Formenbau Scale-Rumpf

CH_MEIER

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Hallo zusammen,

ein Rumpf-Urmodell aus dem 3D-Drucker nähert sich der Vollendung - eine ASW20 im Maßstab 1:3,75 nach Originalunterlagen von Schleicher, also Rumpflänge ca. 1,8m. In den Weihnachtsferien soll die Form von dem Rumpf abgenommen werden. Dazu ein paar Fragen, was jetzt bzgl. diverser Themen der letzte Stand ist, bzw. was final empfohlen werden kann:
  1. Form-Trennebene: Wird da immer noch am besten eine beschichtete Spanplatte verwendet?
  2. Abdichtung Urmodell / Trennbrett:
    a) den kleinen Zwischenraum von 2-3mm mit Industrie-Knete bündig zur Nutzfläche des Trennbrettes zuspachteln oder
    b) von unten mit Knete grob abdichten, von oben mit Mumpe verfüllen, Urmodell raus, bündig schleifen, Urmodell wieder rein
  3. Formenharz:
    a) ungefülltes Formenharz z.B. R&G Formenharz P und Härter P-25 in schwarz
    b) gibt es noch das Fischaugen-Problem beim Formenharz?
    c) 2x nass-in-nass aufstreichen, härten lassen, anschleifen, dann weiter arbeiten (keine Kupplungsschicht wie früher)
    d) oder doch eher nass-in-nass mit dem Laminat weiter arbeiten? Was hält später besser?
  4. Form-Material:
    a) CFK, richtig? C-Biax ist nicht viel teurer als Glasgewebe. Die Form muss auch nicht so massiv sein, ich habe einen geraden Tisch :-) Ich schätze es auch sehr, wenn man die Form später beim Entformen etwas tordieren kann
    b) angeschliffenes Formenharz insgesamt nur leicht mit Mumpe (nur Baumwollflocken) einstreichen
    c) Kanten mit C-Rovings und Baumwoll-Mumpe ausrunden
    d) 1x 105g Köper Glas-Gewebe
    e) 4x 300g C-Biax
    f) muss da wg. symmetrischem Lagenaufbau wirklich noch 1x 105g Glas (und ggf. sogar noch Formenharz drauf) ???
  5. Formen-Rand und Sonstiges:
    a) Formenrand ca. 10cm hoch laminieren, vor dem Härten bündig zum Spanplattenrand abschneiden, Querstreben einbauen.
    b) beim Abnehmen des Formbrettes das Urmodell in der 1. Formhälfte belassen
    c) für Verschraubung und Zentrierung nehme ich wieder Profi-Zentrierungen von EMC
    d) getrennt wird wieder mit Grundnierwachs + PVA, sicher ist sicher
    e) lange bei Raumtemperatur aushärten lassen und gaaanz vorsichtig (mit PLA-3D-Druck-Urmodell) bei 35-40°C tempern
    f) keine Verstärkungen der Form aus Holz / Alu / Stahl - rein CFK. Auch keine Hinterfüllung (sonst keine Torsion mehr mögl.)

Ist das so aus den vielen Beiträge hier richtig verstanden und noch der "State-of-the-Art" oder habt ihr schon neue Tipps, wie es anders ggf. noch besser geht?

Viele Grüße
Christoph
 
Hallo Christoph,
bis auf ein paar Details hab ich das bei der Libelle so umgesetzt.
1. genau so gemacht, allerdings
2. immer mit Spachtel abgedichtet und beigeschliffen.
3. gute Wahl, kann man super nachher polieren/ falls nötig. Immer Nass in nass mit einer Schicht gearbeitet. Also angelieren lassen, Laminierharz mit BW Flocken drauf, angelieren lassen und dann Rock´n Roll. Ach ja by the way richtige Musik ist schon auch wichtig, ich empfehle Guns´n Roses, Stones oder AC/DC, aber das ist eine persönliche Sache...hat aber immer gut geklappt ;-).
4. CFK Quadax 300g/m², damit erreicht man einen isotropen Aufbau...angeblich. Vielleicht schreibt hier jemand noch was zur ultimativen Orientierung der Lagen. Lässt sich topp verarbeiten, ich hab bei der Libelle 4 Lagen verwendet.
Als Schlichtlagen immer 2x105g (0/90° und +-45°) Glas und schön gespiegelt zurück gebaut, also auch die beiden Schlichtlagen, das Formenbauharz nicht.
5. Hab keinen aufgekanteten Formenrand gemacht, einfach eben raus. Das ist beim entformen super, einfach etwas tordieren und flup ist der Rumpf raus. Als Stifte hab ich einfach 6er Zylinderstifte mit abgeformt. Zentriert bombig, ist mir noch keiner ausgeschlagen oder locker geworden, beim Swift ca. 10 Abformungen. Ich lagere die Formen IMMER verschraubt und habe sie nicht getempert. Das würde ich jetzt wie du machen, das laminat wird einfach um Welten besser wenn getempert, was natürlich auch für die Rümpfe gilt.
Ach ja topp Projekt, viel Erfolg und schöne Grüße,
Johannes
 

