Jersey Javelin 1939 bzw. 1941 bzw 1944

Einrad-Fahrwerk

Einrad-Fahrwerk

Olaf, danke für Dein Angebot. Leider nutzt es nichts, eine schlechte Vorlage auch noch zu vergrößern. Ich löse das immer durch digitales Nachzeichnen am Bildschirm, also Maßstabsunabhängig.

Gestern hab ich mal ein Fahrwerk gebastelt, so wie es mit einiger Phantasie aus dem Plan zu erahnen ist. Natürlich stilecht mit Holzrad. Für ein endgültiges Modell würde ich freilich das Rad schön aus Buchenholz drechseln. Ob das Rad überhaupt einen Sinn hat, und ob die Federung einen Nutzen bringt, muss die Flugerprobung zeigen.

Ich erkläre mir das Rad so: Der Javelin war wohl für Handstart-Wettbewerbe ausgelegt. Schroder schreibt am Schluss, er würde das Modell immer noch einsetzten, "woimmer noch Handstart-Wettbewerbe abgehalten werden." Das Rad dürfte also nur zur Schonung des Modells bei der Landung dienen, da viele Wettbewerbe damals auf großen Airfields mit unendlich großen befestigten Startbahnen abgehalten wurden, also eine Landung auf Hartpiste wahrscheinlich war. Wenn man die Film oben nochmal ansieht, dann hat die Motorhaube aber wahrscheinlich mehr abfangen müssen, als das Rad...

Wer mehr über die Startmethoden der 40er weiß, darf sich herzlich gerne zur Wort melden.

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Javelin = Fertig

Javelin = Fertig

Um Euch noch ein wenig teilhaben zu lassen, ein paar Fotos. Ich weiß, Bügelfolie ist bei BJ 1939 Pfui! Aber es musste erstens schnell gehen und zweites ist das erste Modell nur ein erster Test, ob der Javelin überhaupt Sinn macht. Außerdem muss ich bestimmt nochmal ein neues Leitwerk bauen und die Rumpfnase verlängern, denn das Ding ist nicht - wie erwartet- ziemlich deutlich schwanzlastig, sondern überrraschend katastrophal schwanzlastig. Die Verbrenner-Antriebe aus der Zeit müssen bleischwer gewesen sein.

Anpassen der vorderen Beplankung mittels Skizzenrolle:

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Die Haube wird nach der hundertsten Anpassung endgültig gespachtelt:

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...Und endlich fertig geschliffen. Das Bebügeln der Haube in zwei Hälften.
(Schon genial, wie die Haube von vorne einfach auf den Motorträger aufgeschoben wird)

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Und so sieht er bebügelt aus: Meine liebe Gefährtin fragt dazu, wann ich endlich mal einen nur-roten Flieger mache und nicht immer das blöde Gelb dazwischen...

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Jetzt noch ein Pfund Blei provisorisch auf die Haube und dann mal vorsichtig einen Erstflug wagen. Wenn der Regen mal aufhören sollte.
 
N'Ahmd Jonas!

ich komme mit den Modellflugklassen der 40er Jahre nicht recht weiter.

Class "1/2A" maximal .48ccm ?
Class "A" .49 -.19cu
Class "B" .20 -.29cu
Class "C" .30cu bis ???

Auch die sonstigen Regulierungen für die "A" Modelle aus den 40ern erschließen sich mir nicht. Fläche, Spannweite, Gewicht, Motorlaufzeit, Bodenstart???

Die Wiki erwähnt nur Motorklassen. Was natürlich nicht ausschließt, daß es auch korrespondierende Modellklassen gab. Wenn aber der Jersey Javelin sich "auch für B-Motoren" eigne ..? Da allerdings hier keiner nix weiß, würde ich eine Antwort eher aaO. bei newtmagick und den dortigen Franzosen erwarten. (BTW: du kannst auch zur nächsten Interex kommen, letztere sind dort z.T. zu finden.)

