Fenrir 2.0E von Küstenflieger im Vergleich

FENRIR 2.0E von Küstenflieger im Vergleich


Hendrik Schneider


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Der FENRIR ist im Feld der zu vergleichenden Modelle mit Abstand das Teuerste. Damit ist die Hürde, zu diesem Modell zu greifen, zunächst hoch und die genauere Betrachtung des FENRIR soll ergeben, ob sich der höhere Preis in Qualität und Eigenschaften niederschlägt.

Dieser Artikel ist im Zusammenhang mit den anderen Artikeln des Vergleiches von 4 Modellen miteinander entstanden.
Einleitung: 2 m-Elektrosegler - Vier Modelle im Vergleich
BUTTERFLY von Schweighofer / Topmodel
ION Neo von Freudenthaler
SPIRIT V Evo von Staufenbiel
Schlussbetrachtung: Vier Modelle im Vergleich - Das Fazit


Beschreibung

Der Rumpf hat einen kleinen Durchmesser (maximal 47 mm breit, max. 65 mm hoch) und ist sehr steif aufgebaut. Unidirektionale (UD) Kohle ist durchgehend vorhanden. Dies führt gleich zu mehreren Nachteilen:

  • Der Rumpfquerschnitt ist nicht rund, daher muss der Motorspant, sofern er rund erstellt wird, nachgearbeitet werden,
  • der Rumpf ist durch die Kohle nicht 2,4 GHz-freundlich,
  • das hohe Rumpfgewicht im Heckbereich verlangt nach viel Ballast im vorderen Teil, also müssen Motor und Akku einiges an Gewicht mitbringen.
Dafür bekommt man einen sehr stabilen und makellosen, rot eingefärbten Rumpf.

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Rumpfröhre von vorne. Links und rechts die Kohlerovings.
Der Rumpf muss nach eigenem Ermessen ausgebaut werden. Da das Heck einiges an Gewicht mitbringt, sollte im Bug alles Schwere nach vorne. Dabei stört zwar kein Servo und kein Servogestänge, dennoch ist es reichlich eng. Letztendlich musste ich zusätzlich noch etwa 15 g Blei in der Nase unterbringen (hinter dem Motor)


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FENRIR zum Transport zerlegt


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Wurzelprofil (HN1033)

Die Tragflächen sind, entsprechend den Bedingungen für die Modellauswahl, beplankte Hartschaumkerne. Bei der FENRIR-Fläche fallen gleich mehrere Punkte ins Auge:

  • Die Beplankung ist in Schwarzpappel ausgeführt und so bearbeitet, dass sie als Sichtholz bestehen kann. Es ist lediglich eine Imprägnierung (Wachs) notwendig. Das Holz hat eine leichte Maserung, die wohl je nach Schnitt unterschiedlich markant ausfällt. Küstenflieger baut sogenannte Spiegelflächen, verwendet also benachbarte Furniere. Das führt zu einer spiegelsymmetrischen Beplankungsstruktur auf den Flächen. Damit sollte sich, wenn die Maserung deutlich ist, ein schönes Bild ergeben. Bei meinem FENRIR war die Maserung auf der Oberseite allerdings nur schwach ausgeprägt.
  • Die Ruder sind fertig anscharniert. Dazu ist im Bereich der Ruderscharniere zwischen Holz und Schaumkern eine Lage zähes Gewebe eingelegt. Das Furnier auf der Oberseite, sowie die Ruderkehle auf der Unterseite der Flächen, ist bis zu dieser Gewebelage ausgenommen. Das ermöglicht eine stabile, dauerhafte, spiel- und spaltfreie Anscharnierung. Die Querruder sind auf der Oberseite, die Wölbklappen auf der Tragflächenunterseite angeschlagen.
  • Sinnvoll eingesetzte Gewebelagen an Nasenleiste, Endleiste und Randbögen ergeben eine gute Festigkeit und erlauben eine sehr dünn geschliffene Endleiste, deren Dicke ich mit nur 0,7 mm gemessen habe.
  • Die Flächensteckung bildet ein Kastenverbinder aus Kohle. Dieser Verbinder gibt die V-Form der Tragflächen vor.
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Das Servo passt knapp aber gut in die Tragfläche.​


Der FENRIR ist, so wie von mir ausgestattet, leichter als von Küstenflieger angegeben.​



Wie auch bei den anderen Modellen sind die Servoausschnitte zwar vorbereitet aber nicht fertig. Die sauber verputzte Fläche mit den vorgefertigten Kabelkanälen ist allseitig geschlossen. Letzteres bedeutet, dass kein offenes Styropor zu sehen ist, also auch die Ruderkehlen herstellerseitig verspachtelt wurden.
Zusätzlich zu den oben angesprochenen örtlichen Gewebeverstärkungen scheint die gesamte Fläche zwischen Holz und Schaumkern mit einer Lage Glasgewebe ausgestattet zu sein.
Die Tragflächen werden, anders als bei den Vergleichsmodellen, nicht von oben verschraubt, sondern seitlich an den Rumpf gesteckt. Dabei sollte wohl eine schwimmende Aufnahme der Steckung im Rumpf und eine Rumpfhalterung an zwei Zapfen erfolgen. Allerdings sind die Aussparungen für die Flächensteckung so eng ausgefallen, dass nicht unbedingt von einer schwimmenden Aufhängung im Rumpf gesprochen werden kann.

