Ungeeignete Kraftstoffkomponenten
Ein Helikopterantrieb fraß sich nach zuvor etwa 25 problemlosen Flugstunden urplötzlich fest. Bei der Demontage des ABC-Zweitaktmotors mit Heckauslass ließ sich die extrem verkrustete Laufbüchse nur mit sehr großer Mühe aus dem Motorgehäuse ziehen. Der Kolben war rundum mit einem mattschwarzen Belag behaftet, der sehr kratzfest und glatt war. Im Kurbelgehäuse befanden sich dubiose Ablagerungen, die optisch an braunen Naturzucker erinnerten.
Diese Art von Verbrennungsrückständen war völlig ungewöhnlich. Nach Angaben des Motorenbesitzers hatte dieser seinen Kraftstoff immer selbst gemischt, und zwar
15 % AeroSynth mit 2 % Nitromethan, Rest Methanol. Die Laufzeit mit der letzten Anmischung betrug etwa 30 Minuten. Das Nitromethan stammte aus England und war eine bekannt gute Qualität. Das Methanol wurde als „lose Ware“ über einen örtlich ansässigen Chemikalienvertrieb bezogen. Unsere Laboruntersuchungen des Kraftstoffs richteten sich daher auf das Methanol. Dieses war mit Chlor verunreinigt, so dass es beim Kontakt mit Aluminium und bei der motorischen Verbrennung zu unkontrollierten chemischen Reaktionen und dementsprechender Rückstandsbildung kam.
Methanol gibt es für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche. Insektizide und Lackabbeizer beispielsweise stellen bei deren Herstellung nur geringe Ansprüche an die Reinheit des Methanols.
Verbrennungsmotoren benötigen hingegen eine sehr hohe Qualität; die Ware muss nicht nur äusserst wasserarm, sondern auch besonders klopffest sein; extrem wichtig ist auch ein das weitgehende Nichtvorhandensein von schädlichen Restdestillaten. Zudem darf ein Motorenmethanol nie mit Zink in Kontakt gekommen sein, da die sich dann bildenden Zinkalkoholate nicht nur extrem harte Verbrennungsrückstände hinterlassen, sondern auch feste, unlösliche Verkrustungen im gesamten Ansaugtrakt bilden.
Es leuchtet ein, dass so ein spezielles Modellmotorenmethanol erheblich teurer in der Herstellung und Kontrolle ist, als einfache, technische Ware. Zudem wird beispielsweise unser Modellmotorenmethanol Methanol 100 mit einem Passivator inhibiert, der die Aggressivität von unverbranntem Methanol gegenüber Leichtmetallen mindert. Außerdem ist in diesem Methanol ein Zündbeschleuniger enthalten, der die Zündwilligkeit bei geringen Aussentemperaturen deutlich verbessert und die Effektivität bei Nitromethanzusatz steigert (selbstverständlich kein Propylenoxid).
Auch das beste Modellmotorenschmieröl ist bei Verwendung von minderwertigem Methanol nicht in der Lage, zum Beispiel dessen Restdestillate vollständig zu neutralisieren oder zu kompensieren. Deshalb ist es wichtig, beim Kauf und Anmischen von sämtlichen Einzelkomponenten auf deren hohe Qualität zu achten.