[..] wenn er von einem V-förmigen-Leitwerk spricht (das er dann beim Javelin doch NICHT gebaut hat und keine Nachteile seines geraden Leitwerks feststellen konnte).

Ich grübele gerade über die Vorteile des geraden HLWs. Es ging Walt ja nicht um einen Anfänger-Kadett in immer-noch-ein-wenig-DAU-Bauweise, sondern um eine Wettbewerbs-Edith (um eine deutsche = hier bekanntere Parallele in Karl-Heinz Denziversum heranzuziehen). Gut, er erzählt zuvor vom Höhenleitwerk, daß es nur noch ein Drittel der "total wing area" nötig habe, weil es aus dem Propellerdrall und aus dem Flügelabwind herausgenommen sei. Das sehe ich beides gar nicht so, dafür sehe ich die Dinger, die in Deutschland in den Sechzigern gelegentlich (= vermutlich eher zufällig) als Endscheiben entdeckt wurden, daß die Flugleistung gegenüber den "Lehrmeinungs"-Wirbelkeulen gar nicht mal abfällt. Als die Fluggesellschaften später Werbefläche an ihren Boeings und Airbussen haben wollten, um ihren Namen draufzupinseln, entdeckten sie, was Modellbauer in den Achtzigern schon längst wussten (Lichte, Unverfehrt/Sielemann et al.), daß die Dinger nämlich Sprit sparen und freundlichere Flugeigenschaften bringen. AKA Walt Schroder wusste 1939 davon sicher nichts, obwohl er es offenbar beobachtet hatte ;-)

Ein Versuch eines Höhenleitwerks. [..] Da muss ich in einer ruhige Stunden nochmal über die Konstruktion nachbrüten. [..] Wie ich die getrennten Höhenruder anlenken werde?

Als ich mir endlich ein zweites Servo leisten konnte, aber kein Geld für einen Flieger mehr dazu, hatte ich meiner Topsy ein Balsabrettchen angeTesa[TM]t. Weil dessen HLW-Endleiste vorwärts gepfeilt ist, war das pragmatisch nur einseitig. Die Wirkung war sehr "überschaubar", aber nicht übersehbar. Für ein "radio assisted free flight" eines JJs reicht dir das vielleicht?

Diese Baupläne sind Absichtserklärungen [..] wohl auch mehr eine Materialsammlung [..] kann ich jetzt also ganz entspannt [..] gehen.

Darf ich mir daraus bei Gelegenheit eine Signatur basteln ;-?

die damaligen Benzinmotoren waren offensichtlich ganz schön gewichtig.[..] die Motorhaube [..] benötigt eine satte Portion Leichtspachtel.

Ich kürz das mal zusammen. Da jibbet doch EP-Spachtel mit Eisenschleifstaub, in das man Gewinde haltbar einschneiden könne. Zum Verschleifen ist das natürlich blöde, aber vom Gewicht beeindruckend.

Innen mal mit üppig Weißleim auslackiert, um eine gewisse Festigkeit ins grob zugehauene Balsa zu bringen.

Laminierharz behält das Gewicht der zusammengerührten Komponenten bei und wird hart. Weißleim wird das nicht, dafür geht das schwere Wasser beim Trocknen raus.

Für zwei Bowdenzüge direkt zu den Rudern sind leider die Ruder zu weit vom Rumpf entfernt. Hier sollte man vielleicht doch eine gemeinsame Torsionsanlenkung der Ruder vorsehen.

In meinen DLG-Zeiten habe ich gelernt, daß es leichte und haltbare (und stellgenaue) Servos gibt, die kosten halt 'ne Mark mehr. Heute setze ich sowas bei etwas größeren Vögeln gern unmittelbar vor's Ruder. Zur Versorgung Kupferlackdraht, weil der keine relativ schwere PVC-Isolierung hat. Wieg mal spaßeshalber nur die Bowdenzuganlenkung mit Gabelköpfen nach.

