Für den Ernstfall gerüstet – Defibrillator und Wiederbelebungstraining

MFG Achental e.V. - Vorsorge gegen den plötzlichen Herztod

von Claus Eckert.​

D er plötzliche Tod eines uns gut bekannten Modellfliegers auf einem Fluggelände hat uns tief erschüttert – und uns zum Nachdenken gebracht: Wären wir für so einen Notfall vorbereitet?

In Gesprächen mit unseren Vereinskollegen Bernd und Stefan, beide erfahrene Ärzte im Notfallbereich, sowie mit Herbert, der viele Jahre als Ersthelfer aktiv war, entstand schnell eine klare Idee: Wir wollen nicht nur einen Defibrillator (kurz: Defi) anschaffen, sondern auch eine Schulung für alle Mitglieder organisieren, um in solchen Situationen richtig handeln zu können.


Was ist ein Defibrillator und wie wird er angewendet?

Ein Defibrillator ist ein lebensrettendes medizinisches Gerät, das bei einem plötzlichen Herzstillstand eingesetzt wird. Oft liegt dann ein sogenanntes Kammerflimmern vor – das Herz schlägt unkoordiniert und kann kein Blut mehr pumpen. Hier kommt der Defi zum Einsatz: Er analysiert den Herzrhythmus automatisch und gibt, wenn nötig, einen elektrischen Schock ab, um das Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen.

Die modernen Geräte, sogenannte Automatisierte Externe Defibrillatoren (AED), sind speziell für den Einsatz durch Laien konzipiert. Sie leiten den Helfer durch klare Sprachansagen Schritt für Schritt an und sind eine wichtige Ergänzung zur Herzdruckmassage.


Von der Idee zur Umsetzung

Natürlich ist die Anschaffung eines Defis mit Kosten verbunden. Glücklicherweise gibt es in Bayern staatliche Förderprogramme. Wir mussten dazu einen Antrag stellen, in dem wir den Bedarf begründeten. Dank der tollen Zusammenarbeit mit Dr. Verena Eisenberger vom Gesundheitsamt Traunstein erhielten wir eine Förderzusage, nachdem die Mittel zur Verfügung standen.

Wichtig:
  • Der Defi muss öffentlich zugänglich sein.
  • Er muss mindestens drei Jahre einsatzbereit gehalten werden.
  • Die Förderung deckt ausschließlich das Gerät.

Bei der Auswahl des Geräts unterstützte uns die Björn-Steiger-Stiftung. Wir entschieden uns für ein modernes Modell inklusive klimatisiertem Aufbewahrungskasten mit Alarmfunktion. Dieser Kasten war zwar nicht förderfähig, aber für uns eine unverzichtbare Investition in die Sicherheit.

Zusätzlich sorgte unser Manfred dafür, dass der Bereich rund um den Defi und den Parkplatz mithilfe einer Webcam durchgehend überwacht wird.


Montageeinsatz am ersten Advent

Am ersten Adventssamstag machten wir Nägel mit Köpfen: Christoph, Udo, Herbert und ich trafen uns morgens am Fluggelände. Nach dem Ausmessen wurde der Standort vorbereitet: Latten entfernen, zuschneiden, Aufbewahrungskasten montieren, Stromkabel verlegen, Kamera installieren – alles wurde nach sorgfältiger Überprüfung in Betrieb genommen.

So war noch vor dem Mittagsläuten unser Defi fertig installiert und einsatzbereit.
Da ganz in der Nähe ein frequentierter Weg liegt, Spaziergänger und Radfahrer gerne bei uns Rast machen und unser Defi öffentlich zugänglich ist, ist der Nutzen über den Verein hinaus gegeben.

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Wiederbelebungstraining – Wissen, das Leben retten kann

Ein Defi allein reicht aber nicht. Entscheidend ist auch das richtige Verhalten im Ernstfall. Deshalb luden wir unsere Mitglieder zu einem praxisnahen Wiederbelebungsseminar ein.

Unter professioneller Anleitung von Mario Kögl (†) erfuhren wir, was sich in den letzten Jahren geändert hat:
- Auf die klassische Mund-zu-Mund-Beatmung kann in den meisten Fällen verzichtet werden – im Vordergrund steht heute die Herzdruckmassage.
- Nur in speziellen Situationen, wie der Wasserrettung, ist die Beatmung weiterhin notwendig.

