F3X-Leitwerk aus Carboweave/Rohacell

Arne

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Hallo zusammen,

hier möchte ich euch über den Bau eines Leitwerkes für mein F3F-Modell Highlander berichten.
Ziel wie bei sowas wohl immer leicht und steif! Bisher habe ich dabei eine Kombination aus leichten Spread-Tows und Rohacell verwendet. Seit es die leichten Biaxial-Gelege gibt, bekannt z.T. auch als Vladimir-Kohle, werden diese oft für leichte Sandwichbauteile im Bereich F3K, F3J und auch mal F3B/F3F eingesetzt.

Ich habe den Bau mit relativ vielen Bildern dokumentiert, diese sollten recht viel erklären. Daher mache ich aus den sontigen Beschreibungen mal keinen Roman und beschränke mich auf die wichtigsten Dinge, Focus auf der Gelegeverarbeitung. Fragt einfach, wenn noch etwas unklar bleibt.

Ein paar allgemiene Dinge. Ich hab das Leitwerk "schnell" eingeschoben, wußte vorher schon 1, 2 Verbesserungspunkte für´s nächste mal. Ich habe auf zweimal abgesaugt, unter anderem um den Endleistenbereich optimal gestalten zu können und insgesamt möglichst präzise arbeiten zu können. Es geht wie auch sonst bei mir auch gut, die Schale in einem Abwasch einzusaugen.


Zum Einsatz kommt für die Schale Carboweave von R&G, außen mit 40g/m², innen 20g/². Stützstoff Rohacell 31 mit 1mm Dicke. Bei letzterm empfehle ich für so ein Leitwerk 0,8mm, da gibt es was sehr schönes selektiertes von R&G, war aber zu dem Zeitpunkt noch nicht bei mir.

Die Doppelkohle-Variante ist natürlich schon sehr luxeriös aber ich wollte trotz leicht noch hohe Steifigkeit und dann doch lieber 20iger Kohle als 25er Glas :rolleyes:
Ansonsten ging es mir drum, trotz leicht und steif noch eine möglichst perfekte Oberfläche zu erzeugen.

Bilder und ein paar erklärungen dazu folgen dann gleich.
 

Arne

User
Einsaugen der Außenlage mit Rohacell.

Zusätzlich zum Carboweave verwende ich 40g/m² A-Spread UD-Band als Holmgurt und ein ca 5mm breiter Streifen desselben in der Endleiste damit diese trotz bei dem Leitwerk dünner Endleiste mit ca. 0,4mm steif und halbwegs robust wird, außerdem bietet sie etwas Reserve beim Schleifen des Rohacells in der Endleiste.

alle Materialien.jpg

Verabeitung des Geleges ist mit etwas Gefühl recht einfach. Zuschnitt präzise mit der Klinge auf Maß an der Schablone. Die Form mit Harz einstreichen und das kurz noch entlüften lassen. Man muss nicht sparen wie ein Ochs, der Überschuß kommt später noch wieder raus. Dann Gelege einlegen, ich mache das möglichst präzise an der Nasenleiste. Präzise Arbeiten! Im Gegensatz zu Spread-Tow lässt sich das Gelege nach dem ersten flächigen Kontakt nicht mehr leicht verschieben, jedenfalls nicht ohne zu ondulieren oder die Kante austzfransen und das wollen wir ja nicht.

IGelege frisch eingelegt.jpg

Wenn es gut liegt einfach mal in Ruhe lassen und ziehen lassen, ca, 5 Minuten. Ich tupe mit einem schmalen Pinsel in der Nase nochmal nach, die Fläche rolle ich mit einer trockenen Rolle nach, weniger ist hier mehr, das Tränken ist hauptsächlich ein Selbstläufer und Rollen etc. mit mehr Druck/länger ist nicht nötig und birgt die Gefahr die Fasern zu ondulieren und so einen der Vorteile zu schmälern. So sieht das dann aus.