CH_MEIER

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Hallo Johannes,

heute Nacht hatte ich gerade die Eingebung, ggf. doch auf den Formenrand zu verzichten, also wie bei Deiner Libelle. Und wie von Dir vorgeschlagen die Schlichtlage(n) als letzte auf das CFK zu laminieren. Die Aussenseite der Form werde ich final noch etwas glattschleifen. Das ergibt folgende Vorteile:
  • Form braucht viel weniger Material
  • Form kann einfacher laminiert werden
  • Beim späteren Rumpfbau eine angenehme Aussenseite der Form durch leichtes Schleifen, keine Splitter / Nadeln in den Fingern
  • Form kann wunderbar in einen Vakuumsack (z.B. bei Sandwich in Rumpfröhre bzw. Leitwerk für sehr leichte Varianten)
Damit die Formschale beim Rumpf-Laminieren nicht wie ein halbiertes Ei auf dem Basteltisch tanzt, werde ich ein paar Holzstützen vorbereiten, die man temporär in die in der Form einlaminierten Profizentrierungen oder ein paar zusätzlich einlaminierte Einschlagmuttern rein schrauben kann.

Übrigens habe ich vor, eine "geschlossene" Form vom Urmodell abzuformen, also am Seitenleitwerk und im Haubenausschnitt nicht (!) offen. In der Rumpfspitze habe ich ein 6mm Loch reingedruckt, da kommt ein verlängerter 6mm Stahl-Dummy beim Abformen rein, so dass man beim Rumpfbau mit einem 6mm Röhrchen Aussenwelt und Innenwelt der Form verbinden kann. Ich hoffe, dass man damit die Form entweder vorsichtig "aufblasen" kann - also nicht so wie die F3X Spezis hier mit LKW-Reifendruck, sondern sehr moderatem Überdruck - oder, dass man über das im Parallel-Thread beschriebene Absaugen mit einem Vakuumsack innen und einem aussen bei -0.5bar absaugen kann, so dass sich an den Nähten alles schön anlegt.

Weiter habe ich im Urmodell gleich die Löcher für die Verdrehsicherungen an der Flächenwurzel mit drin und die beiden Schräubchen für das Höhenleitwerk. Über Dummys soll das gleich in die Form übertragen werden, so dass man später nicht mehr lange vermessen muss, sondern alles gleich an Ort und Stelle hat :-) Auch das Seitenleitwerk hat gleich Markierungen gekriegt, wo später die Lagerung für das Seitenleitwerk hinkommt. Darüber kann ich mal mit ein paar Fotos berichten, wenn die Form erfolgreich hergestellt worden ist.

Gruß
Christoph
 
Hallo Christoph,
eine gute äußere Formoberfläche ist wirklich wichtig. Ich hab dazu zum Schluss Abreissgewebe auflaminiert.
Zum vakuumziehen hab ich den Formenrand etwas breiter gemacht, so ca 50-70mm. Dann hat man mehr Platz zum abdichten. Rümpfe im Vakuum zu bauen hat bei mir einen riesen Sprung in der Qualität gegeben.
Hast du vielleicht einen Link zum innen aussen absaugen? Ich kenn nur das von Eisvogel, aber da hat die Form eine große Öffnung.
Beim SLW mach ich schon lange elastic Flaps.
Ein kleines Detail noch zur Anformung: Wenn die Endleiste dort auf 0 ausläuft ist das beim Bauen echt eklig, schlecht zu trennen, schlecht zu lackieren, schlecht zu laminieren. Die 2mm Dicke und der Radius bei der Libelle haben sich echt bewährt.
LG,
Johannes
 

CH_MEIER

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@Gideon: ja genau. Irgendwo in dem Thread zu Rumpf aufblasen war das mit Bildern m.E. gut beschrieben. Ich würde an dem 6mm Röhrchen, das durch die Rumpfschnauze geht, zwei Folienschläuche luftdicht (mit Acryl) festmachen, einen innen, einen außen. Der außen wird dann auf links gekrempelt und über die ganze Form gezogen. Es muss nur noch ein kleines Löchlein her, wo die Luft zwischen Laminat und innerem Folienschlauch weg kann (also vielleicht nehme ich nur ein 4mm Röhrchen in dem 6mm Loch, so dass ringsum die Luft durch kann...).

