Erfahrungen mit Oracolor

Hallo rcn-Community,
da im Netz nicht allzuviel zu Oracolor zu finden ist, möchte ich an der Stelle meine Erfahrungen damit teilen. Lackiert habe ich damit (mittlerweile mehr als einmal :eek: ) Radschuhe und Motorhaube (beides aus ABS) meiner Sig Citabria, es wird demnächst noch ein Zephyr EDF, Glasfaser auf Balsa, nach der gleichen Prozedur folgen. Ich hatte zuvor keinerlei Erfahrung mit Lacken, 2k-Lacken etc., daher ist folgendes Mal als Bericht meiner Laienerfahrung zu sehen :cool: Macken im Lack schiebe ich daher auch auf mein Handling denn auf den Lack.

Sowohl Radschuhe als auch Motorhaube sind komplett weiß lackiert, danach abgeklebt und rot lackiert und abschließend mit transparentem Oracolor als Klarlack versehen.

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Vorab war alles gespachelt und bis 800er Papier geschliffen.

Lackiert hatte ich im ersten Versuch mit einer günstigen Airbrush aus Amazon und 0,5er Düse und ca. 2 bar Luftdruck aus dem Kompressor. Hat soweit funktioniert, erfordert aber gerade bei Flächen etwas Geduld. Die Radschuhe sind komplett mit der Airbrush entstanden. Abgeklebt hatte ich das Dekor mit Airbrush-Maskierfolie, geschnitten auf meiner Stepcraft mit Schleppmesser (geht sicher händisch genauso gut). Entsprechend der Verarbeitungsempfehlung habe ich die Farbe mit Spritzhärter gemischt und ordentlich mit ca. 30-40% verdünnt. Aufgrund des geringen Farbflusses muss man jedoch eine Stelle mehrfach brushen damit genug Deckung entsteht. Was mich jedes Mal genervt hat ist das frickelige Putzen der Airbrush mit dem doch nicht ganz günstigen Verdünner.

Die Motorhaube wurde im ersten Versuch genau wie die Radschuhe mit der Airbrush lackiert. Nach einem Schaden habe ich jedoch die Farbe weitestgehend abgeschliffen und wieder mit 600-800er Papier nachgearbeitet. Da ich etwas Erfahrung für Alternativen gegenüber der Airbrush sammeln wollte, habe ich diesmal eine größere Lackierpistole genommen, die ich vor einiger Zeit mal bei Lidl erstanden hatte (1.4mm Düse):

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Laut Netzfunden und -recherchen dürfte so eine billige Pistole gar nicht gut funktionieren, ich habs aber trotzdem probiert. Die Farbe wurde auch diesmal wieder mit ca. 30% verdünnt. Für den weißen Grundlack der Motorhaube reichen dabei schon wenige ml (ich schätze effektiv ca. 3ml, damit ist gerade die Pistole mit Farbe gefüllt und der Trichter leer) aus. Die Pistole hab ich so eingestellt, dass ein runder Farbstrahl entsteht, bei ca. 1.5 bis 2.5 bar und nur wenig Farbe (immer noch mehr als bei der Airbrush). Der Lackstrahl ist dabei natürlich deutlich größer, lässt sich aber gut dosieren.

IMG_20210317_2018309.tn.JPG (Motorhaube vor dem Klarlack)

Abgeklebt hatte ich diesmal (dooferweise, aber jetzt sicher nie wieder) mit einfachem Kreppband. Hat leider zu etwas unscharfen Kanten geführt...gut, was dazugelernt.

Gefühlt ist wesentlich mehr Farbe auf die Haube gekommen als mit der Airbrush, was sicher der Haltbarkeit dienlich sein dürfte. Abschließend wurden noch 2 Schichten Klarlack, in der Summe vermutlich um die 5ml aufgebracht. Hier habe ich die Düse etwas aufgemacht und mit Farbe nicht gegeizt. Im Ausspiegeln habe ich gemeint, dass die Farbe dabei etwas schöner verlaufen ist als bei den vorigen, dünneren Arbeitsgängen mit weiß / rot. Die Farbe habe ich vor dem Klarlack mit 1200er Papier leicht stumpf angeschliffen.

Abschließend habe ich mit Oratrim und Orastick noch das schwarze Dekor aufgeklebt.

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Mit dem Ergebnis bin ich diesmal sehr zufrieden, auch bzgl. der Verarbeitung mit der großen Pistole. Die lässt sich dann auch noch deutlich einfacher reinigen. Poliert habe ich nach dem Klarlack nicht mehr - so wies dasteht passts recht gut zur Folienbespannung des Rumpfes.