Das V-Leitwerk ist vom Aufbau her mit den Tragflächen identisch. Für die Steckung an den Rumpf müssen noch je zwei Röhrchen in die Leitwerkshälften eingeklebt werden.
Die Servos werden direkt in die Leitwerksflächen eingebaut. Das verschafft zwar etwas mehr Platz im Rumpf (kein Servoeinbau im Rumpf notwendig), führt aber zu höherem Gewicht im Heck, was zusammen mit dem oben bereits angesprochenen schweren Rumpf wieder mehr Ausgleichsgewicht im Bug verlangt. Der Vorteil der direkten Anlenkung liegt aber auf der Hand.


Aufbau

In einem kurzen Informationsblatt finden sich neben einer allgemein gehaltenen Beschreibung des FENRIR, ein paar kleine Fotos, die Einstelldaten und ein Hinweis auf eine „ausführliche Bauanleitung“. Küstenflieger meinte auf meine Nachfrage, woher diese „ausführliche Bauanleitung“ zu bekommen wäre: „... Die Modelle sind bis auf den RC- und/oder Antriebseinbau ja praktisch flugfertig und gerade hier hat jeder seine eigenen Ideen und Realisierungsansätze. Nicht zuletzt einige Bauberichte bei RC-Network zeigen so viele zahlreiche unterschiedlichste Tipps und Einbauvorschläge auf, das wir es unseren Kunden inzwischen selbst überlassen, wie er Servos, Akku und Empfänger einbaut, oder welchen der zahlreich am Markt vorhandenen Antriebe er verwenden möchte...“...oder mit anderen Worten: Es gibt keine „ausführliche Bauanleitung“!

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Die von Küstenflieger beigelegten Kleinteile reichen
aus. Außer den Ruderhörnern (Tragflächen) habe ich
letztendlich aber doch zu anderen Komponenten
gegriffen. Alle Gestänge aus Metall, Metallgabelköpfe
an den Tragflächen, Z-Gestänge am V-Leitwerk.​



Motor, Steller und Flächenservos sind Standard in
diesem Vergleich, die Servos für das V-Leitwerk habe
ich kleiner gewählt, um das Gewicht im Heck gering zu halten.
Alle hier dargestellten Teile wurden von Staufenbiel für diesen Bericht zur Verfügung gestellt.
Akku und Empfänger kamen aus meiner Schublade.​





Die beiliegenden Teile können als minimal funktionierende Ausstattung angesehen werden. Sie erlauben eine steife Ruderanlenkung und minimale Servoabdeckungen. Die beiliegenden Ruderhörner habe ich verwendet, Gabelköpfe und Gestänge wurden jedoch durch solche aus Stahl ersetzt. Die Servoabdeckungen sind nur einfache Scheiben aus dünnem Sperrholz, so dass keine Gestängeabdeckung erfolgen kann. Aber dennoch stört eine Stufe im Profil. Wenn das schon so simpel gelöst ist, kann man auch direkt Folie über die Servoschächte bügeln. Damit wird zwar die Stufe vermieden, aber natürlich hat man immer noch keine Gestängeabdeckung.

Die Servoanschlüsse wurden als automatische Steckung eingebaut und funktionieren tadellos.

Der Motorspant lässt sich leicht an der schon abgeschnittenen Rumpfnase ausrichten und einkleben. Für den FENRIR war ein Spant mit 39 mm Durchmesser notwendig, der alternativ auch über Küstenflieger erhältlich ist.

Die Gewichtsverteilung zeigte, dass meine vorhandenen 3s LiPos nicht genügend Gewicht in den Bug bringen, so dass ich einen 4s2700 mAh LiPo eingesetzt habe. Dieser passt gerade so in den Rumpfausschnitt. Regler und Empfänger müssen dann nach hinten zwischen die Flügel wandern. Für die Akkuaufnahme und als Empfängerplattform wurde je ein Sperrholzbrett zugeschnitten und eingeklebt. Damit ist im Rumpf dann alles schön geordnet und bleibt an der vorgesehenen Position.
Trotz des schweren Akkus und der Bleizugabe in der Nase kommt mein FENRIR nur auf ein Fluggewicht von 1745 g, was ganze 100 g weniger ist, als von Küstenflieger angegeben. Erfreulich! Dennoch sind 50 g/dm² eine ordentliche Flächenbelastung, die eine zügige Gangart erwarten lässt.