Wenn die Anlenkung bei weit entfernten DLG-Leitwerken doch von vorn geschieht, wird die mit einseitiger Dyneemaschnur und Torsionsfeder für den Gegenzug gemacht. Das macht für die zwei Ruder hinten zusammen mit einigen Schnurführungen rund 1g aus.

Ich weiß, Bügelfolie ist bei BJ 1939 Pfui!

Sie bringt vor allem nicht die Festigkeit der von Walt genannten Seidenbespannung. Leichter ist Seide allerdings nicht, bis die fertig lackiert ist. Vor allem nicht die hinter dem CG zwischen 33 und 45% ...

[..] Rumpfnase verlängern, denn das Ding ist nicht - wie erwartet- ziemlich deutlich schwanzlastig, sondern überrraschend katastrophal schwanzlastig. Die Verbrenner-Antriebe aus der Zeit müssen bleischwer gewesen sein.

Im Plan ist ein Bantam 19 abgebildet. Ich habe jetzt keine Gewichtsangabe zu dem gefunden, ähnliche Motoren haben eine "2" vorndran stehen. Das ist allerdings immer nur der eigentliche Motor. Daß der eine Zündung braucht, wird glattweg unterschlagen. Im Gegensatz zu Herrn Stadler gips dafür aber nicht frei Kost und Logis. Trotzdem halt Walt Schroder die Zündungsbatterien ganz normal im Rumpf positioniert, die Zündspule habe ich gar nicht erst gefunden (und auch nicht wirklich intensiv gesucht ...)

Das Bebügeln der Haube in zwei Hälften. [..] Jetzt noch ein Pfund Blei provisorisch auf die Haube [..]

Wohnst du auf'm Dorf? Gibt's da nicht noch den Vater vom Klempner, der das Einfassen eines Kamins oder einer Dachverschneidung mit Blei handwerklich wunderbar fand? Das Zeug kriegst' nämlich von Hand um solche Formen gewalkt. Und hast fast den maximalen Fehler damit gemacht, weil das Nervengift Blei sehr problemlos durch die Haut diffundiert. Es gibt allerdings Schutzhandschuhe dagegen, nicht diese Fuddeldinger aus dem Krankenhaus oder vom Lidl, sondern richtige.

servus,
Patrick


[edit:]
Über den Motor.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin und Servus Patrick,

danke für Deine Ausführungen. Mein InterEX Besuch ist seit Jahrzehnten sowas von überfällig. Da muss ich also doch mal den Wohnwagen anspannen und das durchaus flugbegeisterte Mädel auf eine nette Reise einladen, ist ja alles vorhanden.

Die (transparente) Bügelfolie dient übrigens noch einem ganz anderem Zweck: Sie hält mir die Konstruktion sichtbar, so kann ich für das nächste Modell nachvollziehen, was ich wie gebaut habe und wo was anders werden muss. Torsionsfestigkeit ist voll ausreichend, sogar beim konstruktiv so überhaupt ganz und gar nicht torsionsfest ausgelegten Rumpfgerüst. Ich verwende da natürlich *Schleichwerbungsmodus AN* unsere hauseigene Folie, die deutlich mehr Steifigkeit bietet, als die üblichen Schlabberfolien oder O.light oder Econocote usw. *Schleichwerbungsmodus AUS*. Die Tragfläche ist richtig knackig fest und das Bebügeln der konkaven Unterseite auch überhaupt kein Problem. Für ein späteres Modell werde ich Micafilm verwenden, das sieht dann genau so aus wie Papierbespannung, kriegt aber keine Löcher.

Das tiefgelegte HLW soll wohl vor allem auch aus der Wirbelzone der Tragfläche heraustreten. Das wird heute bei den DLGs ja auch versucht, siehe SNIPE-2. Insofern ein sehr zukunftsweisender Ansatz. Mir erschließt sich eher weniger, warum das HLW so häßlich geraten ist, wo doch sonst alles sehr vom zeitgenössischen Ästhetik-Empfinden durchdrungen scheint.
Die Endscheiben jedenfalls sind wohl ein Zufall, denn beim Javelin dienen sie vordringlich als Landekufen - das Einzige, was den ganzen Apparat mit seinem Einradfahrwerk auf dem Boden in der Waagrechte hält - naja, so gut es geht zumindest.

Aus Deinen Ideen zur Anlenkung des HR greife ich gerne mal die einseitige Seilanlenkung auf - leichter geht es nicht. Ich fliege die auch in meinen DLGs und da spricht nun wirklich nichts dagegen. Servo HS-40 (6 Gramm) im HLW wäre eine Alternative, aber ich habe jetzt schon gelernt, dass die Gewichtseinsparung hinten kompromisslos werden muss. Mal sehen. Meine Bowdenzüge wiegen übrigens 7 Gramm pro Laufmeter (0,8er Stahlseele im 2-mm-"Innenrohr"); Gabelköpfe gibt es nicht, da einfach vorne und hinten abgekröpft bzw abgewinkelt. Also immer noch leichter als die Servolösung, zudem mit deutlich besserer Gewichtsverteilung als das Heckservo bieten kann.

Für Deine erste Grob-Einschätzung des CG bin ich dankbar; bin schon sehr gespannt, wie weit man das Ding nach hinten schieben kann. Aufgebleit ist jetzt provisorisch mit ebenjenen giftigen Bleiblechen, die ich teils noch aus der Epoche des tödlichen Zinnsoldaten-Gießens aufgehoben habe. Ich brauchte ja Blei, um die eingeschmolzenen Zinnteller der gesamten Verwandschaft damit korrekt zu legieren.

Epoxy und so'n Kram haben am Oldtimer nichts verloren, also Weißleim. Der war ja auch nur so gerade eben erfunden (meines Wissens 1943 erste Verwendung im Flugzeug-Serienbau). Bringt übrigens nach tagelangem Trocknen ganz erstaunliche Festigkeit in die Haube aus Matschbalsa, gar nicht so verkehrt.

Heute wieder Regen. Sehr gut für den Boden, eher schlecht für den Erstflug.
Wünsche eine gute Silvesternacht.

j.

(ach ja: Zitate für Signaturen sind natürlich erlaubt)
 
Mein InterEX Besuch ist seit Jahrzehnten sowas von überfällig.

AOL. Ich hatte alle(?) Ostracher Interexen besucht, aber seitdem dort ein Baum entdeckt wurde, auf dem ein Storch nisten könnte, darf dort wohl nicht mehr richtig geflogen werden. (Ich verwende den Konjunktiv mit Absicht, denn es sei dort wohl noch kein brutwillliger gesichtet worden. Hingegen lungern bei mir regelmäßig die Salemer Störche halbdutzendweise auf den Wiesen herum. Gut, daß der BUND das noch nicht mitbekommen hat ;-) Die nächste ist wohl im Saarland.

Ich verwende da natürlich *Schleichwerbungsmodus AN* unsere hauseigene Folie, die deutlich mehr Steifigkeit bietet, [..]

Solche?

Fibafilm_an_Silvester18_um_11.48_k.jpg

Für ein späteres Modell werde ich Micafilm verwenden, das sieht dann genau so aus wie Papierbespannung, kriegt aber keine Löcher.

Hm ... (= ich find' das Bild grad ned. Und im Retro 2010-Thred isses auch verschwunden ...)

Mir erschließt sich eher weniger, warum das HLW so häßlich geraten ist, wo doch sonst alles sehr vom zeitgenössischen Ästhetik-Empfinden durchdrungen scheint.

Vielleicht mußt's einfach fertig werden, der nächste Wettbewerb drängte. Ich glaub' nicht, daß das neuzeitspezifisch ist ;-)

Die Endscheiben jedenfalls sind wohl ein Zufall, denn beim Javelin dienen sie vordringlich als Landekufen

Der Physik ist es wurscht, ob Wissen oder Zufall (oder Geldgeilheit) zu ihr führte.

Für Deine erste Grob-Einschätzung des CG bin ich dankbar;

Zuviel Ehre. Ich hab's einfach nur im zweiten bei Steve und Mary hinterlegten Artikel nachgelesen. Auch den Bantam 19 mit der Robert-Bosch-Gedächtniszündung.

Epoxy und so'n Kram haben am Oldtimer nichts verloren, also Weißleim.

Nu ja ... Den Weißleim, früher Kolloidkleber, hatte ich mal ähnlich alt wie deine Einschätzung gefunden. Fibafilm gab's da aber noch nicht, ebensowenig Micafilm von Groß ;-)

(ach ja: Zitate für Signaturen sind natürlich erlaubt)

Puhh ...

;-)

servus und bis näxtes Jahr,
Patrick
 
"Ich hab's einfach nur im zweiten bei Steve und Mary hinterlegten Artikel nachgelesen."

Oh, gibt es da was, was ich nicht kenne, aber wissen sollte?
Wenn es da noch was zu lesen gibt, dann wo bitte bitte genau?

Schätze, mir fehlt eine Menge Insider-Wissen...

Jonas
aus dem Dauerregen
 
Gutes neues Jahr!

Gutes neues Jahr!

mir schrieb:
"Ich hab's einfach nur im zweiten bei Steve und Mary hinterlegten Artikel nachgelesen."

Wenn es da noch was zu lesen gibt, dann wo bitte bitte genau?

Mein "Wissen" stammt von dort her:

deinem Eröffnungspost ;-);4623840 schrieb:
Liebe Experten in Sachen Antik-Modellflug,
der Jersey Javelin hat es mir angetan [..]
Der originale Plan (aus dem Heft herauskopiert und leicht digital nachbearbeitet) findet sich im Netz bei
outerzone.co.uk/plan_details.asp?ID=9487

Hat's dich noch nie interessiert, wer das ist, wie er zu den Plänen kommt und warum ihn kein Anwalt ankackt? Steve sammelt und forscht auch nach alten Modellplänen und -Literatur, betreibt die Website, und seine Mary beantwortet die Mails. Deren Nachname ist mir bekannt, aber sie hängen ihn nicht soo raus, also tu ich's auch nicht. Bei dem OZ-Link findet sich noch ein zweiter Artikel, der am 16. März 2018 nachgereicht wurde.

Wenn du deinen fertig hast, kannst du Bilder, Kommentare, den Verweis auf diesen Thread hier, deinen CAD-Plan an die Admine Mary mailen, die werden sie recht sicher dazu packen. Das tun einige von hier, auch ich vermehrt, seitdem der AMD beschlossen hat, daß das Digitale Archiv in irgendeiner Art "böse" sei.


BTW: Ich hatte spontan gedacht, daß ich endlich den Flieger wiedergefunden hatte, der vor einigen Jahren mehrfach auf AMD-Flugtagen herumflog und spannend aussah. Seit Eppo den Bumerang als "offensichtlich davon befruchtet" einwarf, vermute ich den als meine Erinnerung. Diese Flieger wirken gut, mal was anners als der hundertsiebenunddrölfzigste Große Winkler und Kirschke Strolch ;-)

servus,
Patrick
 
Erstflug

Erstflug

Danke! Ich lerne immer gerne dazu und den Artikel gab's tatsächlich bei meinem letzten online-Besuch nicht. Das Javelin-Projekt geistert halt schon etwas länger in meinem Kopf herum...