Als Fazit bin ich der Meinung, allzuviel kann man mit den Farben wohl nicht damit falsch machen und werde diese daher auch für kommende Projekte nutzen.

Mit der gleichen Pistole hatte ich zuvor auch eine 1.4m-Tiger Moth mit Acrylfarbe aus der Tube auf Oratex, 1:1 verdünnt mit Acryl-Medium lackiert, hier war natürlich viel mehr Farbe erforderlich. Oracolor ist im Vergleich um einiges flüssiger (und trotzdem deckender?).

Screenshot 2021-03-20 135438.png

Für den Zephyr bereite ich derzeit einige Testteile aus Balsa + Glasfaser, gefüllert mit dem Oracolor Füller vor. Ich bin bereits gespannt wie die Ergebnisse hier werden.

Viele Grüße
Sebastian
 

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Hallo,
wie oben angekündigt ist ein weiteres Modell mit OraColor zu finishen. Ich bin bereits mit dem Lackieren fertig, möchte aber meine Erfahrungen damit trotzdem schrittweise teilen.

Es geht um den Zephyr EDF. Der Großteil der Flächen ist GFK auf Balsa, die Klappen und einige Bereiche sind PLA oder PETG, jeweils auch mit GFK überzogen. Jede zu lackierende Fläche ist damit GFK und mit dem Füller von Lanitz gefüllert..sieht in etwaso aus. Die Rippenpositionen sind mit wenig Fantasie zu erkennen. Geschliffen ists bis ca. 600-800.

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Als Farben kommen zum Einsatz: Weiß, Lichtgrau, Rot, Schwarz, Klarlack.

Alle Lackiergänge habe ich mit den gleichen Einstellungen und Equipment durchgeführt:

- Pistole mit 1.4mm-Düse wie oben beschrieben.
- Luftdruck um 1 bar
- je Farbansatz soviel Verdünnung wie Lack beigemischt (20 ml Farbe, 10 ml Härter => 20 ml Verdünnung)

Da ich keine Lackierkabine hab, wurde in der Garage lackiert. Hat recht gut funktioniert, nur wenige Probleme mit Verschmutzungen.

Anfangs habe ich versucht, ohne Grundierung auszukommen...Erfahrene werden sich denken können, dass das nix war.

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Trotz zwei Lackschichten ist der Untergrund einfach durchscheinend. In der Folge habe ich das komplette Modell mit Lichtgrau deckend lackiert, und erst danach wieder weiß aufgebracht.

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Danach wieder weiß:

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So wurden alle weißen Bereiche mit ordentlich Überstand mit mehreren Gängen gespritzt.

Viele Grüße
Sebastian
 
Weiter gehts mit Rot:

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Abgeklebt habe ich mit Kreppband, wohlwissend dass es nicht die schärfsten Kanten werden. Dafür gehts leicht wieder ab. Versuche mit Maskierband von Lanitz waren eher mittelprächtig, da sehr schwer wieder abzukommen. Leider hatte ich dabei nicht an einen Fön gedacht, der wirkt ja auch bei Oracover wahre Wunder beim Entfernen...

Die überlackierten Fläche habe ich vorher mit 600er Schleifpapier etwas angeraut.

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Final mit schwarz:

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Ergebnis:

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Viele Grüße
Sebastian
 
Ich habe mich entschieden, Decals und Vinyls von tailormade decals aufzubringen (1:7 T-45 Goshawk):

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Hier sieht man im Detail auch die nicht perfekte Rot-Kante.

Viele Grüße
Sebastian
 
Mit allen Decals, Vinyls und der Haube sieht der Zepyhr nun recht flott und "hawkig" aus:

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Viele Grüße
Sebastian
 
Abschließend bleibt der Klarlack. Dazu habe ich die UV-Variante von Lanitz ausgewählt.

Mischungsverhältnis hier:

- 50ml Lack
- 15ml Mattierung
- 33ml Härter
- 30ml Verdünnung

Die Nachfrage bei Lanitz hat ergeben, dass man mit der Mattierung durchaus großzügig (noch mehr als hier gemacht) umgehen kann.

Bzgl. der Decals war ich mir unsicher ob diese sich mit dem Lack vertragen. Ein Vorversuch auf Reststücken haben gezeigt, dass sie sich zumindest nicht direkt auflösen und nach dem Härten noch wie vor dem Lackieren aussehen. Also, weiter gehts...

Hier habe ich das komplette Modell großzügig in zwei Durchgängen gespritzt.

Der erste Eindruck gefällt mir ganz gut:

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Das Modell hängt nun beim finalen Trocknen und Aushärten. Ab morgen beginnt dann vsl. der endgültige Einbau aller Komponenten.

Viele Grüße
Sebastian
 
Mein Fazit:

- als Laie bin ich mit dem Oracolor-Lack hervorragend zurechtgekommen, und das Ergebnis ist für mich mehr als ausreichend gut.
- hervorragende Beratung bei Lanitz (schnell und umfassend) zum Farbsystem und Zubehör
- kompatibel mit tailormade decals (nur solange keine mechanischen Einwirkungen auf die Aufkleber und Wasserschiebebilder wirken!!!)
- Putzen der Spritze mit Lösungsmittel nervt und stinkt...
- Oracolor geht sowohl mit der Airbrush als auch mit einer einfachen, größeren Pistole
- die Gesamtarbeit von Grundierung bis zum Klarlack darf man dennoch nicht unterschätzen, gerade bei mehreren Farbtönen. Eine Farbe + Klarlack wäre wohl bequem von Freitag bis Sonntag machbar.
- der Materialeinsatz ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. In der Summe sind bestimmt 2-3 Dosen auf dem Flieger gelandet + entsprechend viel Verdünnung für den Lack und zum Reinigen.

Viele Grüße
Sebastian
 

kaio

User
Hallo Sebastian,

Vielen Dank für das Teilen deiner sehr detaillierten Erfahrungen! Mein nächstes Projekt wartet auf Lack und ich werde bestimmt einige deiner Erfahrungen nutzen können.
Zum Thema abkleben habe ich von meinem Lacker den Tip bekommen 3M 471 Konturenband zu nehmen. Das ist echt genial da man es super um Kurven legen kann. Abziehen lässt es sich hervorragend und gibt ganz saubere klare Kanten.

Vg,

Kai
 
Hallo Kai,
danke für den Tipp mit dem Konturenband. Wir beim nächsten Stinkeprojekt ausprobiert!!

Viele Grüße
Sebastian
 

Baloo

User
Ich häng mich mal mit meiner Frage hier dran:

Die Motorhaube einer Goldberg Ultimate habe ich mit Oracolor blau lackiert. War mit einer kleinen Airbrushdüse mühsam, hat aber funktioniert.

Die Ultimate soll anstelle eines Methanolers einen Benzinmotor erhalten. Dafür sind auch an der Motorhaube Umbauarbeiten erforderlich.

Da Farbe und Härter schon ein paar Jahre alt sind und ich mit Airbrush keine weiteren Versuche mehr unternommen habe, möchte ich die Haube mit Farbe aus der Spraydose lackieren.

Frage: Welcher Lack eignet sich dazu: Acryl oder Kunstharz?

Bin auf eure Erfahrungen gespannt.

Gruß Bernhard
 
Hallo Bernhard,
mit Lacken aus der Dose habe ich selbst keine Erfahrung.

In einem anderen Thread, siehe https://www.rc-network.de/threads/sig-citabria.394577/post-5380074, wurden mal andere Farben ins Spiel gebracht für die Citabria...

Wie oben beschrieben habe ich an der Tiger Moth ganz normale Acrylfarben aus der Tube gespritzt bekommen, auch das geht.

Viele Grüße
Sebastian
 

Baloo

User
Hallo Sebastian,

mir geht es eigentlich nur um die Reihenfolge beim Überlackieren der Motorhaube. Wenn ich diverse Veröffentlichungen richtig verstanden habe, gibt es Probleme, wenn Acry-Lack auf Kunstharzlack aufgetragen wird.

Zwischenzeitlich habe ich gestern mit Herrn Lanitz telefoniert, der mir in einem sehr freundlichen Gespräch die Weiterverwendung von Oracolor mit Lackierhärter empfohlen hat. Alternativ hat er mir 2K-Lack aus dem KFZ-Bereich empfohlen, da Benzin einen einfach aufgetragenen Acryl-Lack angreifen kann. Also müsste in einem zweiten Arbeitsgang noch Klarlack drauf.

Ich werde wohl zunächst einen Versuch mit 2K-Lack an der Innenseite eines Radschuhes durchführen. Wenn es problemlos geht, kommt die Motorhaube dran.

Gruß Bernhard
 
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