Die notwendigen Arbeiten, um den FENRIR flugfertig zu machen, waren:
  • Ausarbeiten der Servoausschnitte an Tragflächen und Leitwerk,
  • Einbau der Servos in Tragflächen und Leitwerk,
  • Anbringen von Ruderhörnern und Anlenkungen,
  • Verdecken der Servoausschnitte mit Bügelfolie,
  • Wachsen der Beplankung,
  • Erstellen der Rumpfdurchbrüche für die Servoanschlussstecker,
  • Erstellen eines Kabelbaumes und automatischer Anschlüsse an Tragflächen und Leitwerk,
  • Einkleben des Motorspants,
  • Einsetzen des Motors und verlegen der Kabel,
  • Einbau von Akkurutsche und Haltern für Empfänger und Regler; Einbau des Empfängers und des Regler,
  • Auswiegen des Modells und Einsetzen des Bleiballasts.

Bemerkungen

  • Wegen der höheren Spannungslage des 4S LiPo und der damit höheren Drehzahl des Motors wurde die Luftschraube durch eine Dymond 11 × 6" Kohlefaser-Klappluftschraube ersetzt. Damit liegt die Stromaufnahme bei max. 33 A im Flug und damit in einem für Motor und Modell guten Bereich.
  • Die Haube ist bereits mit einem Stahldraht zur Befestigung auf dem Rumpf versehen und sitzt sehr straff und sehr gut passend auf dem Rumpf.
  • Der Rumpf endet mit einem gefühlt riesigen Loch (Ø 25 mm). Negative Auswirkungen waren nicht zu bemerken und das Bild des FENRIR in der Luft leidet meines Erachtens nicht darunter.
  • Der Rumpf hat eine leichte Ausbuchtung an der Stelle, an der die Kabel des Brushless-Motors an der Motorglocke vorbei geführt werden sollen. Diese Ausbuchtung ist aber recht klein ausgefallen und wenn, dann nur eine minimale Hilfe beim Motoreinbau.
  • Wegen der Kohleverstärkungen im Rumpf und dem augenscheinlich aus Kohle gefertigten Rumpfdeckel habe ich eine der beiden Antennen des 2,4 GHz-DR-Empfängers nach außen geführt.
  • Die angegeben Einstelldaten können verwendet werden, führen aber zu einem sehr agilen Modellverhalten. Die Verwendung von Expo und/oder Dual Rate ist daher empfehlenswert.

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Es geht eng zu beim Einbau der Telemetrie





Aufrüsten

Der Auf- und Abbau des FENRIR geht sehr zügig und problemlos. Da Flächen und Leitwerk gesteckt werden und keine Verschraubung notwendig ist, sind nur ein paar Handgriffe erforderlich. Die Flügel und Leitwerke sichere ich mit Tesafilm. Das ist beruhigend, aber vermutlich nicht wirklich nötig.
Das Packmaß ist dank leicht demontierbarem V-Leitwerk (keine Gestängeanschlüsse) und ansonsten geraden Teilen angenehm gering.

Flug

Der FENRIR ist mit seinen 50 g/dm² kein langsames Modell, lässt sich aber dennoch vernünftig starten und landen. Schwache Thermik macht mit ihm (wie mit fast allen Fliegern im Testfeld) nicht wirklich Spaß, dafür ist er am Hang oder im alpinen Aufwind sehr schön zu manövrieren. Die Ruderausschläge wirken, wie angegeben, recht stark; das Modell erscheint unruhig. Viel Expo hilft, den FENRIR zahm zu halten. Dennoch verträgt der FENRIR die angegebenen Ruderausschläge, die Strömung reißt nicht unerwartet ab. Wird er ausgehungert, senkt der FENRIR die Nase und nimmt Fahrt auf. Hindert man ihn auch daran, lässt er sich noch eine Weile mit Quer und Seite im überzogenen Zustand (Sackflug) halten, irgendwann aber kippt er über einen Flügel ab und benötigt (mit dem eingestellt Schwerpunkt von 73 mm) etwa eine ¾ Umdrehung, bis er wieder abgefangen werden kann.
Rollen, Loopings und Kreise auf dem Rücken gehen im Hangaufwind problemlos.

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Landeanflug mit Butterfly



Die Wirkung des Butterfly ist OK​






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Fenrir und Kollegen​



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Fenrir und Kollege​


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