Der wichtigste Grundsatz: Sofort handeln!

Die BAK-Regel:
1. Bewusstsein prüfen: Reagiert die Person noch?​
2. Atmung prüfen: Ist eine normale Atmung vorhanden?​
3. Kreislauf sichern: Bei fehlender Atmung oder Puls unverzüglich mit der Herzdruckmassage beginnen.​

Auch die Umstehenden sollten eingebunden werden:
- Eine Person ruft den Notruf 112.​
- Eine weitere Person holt den Defi.​
- Andere Helfer sollten angesprochen werden, um bei der Herzdruckmassage zu unterstützen.​

Die Herzdruckmassage ist nämlich körperlich extrem anstrengend. Nach zwei bis drei Minuten benötigt man dringend eine Ablösung. Auch das psychische Moment ist entscheidend. Selbst wenn man spürt, dass Rippen brechen, darf man nicht stoppen – man muss kontinuierlich weitermachen.

Besonders erfreulich war die Seminarteilnahme einiger unserer Jugendlichen. Auch sie übten fleißig an den Dummys.
Der trockene Kommentar eines Vereinsmitglieds:
„Wenn, dann haut’s uns Alte um – und dann müsst ihr’s können!“

Natürlich hoffen wir, das Gelernte nie einsetzen zu müssen. Aber vorbereitet zu sein, gibt Sicherheit – für jeden Einzelnen und für den Verein.

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Ein großes Dankeschön für die Unterstützung

Wir konnten dieses Projekt nur dank der tatkräftigen Förderung und Zusammenarbeit realisieren.

Unser Dank gilt:

- Dem Freistaat Bayern und dem Gesundheitsamt Traunstein für die Förderung des Defibrillators.​
- Der Gemeinde Grassau, die für uns die Kosten des Wiederbelebungsseminars übernommen hat.​
- Der Gemeinde Marquartstein, die uns den Seminarraum zur Verfügung stellte.​


Fazit

Mit dem Defibrillator und unserem geschulten Team sind wir als Verein jetzt deutlich besser für den Ernstfall vorbereitet. Denn im Notfall zählt jede Sekunde – und es ist ein gutes Gefühl, schnell und sicher helfen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus Claus,
eine sehr gute Sache. Habe es erst heute gelesen.
Ein Hinweis meinerseits: Ich erlebe oft, dass oft nur in unmittelbarer Nähe mit ein entsprechendes Hinweisschild angebracht ist. Ein Notfall kann nicht nur direkt am Vereinsgelände, sondern auch in einem gewissen Umkreis auftreten mit dem Umstand, dass die Ersthelfer gar nicht wissen, dass in der Nähe (Hütte) ein Defi vorhanden ist. Ein Hinweisschild an der Abzweigung wäre da hilfreich - zudem sich die Vorbeifahrenden Radler, Autofahrer etc. mit der Zeit einprägen, dass hier ein Defi vorhanden ist und im Notfall das auch mit ein bisschen Glück wissen. Habe ich übrigens mal in Italien bei einem Modelflugplatz in ähnlicher Lage gesehen.
Gruß Hans
 
Hans,
so viele Hinweisschilder in der Umgebung kann man gar nicht aufstellen.
Es gibt auch Karten dafür - nur muss man im Notfall diese finden und Netz haben - und der AED eingetragen sein.

Grüße Stefan
 
Wir haben seit letzten Jahr auch einen am Platz.
Leider 2 Jahre zu spät.
Ausser einem Feuerlöscher bestimmt eine der sinvollsten Anschaffungen für unser Outdoor Hobby.

Gruß Hans
 
Servus,
ich meine nicht viele Schilder. Es genügt ja ein Hinweisschild an der Straße / Abzweigung zur von der Straße sichtbaren Hütte. Ich habe mir die AED-Karte soeben angeschaut - da fehlen sehr, sehr viele von denen ich weiß.
Gruß Hans
 
Servus,
Übrigens: Der Defi beim MFG Achental / Claus Eckart ist noch nicht in der AED-Karte eingetragen.
Gruß Hans
 
Unf für alle, die (noch?) keinen haben, ein Hinweis, wo der nächstgelegene Öffentliche ist, ist auch schon sinnvoll.
Natürlich ist die Lösung des MFG Achental e.V. die beste Lösung. *TOPP*
 
Servus,

es gibt viele Defi-Karten von unterschiedlichen Organisationen. Es stellt sich die Frage nach der Zweckmässigkeit. Wie oben schon geschrieben, im Notfall kommt es auf jede Sekunde an. Dann eine Karte im Handy zu bedienen ist schwierig.

