Etrich-Rumpler-TAUBE

Modell eines "antiken" Flugzeugs mit 2,13 m Spannweite und 4,85 kg

von Knut Zink.​

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Skurrile Fluggeräte aus den Anfängen der Fliegerei haben mir immer schon gefallen.
Dann lief mir zufällig ein Typ über den Weg, der dieses Modell gebaut und auch einen amerikanischen Plan hatte. Den Plan habe ich mir kopiert und dann angefangen, die TAUBE zu bauen.


Das tolle an amerikanischen Bauplänen ist, dass alle wichtigen Daten direkt im Plan stehen. Es gibt keine Liste mit Nummern, die auf eine andere Liste mit Material und Bauteilen verweisen.
Da steht, welches Material man nehmen soll und welche Maße die Leisten haben müssen. Lästig ist nur, dass alles in inch angegeben wird. Gut, 1 inch sind 2,54 cm, das wusste ich schon. Also habe ich gerechnet und gerundet, um "vernünftige" Maße zu erhalten.
Bei der Nasenleiste steht beispielsweise: "sand". Häh? Aha, man soll die Nasenleiste mit Sandpapier (Schmirgelpapier) bearbeiten und in Form bringen. Man stelle sich das mal in einer deutschen Bauanleitung vor!

Ich habe erst alle Voll- und Halbspanten aus Sperrholz ausgesägt, nachdem ich die Spanten mit blauem Pauspapier vom Plan auf das Holz übertragen hatte. Anschließend folgten die Rippen. Eine Blockherstellung der Rippen ist leider nicht möglich, da alle Rippen "Individuen" sind.
Die Nasenleiste ist gestückelt, die Endleiste wird aus Balsabrettchen geschnitten. Durch Bögen an der Endleistenhinterkante wird die Verspannung angedeutet. Zwischen den Rippen gibt es vorne vor dem Holm noch Halbrippen, zwar keine Nasenbeplankung, dafür aber Reippenaufleimer. Der Holm wird aus massiven Kiefernleisten zusammengesetzt und ist bis zur großen Biegung verkastet.

Eine Flügelhälfte
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Das Seitenleitwerk ist in "oben" und "unten" geteilt. Das Höhenleitwerk reicht, wie bei einer TAUBE üblich, bis weit in den Rumpf hinein. Ich habe es aus Gründen des besseren Transportes abnehmbar gemacht. Es wird von hinten an den Rumpf gesteckt, hinten mit zwei Winkeln und vorne mit zwei Nylonschrauben an den Rumpf geschraubt.

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Der Rohbau, noch nicht verschliffen, sieht schon mal gut aus.

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Alle Rohbaugruppen auf einen Blick.

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Die Flächen werden mit Flachstählen zusammengesteckt und dann auf den Rumpf geschraubt. Den Abschluss bildet die Abdeckung mit den beiden Piloten. Zunächst nur provisorisch.

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Das Modell war natürlich für Verbrennungsmotoren entwickelt worden. Aber ich habe einen zeitgemäßen BL-Motor eingebaut. Es ist ein Graupner Compakt 465Z mit einer 14 Zoll Luftschraube, als Energiequelle dient ein 2 x 4s LiPo, 2300 mAh-Akku.

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Die Motorhaube habe ich aus geriffeltem Küchenblech gemacht.

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Und dann musste auch noch eine Motorattrappe drauf. Dabei habe ich meiner Phantasie freien Lauf gelassen. Schönheit liegt im Auge des Betrachters, heißt es doch.

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Das Fahrwerk wurde aus Stahldrähten hartgelötet, mit Abspannung.

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Ein paar Scaleräder mussten unbedingt sein. Da hat sich einer aber Arbeit gemacht! Echte Speichen mit Nippeln.

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Noch ein paar Rohbaubilder.

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Fertig! Inzwischen mit einer anderen Motorattrappe.

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Flugbilder

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Wie fliegt die Taube?

Nach meiner Erfahrung, beispielsweise mit Bird of Time (BoT), mögen die Amerikaner Modelle, die gutmütig und unkompliziert fliegen. Dafür sollten sie aber irgendwie "deutsch" aussehen, eben aus der Anfangszeit der Fliegerei. Der BoT hat diese ausgestellten Flügelenden, wie sie auch die MINIMOA oder ähnliche Flugzeuge aufweisen, dafür aber Knickflügel nach oben. Die TAUBE sieht irgendwie so ähnlich wie das Original aus. Aber das Modell fliegt absolut gutmütig und sicher. Man gibt einfach nur Gas und die TAUBE fliegt wie von selbst. Sie wird nur über Seite und Höhe gesteuert, es gibt weder Querruder, Flächenverwindung oder Landeklappen.
Die Amerikaner denken da praktisch, es soll in erster Linie funktionieren und Spaß machen, siehe Hinweis auf dem Plan.
Wer also ein Modell haben will, das sich von den vielen Semi- oder Scalemodellen abhebt, ist mit der TAUBE gut bedient. Allerdings muss das mitleidige Lächeln der Besitzer von Super-Modellen hier in Deutschland ausgehalten werden.
Ich erinnere nur an den derzeitigen Trend, ehemalige Freiflugmodelle wie den LEPRECHAUN oder SINDBAD mit Querrudern, Knickflügeln und Landeklappen auszurüsten.

Übrigens hat die Firma Schneider-Modell/Kufstein auf meine freundliche Bitte hin die TAUBE ins Programm genommen. Einfach mal anfragen.

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Ein paar kurze Flugvideos.
Film 1
Film 2
Film 3
Film 4
Film 5
Film 6

Anmerkung d. Red.:
Wie denn nun, „Rumpler-Taube“, „Etrich-Taube“ oder „Rumpler-Etrich-Taube“? Wie lautet denn die korrekte Bezeichnung dieses antiken Fluggeräts?

Also die Konstruktion fußt auf dem von lgo Etrich aus Österreich 1910 gebauten Prototyp. Die Serienfertigung begann in Deutschland bei der Firma Rumpler in Johannisthal, die das Flugzeug in Lizenz produzierte.
Anfangs war die Bezeichnung „Etrich-Rumpler-Taube“ üblich. Nachdem Edmund Rumpler keine Lizenzgebühren mehr zahlte, verschwand auch der Name "Etrich" aus der Bezeichnung. Daher sind zwei Bezeichnungen korrekt. Zu Beginn hieß die Konstruktion „Etrich-Rumpler-Taube“ und später nur noch „Rumpler-Taube“. Die Bezeichnung „Etrich-Taube“ hat es offensichtlich so nicht gegeben.
 
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