ernst gemeinte frage an die physiker unter euch

servus.

kürzlich hatte ich einen bauherrn mit einer "etwas" schrägen idee bei mir im büro.
ich bin architekt und somit für alle bauabsichten offen.
besagter bauherr will nun eine stadt errichten.
nichts ungewöhliches bis hierher.

jetzt haltet euch fest:
die stadt soll auf einer scheibe errichtet werden, die sich dreht.
die scheibe wird mittels magnetschwebetechnik ( wie beim transrapid ) ein paar mm oder cm angehoben und dann einmalig in drehung versetzt.

bauherr behauptet nun, dass aufgrund der erdrotation die scheibe ständig in bewegung bleibt und die drehung sogar noch beschleunigt wird. bauherr will nun eine art "dynamo" installieren, der aus der drehung strom erzeugen soll. sein ziel ist, die scheibe ständig auf konstanter drehgeschwindigkeit zu halten, und mit dem erzeugten strom das permantente anheben der scheibe zu ermöglichen.
nur für das erstmalige anheben und drehen der scheibe muss dem system einmalig energie zugeführt werden.
ab diesem zeitpunkt benötigt das system keine ernergie von aussen, drehen und anheben "liefert die erdrotation", vereinfacht gesagt.
schlussendlich handle es sich hier um ein kraftwerk.

aha. :p

was haltet ihr davon?

gruss, manfred
 
Meint er die Coriolis-Kraft? Nun gut, das ist endlich das perpetuum mobile, nein, stabile.
Wenns gehen sollte müsste es auch bei einer kleinen Scheibe auf einem Permanentmagneten Strom liefern. Die Probleme, eine Stadt darauf zu errichten, sind nicht lösbar. Erstens wird es den Leuten schwindlig, sie kommen weder drauf noch runter von ihrer Scheibe, alle Versorgungen müssen wohl im Zentrum durchgeführt werden. Und netto wird am Ende abzüglich Wirkungsgrad nichts rauskommen können,es ergeht sich alles in Reibung.
Und, die absolute vernichtende Frage: Wie soll man da Modellfliegen können, ständig wechselt die Windrichtung, Sonnenrichtung. Flieger kippen vom Rand der Scheibe, und einer verfängt sich sogar darunter.
 

Andreas Maier

Moderator
Teammitglied
da hat der bauherr sicherlich was falsch umgesetzt.
im dt.museum (münchen) und in heidelberg
gibt es uhren(pendel)welche durch die erdrotation
sich weiterbewegen.
-nur wird hier immer ein kurzer energiestoß
(mittig)benötigt damit das pendeln nicht aufhört.
desweiteren gibt es doch im ländle ein haus,
welches sich mit der sonne mitdreht.
---
vielleicht hat er auch seinen globus zu stark
angeschubst.-dann muß die stadt an den pol.
ideal an den südpol(unten)dann brauch er ein
magnet daß die stadt nicht runterfällt. :D

gruß andreas

[ 05. Juni 2005, 21:37: Beitrag editiert von: elo-gustel ]
 

Gast_2222

User gesperrt
Tach Manfred, dieses Schlusswort...
Original erstellt von manfred walter:

aha. :p
.. genuegt doch als Kommentar ;)

Es handelt sich hierbei sicher nicht um ein Perpetuum Mobile, weil die dort produzierte Energie ja aus der Erdrotation kommen soll. Es gibt also eine Energiequelle.

Dummerweise ist diese nicht auf der Erde nutzbar (echt doof, ich gebs ja zu), weil Coriolis- und Zentrifugalkraefte, die hier durchaus zB beim Wettergeschehen ihr Unbill treiben, bei Betrachtung von Energiebilanzen immer rausfallen.

Es ist vielleicht auch gut so, sonst haetten wir vielleicht gar nicht mehr Tag und Nacht, nur der Bush-Jott entschied ueber Sonnenschein...

;) Wolfgang
 
Hallo zusammen,

die vermeintliche Energiezufuhr zu der Scheibenstadt hat mit der Corioliskraft soviel zu tun, wie die Kuh mim Kreppel backen.
Die Corioliskraft wirkt auf Objekte, die sich auf der Erdoberfläche entlang eines Weges bewegen. (zu deutsch: nicht auf eine auf der Oberfläche rotierende Scheibe)
Ein Zug der nach Osten fährt, wird beispielsweise durch die Corioliskraft "leichter", weil diese (abhängig vom Breitengrad) eine Komponente hat, die der Gewichtskraft entgegenwirkt.

Wenn Dein Bauherr wirklich vorhat, eine Stadt zu bauen, dann hat er sich bestimmt ein paar Gedanken um das alles gemacht und vermutlich auch die ein oder andere Rechnung aufgeschrieben. Es würde mich wirklich mal interessieren, was er da zu Papier gebracht hat. frag ihn dochmal nach der Kraft, die er zur Energieversorgung der Stadt nutzbar machen will. Denn wer sich mit Energie (=Kraft*Weg) versorgen will, der muss ja auch sagen können von welcher Kraft er redet. Vielleicht Kreiselkräfte?
 

Gast_2222

User gesperrt
Tach Michel,

Du hast fast ganz recht ;) Die Corioliskraft (C) berechnet sich aus dem Winkelegschwindigkeitsvektor (O) des rotierenden Systems (Erde oder Scheibe) gegenueber einem Inertialsystem und der relativen Geschwindigkeit (v) zum rotierenden System:

C = 2 O x v, x ist das Kreuzprodukt.

