Formenbau aus Gießharz? - Schon jemand probiert?

Hi Leute,
leider habe ich in der Suche nichts gefunden, außer ein paar Kleinteile die auf diese Art gemacht wurden.
Kleinteile habe ich selbst auch schon im Guss abgeformt, ist ja kein Problem.

Der Grund für meine Überlegung ist folgender:
Ich bin meist alleine beim Bau und qualifizierte Modellbauer mit Erfahrung in dem Bereich gibts in meinem Umkreis quasi keine, vor allem passts ja viel zu selten, dass man sich trifft um zu zweit zu laminieren, geschweige denn davon wre in meiner Werkstatt nicht ml Platz für einen 2ten. Also Fazit, das stundenlange, tagelange Laminieren von Formen nervt gewaltig!!! Um dieses Hobby derzeit mit meiner Familie vereinbaren zu können sind für den Formenbau dann meisten Nachtschichten an Wochhenenden angesagt., morgens wache ich dann mit Genickstarre auf :D
In einer Nachtschicht ist so gerade mal eine Oberschale einer Tragfläche möglich. D.h. man muss diese ganze Tortur 4x durchstehen, bzw. 6x mit Rumpf!

Meine Frage bezieht sich vielmehr auf den Formenbau im größeren Stil (Tragflügelformen, Rümpfe)
Die Menge Gießharz für eine Rumpfform bzw. Flächenform ist leider nicht unerheblich wie ich beim grob Drüberrechnen feststellen musste.

Mein Ansatz wäre ähnlich wie bei einer gefrästen Form aus Blockmaterial (welches ja auch in Blöcken gegossen wird), nur eben das man einen Block auf die Trennebene gießt auf der das Positiv eingebettet ist. Z.B. die Oberseite eines Tragflügels. Vor dem Guss würde ich das Urmodell noch mit der Gussmasse einpinseln um auch sicher keine Luftblasen in die Formoberfläche miteinzugießen.
Ich würde 5-10mm über die höchste Stellte des Positives gießen und anschließend auf die plane Oberfläche des Gusses Abreißgewebe drüberlegen.
Als Hinterbau würde ich eine 19er Multiplex-Sperrholzplatte aufkleben auf dieser sich selbstverständlich noch ein Rahmen ebenfallls aus MPX-Sperrh. befindet. Eine Formhälfte schätze ich mal so auf eine Höhe von ca. 8cm, also nicht unüblich.
Tempern und Gewicht spielen für mich keine Rolle, da ich nicht vorhabe in Masse und Serienqualität zu fertigen. Ich habe lediglich Freude am Bauen.

Den Vorteil in dieser Bauweise würde ich in der Step-by-Step Vorbereitung (Arbeiten für Rahmenteile können immer unterbrochen werden und müssen nicht in einem Arbeitsgang erfolgen), Arbeitszeit, körperlichen Aufwand, kein lästiges Gewebeschneiden, Sauberkeit (Harzgepansche) sehen
Wenn alles gründlich vorbereitet ist könnte man so im Prinzip an einem Abend eine Formseite für jedes Bauteil gießen.
In der Theorie hört sich das doch Wunderbar an, vor allem weil alle Arbeiten dafür wesentlich angenehmer sind als stundeslanges Laminieren am Stück!

ABER!!! Was wären die Probleme dabei???

Wie müsste das Gießarz beschaffen sein? - Hier müsste man sich evtl selber was passendes anrühren.
Ich denke da ein eine NOCH fließbare Masse aus Gießharz in Verbindung mit Thixo, Keramikpulver oder Gesteinsmehl, Kurzglasfasern welche vorm vergießen evtl. noch evakuiert werden muss.

Ich könnte mir vorstellen erstmal ein HLW in dieser Bauweise zu bauen, um zu sehen wie es funzt

Welche Bedenken, Kritikpunkte der Ergolskriterien gibt es da eurerseits?
Hat von euch hiermit schon jemand Erfahrungen sammeln können?

vielen Dank im voraus
scönen Abend noch,
mfG Christian
 
Hallo Christian !