@Johannes: ja, die Endleiste der Flächenanformung geht bei mir am Rumpf von ca. 4mm auf ca. 1.5mm am Schnitt :-) Der weitere Strak von 1.5mm auf 0.4mm Endleiste ist dann Sache der Flächenform (oder des Künstlers beim Anspachteln einer Styro-Abachi-Fläche). Zu diesen Gimmicks wie gesagt kommt später im Erfolgsfall noch einmal ein Bericht mit Fotos, was sich bewährt hat und was nicht (Urmodell kann ich jetzt nicht mehr ändern).
 

CH_MEIER

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PS: Rümpfe im Vakuum zu bauen ist wirklich cool, habe ich jetzt auch schon zweimal gemacht (Berichte geistern hier auf RC-Network irgendwo rum). Man kann dabei im Heck einiges an Gewicht einsparen. Ich habe da teils nur noch Lack -- 93g CFK -- 80g C UD -- Airex 1.2mm -- 93g CFK verwendet, im Leitwerk sogar ohne 80g UD. Das fühlt sich in der Hand recht robust an (weniger wabbelig als 2x 200g CFK Voll-Laminat). Und letztes Jahr hat so ein Rumpf sogar einen Ausflug in den Wald überlebt (der Rest des Fliegers leider nicht - schnüff).
 

CH_MEIER

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Noch eine andere Frage an die Experten hier im Forum:

Wie geht ihr beim Laminieren einer Form mit Kanten des Urmodells um? Klar, die müssen irgendwie verrundet werden, sonst hebt sich das getränkte Gewebe / Gelege aufgrund der Eigensteifigkeit davon ab und es gibt größere Lunker. Auf der anderen Seite will man ja nicht tonnenweise Mumpe verarbeiten, die dann später auch mal eher zum Abplatzen neigt. Was sind Eure Erfahrungswerte, welche Ausrundungs-Radien sind Minimum, um z.B. ein 160g Köper-Finish-Glasgewebe um eine Kante lamnieren zu können?

Folgende Ideen schossen mir durch den Kopf:

1. zuerst nur wenig mit Mumpe verrunden und dann Glasgewebe in Streifen von beiden Seiten genau bis an die Kante legen. Nach dem Anziehen des Harzes darauf großzügiger Verrunden und mit Gewebe über die Kante gehen. Das könnte die Mumpe stabilisieren und etwaige Lunker von der Form-Oberfläche fernhalten..

2. nach den ersten (Schlicht-)Lagen Glasgewebe - wo man noch alles gut sehen kann - eine Folie auf dem Trennbrett mit Acryl aufkleben und (mit Lochfolie und Haushaltsrolle) absaugen, also vorsichtig nur mit ca. -0.1...-0.2bar. Sobald die Lochfolie abgeht, weiter mit Mumpe verrunden und laminieren, dann geht's m.E. noch ohne Anschleifen. Dann wären auch etwaige Lunker mindestens nicht an der Oberfläche.

Okay, in beiden Fällen wird die benötigte Gesamtmenge an Mumpe nicht kleiner, stimmt. Außer man saugt die Formhälfte komplett nach dem Laminieren ab und lässt das im leichten Vakuum aushärten.

Habt ihr so etwas schon einmal gemacht, bringt das etwas? Was sind da die Erfahrungswerte?

Viele Grüße
Christoph
 
Hallo Christoph,
also als Experte würde ich mich nicht bezeichnen, aber ein zwei Formen habe ich schon gemacht. Auch nach mehreren Abformungen ist mir noch nichts abgeplatzt. Die Mumpe zum Ausrunden besteht v.a. aus BW Flocken und ganz wenig Thixotropiermittel. Da ich immer nass in nass baue ( mit der Sandmethode bin ich nicht zurecht gekommen) ist die erste Schicht noch streichfähig. Die Kanten runde ich dann anschließend aus, das läuft sich so ca. auf den Radius des Rührspatels raus. Ich hatte auch schon erwogen da einen Roving einzuziehen, das würde der Kante sicher gut tun. Ich bin immer noch der Meinung, dass ein nass in nass Laminat durch nichts zu ersetzen ist. Da das natürlich einen ziemlichen Harzmarathon hervorruft bevorzuge ich die rationellen Arbeitsabläufe, also kein Vakuum.
Was mir noch einfällt ist das Thema Trennende: Ich glaube Steve oder Eisvogel habe Mal eine getrennte Trennebene beschrieben, ich mache das auch immer und es hilft wirklich ungemein beim Entformen der Trennbretter. Z.B. um vor der Anformung den überstehenden Spachtel Plan zu schleifen. Das gibt wirklich exakte Trennnähte.
Viel Erfolg,
Johannes
 