Damit steht C stets senkrecht auf v, womit via C niemals eine physikalische Leistung (P) erbracht werden kann, welche naemlich waere:

P = C * v, * ist das Skalarprodukt.

Aus der Corioliskraft kann also niemals Energie erzeugt werden.

Dies ist aber mindestens verwirrend:
"Ein Zug der nach Osten fährt, wird beispielsweise durch die Corioliskraft "leichter", weil diese (abhängig vom Breitengrad) eine Komponente hat, die der Gewichtskraft entgegenwirkt."

- Der Winkelgeschw.-vektor (O) der Erde zeigt vom Sued- zum Nordpol und weiter zum Polarstern ;)

- Die Fahrtrichtung (v) des nach Osten fahrenden Zuges ist senkrecht dazu.

Wg der Richtung von O ist C immer parallel zur Aequatorebene. Dies ist am Pol die lokale Tangentialebene, C ist dort nur horizontal. Am Aequator ist das die Senkrechte, Ost-West verlaufend, C hat also eine Ost-West und eine senkrechte Komponente. Bei uns (50°N) hat hat die Horizontale mit der Aequatorebene einen Winkel von 40°, und man hat enstprechend eine Horizontal- und eine Vertikalkomponente fuer C. Auf der Nordhalbkugel zeigt die Horizontalkonente immer in Fahrtrichtung nach Rechts. Ansonsten hat Dich der Teufel mit dem Vorzeichen erwischt, die rechte Hand Regel beim Kreuzprodukt wird Dich lehren, dass der nach Osten fahrende Zug schwerer wird ;)

Aber der Staedteplaner ist ein Schwachkopf, ...

;) Wolfgang
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo,

nee Physiker bin ich nun wirklich nicht.

Trotzdem erinnert mich die Idee an die Theorie eines Auszubildenenden mit dem ich gelernt habe.
Der meinte, Fortbewegungsmittel benötigen weniger Energie, wenn man gegen die Erddrehung fährt.
Weil sich die Erde entgegen dreht und damit die Räder angetrieben würden.

Seine Idee war irgendwo hin zu "bremsen" und nicht mehr zu fahren. Warum wird das wohl nicht funktionieren? ;) :D
 

Gast_2222

User gesperrt
Tach Michel,

Sky, cross and thunderweather aber auch, das mit dem Vorzeichen iss doch echt Teufelszeuch...

Ich hab mich vertan, der Zug wird leichter, und

C = - 2 O x v...

Mal sehn, was ich sonst noch alles von meinem Dingsda revidieren muss.

;) Wolfgang, auf'm Fluchplatz besser aufgehoben.
 

Gernot Steenblock

Moderator
Teammitglied
@ Manfred,

evtl. solltest Du diesem Bauherrn mal ein Fachbuch vorschlagen. Ich habe da einige schon gelesen und mal den Link zu
Amazon hier gesetzt.

Ehrenbürger dieser Stadt wird garantiert Terry Pratchett. Er ist der Autor der Scheibenweltromane.

Aber mal Spaß beiseite: Dein Bauherr sollte in seine Überlegungen mal die Atmosphäre mit ein beziehen. Die würde seine Scheibenwelt ganz schön abbremsen.

[ 06. Juni 2005, 16:40: Beitrag editiert von: Dr.Fly ]
 

Oli K.

User
[Off Topic ON]

Ehrenbürger dieser Stadt wird garantiert Terry Pratchett. Terry Pratchett Er ist der Autor der Scheibenweltromane.
Schaut Euch mal den Titel des Buches Nr. 9 unter 'Alle 154 Treffer für Autor/in "Pratchett, Terry"' an! ;)

[Off Topic OFF]

Oli

[ 06. Juni 2005, 16:55: Beitrag editiert von: Oli K. ]
 

Oli K.

User
Du meinst doch nicht etwa die hommage an den RCN Star aller Klassen?
Klar! ;)

1118130562.jpg


'Faust' durchgestrichen und ersetzt durch 'xxxx', Parallelen zum realen 'Diabolismus' sind sicher rein zufällig! :D

Oli
 

Gerald Lehr

Vereinsmitglied
Teammitglied
Boahh, ich bin perplex :D

Von einer ernstgemeinten Frage an die Physiker ist deser Thread wieder bei Eric gelandet.

Leute ich bin stolz auf Euch :cool:

Ich geh mit meinem Lachanfall jetzt mal besser nach draußen :D
 
Hallo Manfred,
pass auf, daß auf der Scheibe keiner ein Haus mit Keller baut.
Das wäre dann wohl eine Scheibenbremse :D
Gruß Gerrit

[ 07. Juni 2005, 10:48: Beitrag editiert von: gerrit ]
 

Oli K.

User
Hallo,
Von einer ernstgemeinten Frage an die Physiker ist deser Thread wieder bei Eric gelandet.
Sorry, aber als ich den Buchtitel gesehen habe, hat es mich einfach in den Fingern gejuckt! :D

Allerdings habe ich diesen speziellen Namen kein einziges mal erwähnt. ;)

Ich möchte mich an dieser Stelle aber offiziell beim Threadstarter entschuldigen, es lag keinesfalls in meiner Absicht den Thread zu 'hijacken'!

Oli
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten