GPS Triangle World Masters Vipava

Kurzbericht zum 3. GPS-Triangle Worldmasters (Teil1)

Kurzbericht zum 3. GPS-Triangle Worldmasters (Teil1)

Es ist nun schon wieder 2 Wochen her seitdem im slowenischen Vipava die GPS-WM zu Ende ging und dennoch zaehren wohl viele derer, die anwesend waren noch von der Spannung, der Aufregung und dem Spass, den die Flüge dort mit sich gebracht hatten. Die Teilnehmer am 3. Worldmasters, welche aus 8 Laendern den Weg nach Slowenien gefunden hatten, erlebten ein Event der Extraklasse.

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Das Team des Modellflugvereins MD-Ventus um Jan Hlastec hatte zwar zuvor noch keinen GPS-Triangle Wettbewerb organisiert, die viele Erfahrung aus unzaehligen F3J und F5J Wettbewerben konnte dies aber mehr als kompensieren. Auch die Schlepp-Piloten, die in den 8 Tagen mehr als 400 Schlepps (auf über 500m Höhe) absolvierten, zeigten weder Nerven noch Konzentrationsschwaechen und boten eine hervorragende Leistung! Ohne sie waere der GPS-Triangle Sport undenkbar.

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Auch das Fluggelaende in Vipava sucht seinesgleichen. Das Vipavatal ist ohnehin schon durch die berühmten „Bora-Winde“ bekannt, die vor allem im Frühjahr mit bis zu 200km/h Windgeschwindigkeiten durch die Talsole fegen. Auch die Naehe zur Adria (Luftlinie etwa 25km) und die sich 3km neben dem Flugfeld auftürmenden Auslaeufer der julischen Alpen halten somit einen Luftmassenmix bereit, der für uns Segelfieger höchst spannend und mitunter sprichwörtlich explosiv ist!
Lediglich die Hitze von teilweise 38 Grad Celsius machte uns sehr zu schaffen und war wohl der einzige wirkliche Daempfer. Vor allem jene Piloten, welche in beiden Klassen („1:3“ und „SLS“) antraten standen mitunter mehr als 5 Stunden taeglich in der Hitze mit Blick zum Himmel.

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Ich möchte hier nicht in die kleinen Details einsteigen und diesen Bericht eher stichpunktartig als kleinen Bildbericht verfassen und hoffe damit dennoch einen ausreichend hautnahen Einblick in die GPS-Triangle Fliegerei zu verschaffen. Was allerdings neben den zahlreichen grandiosen Flügen noch erwaehnenswert bleibt, ist, dass 2 neue Weltbestleistungen erflogen werden konnten. Das schon angesprochene Wetter in Kombination mit dem aussergewöhnlichen Gelaende sorgte gleich im ersten Durchgang des Vorwettbewerbs für einen Paukenschlag. Schon früh morgens kurz nach neun Uhr konnten Florian Schambeck und Philip Kolb 19 Dreiecke fliegen! Letzterer war noch etwas schneller und kassierte damit den 1000er für sich. Die bisherige Bestmarke lag bei 17 Dreiecken von Marco Mani aus dem Jahr 2012. Was auch immer für dieses Wetterphaenomen sorgte, das die Luftmassen mit durchschnittlich 3m/s anhob ist mir persönlich immer noch unklar, das Durchheizen eines Kaltluftsees aber sieht für gewöhnlich anders aus und bringt auch nicht diese Steigwerte. Dieses grossflaechige Steigen hielt für etwa 45 Minuten an und lies die Maschinen der Piloten mit teilweise 170km/h um den Parcours flitzen!

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Ein weiterer neuer Rekord wurde für den Speedflug aufgestellt. Reinhard Vallant und Florian Schambeck absolvierten die Speedflugrunde in 54 Sekunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 161km/h entspricht, sie unterboten die alte Bestmarke von Stefan Müller und Philip Kolb um 2 Sekunden.