CH_MEIER

User
Hallo Johannes,

also ich bin jetzt bei der 4. Rumpfform und mir ist auch noch nichts rausgebrochen - aber so ein gewisses Unwohlsein war bei den Mumpe-Mengen immer da, besonders wenn ich die Form beim Entformen etwas tordiere. Und der Ärger, wenn man doch zu wenig Mumpe genommen hat und das Laminat immer wieder aufsteht. Guter Tipp ist sicher, eine Mumpe rein aus BW-Flocken / Thixo zu machen (ich mische sonst immer noch Microballons für das Volumen rein, was der Statik natürlich eher abträglich ist). Vielleicht sollte man doch etwas Gewebe-Streifen oder Rovings an diesen Kanten spendieren.

Bei der Trennebene habe ich jetzt (nach der Erfahrung von Felix mit dem gebrochenen JS2-Urmodell) auch in zwei Arbeitsgängen den Spalt zwischen Urmodell und 19mm-Spanplatte mit Mumpe zu gespachtelt und geschliffen. Nach dem ersten Durchgang war ich beim Schleifen noch etwas ungestüm, so dass mir kleine Ecken rausgebröselt waren, in der zweiten Runde ist jetzt die Kante gefährlich scharf. Für die Haftung an der Spanplatte habe ich deren Schnittkante vorab satt mit Harz eingestrichen. Die beschichtete Oberfläche der Spanplatte hält das Geschleife ziemlich gut durch.

Meinst Du das mit "getrennter Trennebene"?

Mal sehen...
Christoph

PS: nass-in-nass ist auch mein Favorit...
 

Dagobert

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Richtig, nur BW-Flocken nehmen, nicht polierbares Formenharz wegen der Kantenfestigkeit. Radius der Kanten wie beim Rumpf auch.
Wenn du Streifen in an die Rundungen machst diese unter 45° zuschneiden. Steht weniger auf.
Und Gewebelieferant überprüfen. Gibt welche die verkaufen 163er Köper als Interglas und dann kommt buckelharter Mist der sich auch bei mir immer wieder aufgestellt hat. Der Lieferant meines Vertrauens erklärte mir das das vieleicht schon Interglas war, aber heftig überlagert und deswegen bockig.
 
Hallo Christoph,
dein Vorgehen mache ich genau so. Nur nehme ich zumeist Polyesterspachtel, der macht ne noch schönere Oberfläche oder Harz mit Talkum, das kann man fast polieren. Mit getrennt meine ich, das man das Trennbrett in Teilen abnehmen kann:


Schöne Grüße,
Johannes
 
Hallo Christoph,

deine Variante 1 habe ich in abgewandelter Version schon ausprobiert. Nach dem das Formharz angezogen ist, habe ich die Flächen dick mit Laminierharz eingestrichen. Und dann Gewebestücke (80 g oder 105 g) an die Kanten geschoben aber nicht über die Kanten. Dieses habe ich von beiden Seiten gemacht, im Bereich von der Trennebene und am Urmodell und an den Flächenansätzen.

Dann Mumpe aus Microballons Glasfaserschnitzel (3 mm lang) und Baumwolltlocken in die Ecken eingefügt. Eventuell noch einen Rowing einlegen, der muss aber gut liegenbleiben.

Erst dann lege ich das Gewebe über die Kanten. Bei den ersten Gewebeschichten schneide ich mir Streifen von 250mm Breite und lasse die überlappen. Erst zum Schluss lege ich eine Lage komplett über die komplette Form dass keine scharfen Fasern hoch stehen können.

Als Literatur kann ich immer noch das Buch von Manfred Schulz empfehlen. Nur die Verschraubung würde ich so nicht mehr machen.

Die ersten Formen die ich gebaut habe sind sehr dick in der Wandung geworden und schwer. Viel zu stabiel ausgeführt für den privaten Gebrauch. Für die letzten Formen habe ich nur noch 4-5 Lagen 280g Körpergewebe genommen.

Viel Spaß beim Formenbau.

