dank Digital ist es mir teilweise gelungen (der Heckbereich unter der Plicht lies sich weder mit Portrait-, Blumen-, noch Makroeinstellung ablichten.
Schwimmtest. Der Tiefgang ist etwas weniger als bei meiner IOM (ich brauchte den Wannenüberlauf nicht blind setzen). Blos wo kam (nach mehreren Markierungs- und Besichtigungsarbeiten) das viele Wasser rein. Da es von hinten kam, vermutete ich ein größeres Loch unter der Plicht.
Den Bugtiefgang hätte ich flacher erwartet. Das Heck (Spiegelunterkante) stand dafür etwa 1,5 cm höher als der Wasserspiegel. Doch dazu hatte ich nach weiteren Inspektionen später noch eine Erklärung.
Ohne Bild:
Die innere Austattung ließ darauf schließen, dass:
- Ein PKW Scheibenwischermotor im Direktbetrieb installiert war
- Ein Bleiakku 12 V 15 Ah zur Fahrstromversorgung diente
- Beleuchtung und Positionslampen über separate Stromversorgung verfügten
- Segel nicht per RC verstellt wurden (Groß nur über eine Talje am Plichtboden geführt)
Fazit:
Das Boot wurde mit rel. hohem Aufwand und vielen Details gebaut. Vermutlich wurde es nur als Motorboot in Segelbootoptik betrieben.
Ziel:
Mit vertretbarem Aufwand ein Boot mit Segeleigenschaften, ohne Flautenschieber, daraus machen. Bei dem Ausgangsmaterial muß wohl ein neues Rigg her.
Mal sehen, was wird.
Ulli