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Philip Kolb
 
Kurzbericht zum 3. GPS-Triangle Worldmasters (Teil2)

Kurzbericht zum 3. GPS-Triangle Worldmasters (Teil2)

Am ersten Tag des Wettbewerbs herrschten noch extrem thermische Bedingungen. Aehnlich wie zum Vorwettbewerb, allerdings hatte der Wind sehr stark aufgefrischt und bliess „cross“ über das Flugfeld. Erst nach einer 3 Stündigen Pause war sicherer Schleppbetrieb möglich und die ersten erzielten Ergebnisse reflektierten die thermischen Bedingungen. Im einen Flug waren zum Beispiel so 18 Dreiecke machbar, im naechsten kam man über ein einziges Dreieck nicht hinaus! Ich erinnere mich gut an die Intervall-Ansage meines Variometers. Derartige Integral-Werte – 5,8m/s Steigen aber auch 6,9m/s Fallen (und das jeweils gemittelt über einen Zeitraum von 20 Sekunden) – hatte ich vorher noch nicht gehört. Unter den Teilnehmern machte der Kommentar „Rock n Roll“ als Bezeichnung der Wetterlage die Runde! 

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Am zweiten Tag des Wettbewerbs war allerdings von den Hammerbaerten nicht mehr viel übrig. Die Luftmassen hatten sich zunehmend abgetrocknet und es bildeten sich deutlich weniger cu über dem Flugfeld. Auch deren Basis schien so hoch, dass sie für Modellflieger unerreichbar war. Das einzige was vom Vortag blieb, war der doch recht stramme Wind, der sich im Laufe des Vormittags abermals recht stark ausbildete.

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Dies sorgte wieder für schwierige Aufgaben. Bei Baerten von zumeist weniger als 1m/s Steigen und so starken Wind ist der Versatz, wenn man doch etwas Höhe machen will mitunter gewaltig. Manch ein Wettbewerber fand sich 1700m (GPS-Navigation sei Dank) weit weg vom Kurs in „nur“ 300m Höhe wider. 30 Minuten Arbeitszeit können bei solchen Verhaeltnissen ganz schön demoralisierend sein! Dabei waren immer wieder kleine Baertchen zu finden, die vielen Baumreihen am Platzrand sorgten für viele gute Ablösungen. Doch leider reichten diese für die notwendigen Operationshöhen nur selten aus. Am besten und auch am eindrucksvollsten kam Reinhard Vallant mit dieser Wetterlage klar. In „F3J-Manier“ kurbelte er über sich in engen Thermikblaeschen, die über den Baumwipfeln auslösten soweit nach oben um sich dann zur vermeitlich naechsten gerade abgelösten Blase zu hangeln. Ohne dabei viel Raum zu verlieren! Drei derartige Blaeschen verschafften Reinhard ein zusaetzliches Dreieck und den anwesenden Zuschauern eine Show der Extraklasse!
Erst gegen spaeten Nachmittag als der Wind nachliess, konnten wieder mehr Dreiecke geflogen werden.


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Zu Mitte der Woche normalisierte sich das Wetter zusehends, die brodelnde Thermik blieb aus, der starke Wind auch. Selten waren die Baerte kraeftiger als 2m/s, die Saufer zeigten sich dennoch mitunter von ihrer brutalen Seite! Vor allem wenn sich in den Bergen entwickelnde Gewitter auftürmten schienen sie ordentlich Luft aus dem Vorland abzusaugen, was der Thermikentwicklung über dem Flugfeld sehr abtraeglich war. Das vielzitierte „wie abgeschnitten“ traf dann auch hier zu.
Am Morgen aber konnten viele Piloten punkten. Das sonst eher verpönte „Abgleiten der Dreiecke“ vor allem am Morgen kam nun einigen doch sehr gelegen und verschaffte mal etwas Abwechslung insofern auch einmal durchatmen zu können! Stefan Müller zeigte hier seine praezisen Steuerkünste und navigierte am engsten um das Dreieck. Hierbei machte er Punkt um Punkt gut und fand sich alsbald in den Top Drei der Wertung wieder.

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Auch Chris Adrian aus Südafrika lies bei diesen Bedingungen nichts anbrennen. Er ist nicht nur Modellflieger, sondern auch Segelfieger und im Besitz eines Manntragenden Ventus 2 sowie einer BS-1 (die Klassikerfreunde unter uns werden schon feuchte Augen bekommen). Mit all seiner Erfahrung aus Segel- und Modellflug und seinen Steuerkünsten machte er von Anfang an klar, dass er mit seinem Baudis Antares ein gewichtiges Wort bei der Medaillenvergabe mitreden will – was ihm auch gelungen ist! Hut ab Chris!