Gruß Ludger
 

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Gideon

Vereinsmitglied
Richtig, nur BW-Flocken nehmen, nicht polierbares Formenharz wegen der Kantenfestigkeit. Radius der Kanten wie beim Rumpf auch.
Harzreiche Füllmassen neigen zu Schwund und brechen leicht aus, trotz oder gerade wegen der harten Füllstoffe. Ich würde deshalb auch empfehlen, die Deckschicht so dünn als eben möglich aufzutragen und dann gleich mit Fasern zur Kantenverstärkung zu arbeiten. Glasrovings lassen sich sehr gut zu einer Hohlkehle formen und haben eine definierte Faserorientierung. Alternativ Kurzschnitt oder gemahlene Fasern mit einem Anteil an Thixotropiermittel (dass Glass Bubbles bzw. Microballons hier ungeeignet sind, hatten wir an anderer Stelle schon einmal diskutiert).

Sinnvoll ist auf jeden Fall auch, die Schichten zwischendurch gelieren zu lassen, um eine gute Anhaftung der nachfolgenden Lagen zu erreichen. Sand als Füllstoff ist generell sehr spröde, vor allem in Verbindung mit umgetempertem Harz mit langer Topfzeit.

Wenn du Streifen in an die Rundungen machst diese unter 45° zuschneiden. Steht weniger auf.

Warum? Weil der Radius über die Diagonale größer wird. Das lässt den Schluss zu, dass für den Formenbau von stark konturierten Geometrien eine Faserorientierung von +/- 45° optimal ist. Bitte die Gewebelagen dann aber kontrolliert auflegen und nicht einfach wild wechseln, wie es gerade vom Verschnitt passt.
 
Zuletzt bearbeitet:

CH_MEIER

User
Besten Dank für die Tipps.

Der Artikel zum Hotliner-Rumpf von Eisvogel ist wirklich klasse. Allerdings habe ich mir schon Negativ-Spanten gedruckt und von unten auf's Trennbrett geschraubt, darin liegt das Urmodell. Jetzt kann ich das Trennbrett schlecht noch nachträglich teilen.

Das streifenweise Laminieren macht bei den ersten Lagen m.E. bzgl. des Handlings viel Sinn. Dabei werde ich 45° Streifen nehmen. Die gesamte Form wird übrigens etwa +-45° Faserorientierung kriegen. Glasfaserschnitzel kommen wir aber eher nicht mehr in die Form.

Ich werde auch tendenziell eher leicht bauen, d.h. mit Glas / C-Biax / Glas. Dicke ähnlich wie bei Dir, Ludger.

Christoph
 
Hallo,
mir fällt auch gerade was ein: Würde es was bringen die Mumpe für die Kanten aus Klebeharz anzurühren? Stefan ( oder wer auch immer) bitte sofort widerlegen, wenn das kompletter Blödsinn ist! Ist nur eine spontane Idee.
LG
Johannes
 

Gideon

Vereinsmitglied
Und Gewebelieferant überprüfen. Gibt welche die verkaufen 163er Köper als Interglas und dann kommt buckelharter Mist der sich auch bei mir immer wieder aufgestellt hat. Der Lieferant meines Vertrauens erklärte mir das das vieleicht schon Interglas war, aber heftig überlagert und deswegen bockig.
Interglas ist schonmal gut, aber auch die verwenden unterschiedliche Finishes.

FK144 = weich
FK800 = deutlich härter

Wohlgemerkt, beide sind zugelassen für den Bau von Flugzeugen.
 

CH_MEIER

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So, das hat bisher alles gut funktioniert, die Form ist da und das Urmodell ging auch heil raus.

Jetzt also kurzer Bericht über die einzelnen Schritte, vielleicht ist noch hier und da eine Idee dabei.

1. Druck des Urmodells:

Der Drucker druckt sich den Wolf, ich habe ca. 5kg PLA für das Urmodell verbraten. Aussenhaut 0,8mm, Infill 10%, Schichtdicke 0,2mm. Der Ender 5 Plus hat brav alles gedruckt. Dieses große Mittelteil hat über zwei Tage gebraucht.

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So sieht das Mittelteil aus, daran sieht man auch die innere Konstruktion. Ich habe versucht, nicht den ganzen Raum mit Infill zu füllen, um Material zu sparen. Durch die zusätzlichen Innenwände ist der Vorteil aber wohl zunichte gemacht worden. In der Mitte ist Platz für ein 25mm Alurohr als Döner-Spieß. Dabei Achtung, hier muss man in Vorversuchen den richtigen Druckdurchmesser bestimmen, ich habe m.E. 25,5mm gedruckt, sonst geht der Döner da nicht rein und man kann das auch schlecht aufbohren. Ein Rundrohr schien mir besser als ein Vierkantrohr. Gegen Verdrehen sind ringsum immer 4 Passdübel für kleine 6mm Aluröhrchen zuständig. Das 25mm Rohr geht hinten soweit möglich bis unter das Leitwerk, vorn bis direkt an den Haubenausschnitt. Es ist ziemlich in der Mitte der Rumpfröhre, was mir wg. der unterschiedlichen Wärmedehnungskoeffizienten von Alu und PLA wichtig erschien.

