Robinhood
Vereinsmitglied
Bei manchen Elektroseglerpiloten besteht der Wunsch, den üblicherweise als „Gas“ eingesetzten Knüppel am Sender (im weiteren Verlauf „K1“ genannt) mit der Bremsfunktion (Störklappen/Wölbklappen/Butterfly) zu kombinieren. Das spart einen zweiten Geber, wenn – wie häufig üblich – Gas/Motor auf einem anderen Geber liegt als die Brems-/Landehilfe. Dies rührt wohl aus der Zeit, als die Anlagen noch keine komplexen Mischfunktionen hatten und es wirklich nicht möglich war, ohne großen mechanischen Aufwand eine Kombifunktion zu realisieren. Es gibt im Handbuch der mc-32 ein Kapitel, das sich diesem Thema widmet, aber bei genauer Hinsicht ist das lediglich eine Umschaltung zwischen Gas- und Bremsfunktion. Man muß also wieder einen zweiten Geber bzw. Schalter betätigen. Dann kann man eigentlich auch gleich das alte Setup behalten.
Meine Vorstellung ist aber folgende:
Daß das geht, habe ich nicht anhand des Handbuches herausgefunden, sondern durch die geduldige und vor allem schnelle Hilfe von Herrn Rudi Reichstetter, Werkspilot von Graupner und Herrn Ralf Helbing, Geschäftsführer von Graupner/SJ. Beiden möchte hiermit herzlich danken.
Zuvor muß ich aber noch zum Thema „Knüppel“ ein paar Worte verlieren. Wer neben dem Segler auch Motormodelle und/oder Heli fliegt, hat üblicherweise auf dem Gas-/Pitchknüppel keine Rückstellkraft mittels Federwirkung eingestellt, d.h. K1 ist nicht selbstneutralisierend. Rasterung oder nicht ist Geschmackssache. Das Problem ist jetzt, einen definierten Mittelpunkt am Knüppelaggregat zu bekommen ohne starke Federwirkung und trotzdem präzise fühlbarem Nullpunkt. Nach einigem nicht zufriedenstellendem Tüfteln mit verschiedenen Federn, Hemmungen etc. habe ich es so gelöst: Die Federwirkung wurde durch Eindrehen der entsprechenden Schraube abgestellt. Mit einer ganz feinen Dreikant-Schlüsselfeile habe ich dann auf der Rasterscheibe, in Knüppelmittelstellung am obersten Punkt, eine Kerbe eingefeilt. Der kleine „Buckel“ der Ratschfeder fällt jetzt in die Kerbe auf der Rasterscheibe und zeigt „Mitte“ an. Der Widerstand ist klein und stört beim Steuern nicht.
Leider ist es mir nicht gelungen, die absolut exakte Mitte zu treffen, ich lag einen „Klick“ daneben (+5%). Gottseidank ist auch das kein Problem, bei der mc-32 kann man die Knüppel kalibrieren und die „neue Mitte“ als 0%-Neutralpunkt definieren. Wer die Ratsche nicht mag, kann auch auf der Bremsscheibe die Kerbe einfeilen und die Blattfeder der Rasterscheibe auf die glatte Scheibe wechseln.
Theoretisch können auch asymmetrische Mittenpositionen erreicht werden (z.B. Gasweg länger, Bremsweg kürzer), wer das bevorzugt. Eine 50/50-Teilung ist mir persönlich aber am liebsten.
Jetzt zur Programmierung (alle Schritte zeigen die Basiseinstellung und müssen je nach Modell und eigenem Steuer-Geschmack evtl. noch feingetunt werden). Die Umschaltung der Gas- und Bremsfunktion passiert über einen Geberschalter, Flugphasen und K1-Kurven. Klingt erst einmal komplizierter, als es eigentlich ist. Aber ganz ehrlich: Ich wäre nicht selbst draufgekommen ;-)
Schritt 1:
Schritt 2:
Schritt 3: Servoeinstellungen Mitte/Weg/Begrenzung sind modellspezifisch
Schritt 4: Geberschalter
Um eine Umschaltung der benötigten Flugphasen zu bekommen, muß ein Geberschalter auf K1 gesetzt werden. Ich habe den Umschaltpunkt bei +21% gesetzt, d.h. es bleibt um die Knüppelmitte herum ein genügend großer neutraler Bereich, innerhalb dessen keine Rekation auf Motor oder Bremse erfolgt. Dies ist sinnvoll, damit beim Steuern des Seitenruders (oder je nach Mode des Querruders) nicht ständig der Motor anläuft oder die Bremse leicht rauskommt. Der Umschaltpunkt kann auch bei weniger als 21% liegen, sollte aber nicht zu nahe am Neutralpunkt sein, damit nicht ungewollte Funktionen ausgelöst werden. Die im folgenden beschriebene K1-Kurve darf aber nicht unterhalb des Schaltpunktes liegen, dazu später mehr.