**Leider funktioniert der Link zum Artikel bei Outerzone nicht. Hat jemand einen gültigen Link, oder gar den Artikerl schon heruntergeladen? **

Komme gerade vom Erstflug zurück, bei frostigen Fingern, Land-Unter auf dem Flugplatz und knackig böigem Südwest. Der Javelin fliegt und zwar erstaunlich problemlos. Schwerpunkt bei ca 38% ist gar nicht so falsch. Seitenruder wirkt brutal, Höhenruder nicht wirklich spektakulär, aber für einen Looping langt es. Motorleistung passt. Die ganze Kiste schaukelt ziemlich, was auch am zu hoch liegenden SP liegen dürfte, da ich das ganze Blei *auf* die Haube gepackt habe, so kippt das Gerät auch bei der Landung seitlich um. Aber es fliegt.

Die weitere Abstimmung braucht jetzt erst mal ruhigeres Wetter. Jedenfalls ist der Javelin sicher kein Flop, so viel sieht man jetzt schon. Prima!

Sehr interessant ist, was 1982 über Carl Goldbergs "Hi-Thrust-Viking" geschrieben wird (Quelle OuterZone):

"THE outstanding development in the free-flight models of recent years has been the 'high-thrust' type of ship. The great advantage is the ability to get away from the looping tendency of normal pylon models. Of course, this can be done with a lot of down thrust too, and some very successful designs have proven this to be a good, practical answer. However, in order to avoid forces fighting one another, causing excess drag, it seems logical that the thrust line should not be at a great angle to the wing. High thrust line position allows a small angle.
Surprisingly, the idea of high thrust line is not new at all. [...]

Strangely enough, for a long time the merits of this feature were unable to make a deep impression on modelers generally. Stan Hill's Amazon, Walt Schroder's Jersey Javelin in 1940..."

Kurz zusammengefasst. Schroders Javelin war seiner Zeit mehr als 20 Jahre voraus. (!)
 
Zweiter Flug bei widrigen Bedingungen, mit tiefergelegtem und gleichzeitig etwas zurückgenommenen Schwerpunkt:

Javelin wird in unruhiger Luft mit dem tieferen SP etwas ruhiger, Bodenstart zumindest bei Wind immer noch nicht möglich, da das Gerät nach ein paar Metern umkippt, 9" Luftschraube schleift im gekippten Zustand (deswegen also die 8" Latte im Plan!), Javelin kann nicht überzogen werden, bei zu viel Seitenruder gibts gleich eine Rolle (nett!), Rückenflug nicht stabilisierbar (hat ja auch keiner erwartet), Flugzeug ist sehr resistent gegen heftige Böen und fliegt ziemlich unbeirrt seine Bahn. Nicht so ein Gepumpe wie in dem obenstehenden Video. Prima.

Ja, und dann ist er am Schluss hinter unser kleines Wäldchen am Platz abgetrieben (Sch... Wind!) und anstatt ihn einfach frei fliegen zu lassen, hat der Pilot (also ich, sozusagen) versucht, das Ding im Blindflug nach Gehör hinter dem Wald herauszufliegen. Und so war der Einschlag etwas härter und gibt folgende Erkenntnisse:

a) Die Tragfläche ist auf ZUG an der unteren Holmleiste gebrochen, also ist der Holm da prinzipiell richtig, nur zu schwach. Das nächste mal Kiefer 5x5 im Mittelteil
b) Die Tragflächenverschraubung M4 ist zu stabil im Vergleich zu den alten Gummiringen.
c) Der Rumpf ist im Leitwerksträger nicht sehr robust, aber hier scheiden Kiefernleisten leider aus, wegen des Schwerpunkts
c) Das Leitwerk ist zu stabil gebaut und die Verschraubung desselben auch.

Gut, jetzt erst mal wieder zusammenflicken und dann in Ruhe über eine kleinere angelenkte Seitenruderflosse (und ein insgesamt leichteres Leitwerk) nachdenken.