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So, das sieht schon mal ein bißchen nach ASW20 aus - jedenfalls besser als manche kommerziellen Modelle :-)

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Die einzelnen Teile wurden auf Passung mit einem Kreuzlaser geprüft. Den gab es für 30€ im Baumarkt - sehr empfehlenswertes Teil. Dann wurde abschnittsweise zusammen geklebt, erst das Rumpfboot, dann das Leitwerk und schließlich alle Bausgruppen mittels Dönerspieß.

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Für einen möglicherweise etwas vorbildähnlichen Cockpit-Ausbau wurden gleich ein paar Prototypen gedruckt und mit meinem Sohn von der manntragenden Segelflieger-Fraktion abgestimmt. Vielleicht nicht ganz scale, aber m.E. ein brauchbarer Kompromiss.

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Dazu wurde noch ein Dummy für die Kabinenhaube gedruckt, der in den Haubenausschnitt geschraubt werden kann. Zweck: Laminieren eines Haubenrahmens auf dem Urmodell, Pressen mit dem Dummy. Je nachdem ob der Instrumentenpilz in den Dummy eingelegt ist, kann man einen ganz leichten Haubenrahmen zaubern (nur 1-2 C-Rovings in die Nut und ein bisschen BW-Flocken / Microballons Mumpe) oder indem man 2-3 Lagen 200g C-Biax dazwischen legt einen vorbildähnlichen Haubenrahmen. Der Beweis, ob diese Idee funkt, ist noch zu erbringen.

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Bevor der Drucker sich langweilt, durfte es gleich noch Formen für Höhenleitwerk und Seitenruder drucken. Die müssen aber noch ziemlich gespachtelt und geschliffen werden. Man achte darauf, dass das Seitenruder in der Hohlkehle gleich zwei Markierungen hat, wo die Scharniere vom Rumpf (Platinenmaterial) später eingreifen sollen- damit man später nicht so viel messen und fummeln muss.

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Das Herstellen einer abformwürdigen Urmodell-Oberfläche hat wohl am längsten gedauert. Mit 80 Papier erst einmal trocken die groben Riffeln wom Drucken weg, dann mit Polyester-Spachtel alles einmal abspachteln (igitt) und dann mehrfach mit Ludwig 2K Acryl Filler streichen (mit Schaumstoffroller) und nass schleifen. Manchmal sah man später erst, dass man noch mal Bereiche nach-spacheln musste. Gegenüber dem Druck fand ich den ausgedruckten Übergang zur Fläche im hinteren Bereich noch nicht ganz passend, also mit Mumpe und Eislöffef noch aufspachteln und schleifen usw.

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Gut, dass wir damals ein Bad nicht renoviert haben, da konnte ich jetzt wunderbar nass schleifen...

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Bevor jemand fragt, was das für ein seltsames Tragflächenprofil sein soll, Antwort: gar keines. Das ist nur ein willkürlicher Schnitt durch den Rumpf-Flächen-Übergang, möglichst dicht am Rumpf, um nicht in der Rumpfform so starke Ausbuchtungen zu haben. Als Tragflächenprofil ist der Strak SA7036ima von Benjamin vorgesehen. Durch den Schnitt könnte man aber auch noch alt bewährte HQ Profile da anflanschen. Später will auch eine Flächenform drucken, aber da ich das SA7036ima noch nicht geflogen bin, gibt es erst einmal Styro-Abachi-Flächen zum Testen.

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Die Vertiefungen für Verbinder und MPX-Stecker sind selbsterklärend, kein langes Gefummel am späteren Rumpf. Wazu die Löcher für die Verdrehsicherungen? Weil ich mir auch da das Gefummel sparen will, wenn man schon alles im CAD hat :-) Da wurden dann kurze Alu-Bolzen eingeklebt, die ca. 10mm herausschauen (exakt lotrecht zur Rumpfmittelachse und in der passenen V-Form!) Passend habe ich gleich ein paar Einbauteile für die Styro-Abachi-Fläche gedruckt (Hybrid-Bauweise sozusagen). Da kann man erkennen, was Tragflächenprofil wird und was man dann noch als Übergang anspachteln muss. Dann sind auch die Verdrehsicherungen auf der Profil-Skelettlinie.
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Probeweises Zusammenstecken:

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Und ein letztes Detail: Die Löcher für die 4mm Verschraubung des Höhenleitwerks habe ich auch gleich mit gedruckt. Und auch ein Loch für den MPX-Stecker. Erkennt ihr das Problem? Ist mir gerade noch rechtzeitig aufgefallen, das MPX Steckerloch ist eine super Hinterschneidung in der Form :-( Also habe ich das vor dem Abformen bis auf einen ganz zarten Rand noch mit Knete zu gemacht.