Schritt 4: Phaseneinstellung
Es werden mindestens zwei Flugphasen benötigt: Ich nenne sie „Start“ für den Kraftflug und „Normal“ für den motorlosen Segelflug und die Landung mit Bremshilfe. Dafür reicht der Geberschalter G1 aus. Fortgeschrittene Piloten, die mit Flugphasen „Thermik“ und „Speed“ oder „Akro“ fliegen, legen diese auf einen weiteren Zwei- oder Dreiphasenschalter, je nachdem, wieviele Flugphasen gewünscht werden. Im folgenden Beispiel werden vier Flugphasen verwendet: „Start“, „Thermik“, „Speed“ und „Akro“. „Thermik“ bedeutet Wölbklappen nach unten, „Speed“ bedeutet Wölbklappen leicht nach oben, „Akro“ bedeutet alle Klappen im Strak. Man kann „Akro“ auch als „Normal“ bezeichnen, das ist nur Verbalkosmetik.
Die Umschaltzeit sorgt für einen weichen Übergang zwischen den Phasen und kann je nach Geschmack verlängert oder verkürzt werden.
Schritt 5: Phasenzuweisung
Herr Reichstetter verwendet für die Phasenumschaltung den Dreistellungsschalter 7/8, ich nehme dafür 5/6, das kann jeder für sich entscheiden. Hier die Programmierung von Rudi Reichstetter:
Daß der Geberschalter 1 als Prioritätsschalter die Phase „Start“ auslöst, ist ganz wichtig. Dadurch wird die Phase „Start“ mit neutraler Klappenstellung sofort ausgelöst, wenn der Gasknüppel über den Schaltpunkt hinaus geschoben wird. Und zwar aus allen Phasen heraus. Wenn z.B. die Phase „Thermik“ aktuell geflogen wird und K1 nach vorne geschoben wird, hat die Motorlaufphase „Start“ Vorrang.
So sieht es bei mir aus:
Schritt 6:
Hier wird festgelegt, um wieviel die Klappen nach oben oder unten gehen, je nach Flugphase. Das ist stark vom Modell abhängig und muß individuell erflogen werden. Man sieht hier, daß in den Phasen 1 und 4 alle Klappen neutral stehen und in den Phasen 2 und 3 die Querruder und Wölbklappen nach oben oder unten gehen.
Die Phasen „Start“ und „Akro“ unterscheiden sich in diesem Beispiel nicht. Man kann aber z.B. der Kraftflugphase „Start“ eine gewisse Tiefenruderbeimischung verpassen, wenn der Flieger im Kraftflug zu stark wegsteigen sollte.
Schritt 7: Programmierung der K1-Kurve
Das ist ein ganz wesentlicher Schritt. Hier wird festgelegt, wo und wie K1 die Gas- und Bremsfunktion steuert.
In diesem Beispiel von Rudi Reichstetter liegt der Kurvenpunkt, an dem die K1-Kurve einsetzt, bei 21% Eingangswert. Da ich den Umschaltpunkt des Geberschalters bei mir bereits auf 21% gelegt habe (siehe Foto unter Punkt 4 Geberschalter), habe ich den Kurvenpunkt auf 24%, also leicht über den Geberschalter-Punkt gesetzt:
Wer den Geberschalter auf z.B. 5% gesetzt hat, kann mit der K1-Kurve theoretisch auf 6% gehen. Das ist in der Praxis aber zu nahe an der Neutralstellung. Irgendwo zwischen 15% und 25% K1-Kurvenpunkt wird wohl die Wahrheit liegen.
Die anderen Phasen sehen so aus:
Der Kurvenpunkt für die Phasen Thermik/Speed/Akro liegen bei mir einheitlich bei -24%, damit auch hier ein ausreichend großer Neutralbereich bleibt. Das ist persönlicher Geschmack und Feintuning.
Schritt 8: Flächenmischer
Hier werden jetzt die Feineinstellungen vorgenommen, wie z.B. Differenzierungen, Mischung Quer auf Seite usw. Die Wölbklappenposition aus Punkt 6 „Phasentrimm“ ist hier schon eingetragen und kann weiter angepasst werden. Häufig bäumen sich Flieger auf, wenn die Wölbklappen abgesenkt werden. Das wird hier durch eine Zumischung von Tiefenruder eliminiert werden.