Wird Zeit, dass es endlich Sommer wird.
J.
 
Hallo Jonas,

Javelin kann nicht überzogen werden, bei zu viel Seitenruder gibts gleich eine Rolle

Ich war drüber gestolpert, daß eine Leitwerksgröße von einem Drittel der Gesamt-Tragflächengröße ("gesamt" = nach meinem und nach FAI-Verständnis inklusive HLW -> Flügelgröße = 2/3 Gesamtfläche ..?) als "erfreulich gering" angesehen wurde. Oder umgekehrt bedeutet das, daß das Höhenleitwerk mächtig gewaltig ist und auch eine Schwerpunktlage von 48% noch sehr moderat. Meß doch bitte mal an deinem lebenden Exemplar echte Zahlen nach und errechne den Neutralpunkt. Für die SWP-Lage ist's ja annähernd wurscht, welche Profile die jeweiligen Flächen haben. Bei einem Modell mit steuerbarem HR sind 8% CG-Vorlage vorm NP locker hinreichend.

He, ich quatsch dir gerade die kurze Schnauze freundlich. Nimmst' noch einen MS-Spinner von Harry Higley/mir und gut is'. Alternativ tät's ein Motor von Heinz Keller o.ä., denn der ist [..]

[..] eigentlich erheblich zu groß, aber vorteilhaft für den Schwerpunkt.


Nicht so ein Gepumpe wie in dem obenstehenden Video.

q.e.d.

Das ist allerdinx etwas gemein, denn es war ja ein Freiflugwettbewerb, und da flog der im Vergleich zu seinen ganzen Mitbewerbern vergleichsweise moderat schwingend. (Oder andersherum: warum machen die ganzen alten Kämpen genau die Fehler, deren Abstellen in den Bauanleitungen meiner meist amerikanischen Gummimotormodelle beschrieben wird ..? ;->

b) Die Tragflächenverschraubung M4 ist zu stabil im Vergleich zu den alten Gummiringen.

Du wolltest ihn für einen Absturz bauen?

c) Der Rumpf ist im Leitwerksträger nicht sehr robust, aber hier scheiden Kiefernleisten leider aus, wegen des Schwerpunkts

Meine Paulowniaplatte letzthin hatte 16.33 FRZ bei -> Platten-Neudeck gekostet, 200x40cm, 18mm stark. Die reicht mir für's Sägen von Leisten eine ganze Weile, das Raumgewicht liegt bei 0.3kg/qdm. Das entspricht hartem Balsa, ist aber meiner Erfahrung nach von gleichmäßigerer Qualität. Man muß sie halt selbst aufsägen, aber ich denke, daß du das hinkriegst.


servus,
Patrick
 
So, heute früh mal das kleine Malöör /malheur geflickt. Ich vermute, die Jungs damals waren topfit im Leisten anschäften.

Dann bei immer noch ätzendem Wind weiter am Schwerpunkt getestet.
Schwerpunktlage heute bis hinter 53%, da muss man schon ordentlich Tiefe trimmen, aber das Ding fliegt immer noch. Subjektiv finde ich die 45% bisher das Angenehmste, aber da lege ich mich noch nicht fest.

Wenn man den Javelin auf den Rücken legt oder in den senkrechten Sturzflug quält und dann die Knüppel wieder loslässt, macht er genau zwei Pumpbewegungen und dann fliegt er stabil weiter. Bei 45% ohne jedes weitere Pumpen übrigens, das sollte er also als Freiflugmodell auch hinbekommen. Beeindruckend ist, wie gut das Gerät selbst aus heftigen Luftwirbeln immer selber herausfindet (unser Platz liegt unter einem Wäldchen, über das bei Westwind die schönsten Walzen herüberkommen). Dennoch ist die Erfindung der Fernsteuerung ein echter Segen, denn ohne könnte man bei diesem Wetter einfach überhaupt gar nicht starten...

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