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Philip Kolb
 
Kurzbericht zum 3. GPS-Triangle Worldmasters (Teil3)

Kurzbericht zum 3. GPS-Triangle Worldmasters (Teil3)

In der SLS Klasse kristallisierte sich vor allem bei den schwaecheren Bedingungen immer klarer heraus, dass an Florian Schambeck und seinem neuen Quintus E kein Weg vorbeiführt. Der Quintus ist bewusst auf die SLS („Self-Launch-System“) – Klasse konzipiert. In dieser Klasse gibt es kein Masstabslimit, lediglich die 25kg-Grenze ist einzuhalten. Der optimale Kompromiss zwischen Gleit- und Vorflugperformance scheint mit einem Masstab von 1:2,6 wirklich gut getroffen worden zu sein und Florian bewies in ruhiger Morgenluft mehrmals, dass sein Quintus 6 Dreiecke abgleiten kann!
Das schafft momentan kein 1:3 Flugzeug.

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Am Ende hiess es dann auch „Doppelsieg“ für Quintus mit Florian Schambeck auf Platz 1 und Georg Thanner auf Platz 2. Auf Platz 3 der SLS Klasse hat sich Daniel Aeberli (Chocofly) aus der Schweiz geflogen. Er flog in der SLS-Klasse die 1:2,5 Diana2 aus eigenem Vertrieb. Daniel hat sich im Verlauf der Wettbewerbswoche ganz hervorragend gesteigert und grandiose Flüge gezeigt. Er ist erst seit diesem Jahr ernsthaft im GPS-Wettbewerbszirkus dabei, betreibt aber den Wettbewerbssport vollster Konzentration und mit bemerkenswerter Systematik – und, das darf man nie vergessen; Immer mit der notwendigen Portion Humor und Spass an der Sache!

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Man merkt Daniel die Jahrelange Erfahrung im Profisurfsport an, die wohl aehnliche Anforderungen an „die sportliche Herangehensweise“ hat, wie das Modellsegelfliegen.

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Bemerkenswert auch, dass er als Firmenchef von Chocofly sofort eingelenkt hat und die Notwedigkeit erkannt hat, die SB-14 für das GPS-Triangle Fliegen auch in 1:3 zu bauen. Diese neue Maschine hat nun auch das notwendige Leistungspotenzial um beim GPS-Fliegen vorne mitzumischen, und nicht nur die hervorragenden Handlingeigenschaften der 1:3,5-Maschine.

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In der 1:3 Klasse waren nach 14 geflogenen Durchgaengen die Siegerraenge dann auch verteilt:
Philip Kolb mit AN-66 verteidigte seinen Titel erfolgreich und ist nach 2013 wieder GPS-Triangle Worldmaster. Auf Platz zwei folgte Chris Adrian mit seinem Baudis Antares vor Reinhard Vallant mit AN-66 auf dem dritten Platz. Stefan Müller musste sich nach einem Missgeschick im Speed mit dem undankbaren 4ten Platz zufrieden geben, was seinem Spass aber keinen Abbruch tat!


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Bemerkenswert fand ich die Entscheidung von Tolga Tekdurmaz und Nermi Karacabeiyli aus dem türkischen Team. Beide haben noch keinen GPS-Triangle Wettbewerb bestritten, sich aber zur WM angemeldet und sind diese dann auch mitgeflogen. Ein 15 Jahre alter 4m Discus (5.2kg schwer mit RG-15 und Furniertragflaechen) war genau das richtige Modell, um nicht überfordert zu sein. Die beiden haben sich vorrangig das Ziel gesetzt, mit heilem Modell wieder nach Hause zu gehen – erst dann kamen Prioritaet 2 und 3:
- Die technischen Gadgets zur Navigation und das Wettbewerbsgeschehen in den Griff zu bekommen
- Möglichst viele Dreiecke zu fliegen
Alles das ist ihnen gelungen und das verdient sowohl grossen Respekt als auch Lob als ein Paradebeispiel für Newcomer – man muss nicht das neueste und teuerste Geraet haben!

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Abschliessend bleibt zu sagen:
„GPS-Triangle rockt!!!“
Die Klasse ist, so wage ich zu behaupten in den letzten drei Jahren aus den Kinderschuhen herausgewachsen und hat sich durch viel Engagement der Piloten, Organisatoren und auch mit Hilfe der Industrie, die glücklicherweise auf den Zug mit aufgesprungen ist zu dem entwickelt, was man als „den Brückenschlag zwischen Modellflugsport und Segelflugsport“ bezeichnen kann.

