Frequenzdilemma

Die Möglichkeiten neuer Technik gegen Wildflieger

Da in jüngster Zeit vermehrt Anfragen zu den Themenbereichen "Wildflieger" und 35-Mhz-Band an den Deutschen Modellflieger Verband (DMFV) gerichtet worden sind, hier eine aktuelle Information des Fachferenten für Funk, Dieter Perkuhn:

Schon seit langem widmet sich der DMFV intensiv der Problematik der Wildflieger. Es handelt sich hierbei um nicht organisierte Modellpiloten, die ebenfalls für den Modellflugsport übliche 35-Megahertz-Sender nutzen und damit den organisierten Flugbetrieb auf benachbarten zugelassenen Modellflugplätzen in erheblichem Maße beeinträchtigen können. Leider existiert zurzeit keine rechtliche Handhabe, um den Wildflug zu unterbinden. Jeder kann laut aktueller Gesetzeslage außerhalb von zugelassenen oder nicht zugelassenen Modellfluggeländen Modelle mit einem Gewicht von unter 5 Kilogramm betreiben. Einzige Bedingungen sind die Genehmigung des Grundstückseigentümers sowie ein Mindestabstand von 1,5 Kilometer zu bewohntem Gebiet.

Bei einer Sitzung in Osnabrück haben die Verantwortlichen des DMFV-Fachbeirates sich ausführlich mit der Thematik befasst und Lösungsmöglichkeiten besprochen. Nach wie vor gilt, dass weder von Seiten der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) über die Frequenzzuweisung noch von Seiten der Behörden über bestehende Gesetze oder Verordnungen das angesprochene Problem wirkungsvoll bekämpft werden kann. Eine große Hilfe ist es, dass in der Regel die Fachhändler beim Modellverkauf auf die lokalen Modellflugvereine hinweisen. Allerdings besteht für den Käufer keine Verpflichtung, dieser Empfehlung zu folgen und sich tatsächlich beraten zu lassen. Am erfolgsversprechenden wäre eine technische Lösung wie die Entwicklung neuer Fernsteueranlagen, die sich nicht gegenseitig stören können. Doch diese mit relativ geringem Aufwand realisierbare Methode wird wohl auf absehbare Zeit nicht realisieren lassen. Denn das für den Modellflugsport exklusiv europaweit reservierte 35-Megahertz-A-Band ist aufgrund zu geringer Bandbreite für die in Frage kommende neue Technik ungeeignet. Hinzu kommt der Bestandsschutz der vorhandenen Anlagen, der die parallele Einführung einer völlig neuen Technik von vorneherein ausschließt. Andere geeignete exklusiv für Modellflug bestimmte Frequenzbereiche existieren nicht und sind ebenfalls in naher Zukunft nicht zu erwarten. Das Frequenzspektrum ist bereits heute fest vergeben und zum Teil sogar mehrfach belegt. Die allgemein zugeteilten ISM-Bänder bei 868 Megahertz und 2.400 Megahertz könnten theoretisch brauchbar sein. Doch auch hier gibt es europaweite regulative Vorschriften, die deren Nutzung für den Flugmodellsport zumindest aus heutiger Sicht fraglich erscheinen lassen. Zudem ist noch kaum erprobt, inwieweit sich für den Modellflug durch die hohe Frequenz Probleme ergeben würden.

Somit befinden sich die geschätzten über hunderttausend aktiven deutschen Modellflugsportler in einer ungünstigen Situation. Sie müssen nicht nur eine Hochfrequenzstrecke zwischen Sender und Empfänger auf dem technischen Stand von vor 30 Jahren akzeptieren, sondern haben auch keine Aussicht, in naher Zukunft die bereits vorhandene, preiswerte moderne Technik nutzen zu können. Positive und innovative Lösungsansätze für das Frequenzdilemma lassen sich in Amerika beobachten. Allerdings bisher nur im RC-Car-Racing-Bereich und zumindest bei strenger Auslegung der zur Zeit geltenden Vorschriften in Europa nicht zulassungsfähig. Als Alternative bietet sich zurzeit nur der Mehrfrequenzbetrieb auf 35-Megahertz an, wie ihn die Firmen EMCOTEC und ACT propagieren. Hier wird gleichzeitig auf zwei Kanälen gesendet und empfangen, sodass bei totaler Störung eines Kanals der andere ungestörte Kanal die sichere Steuerung des Modells gewährleistet.
 
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