Ich habe viele kleine Formen mit Pu-Gießharz gebaut. Das G27 ist für eine Blockform ungeeignet, da es zu schnell aushärtet und abkocht. Außerdem hat es nur eine sehr kurze Topfzeit, du wirst bei einer Tragflächenform die Menge nicht schnell genug gerührt und gegossen bekommen.Anderes Problem bei PU ist, dass es schlechter die Geometrie hält als eine Laminierte Form. Schicjtweises gießen ist auch nur begrenzt möglich, da sich die einzelnen PU-Schichten nicht verbinden.
Was geht, wenn es unbedingt PU sein muss :
-Langsames Harz verwenden (z.B.für Kernkästen) kein G27. Das ist schnellhärtendes Harz für die Gußteile.
-Oberflächenguß : das heisst, du machst einen Hinterbau aus Holz, der ca 10-25mm von der Kontur weg ist. Das spart auch Material, welches relativ teuer ist. den musst du dann mit dem festen Formrahmen verschrauben und von hinten durch Bohrungen ausgießen. Das Modell muß unten liegen, damit aufsteigende Luft nicht an der abzuformenden Kontur bleibt.

Die Formen sind aber nicht so gut wie laminierte, da das Gießharz eher Luftblasen gibt (PU reagiert mit Luftfeuchtigkeit) , durch das Holz verzieht sie sich schneller und ist insgesamt nicht wirklich weniger aufwand..
VG,
Sebastian
 
Also Fazit : Meiner Meinung nach wie gehabt praktisch für kleine, mechanisch nicht stark beanspruchte Formen (da ist der Aufwand auch geringer) Bei Tragflächen eher nicht so.
Was auch zu bedenken ist : du willst die Form ja unbeobachtet über nacht aushärten lassen. Das Material fließt sehr gut, falls die Abdichtung nicht 100% dicht ist oder dir was davon wegfliegt hast du die Suppe überall. Da ist Gelcoat deutlich dankbarer
 
Hallo,
vielen Dank für eure Antworten.
Nein, es muss natürlich nicht PU-Harz sein. Diese Probleme von PU-Harz sind mir auch bekannt.
Ich dachte eher an Epoxi-Giesharz mit genügend Füllstoffen drin um Dimensionsstabil zu bleiben. Die Geometrie würde ja der feste Hinterbau aus MPX-Sperrholzplatten halten.



Ja, das kommt meinen Gedanken schon sehr nahe. Soweit ich mitbekommen habe ist diese Form aus Corian. Ich kenn den Werkstoff, aber wüsste leider nicht wo ich den Rohstoff zum selber gießen herbebomme. Könnte mir vorstellen, dass das aber sehr schwer wird!
 
Hi Christian !
Mit Epoxi löst du die Probleme aber auch nicht völlig, da der Schwachpunkt in dem Fall ja der Holzrahmen Ist. Das wär in dem Fall ja quasi eine Form aus Mumpe.
VG,
Sebastian
 

Gideon

Vereinsmitglied
Oberfläche aus Formenharz und Hinterbau aus Laminierharz und Quarzsand. Das ist ja eine recht übliche Quick'n Dirty-Methodik, die brauchbar funktioniert.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Bildschirmfoto 2021-02-08 um 12.25.32.png


Quelle: https://www.corian.com/IMG/pdf/k-30025-corian-solid-surface-material-composition-bulletin_sec.pdf
 
Hi Christian !
Mit Epoxi löst du die Probleme aber auch nicht völlig, da der Schwachpunkt in dem Fall ja der Holzrahmen Ist. Das wär in dem Fall ja quasi eine Form aus Mumpe.
VG,
Sebastian

Hm...Mumpe wäre vl. etwas übertrieben gesagt. Das Formgebende Teil (Kavität) wäre eben das Gießharzgemisch, der tragende Teil der Rahmen.
Wichtig ist denke ich, dass man den Guss vollflächig, durch Aufkleben einer MPX-Platte in Größe des Formengrundrisses stützt. Auf dieser Platte würde man vorher den stützenden Rahmen aufbringen.

