bluestar74
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Bauschaum fliegt!
Oder die Auferstehung einer gebrochenen Europhia
Oder die Auferstehung einer gebrochenen Europhia
Teil 1:
Am Anfang stand eine wirklich sehr lädierte Europhia 2k, die aus ca. 200m Höhe voll aufballastiert im steilen Bahnneigungsflug ihren Flug in einem Acker beendete. Grund hierfür war wohl die Tatsache, dass Akkus irgendwann auch mal leer sind…
Der Rumpf bis zur Fläche war pulverisiert, ließ sich auch nicht komplett bergen. Die D-Box der Flächen dienten als Knautschzone und waren komplett bis zum Holm eingedrückt und jetzt weich wie Papier. An der rechten Fläche war der obere und untere Holmgurt auf ca. 15cm delaminiert und weich. Alle Servos wurden herausgerissen, beide Querruder abgerissen, die Steckung des Höhenleitwerks war ohne Bodenberührung gebrochen.
Also ein eindeutiger fall für die Mülltonne – oder etwa doch nicht?
In diesem Zustand also ging der Flieger in meinen Besitz über und ich machte mir Gedanken wie er wohl einmal wieder flügge werden könnte.
Als erstes ging ich an den Holm, da alle anderen Arbeiten umsonst wären wenn dieser nicht wieder halten würde. Also wurde die Fläche vorne und hinten weit geöffnet (großteils war die Nasenleiste ja sowieso schon geplatzt) und die Holmgurte mit Harz unterspritzt. Dann wurde alles gepresst und nach dem Austrocknen einem Belastungstest unterzogen, der für gut befunden wurde.
Also weiter.
Die Frage war nun, wie man der komplett weichen und welligen D-Box wieder zu Steifigkeit verhelfen könnte. Erste Überlegungen mit öffnen der Nasennaht, komplett verharzen mit Glas oder Kohle und anschließendem verschließen wurde wegen zu vieler Unwägbarkeiten verworfen. Zum Zuge kam dann die unkonventionelle Lösung mittels Bauschaum. Da dieser ja stark expandiert war hier die größte Gefahr, dass das Profil zerstört wird. Also bohrte ich an der Flächenunterseite alle 10cm ein Loch mit 10mm Durchmesser nachdem ich die komplette Fläche mit breitem Klebeband überklebt hatte und fertigte ein Brett mit gleichem Lochabstand, diesmal aber 20mm Lochgröße an. Dieses wurde auf die auf dem Rücken liegende Fläche aufgespannt. Die aufgeplatzte Nasennaht wurde vorher noch sorgfältig verschlossen. Als Schaum kam nur die 2K-Lösung in Frage, da dieser nach dem Aushärten (ca. 20min) nicht weiter drückt und sein Volumen auch nicht so wahnsinnig stark ausdehnt wie der billigere 1K-Schaum. Der Bauschaum wurde nun von der Flächenwurzel beginnend durch die Löcher in die D-Box gespritzt. Durch den Engen Abstand der Löcher hatte er genug Möglichkeit hier auch wieder auszutreten und veränderte so nicht die Form der weichen D-Box. Nach dem Aushärten konnte die Fläche ausgespannt werden und mit einem scharfen Messer vom ausgetretenen Schaum befreit werden. Die Löcher verschloss ich dann mit einer sehr dünnen schwarzen Folie. Nun wurden kleinere Knicke in der Oberfläche noch mit Sekundenkleber gehärtet und verschliffen. Die D-Box ist nun wieder knüppelhart, wahrscheinlich härter als vorher. Nach gründlicher Reinigung und Politur war das Ergebnis auch optisch gar nicht mal schlecht. Dieselbe Prozedur musste auch die zweite Fläche über sich ergehen lassen. Der Gewichtszuwachs pro Fläche beträgt nur 65g!
In der Zwischenzeit stellte sich die Frage, wie das nicht mehr vorhandene Rumpfboot wieder herzustellen sei. Eine Mail an Stratair diesbezüglich blieb leider unbeantwortet und so entschloss ich mich, mich im Gfk-Rumpf-Bau zu üben. Da der originale Rumpf auch zweiteilig ist, wurden die letzten Fetzen des Rumpfbootes an der Klebestelle vor den Flächen abgedremelt um wieder einen sauberen Anschluss (zumindest halbwegs, da auch hier Stücke aus dem Rumpf gebrochen waren) zu haben.
Auf ein herumliegendes Kantholz wurde noch ein Dachlatte verleimt, alles auf 42cm gekürzt und auf der Kreissäge schon mal ganz grob in Form gebracht. Im Gegensatz zum Original wollte ich den Rumpf vorne etwas länger haben um nicht zusätzlich zur Reparatur unnötig viel Gewicht mit Blei herumzufliegen. Ebenso wurde eine „Hakennase“ geshapt, einfach weil´s gefällt. Dieses Urmodell wurde nun mit der Raspel, dann mit 40er, 80er und dann 120er Schleifpapier solange bearbeitet, bis die Konturen Stimmig waren. Dann kam der Spachtel, schleifen, Spachtel, schleifen… usw. bis schließlich eine Schicht mit 1000er geschliffener Spritzspachtel den Abschluss bildete.
Gleich gehts weiter...
Grüße, Marc