Beste Grüsse :
Philip Kolb
 
Bilder und links!

Bilder und links!

Ein Riesendankeschön möchte ich an dieser Stelle nochmals an die Organisatoren loswerden!

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Jan Hlastec und seine Crew hatten zwar alle Haende voll zu tun, gaben die Kontrolle der kompletten Organisation aber nie aus denselbigen!
Man sagt so gerne salopp, die beste Organisation sei diejenige, von der man nichts mitbekommt - im Falle des Worldmasters war dies sogar noch besser. Jan und seine offiziellen helfer haben die Piloten und Schlepper aktiv mit einbezogen und ggf. um Rat gefragt z.B. wenn es um haarige Crosswindstarts ging.

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Die Pausen zwischen den Durchgaengen wurden wegen der extremen Hitze um 10 min. verlaengert, was in diesem Falle wohl für alle Anwesenden auch ein plus an Sicherheit bedeutete! Man muss sich immer vor Augen halten, dass, sobald ein Durchgang laeuft alle Anwesenden (Helfer, Organisation, Piloten und Schlepper) im Dauereinsatz sind.
Nochmals Bravo Jan!!!

Auch die live-Ergebnispflege war besser den je. Christoph Maechler und Marc Schickler haben hier mit dem web-based Ergebnisdienst wirklich ein tolles Werk geschaffen um auch den Daheimgebliebenen und Interessierten die Ergebnisse der vergangenen Durchgaenge möglichst schnell praesentieren zu können.
Hier gibt's alle Informationen und details zur Ergebnisseite:

http://gpstriangle.tank-talks.org/events

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Die Schlepper Urs und Silvio - immer gut gelaunt und top motiviert - kamen aus der Schweiz um Boris, den slowenischen Schlepppiloten zu verstaerken.
Alle drei haben eine makellose performance gezeigt! Hervorragende Arbeit und dafür auch nochmals herzlichsten Dank!


Abschliessend noch ein paar Bilder von Fliegern und Leuten.....wir hoffen es warden für die naechsten Wettbewerbsjahre noch mehr dazukommen:

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Der Nimbus-4 vom Südafrikanischen Team.
Chris Adrian hat alle Formen im CAD und CNC selbst hergestellt und als Masstab 1:3 gewaehlt. Auf diese Weise kann der Nimbus in beiden Klassen geflogen warden. Als "Langohr" zeigt er besonders im langsamen Vorfliegen seine grossen Staerken.

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Aykut Suavi (TUR) belaed seinen Horky Arcus mit Wasserballast!
In Slowenien wurde nocht nur für den Speed aufballastiert, bei den windigen Bedingungen mit starker Thermik war das richtige Ballastieren gar nich unerheblich.
Die grossen Vorteile des Wasserballastes:
- man kann ihn notfalls in der Luft ablassen
- man kann ihn nicht zuhause vergessen!

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Larry Jolly aus Kalifornien hatte dismal die weiteste Anreise. 2teilige Rümpfe scheinen sich auch bei anderen Konstruktionen neben der AN-66 langsam durchzusetzen... ;)

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Matej Rozman (an den Knüppeln) und Andrej Vrecer (Navigator) bei der Arbeit.
Andrej ist Firmenchef von RC-Electronics und entwickelt seine Navigationssysteme staendig weiter. Das RC-T3000 ist nahezu zum Standardmodell der GPS-Triangle Fliegerei geworden. Es hat sich bewaehrt!

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Florian Schambeck nach seiner letzten Landung mit dem Quintus E - Der Titel war "im Sack" :)

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Josef Mögn und Gerhard Köberlein sind "alte Hasen" aus dem F3B-Wettbewerbssport...und zeigen, dass auch "Besenstielpiloten" durchaus grossen Spass an der Scalefliegerei haben!

Zu Guter letzt noch ein hoch auf die Organisation des kompletten "Drumherums". Auch hier bot Vipava einiges. In mitten der slowenischen Weinberge lag zum Beispiel die location für die Siegerehrung und das Bankett....und dass es dabei nicht nur bei "einer" Weinprobe im Weinkeller des Guts endete, war fast schon selbstverstaendlich.:)

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Wohl sein - Prost!:cool:

Philip Kolb
 
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