Warum würdest du den Rahmen als Schwachpunkt sehen?
Eine Konstruktion aus MPX-Sperrholz ist mMn sehr stabil und verzugsfrei. Oder hab ich da was nicht am Schirm??? :confused:

mfG Christian
 
Oberfläche aus Formenharz und Hinterbau aus Laminierharz und Quarzsand. Das ist ja eine recht übliche Quick'n Dirty-Methodik, die brauchbar funktioniert.

Vielen Dank,
wenn ich mich recht erinnere, hat das hier doch schon mal ein User so gemacht, denke sein Name war Paul Poschen.
War glaub ich eine Rumpfform. Nur wird das halt arg schwer. Habe so selbst schon kleinere Formen hinterfüllt.
Eine 2-teilige verschraubte Flächenform mit den Gesamtmaßen sagen wir mal 1500x300x100 könnte man denke ich ohne Deckenkran nicht mehr manövrieren. Zumal es ws. schon durch das enorme Eigengewicht bei nicht ganz sachgemäßer Lagerung Verzug geben könnte.

Vl. deswegen eher was in Richtung Talkum und Microballons. Oder würden die Microballons das ganze zu spröde machen?

mfG Christian
 
Hallo !
Es ist ja nicht so, dass es nicht geht mit dem Holzrahmen. Wenn du gutes 25-35mm Buchenmultiplex hast und die Form nicht zu groß wird, funktioniert das ja auch. Ich würd da so ca. 1m Kantenlänge als Maximum ansehen, richtig sinnvoll ist das aber nur bei kleineren Formen bis ca. 60 -70cm, hab ich auch schon gebaut. Du musst halt die Außenflächen auch Lackieren, damit das Holz so halbwegs gleichmäßig arbeitet. Trennebene ist meistens durch den Sägeschnitt nicht so eben, weich, und lässt sich durch die porosität nicht einfach reinigen (Epoxi klebt da auch mit dem normalen Trennmittel sehr gut fest), oder man muss die Holzbereiche mit Vaseline trennen, was beim Laminieren evtl. nervig werden könnte. . Ich empfehle dir eine große Richtplatte, wo du den Rahmen drauf baust, wenn du einfach alles fliegend mit Spaxschrauben zuziehst, hast du von haus aus Spannung drin. Eher dann mit Epoxi kleben. Weißleim an der stelle nicht, da der das Holz anfeuchtet, was beim PU zu blasen führt. Wenn man da nicht aufpasst, geht so eine Trennfuge durch Trocknung schnell mal einen halben Millimeter auf bei 1,5m Länge. Dann brauchst du auch viel Harz, da kippst du schnell mal ein paar Kilo rein in so einen Prügel.
Dazu der verdeckte Guß, da braucht man etwas Übung und die Richtige menge Entlüftungsbohrungen. Damit der Guß gelingt, sollte man die ganze sache etwas schräg stellen und von unten nach oben gießen, damit die Luft gleichmäßig rausgeschoben wird, da hast du dann auch ein paar Zehntel durch das Eigengewicht. Das Harz darf dabei auch nicht zu dick sein. Also ich find die Version mit dem Quarzsand nicht so schlecht, ist m.e. weniger arbeit, preiswerter und besseres Ergebnis. So viel leichter ist die Holzform auch nicht. hier gibts ja auch einen Thread über 3D Druck Formen - das wär vielleicht was, wird auch rel. leicht.

Hm...Mumpe wäre vl. etwas übertrieben gesagt.
Mumpe ist besser, da du da Faserstücken einrühren kannst. Wenn du das Epoxi gießen willst, kannst du eher weniger Füllstoffe als in Mumpe verwenden.
 