In diesem Beispiel (siehe nachfolgende Übersichten) wurde in den Phasen 2, 3 und 4 eine Butterfly-Stellung programmiert mit 30% QR nach oben und 40% WK nach unten. Je nach Modell können diese Werte erheblich abweichen und dienen hier nur der Veranschaulichung. Die Phase 1 „Start“ hat natürlich keinen Butterfly, weil hier ja nur der Motor läuft und unterhalb vom Umschaltpunkt des Geberschalters immer eine der Phasen 2, 3 oder 4 wirksam ist.
Das wär’s eigentlich schon. Viel Spaß!
Meine Vorstellung ist aber folgende:
Daß das geht, habe ich nicht anhand des Handbuches herausgefunden, sondern durch die geduldige und vor allem schnelle Hilfe von Herrn Rudi Reichstetter, Werkspilot von Graupner und Herrn Ralf Helbing, Geschäftsführer von Graupner/SJ. Beiden möchte hiermit herzlich danken.
Zuvor muß ich aber noch zum Thema „Knüppel“ ein paar Worte verlieren. Wer neben dem Segler auch Motormodelle und/oder Heli fliegt, hat üblicherweise auf dem Gas-/Pitchknüppel keine Rückstellkraft mittels Federwirkung eingestellt, d.h. K1 ist nicht selbstneutralisierend. Rasterung oder nicht ist Geschmackssache. Das Problem ist jetzt, einen definierten Mittelpunkt am Knüppelaggregat zu bekommen ohne starke Federwirkung und trotzdem präzise fühlbarem Nullpunkt. Nach einigem nicht zufriedenstellendem Tüfteln mit verschiedenen Federn, Hemmungen etc. habe ich es so gelöst: Die Federwirkung wurde durch Eindrehen der entsprechenden Schraube abgestellt. Mit einer ganz feinen Dreikant-Schlüsselfeile habe ich dann auf der Rasterscheibe, in Knüppelmittelstellung am obersten Punkt, eine Kerbe eingefeilt. Der kleine „Buckel“ der Ratschfeder fällt jetzt in die Kerbe auf der Rasterscheibe und zeigt „Mitte“ an. Der Widerstand ist klein und stört beim Steuern nicht.
Leider ist es mir nicht gelungen, die absolut exakte Mitte zu treffen, ich lag einen „Klick“ daneben (+5%). Gottseidank ist auch das kein Problem, bei der mc-32 kann man die Knüppel kalibrieren und die „neue Mitte“ als 0%-Neutralpunkt definieren. Wer die Ratsche nicht mag, kann auch auf der Bremsscheibe die Kerbe einfeilen und die Blattfeder der Rasterscheibe auf die glatte Scheibe wechseln.
Theoretisch können auch asymmetrische Mittenpositionen erreicht werden (z.B. Gasweg länger, Bremsweg kürzer), wer das bevorzugt. Eine 50/50-Teilung ist mir persönlich aber am liebsten.
Jetzt zur Programmierung (alle Schritte zeigen die Basiseinstellung und müssen je nach Modell und eigenem Steuer-Geschmack evtl. noch feingetunt werden). Die Umschaltung der Gas- und Bremsfunktion passiert über einen Geberschalter, Flugphasen und K1-Kurven. Klingt erst einmal komplizierter, als es eigentlich ist. Aber ganz ehrlich: Ich wäre nicht selbst draufgekommen ;-)
Schritt 1:
Schritt 2:
Schritt 3: Servoeinstellungen Mitte/Weg/Begrenzung sind modellspezifisch
Schritt 4: Geberschalter
Um eine Umschaltung der benötigten Flugphasen zu bekommen, muß ein Geberschalter auf K1 gesetzt werden. Ich habe den Umschaltpunkt bei +21% gesetzt, d.h. es bleibt um die Knüppelmitte herum ein genügend großer neutraler Bereich, innerhalb dessen keine Rekation auf Motor oder Bremse erfolgt. Dies ist sinnvoll, damit beim Steuern des Seitenruders (oder je nach Mode des Querruders) nicht ständig der Motor anläuft oder die Bremse leicht rauskommt. Der Umschaltpunkt kann auch bei weniger als 21% liegen, sollte aber nicht zu nahe am Neutralpunkt sein, damit nicht ungewollte Funktionen ausgelöst werden. Die im folgenden beschriebene K1-Kurve darf aber nicht unterhalb des Schaltpunktes liegen, dazu später mehr.
