F3F - Hangfliegen mit der Natur und gegen die Zeit

F3F - Hangfliegen mit der Natur und gegen die Zeit

Claus Eckert
Erstveröffentlichung 19.04.2007


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Deutsche Meisterschaft 2003 auf Rügen

Hangfliegen gehört unbestritten zu den spannendsten Beschäftigungen im Modellflug. In freier Natur, meist vor grandioser Kulisse einen unmotorisierten Flieger den Gewalten der Natur zu überlassen, zeugt von großem Selbstvertrauen in die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten. Neben der reinen Freizeitbeschäftigung des Hangfliegens fristet die FAI-Wettbewerbsklasse F3F eine Art Mauerblümchendasein.

Das ist eigentlich völlig unverständlich, da sehr viele Hangflieger wettbewerbstaugliche Modelle ihr Eigen nennen. Doch mangelt es beispielsweise an Unterstützung durch Vereine, die kein geeignetes Gelände benennen können.

Der neue F3F-Contest-Tourmanager Dieter Perlick hat sich auf die Fahne geschrieben, diese F3F-Wettbewerbsklasse zu neuem Leben zu erwecken. Das :rcn:-Magazin hat mit ihm ein Interview geführt:

RC-N: Dieter, viele kennen Dich bereits als aktiven Piloten in F3B und F3F. Für alle anderen bitten wir, Dich kurz vorzustellen.
Dieter Perlick: Ich bin 43 Jahre alt und fliege Wettbewerbe seit über 20 Jahren. Meinen ersten F3F-Wettbewerb habe ich 1989 geflogen. Das war das erste Viking-Race in Dänemark. Weiterhin fliege ich F3B und F3J.

RC-N: F3B, F3J sind bekannte Klassen im Modellsegelflug. Was verbirgt sich hinter F3F?
Dieter Perlick: F3F ist eigentlich eine "alte" Wettbewerbsklasse. Mit ähnlichem Regelwerk wurden schon in den 80er Jahren Wettbewerbe in Deutschland geflogen. So zum Beispiel Deutsche Meisterschaften auf der Wasserkuppe oder auf Sylt. Auch in anderen Ländern wurden schon früher vergleichbare Wettbewerbe geflogen. International bekannt wurde diese Klasse durch die "Viking Races", die mittlerweile einen Kultstatus und den Ruf einer inoffiziellen Weltmeisterschaft erlangt haben.

RC-N: Welche Aufgaben verbergen sich hinter der Funktion des Tourmanagers?
Dieter Perlick: Als Tourmanager F3F besteht meine Funktion darin, die einzelnen Wettbewerbe zu einer Tour zu bündeln, neue Veranstalter zu gewinnen und das Ganze dann auch sportlich voranzubringen. Das bedeutet insbesondere die Veranstalter zu überzeugen, dass für internationale Wettbewerbe Mindeststandards anzustreben sind. Dazu gehört eine solide Wettbewerbsdurchführung, genau wie eine Homepage, auf der vorab die gemeldeten Teilnehmer veröffentlicht werden, eine Vorstellung der Wettbewerbshänge und ein kurzer Bericht nach dem Wettbewerb.

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Deutsche Meisterschaft 2003 auf Rügen

RC-N: Und welches Ziel willst Du erreichen?
Dieter Perlick: Mein Ziel ist es, die Basis auch und gerade in Deutschland zu verbreitern. Als Vorbild können hier die Briten und in den letzten Jahren besonders die Franzosen dienen. Dort gibt es eine ganze Reihe nationaler Wettbewerbe mit einer starken Szene. In Frankreich boomt F3F derart, dass dort für die Teilnahme an der französischen Meisterschaft vorher eine Qualifikation geflogen werden muss. Aus diesem vergrößerten Wettbewerbspool möchte ich dann die besten Wettbewerbe in der Eurotour zusammenfassen, um hier wirklich den Spitzensport zu repräsentieren. Hier konnte ich schon einen zusätzlichen englischen, einen französischen und den einzigen größeren deutschen F3F-Wettbewerb für die Tour gewinnen.

RC-N: Wie soll ein F3F-tauglicher Hang aussehen?
Dieter Perlick: Je steiler, desto besser, eine möglichst gerade Hangkante die auf mindestens 90 m, besser 110 m frei von Hindernissen (Bäume etc.) ist. Dieser Hang sollte, wenn möglich, wenig thermikempfindlich sein und für den Wettbewerb ist natürlich auch Wind erforderlich. Letzteres ist die größte Hürde für einen F3F- Wettbewerb. Dies ist die Wettbewerbsklasse, die am stärksten wetterabhängig ist. Eine vernünftige Landemöglichkeit und auch Erreichbarkeit ohne stundenlange Fußwege sind selbstverständlich.

RC-N: Welche Aufgaben würden auf einen Verein zukommen, wenn er einen F3F-Wettbewerb ausrichten möchte?
Dieter Perlick: Das wäre der Aufbau der Messstrecke, die Übernahme der Wettbewerbsleitung und Frequenzüberwachung, sowie der Auswertung. Bei kleinen Wettbewerben ist es üblich, dass die Teilnehmer rotierend selber die Wenderichterposten übernehmen. Bei größeren Wettbewerben wird dieses durch den Ausrichter übernommen. Die Verpflegung der Teilnehmer muss nicht durch den Veranstalter erfolgen und wird auch nicht erwartet. Üblicherweise sind die Piloten Selbstversorger, da ja meistens alles, zu mindestens ein gewisses Stück, getragen werden muss.

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Französische Meisterschaft 2005 Menez Home Bretagne

RC-N: Welche logistische Unterstützung bietet Ihr für den ausrichtenden Verein an?
Dieter Perlick: Eine Auswertungssoftware gibt es beim Dresdener Verein. Die Messanlage ist denkbar einfach. Zwei Peilringe/-Tore, 100 m Kabel, in der Mitte eine Hupe, an den Enden einen Taster und Stoppuhren sind ausreichend. Man kann auch sehr viel mehr machen zum Beispiel eine elektronische Zeitnahme, aber das ist nicht erforderlich.

RC-N: Kommen wir zur Flugaufgabe für die Wettbewerbsteilnehmer. Wie sieht diese aus?
Dieter Perlick: Vereinfacht ausgedrückt geht es darum, zehnmal möglichst schnell eine Strecke von 100 m abzufliegen. Natürlich werden die Wenden in die Zeit mit eingerechnet. Der Rekord liegt übrigens für die gesamte Strecke, die inklusive Wenden 1100 m lang ist, bei 28 s. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 140 km/h. Und das ohne Antrieb und an einem Hang.

RC-N: Für eine erhöhte Adrenalinausschüttung ist also gesorgt, vor allem beim Flug in Bodennähe. Wo können sich interessierte Vereine und Piloten näher informieren?
Dieter Perlick: Da bietet sich die Homepage von Contest-Modellsport an. Unter F3F befindet sich die Rahmenausschreibung in der die Bedingungen erläutert werden. Weitere Informationen findet man in der offiziellen Seite von F3F.

RC-N: Dieter, wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir viel Erfolg bei Deiner Tätigkeit als Tourmanager.

Das Interview mit Dieter Perlick führte C. Eckert für :rcn: per Mail.

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Osterwettbewerb 2003 Hanstholm Osthang, Dänemark, Werfer Klaus Kowalski
 

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