Hinweisschilder die man im Vorbeigehen oder fahren wahrnimmt, sind die praxisorientierte Lösung. Letztendlich findet ein Defi-Einsatz in örtlich begrenzter Nähe statt.

Ich habe hier einen ESP32 liegen den ich so programmiert habe nur ein WLAN-SSID-Signal auszusenden. Also keine weitere Anbindung hat. Der hat einigermaßen Reichweite. Das Signal lautet "Defi an der Modellflughütte". Den werde ich demnächst testen, ob die Reichweite genügt bis zum nächstgelegenen stark frequentierten Weg.

Insgesamt gesehen werden öffentliche Defis gar nicht so oft verwendet. Kann damit nur eine Wiederbelebungsmassnahme erfolgreich unterstützt werden, spielt das keine Rolle mehr.

Wegen der Kosten:
Der Defi kostete 980.-€. Der Aufbewahrungskasten 539.-€.
Da ist die Förderung der Björn-Steiger-Stiftung bereits abgezogen.
Wir als Verein sind nach Abzug aller Förderungen und Spenden bei einem geringen dreistelligen Betrag gelandet.
Wenn man sich für so etwas entscheidet, dann spielt Geld eine untergeordnete Rolle. Andererseits ist eine Förderung im gegenseitigen Interesse.
Wer Ähnliches plant, sollte sich an das regionale Gesundheitsamt wenden. Zumindest um einen Einstieg in die Thematik zu finden.

Übrigens, falls es auf den Bildern aufgefallen ist. Das Schild Rettungspunkt ist nicht zur Gaudi. Wir sind als offizieller Rettungspunkt mit unseren Geodaten bei der Rettungsleitstelle eingetragen. D.h. im Notfall wird die 112 angerufen und die Bezeichnung des Rettungspunktes "Grassau Modellfugplatz" angegeben. Auch so können wertvolle Sekunden mit ellenlangen Erklärungen im Notfall gespart werden.

Im Laufe der Zeit haben sich Einzelideen unserer Mitglieder zu einem praxisorientierten Konzept zusammengesetzt. Als Vorstand von dem Verein kann ich sagen, unsere Mitglieder können stolz auf sich sein. So ein großes und hochengagiertes Team ist für die Vereinszukunft und unser Hobby eine außergewöhnliche gute Basis.
 
Grundsätzlich eine gute Aktion bei ausreichend großer Mitgliederzahl , so dass die Einsatzwahrscheinlichkeit auch gegeben ist. Ansonsten ist ein Kurs gut und im Wesentlichen ausreichend für die meisten Clubgrössen ( 20-60) Mitglieder. Das Kurswissen trägt , im Gegensatz zum Defi, jeder mit sich herum. Macht aber nur Sinn bei regelmäßiger Auffrischung. ( zum Defi fahren um ihn zu holen ist idR wenig erfolgversprechend - leider) viel Erfolg, Claus
 
Sorry, stimmt aber nicht ganz - bei mehreren Leuten ist es definitiv sinnvoll.
Ist man nur 1 Person und der Erkrankte - ja, dann hast du leider Recht.
Es geht primär um das Zeitfenster bis ein Defi eintrifft - in den wenigsten Fällen wird eine Reanimation lebenserhaltend über einen längeren Zeitraum durch ein wenig eingespieltes Team durchgehalten - das erfordert Abstimmung , Kenntnisse und körperlich nicht unerhebliche Kraft. BW, Claus
 
Klar, dass jeder geschockt ist, wenn ein Kamerad einen Infarkt erleidet...und dann hilflos vor den eigenen Augen verstirbt. Und dass sich jeder fragt ob das nicht hätte vermieden werden können.
Nüchtern betrachtet ist doch Alles eine Frage der Wahrscheinlichkeit...
Selbst wenn ein Defi vorhanden ist......
8 %, wenn durch den Ersthelfer eine Wiederbelebung unternommen wird und durch den Rettungsdienst eine weitere Therapie (Medikamente, Defibrillation) erfolgt,
bis zu 50 %, wenn bereits durch den Ersthelfer im Rahmen der Wiederbelebung ein AED eingesetzt wird.
 

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