In meinem Keller liegen diverse „Lidl-Modelle“ in verschiedenen Größen, die ich irgendwann mal in ein steuerbares Flugzeug verwandeln wollte. Und dass es geht, wissen wir, Beiträge dazu gibt es hier und anderweitig genug.
Bislang konnte ich mich dazu nicht aufraffen, weil mir alleine die Vorstellung zuwider ist, mit dem Skalpell in Rumpf und Tragfläche herumzustochern und Styroporfetzen herauszupopeln, um daraus ein wenig ansehnliches Ding zu basteln, das mit viel Phantasie und etwas Augenzwinkern dann vielleicht als RC-Modell bezeichnet werden kann. Kein Bausatz gleicht dem anderen, Flächenverzug, krummer Rumpf, Endleisten dick wie Zigarren. Weshalb ich das trotzdem gekauft habe? Lag halt da und kostete nur ein paar Euro. Jetzt nimmt es Platz weg und dient als Staubfänger während der Produktion von dem, was ich interessanter finde. Aber das kann man auch anders sehen, kein Ding.
Daher: als Ratschlag an den TE würde ich mich z.B. bei Natterer nach je nach Fluggewicht empfohlenen Antriebssets umsehen. Angaben zum Standschub sind dort hinterlegt und geben auch Bastlern ohne Erfahrung die Gewissheit, dass der Antrieb das tut, was er soll. Der gewählte Akku sollte in der Lage sein, den Strom zu liefern, der angegeben ist. Also Kapazität von z.B. 450 in mAh multipliziert mit der maximalen Entladerate von bspw. 25 „C“ gibt den maximal verträglichen Strom von 13,5 A. Wenn der Antrieb z.B. mit einer 8x4 Luftschraube 320 Gramm Schub liefert und dabei bei Vollgas 8 A Strom zieht, ist man mit einem Modell von sagen wir 250 Gramm locker im grünen Bereich. Die Vielfalt an erhältlichen Komponenten ist derart riesig, dass mir - und hier kann ich ihn verstehen - auch der Nerv fehlt, von 997 möglichen Antriebskombinationen eine auszusuchen. Also: Fluggewicht ergibt passendes Antriebsset ergibt den erforderlichen Akku und fertig ist die Laube.
In der Klasse ist die Wahl der Servos so gut wie egal, solange sie leicht sind. Hitec HS-40 wiegen 4,8 Gramm das Stück und passen ganz sicher.
Bei der Funke würde ich in den nächsten Laden fahren, der z.B. Radiolink verkauft. Wenn man das in die Hand nimmt, fühlt man zwar das billige Plastik, aber dafür schont man seinen Geldbeutel. Früher nannte man die Vorgabe für das Projekt des TE sagen wir „8-Kanal-Fernsteuerung“, und man war nicht wählerisch. Der Verkäufer wird Dir helfen, und Du wirst überrascht sein, was man für wenig Geld in unserem Einzelhandel alles bekommen kann. Derkum in Köln ist so ein Laden, den ich als Einsteiger sofort aufsuchen würde, und für 150 Euro bekommt man eine Fernsteuerung, die grds. alles kann. Das gab es zu meiner früheren Zeit nichtmal ansatzweise.
Zu guter Letzt erlaube ich mir, mich den Kollegen anzuschließen: für den Einstieg, für das Erlernen der Steuerung und überhaupt empfiehlt sich entweder genannter Easystar/Easyglider & Co. (für die es sogar einen wirklich bezahlbaren Simulator gibt) oder ein schicker Holzbausatz wie die Libelle von Höllein. Wer den Bastelaufwand mit so einem Lidl-Ding nicht scheut, der kommt mit einer farbigen und in deutsch geschriebenen Bauanleitung erst Recht klar. Und oh Wunder: Höllein gibt sogar eine Empfehlung für die Komponenten, die erprobt und bewährt sind. Das kostet in Summe dann eben ein ganzes Stück mehr als ein Frankensteinmodell aus dem Lebensmittelladen, doch - und auch das wurde bereits geschrieben - man bekommt das, was man bezahlt. Dort - was ich noch nie gemacht habe - anrufen, und Du wirst freudig überrascht sein.
Falls der namenlose TE es dennoch wagen will, so finde ich das total cool. Ein geschätzter Mitforist nennt diese Spezies „Freunde der Empirie“. Und Bestätigung sollte etwas sein, dass man für sich empfindet, ohne Onlineapplaus. Zumindest handhabe ich das so.
Ich hoffe inständig, dass das Projekt weiterlebt, auch wenn es mich in Grundzügen an „Letzter Versuch mit Flugzeug“ mit dem Micro Monster erinnert….
Gutes Gelingen, grenzenlose Liebe, Weltfrieden und Wohlstand für alle wünscht
Jörg
Nachtrag: einen kleinen 2s-Akku kann man schon mit einem günstigen Plug&Play-Ladegerät für unter 20 Euro laden. Kein Theater mit Zellenauswahl und sonstigem Gedöns. Solange der Stecker passt - und hier rate ich anstelle einer konkreten Empfehlung zu etwas Lektüre - überfordert das auch Einsteiger nicht.