Gelege durchgetränkt.jpg

Dann ein Küchenkrepp o.ä. auflegen und leicht andrücken um den zwingend vorhanden Harzüberschuß abzunehmen. Dabei drücke ich mit den Händen leicht an und lasse alles in Ruhe ziehen, evtl. nochmal mit einem frischen Papier wiederholen. Nicht drücken wie ein Ochs. So sieht es dann aus:

Gelege nach Papier.jpg

Dann das Rohacell einlegen, ich fixiere es vorsichtig mit etwas Tesakrepp. Vorher habe ich es abgesaugt, eine weitere Vorbehandlung (abrollen o.ä.) ist nicht nötig.
Dann eine Lage Abreiß und ein Fließ zum Unterdruck verteilen, Absaugen tue ich mit Frischhaltefolie und Acryl.

GelegeplusRohacell.jpgAußenlage abgesaugt.jpg

Dann schleife ich den Stützstoff. In der Endleiste, ich nehme dazu fast ausschließlich einen kleinen Pressluftschleifer mit Schleifteller, Schleiflatte etc. geht auch. Mit einem Haarlineal über die Trennebene die Passung kontrollieren und da auf minimales Untermaß genau schleifen.

Rohacell geschliffen.jpg

Geschliffen ist noch der Bereich der Steckung da sonst die Hülse hier nicht passen würde. Eigentlich sollte man hier bei der Bauart mit zweimal Ausschleifen auch den Stützstoff im hinteren Stegbereich ausschleifen. Das hab ich schlicht vergessen...:cool::rolleyes: Nicht so schlimm, habe ich nach Einsaugen der Innenlage nachgeholt, der Steg ist so immer noch perfekt an die Außenlage angebunden. Ist nur mit eingesaugter Gelege-Innelage etwas schwieriger zu schleifen.

Die Innenlage wird gleich auf einer Abreiß-Lochfolienkombo getränkt, dann geschnitten und eingelegt und mit einem Fließ abgesaugt. Da das Abreiß so schon mit getränkt ist, saugt man sich so die Innelage nicht zu trocken. das ist wichtig, wenn man das Abreiß trocken auflegt kann man sich bei so leichten Grammaturen Verklebeprobleme einhandeln.

Innenlage gtränkt.jpg
Innenlage abgesaugt.jpg

Jetzt die Ausnahmen für den hinteren Steg ausschleifen, das hatte ich ja vergessen oben...

Der Bereich vor der Endleiste wird so perfekt, da die Innenlage im zur Endleiste ausgeschliffenen Stützstoff wieder ein vollwertiges Sandwich bildet und man mit sehr schnaler Endleistenkleberaupe verkleben kann.

Innenlage geschliffen2.jpg
Innenlage geschliffen.jpg
Innenlage geschliffen3.jpg

Im Bereich vom Hauptsteg habe ich den Stützstoff ausgenommen damit der Steg direkt an den Gurt, der ja unter dem Rohacell liegt anbinden kann für eine perfekte Schubübertragung ohne "Gummistützstoff" dazwischen. Die schmale Ausnahme habe ich beim Verklebevorgang mit Harz gefüllt. Ich habe sonst den Gurt auch schon auf der Innenlage gehabt aber man verliert doch ordentlich Steifigkeit durch die kleinere Bauhöhe. Bei einem Leitwerk der Art wäre das schade. Besser ist hier sicher, eine Ausnahme wie beim hinteren Steg einzuschleifen so dass man diese Anbindung ohne zusätzliches Harz realisieren kann. Das mache ich das nächste mal anders.

Gurt vorbereitet.jpg

Meine Stege sind Depron mit CFK-Schlauch, die Steckung wird mit einem Stahldummie nass in nass erledigt. Beim Scharnier ist nur ein Steg verbaut. Er ist aus Styro, bewußt mit minimal Übermaß gemacht. Zwischen Schlauch und Kern liegt ein Streifen 110er Aramid diagonal der das Elastic-Flap bildet. Die Scharnierlinie liegt auf dem Schlauch, etwas asymmetrisch nach hinten versetzt bezogen auf dessen Breite. Beim gängig machen des Scharniers bildet je eine Hälfte des Schlauchs den Abschluß- und den Rudersteg. Sehr leicht, durch nur eine Schlauchwandung und die durchs Drücken runde Form statisch nicht ganz optimal, das ganze ist im Gesamtsystem aber passend abgestimmt. Das 110er Aramid versteift zusättlich die Scharnielinie. Nach dem gängig machen wird der Styrokern rausgekratzt und nach vorne ist genug Platz für einen schmale Tesadichtlippe.