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Soweit zum Bau des Urmodells...

Viele Grüße
Christoph
 
Hallo Christoph,
du hast einige sehr gute Ideen umgesetzt; die meiner Meinung nach beste ist eine ASW 20 in 1:4 (?) zu bauen :D
Vielen Dank auch, dass du uns am Aufbau deines Urmodells detailliert teilhaben lässt. Man liest einiges über gedruckte Urmodelle, auch welche die schlecht aus der Form gingen, aber selten wie der Lack gemacht wurde.
Ich denke mit der Profilierung liegst du sehr gut. Das mit dem "Anformungsschnitt" hat sich bei mir auch sehr bewährt.
Weiterhin viel Erfolg und schöne Grüße,
Johannes
 

CH_MEIER

User
2. Bau der Form

Trennbrett wurde beschichtete 19mm Spanplatte aus dem Baumarkt geholt, einfach rechteckig 2m x 60cm. Von unten wurden ein paar Richtscheite darunter geschraubt, dann ist das Trennbrett auch gerade. Damit der Rumpf da richtig satt drin liegt und nicht wackelt, habe ich Negativ-Halb-Spanten gedruckt, von unten ein Koordinatensystem auf das Trennbrett gemalt und dort die Halbspanten festgeschraubt. beim 3D Druck passt die Theorie ganz gut zur Realität, kleine Anpassungen wurden noch mit ein paar Streifen Tesa-Krepp vorgenommen.

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Nach den Diskussion hier und im Segelflug-Forum habe ich mich entschieden, den Spalt zwischen Urmodell und Trennbrett vorab mit Epoxy-Mumpe zu veschließen. Da ich nicht besonders exakt gesägt habe, musste ich relativ viel Mumpe nehmen. Beim Wegraspeln des Überstands ist mir dann 2x etwas weggebrochen. Also noch einmal das Urmodell da rein und noch mal feingespachtelt und fein geschliffen. Damit die Mumpe an der Spanplatte hält, habe ich die vorab satt mit Harz eingetrichen. Das Urmodell war zu dem Zeitpunkt mit Grundierwachs plus PVA-Lack komplett geschützt. Die dünnen Ränder der Mumpe bleiben trotzdem dam Urmodell hängen (aber nicht kleben, eher elektrostatisch...) und müssen mit einem Stück Holz mühsam abgeschabt werden. Die Idee mit dem Tesafilm auf der Rumpfnaht ist wohl nicht ganz verkehrt.






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11 Profizentrierungen von EMC habe ich in 6mm Löcher im Trennbrett gesteckt und mit dem Formenharz gehen Verschieben gesichert.

Dann ging das große Laminieren los:
- Formenharz P mit Härter P25 von R&G (sehr empfehlenswert, keine Fischaugen diesmal).
- Nach einer guten Stunde dann mit Laminierharz (Harz l + Härter GL1 für diese ersten Schichten) eine dünne Mumpe nur mit BW-Flocken
- An den neuraligischen Stellen für Lunker (z.B. spätere Formkante) Streifen von 100g Glasgwebe
- In alle Kanten 1 NF24 C Roving (weil vorhanden)
- und dann habe ich doch noch Mumpe mit Glaskurzschnitt 3mm verwendet, nämlich überall dort, wo man ein Durchdrücken später nicht sieht, also auf der Flächenanformung, auf der HLW-Anformung und an der Endleiste des Seitenleitwerks.
- das durfte erst einmal gut anziehen (1-2h), damit beim Hinterbau hier nichts mehr verrutscht

- dann alles wieder mit Laminierharz L und Härter GL1 (1/3) und GL2 (2/3) einschleimen
- 1 Lage 160g Glas-Köper (ich habe bestimmt das Finish 800 erwischt von HP, das Gewebe ist nicht so anschmiegsam wie hier nötig)
- 4 Lagen 200g C-Biax von HP (sehr anschmiegsam)
- 1 Lage 160g Glas-Köper trocken drauf gelegt

- Trennbrett ringsum mit einer Acrylraupe und einer Baufolie bei -0,1bar abgesaugt.