Schritt 4: Phaseneinstellung
Es werden mindestens zwei Flugphasen benötigt: Ich nenne sie „Start“ für den Kraftflug und „Normal“ für den motorlosen Segelflug und die Landung mit Bremshilfe. Dafür reicht der Geberschalter G1 aus. Fortgeschrittene Piloten, die mit Flugphasen „Thermik“ und „Speed“ oder „Akro“ fliegen, legen diese auf einen weiteren Zwei- oder Dreiphasenschalter, je nachdem, wieviele Flugphasen gewünscht werden. Im folgenden Beispiel werden vier Flugphasen verwendet: „Start“, „Thermik“, „Speed“ und „Akro“. „Thermik“ bedeutet Wölbklappen nach unten, „Speed“ bedeutet Wölbklappen leicht nach oben, „Akro“ bedeutet alle Klappen im Strak. Man kann „Akro“ auch als „Normal“ bezeichnen, das ist nur Verbalkosmetik.
Die Umschaltzeit sorgt für einen weichen Übergang zwischen den Phasen und kann je nach Geschmack verlängert oder verkürzt werden.
Schritt 5: Phasenzuweisung
Herr Reichstetter verwendet für die Phasenumschaltung den Dreistellungsschalter 7/8, ich nehme dafür 5/6, das kann jeder für sich entscheiden. Hier die Programmierung von Rudi Reichstetter:
Daß der Geberschalter 1 als Prioritätsschalter die Phase „Start“ auslöst, ist ganz wichtig. Dadurch wird die Phase „Start“ mit neutraler Klappenstellung sofort ausgelöst, wenn der Gasknüppel über den Schaltpunkt hinaus geschoben wird. Und zwar aus allen Phasen heraus. Wenn z.B. die Phase „Thermik“ aktuell geflogen wird und K1 nach vorne geschoben wird, hat die Motorlaufphase „Start“ Vorrang.
So sieht es bei mir aus:
Schritt 6:
Hier wird festgelegt, um wieviel die Klappen nach oben oder unten gehen, je nach Flugphase. Das ist stark vom Modell abhängig und muß individuell erflogen werden. Man sieht hier, daß in den Phasen 1 und 4 alle Klappen neutral stehen und in den Phasen 2 und 3 die Querruder und Wölbklappen nach oben oder unten gehen.
Die Phasen „Start“ und „Akro“ unterscheiden sich in diesem Beispiel nicht. Man kann aber z.B. der Kraftflugphase „Start“ eine gewisse Tiefenruderbeimischung verpassen, wenn der Flieger im Kraftflug zu stark wegsteigen sollte.
Schritt 7: Programmierung der K1-Kurve
Das ist ein ganz wesentlicher Schritt. Hier wird festgelegt, wo und wie K1 die Gas- und Bremsfunktion steuert.
In diesem Beispiel von Rudi Reichstetter liegt der Kurvenpunkt, an dem die K1-Kurve einsetzt, bei 21% Eingangswert. Da ich den Umschaltpunkt des Geberschalters bei mir bereits auf 21% gelegt habe (siehe Foto unter Punkt 4 Geberschalter), habe ich den Kurvenpunkt auf 24%, also leicht über den Geberschalter-Punkt gesetzt:
Wer den Geberschalter auf z.B. 5% gesetzt hat, kann mit der K1-Kurve theoretisch auf 6% gehen. Das ist in der Praxis aber zu nahe an der Neutralstellung. Irgendwo zwischen 15% und 25% K1-Kurvenpunkt wird wohl die Wahrheit liegen.
Die anderen Phasen sehen so aus:
Der Kurvenpunkt für die Phasen Thermik/Speed/Akro liegen bei mir einheitlich bei -24%, damit auch hier ein ausreichend großer Neutralbereich bleibt. Das ist persönlicher Geschmack und Feintuning.
Schritt 8: Flächenmischer
Hier werden jetzt die Feineinstellungen vorgenommen, wie z.B. Differenzierungen, Mischung Quer auf Seite usw. Die Wölbklappenposition aus Punkt 6 „Phasentrimm“ ist hier schon eingetragen und kann weiter angepasst werden. Häufig bäumen sich Flieger auf, wenn die Wölbklappen abgesenkt werden. Das wird hier durch eine Zumischung von Tiefenruder eliminiert werden.
In diesem Beispiel (siehe nachfolgende Übersichten) wurde in den Phasen 2, 3 und 4 eine Butterfly-Stellung programmiert mit 30% QR nach oben und 40% WK nach unten. Je nach Modell können diese Werte erheblich abweichen und dienen hier nur der Veranschaulichung. Die Phase 1 „Start“ hat natürlich keinen Butterfly, weil hier ja nur der Motor läuft und unterhalb vom Umschaltpunkt des Geberschalters immer eine der Phasen 2, 3 oder 4 wirksam ist.
Das wär’s eigentlich schon. Viel Spaß!