Zuletzt bearbeitet:

Gideon

Vereinsmitglied
Nur wird das halt arg schwer. Habe so selbst schon kleinere Formen hinterfüllt.
Eine 2-teilige verschraubte Flächenform mit den Gesamtmaßen sagen wir mal 1500x300x100 könnte man denke ich ohne Deckenkran nicht mehr manövrieren. Zumal es ws. schon durch das enorme Eigengewicht bei nicht ganz sachgemäßer Lagerung Verzug geben könnte.
Irgendwas ist immer.

Vl. deswegen eher was in Richtung Talkum und Microballons. Oder würden die Microballons das ganze zu spröde machen?

Nicht nur das, die Exothermie treibst Du damit auch in die Höhe. ATH ist schon ganz gut geeignet für so etwas.
 
Irgendwas ist immer.



Nicht nur das, die Exothermie treibst Du damit auch in die Höhe. ATH ist schon ganz gut geeignet für so etwas.

Ne nicht falsch verstehen, ich bin dankbar für jeden Tipp :)
Finde diese Bauweise im eigentlichen gut, aber halt nix für Tragflügelformen. HLW Hab ich auf diese Weise selbst schon gebaut...die Form dafür halt :D

Was genau ist den ATH?
Das mit der Exothermie ist mir bekannt vom Laminierharz, aber ist das bei Gießharz ebenso extrem?

vielen Dank 👍

mfG Christian
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist das in etwa so etwas wie das duPont Material ?

Hm, also das Zeug schaut auf Anhieb sehr brauchbar aus!!!
Ich werde die morgen mal kontaktieren wie das mit der Sprödigkeit ist. Bei dem Wort Gips kommen mir immer schlimme Gedanken.
Aber das muss hier gar nicht der Fall sein.

vielen Dank 👍
 
Ich denke, du solltest dir mal das Testkit holen und in einer zweiteiligen Testform ein Probelaminat machen und mal schauen, wie es mit der Kantenstabilität und porosität der Oberfläche der Form ist. So mineralische Materialien brauchen auch manchmal etwas Phantasie bei den passdübeln.
Das ist nicht das duPont material, kann sein, dass du da eine Sperrschicht (ich würd Acryk2k-Lack probieren) und recht dickes Trennmittel brauchst. Die Supportmitarbeiter von Kaupo sind aber sehr nett und hilfsbereit. Da sind auch ein paar ganz vernünftige tutorials auf der Seite, bei manchem fasst man sich aber an den Kopf (laminier-Spritzsysteme ohne Atemschutz irgendwo in Asien)
 
Ich denke, du solltest dir mal das Testkit holen und in einer zweiteiligen Testform ein Probelaminat machen und mal schauen, wie es mit der Kantenstabilität und porosität der Oberfläche der Form ist. So mineralische Materialien brauchen auch manchmal etwas Phantasie bei den passdübeln.
Das ist nicht das duPont material, kann sein, dass du da eine Sperrschicht (ich würd Acryk2k-Lack probieren) und recht dickes Trennmittel brauchst. Die Supportmitarbeiter von Kaupo sind aber sehr nett und hilfsbereit. Da sind auch ein paar ganz vernünftige tutorials auf der Seite, bei manchem fasst man sich aber an den Kopf (laminier-Spritzsysteme ohne Atemschutz irgendwo in Asien)

Danke, ja den Testkit habe ich schon gesehen, das sieht preislich gut aus für Testzwecke.
Da ist auch Glasgewebe dabei...was meine Gedanken dann wieder Richtung Laminierkaramik abschweifen lies :D

mfG Christian
 
Na, dann geh doch gleich auf die Keramik.. Bei R&G gibts ja ein fertiges Sytem dazu mit EP Deckschicht. Ich meine, schneller kommst du da nicht zum ziel, das wäre ein guter Kompromiß, zumal du ja auch nicht Tempern willst
 
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