Hallo Klaus,
Volker hats schon recht gut erklärt.
Das Lot mit 610°C "Arbeitstemperatur" ist die Legierung L-Ag40Cd.
Steht für Hartlot-Silber40%Cadmiumhaltig.
Wie die "Verkäufer" Ihr Lot nennen is wurscht, frag nach genau dieser Legierung.
Das Cadmium ist für die mit 610°C niedrigste Arbeitstemperatur aller mir bekannten Silberlote verantwortlich.
Dieses Lot "fließt" dadurch ebenfalls am besten.
(Achtung wegen dem Cd nicht im Lebensmittelbereich rumlöten, das Cadmium is giftig!!!)
Silberlote gibt es ummantelt "UM" oder blank und in 1,0mm/1,5mm/2,0mm Durchmesser. Am Markt übliche Länge ist 500mm und der Preis geht nach Kilogramm. Bei einzelnen Stangen macht man "Stangenpreise".
Kleiner Tipp:
Such einen Schweißfachhandel in Deiner Nähe, alternativ einen Großhandel den Heizungsbauer aufsuchen. Das sind meist Großhändler aber die Kollegen "freuen" sich immer (war gelogen) wenn Modellbauer kommen und nach 3 Stangen anstatt dem Paket mit 1kg Silberlot fragen *g
Am gängigsten sind die 2mm Stangen, aber dort müßtest Du auf jeden Fall auch die 1,5mm Stangen bekommen die einiges schneller schmelzen als 2,0mm.
Mit diesem Durchmesser in blank und der kleinsten Flasche Silberlotflußmittelpaste (100g reichen ewig) wirst Du mit großer Sicherheit alles was im Modellbau zu löten ist hinkriegen.
Heißt Stahl, Edelstahl und Messing, für Kupfer gibt es eigene/bessere Lote.
Finger weg vom Messinghartlot! Das hat 900°C Arbeitstemperatur, die kriegst Du mit dem 0815 Brenner def. nicht hin!
Anstatt Paste gibt es auch Flußmittelpulver. Das geht zur Not auch, dann mit destiliertem Wasser zur Paste anrühren.
So wird auch eingetrocknete Paste wieder gebrauchsfertig gemacht, deshalb hält Dir 100g ewig.
Nimm noch das schwarze Schleifvliess zum aufrauhen mit.
(10ér Pack mit ca. 120x60mm)
Wenn Du weißt das Du auch mal ein z.B. 2-3mm dickes Edelstahlflansch mit einem sehr dünnen Edelstahlkrümmer (0,5mm) verlöten mußt dann nehm noch eine ummantelte Stange mit.
Grund:
Die 2mm VA brauchen viiiieel länger bis sie die richtige Temperatur haben als das sofort glühende dünne Krümmermaterial (hier werden jetzt die Brenner mit Sauerstoff seeeeehr hilfreich).
Dann kein Flußmittel auftragen, es wäre (je nach Brenner) schon lange verbrannt bevor der 2-3mm Flansch Arbeitstemperatur hat und somit unwirksam.
Also in diesem Fall erst nur den Flansch heiß machen, dann auch den Krümmer, und nu mit dem ummantelten Lot auf die Lötstelle gehen. Dabei Vorsicht mit der Flamme an der Ummantelung des Lotes, wenn man es in die Flamme hält schmilzt es sehr schnell und tropft auf den Boden anstatt auf die Naht bevor man es bemerkt hat.
Und nu aufpassen!!!!!!!!
Du erkennst die perfekte Temperatur wenn das Flußmittel aussieht wie Wasser. Zuerst trocknet es aus, dann blubbert´s Blasen, dann fängt es an zu schmelzen und dann kommt der Wasserähnliche Glanz.
Jetzt mit der Silberlotstange auf die Lötstelle, jetzt zieht sich das Lot recht flott in den Lötspalt. Im Idealfall ist die ganze Lötnaht auf Arbeitstemperatur und das Lot fließt in einem Rutsch einmal "außen rum".
Je nach Bauteil muß man aber auch Stelle für Stelle vorgehen und immer mal wieder mit der Flamme drauf. Immer versuchen die komplette Naht in einem Rutsch zu verlöten.
In Deinem Fall mit dünnem Blech:
1) Nahtstellen mit dem Fliess aufrauhen, sollte auch Fettfrei sein, also mit die Fingers nich wieder alles antatschen

2) Silberlot-Flußmittelpaste mit Pinsel auftragen (Wo das Flußmittel ist, ist später auch mit Lot zu rechnen, also bei feinen Bauteilen/Nähten auch fein Pinseln)
3) Bauteile gleichmäßig erwärmen bis das Flußmittel wässrig aussieht
4) Mit dem Lot an die Naht und in die Naht fließen lassen
5) Evtl. mit der Flamme noch etwas auf die Naht und dem "Fluß" nachhelfen, Brenner aus, abkühlen lassen
6) ALLE Flußmittelrückstände müssen weg! Du kannst es auch lassen, dann wirkt mit der Zeit die Säure des Flußmittels weiter und in ein paar Jahren sieht es bescheiden aus, rostet und bricht gar unter Belastung, auch Edelstahl rostet bei diesen Bedingungen!!!
7) Freu Dich das Du keinen Schalldämpfer gebaut hast, denn alles andere paßt in einen Kochtopf (einen alten bitte, das ist dann Dein Topf, der nicht mehr zum Kochen verwendet werden sollte).
Wasser rein, Bauteil rein, kochen, ruhig 1-2 Stunden. Die schwarzen Reste werden weicher und können so leichter entfernt werden. Abschleifen ist auch erlaubt wenn nicht sogar nötig, das schwarze muß weg!!!
Blaue Anlauffarben bei Edelstahl müssen auch weg, sonst droht Rost!
Mit dem Schleifvlies geht es auch recht gut weg.
Mit Beizen konnte ich keine Brauchbaren Ergebnisse erzielen.
Vielleicht hast Du einen "Vliesmopstift" den Du in die Bohrmaschine spannen kannst, das spart Zeit!
Tipp:
Mach Dir vorher noch 2-3 Übungsbleche und Du kannst das auch!
Geh mal nach dem Fließen lange mit der Flamme auf die Naht, Du wirst sehen das sich nach dem "Fluß" so gut wie nichts mehr tut.
D.h. die Schritte 3-5 sind die "Kunst" an der Sache
Einkaufszettel:
2 Stangen L-Ag40Cd 1,5mm Blank (610°C Arbeitstemperatur steht auf der Packung)
100g Silberlotflußmittelpaste
evtl. 1 Stange L-Ag40Cd 1,5mm ummantelt
1 Pack Schleifvliess schwarz ~120x60mm
1 alten Kochtopf bei der besseren Hälfte beantragen
1 Stechkartuschenbrenner (reicht für dünnes Blech bis ca. 1,0mm)
Teurer + Besser:
Ein Turbobrenner zieht zusätzlich Luft (Sauerstoff) und erreicht somit höhere Flamm-Temperaturen.
Extrem Teurer + am Besten:
Kleiner Autogenbrenner mit Brenngas/Sauerstoff.
Rothenberger hat da schon kleine Set´s.
Ist meist auch recht teuer die Sauerstoff-Pulle im Baumarkt wieder gefüllt zu bekommen. Einfach mal dumm beim Schweißfachhandel fragen ob die auch die
kleinen Flaschen füllen und was das kostet.
Puh - was ein Roman..., wollt ich gar nich... naja ich hab hoffentlich nix vergessen, der Rest ist Übung und danach macht´s richtig Spaß.
Viel Erfolg
Gruß in die Runde
Chris