Das Ergebnis sah nach dem Entfernen der Folie schon ganz gut aus:

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an wenigen Stellen war die letzte Lage Glasgewebe noch etwas zu trocken geblieben und ist dann etwas nachgetränkt worden (Pfusch). Die großzüzige Hutkrempe wurde mit dem Dremel und einer kleinen Trennscheibe erst einmal auf ca 70mm eingekürzt. In die Profizentrierungen kann man gleich lange 8mm Schrauben eindrehen, damit fällt die Form mit Urmodell beim Umdrehen des Trennbretts nicht so tief runter. Und so sieht die erste Formenhälfte dann mit dem Urmodell aus (was drin bleiben sollte). Der zweite Teil der Profizentrierung ist schon mal versuchsweise drauf gesteckt. Man sieht das die geschliffene Trennebene halbwegs passt.

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Schweres Urmodell und harzreicht laminierte Form sind nicht ganz ohne, das ganze biegt unter dem Eigengewicht durch, wenn es nur vorn und hinten gestützt wird (also 2-3mm auf die Rumpflänge). Das sind ideale Voraussetzungen, um mit der zweiten Formhälfte dann eine "Banane" zu erzeugen. Also was tun? Was mir einfiel, war, dass die zweite Formhälfte härten muss, während das ganze Teil von der Decke baumelt. Die Alternative wäre ein Ausflug auf die ISS, aber das wäre zu teuer geworden.

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Die zweite Formhälfte wurde dann analog zur ersten Formhälfte laminiert (auf dem Tisch mit vielen Stützen laminiert, dann im Vakuumsack bei -0,1 bar abgesaugt und wie eine Schweinehälfte von der Decke abgehangen). Nach dem Aushärten bei 15-20°C im Keller über 2-3 Tage habe ich die Form dann noch vorsichtig getempert. 30mm Styrodurplatten, insgesamt 2,4m x 60cm x 30cm. Die Form hing darin an zwei kleinen Galgen wieder freischwebend. Als Hitzequelle diente eine 200W Lampe an einem Dimmer. Ich habe extra langsam aufgeheizt, erst mit ca. 60W auf gut 20°C, dann mit 130W auf 30°C und final auf gut 40°C mit 200W. Als Thermometer diente ein Grilltermometer (fand ich irgendwie passend). Die 40°C wurden dann über gut 8h gehalten.

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Hatte ich keine Angst um das gedruckte Urmodell? Doch schon :-) Aber beim Drucken ist die Druckplatte auch 50-60°C warm und das PLA wird bei 180-220°C gedruckt. Da dachte ich 40°C müssten funktionieren.

Dann kam die bange Frage, ob das auch wieder auseinander geht... Erst einmal den Rand von beiden Formen auf eine Hutkrempe von ca. 50mm einkürzen, dann Löcher für die Verschraubung bohren, dann vorsichtig versuchen zu trennen...

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Das Urmodell ist wieder raus... Seufz.

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Die Formkante war so scharf, dass es einen Blutzoll gab (so scharf, dass ich den Schnitt erst gar nicht gespürt habe...)

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Und die Form sieht dann von inner so aus - keine großen Lunker (und auch keine kleinen...):

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Wachs und Trennlack zeigen noch den Kampf zwischen Urmodell und Form beim Tempern. Jetzt hat der Flächenanschluss zwei passende Löcher für die Verdrehsicherungen. Da kommt beim Rumpfbau dann jeweils ein kleiner Bolzen rein, auf den die Hülse der Verdrehsicherung gesteckt wird - gleich alles mit einlaminieren.

Wie grenzwertig das Tempern war, kann man hier sehen. Das Leitwerk war am dichtesten an der Lampe. Ein Ventilator hat zwar die Luft zirkuliert, aber das Leitwerk hat wohl noch ein bißchen zusätzliche Strahlungswärme abgekriegt. Das Urmodell zeigt an 2 Stellen plötzlich deutlich den Infill.

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Die Schrauben für das Höhenleitwerk habe ich gleich mit abgeformt. Ja, ich weiß, man kann auch die Trennebene umleiten. Die Schrauben sind komplett mit Kopf abgeformt, das hält hoffentlich beim Schließen der Form auch so ganz gut.

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Nach dem Säubern sieht die Form so aus:

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Die letzten beiden Bilder sind nicht verwackelt, das sind ja Spiegelbilder der Formoberfläche. Jetzt könnte man natürlich noch die Form mit 2000er Papier nass schleifen und polieren. Aber ich glaube mir ist nicht langweilig, kann man später immer noch mal machen...

Schöne Grüße
Christoph
 

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