Bitte nicht wundern, ich baue aus der längeren Form ein kürzeres Leitwerk (Kombiform). Daher sind nur die 4mm Auswerferstifte eingesetzt die nach dem Ziehen die Aufnahme für die Querkraftbolzen bilden. Die Wurzelrippe wird später nach dem Entformen und Kürzen mit einem sehr guten PU-Schaum gebildet.

Zum Verkleben verwende ich jetzt nur noch das Klebeharz AS 90. Der klebt top, ist zähelastisch eingestellt. Lange Topfzeit (Tüte wird auch beim Schließen eines Flügels nicht warm). Er lässt sich super spritzen, ist perfekt thixotropiert. Ein Vorbenetzen der Klebeflächen ist nicht nötig. Kann ich nur allerwärmstens empfehlen.

Stege vorbereitet.jpg
Stege eingesetzt.jpg
Verklebefertig 1.jpg
Verklebefertig 2.jpg
 

Arne

User
Das Ergebnis will ich euch natürlich nicht vorenthalten. Funktioniert hat alles bestens, ich bin sehr zufrieden.
Die Oberfläche ist perfekt, auch auf der Sichtunterseite. Das Gewicht beträgt 26,5g/Leitwerkshälfte. Ca 1-1,5g sehe ich das noch Abspeckpotential.
Biege- und vor allem Torsionssteifigkeit sind sehr gut. Sogar die Drucksteifigkeit und somit auch Alltagstauglichkeit ist für den leichten Aufbau schon sehr ordentlich.

fertig 1.jpgfertig 2.jpg

Änderungen für´s nächste mal:

Zur Arbeitsersparnis werde ich wieder auf einmal Absaugen. Einsatz vom selektierten 0,8mm Rohacell. Dadurch wird der Endleistenbereich der geschliffen werden muss sehr klein. Dort bleibt dann ja beim Absaugen in einem Schuß der Stützstoff hinterher offen so dass dort die Oberfläche empfindlich auch leichte Abzeichnungen ist. Kann man das schmal halten ist das vertretbar mit dem 0,8er Stützstoff. Da gibt es auch noch nen Trick, das dann vielleicht beim nächsten mal ;)

Beim Holmsteg den Stützstoff harmonisch ausschleifen.

Grundsätzlich gilt: Das Carboweave braucht etwas Sorgfalt, ist dann aber eigentlich recht einfach zu verarbeiten. Durch die geringe Ondulation ergeben sich hervorragende Steifigkeiten, die sehr gleichmäßige Filamnetspreitzung ergibt sehr gute Oberflächen. Ich bin da sehr angetan.

Weiter gilt, je leichter (und gleichzeitig möglichst fest und steif man bauen will( desto besser sollten die technischen Hintergründe durch- unmd bedacht werden. Bauhöhen, Anbindungen, Kraftflüsse etc. pepe- Daneben gilt, Sorgfalt und nochmal Sorgfalt bei der Ausführung. Eine leichte Schale nützt nicht mehr viel wenn man fette Verklebewürse reinhaut, Passungen schlecht sind etc.

Ich hoffe, ich konnte euch die ein oder andere Anregung geben. Nur kurz ist es jetzt doch nicht geworden :cool:
 

FGTH

User
Hallo Arne,

schöner Bericht. Danke dafür!

Das von Dir genannte Klebeharz AS 90 konnte ich aber irgendwie nicht finden. Hast Du da weitere Infos zu?

Beim kombinierten Abschluß-/ Klappensteg sehe ich keine Mumperaupe. Kam die erst nach dem Fototermin oder läßt Du die wegen des leichten Übermaßes vom Styro weg?

Gruß
Frank
 

Arne

User
Freut mich wenn es gefällt bzw. hilft.

Klebeharz Elantas AS 90

Beim kombinierten Abschlußsteg brauche ich kein Klebeharz wegen des Übermaßes, dort printe ich lediglich den Verklebebereich sehr dünn mit Harz ab.
Ich kann mal noch nen Schnitt-/Detailbild von einem fertigen Leitwerk machen.
 

FGTH

User
Danke, da war ich wohl zu blind beim Suchen.

Das mit dem kombinierten Abschlußsteg ist schon klar. Haben wir bei den ersten Energijaleitwerken bis auf die Aramidlage auch so gemacht.

Frank
 
Hallo,
echt toller Bericht. Zum Kombinierten Abschlusssteg eine Frage: Gibt es keine Probleme beim Ritzen der Scharnierlinie?
Man muss ja durch die Außenlage und durch den Steg.

Gruß Frank
 

Arne

User
Hallo Frank,

gibt es nicht, nö. Der Schlauch verklebt im Scharniernereich ja flächig mit der Außenlage, sonst ist da ja nichts. Deswegen liegt ja das Kevlar auch innen zwischen Styrokern und Schlauch. Läge es zwischen Schlauch und Schale, z.B. also mit der Außenlage eingesaugt, könnte der dann innen darauf liegende Kohleschlauch nicht vernünftig geritzt werden.
 
Danke!

Danke!

Hi Arne,

vielen Dank, dass Du uns so ausführlich am Leitwerksbau teilnehmen lässt.:cool:

Warum verwendest Du für den kombinierten Abschlusssteg Styropor und kein Depron?
Kannst Du mir verraten, welchen PU-Kleber du verwendest?

Danke, Gruß Olaf


PS: Ich weiß ja, das Du perfekte Dichtlippen bauen kannst.... Willst Du uns da nicht auch etwas Nachhilfe geben???
Ich könnte da gerade etwas Input brauchen....
 
Hallo Arne,
hast du bei der schwarzen Sichtkohle nur Harz als Deckschicht? Mit wie viel Vakuum saugst du ein? Zeichnet sich das UD Band etwas in der Außenlage ab? Erkennen kann ich auf deinem Bild nix, aber ich frage trotzdem mal nach, weil bei meinem Leitwerk mit 62er A-Spread das A-Spread UD-Band etwas zu sehen ist, evtl. war das Vakuum zu groß.
Gruß
Matthias
 
Hallo Frank,

gibt es nicht, nö. Der Schlauch verklebt im Scharniernereich ja flächig mit der Außenlage, sonst ist da ja nichts. Deswegen liegt ja das Kevlar auch innen zwischen Styrokern und Schlauch. Läge es zwischen Schlauch und Schale, z.B. also mit der Außenlage eingesaugt, könnte der dann innen darauf liegende Kohleschlauch nicht vernünftig geritzt werden.

Hallo Arne,
Vielen Dank für diesen Tipp. So werde ich mein nächstes HR aufbauen. Da spare ich mir das lästige aufritzen von der anderen Seite. Heftest du das Aramid, daß es sich nicht verzieht beim aufschieben des CfK Schlauches? Oder reicht durch das Tränken des Gewebes das schon?
 

Arne

User
Hi,

Styro im Abschlußsteg, weil sich bei der leichten "Quetschmethode" Depron durch den etwas höheren Gegendruck abzeichnen kann.

PU ist nen 2K den wir im Geschäft verwenden, für euch leider nicht zugänglich :(

Keine Farbe im Harz, nur Harz. Vakuum 0,8-0,9 je nachdem was sonst grad noch läuft, ist aber nicht so sonderlich entscheidend. Nur nicht voll, das sind bei uns aber auch mal 990mbar bei gutem Wetter ;-)
Abzeichnung Gurt keine, du kannst ihn optisch leicht sehen durch die etwas größere "Schwärze" aber nichts plastisches wirklich in der Oberfläche.

Kevlar sauber schneiden, mit Sprühkleber auf´s Styro, Schlauch drüber, tränken, Überschuß abnehmen. Ohne Sprühkleber geht mit Übung auch.

Dichtlippen? Jetzt ist mal wieder wer anderes dran ;)
 
Komplimente

Komplimente

Hallo Arne,
dem Dank kann ich mich nur anschließen. Ein Beitrag, den man am liebsten komplett ausdruckt. Das macht RCN aus.
Also: So machen wir das!
Stefan
 
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