Ein Schulungszweisitzer von Schneider-Modell, Kufstein
von Knut Zink.
Schneider-Modell aus Kufstein konstruiert ausschließlich Holzmodelle aus der Zeit der 1930er bis in die 1950er Jahre, die in die Kategorie „Oldtimer“ fallen. Es sind oft die eher selteneren Zweisitzer – und die sind nicht gerade klein, denkt man nur an die Musger MG 19a mit 7,82 m Spannweite.
Mit 5,33 m ist die Ka 7 damit im Mittelfeld des Sortiments zu finden.
Mir gefiel vor allem die Vorpfeilung der Flügel. Damit wollte man die Masse des zweiten Piloten ausgleichen und den Schwerpunkt noch vertretbar legen.
Baueschreibung
Leitwerke - Allgemeines
Ich fange immer mit den Leitwerken an, weil man da relativ schnell Ergebnisse auf dem Baubrett hat und sich in die Denkweise des Konstrukteurs besser hineinfinden kann.
Als Scharnier verwende ich immer selbstgemachte GfK-Laschen aus 2 mm-Material. Die Achse ist ein GfK-Draht, der in einem Bowdenzugrohr läuft. So sind die Ruder leicht abzunehmen.
Seitenleitwerk
Es ist ein normales SLW mit Dämpfungsfläche und Ruder, ohne dynamischem Ausgleich. Sperrholz-Frästeile bilden den Rahmen – die Nasen- und Endleiste und zwei Holme. Dazu einige Rippen und in der Dämpfungsfläche noch zwei 5x5 mm Kiefernleisten als Verstärkung. Die Dämpfungsfläche wird noch voll beplankt.
Höhenleitwerk
Genau gleiche Bauweise wie das SLW.
Rumpf
Der Rumpf wird in Halbschalenbauweise hergestellt. Dazu werden die Halbspanten in ein riesiges Hellingbrett gesteckt und mit Kiefernleisten als Rumpfgurte verbunden. Bei späteren Modellen hat H. Schneider die Sperrholz-Kulissen oben und unten als Helling verwendet. Die bleiben dann gleich in den Rumpfhälften als Konstruktionselemente.
Wenn die beiden Hälften fertig und verbunden sind, folgen Anschlussrippen, Rumpfboden innen und außen und eine kräftige Kufe vor dem Rad. Die Rumpfnase mit Schleppkupplung wird aus Vollbalsa gemacht.
Der gesamte Rumpf wird mit 3 mm Balsa beplankt und mit Glasseide 25 g/m² überzogen. Man könnte ihn auch nur als Gerüst lassen (wie das Original) und nur bespannen. Mir war das aber zu unsicher. Zuletzt wird noch die Leitwerksgruppe montiert. Hoffentlich hat man die Rumpfgurte lang genug überstehen lassen!
Kabine
Die Kabinenhaube besteht aus zwei Teilen. Der hintere Teil wird nach oben weggeklappt, der vordere Teil wird zur Seite geklappt. Dafür gibt es auch tiefgezogene Hauben. Ich habe dann noch zwei herausnehmbare Sitzschalen aus den mitgelieferten Teilen erstellt und mit Leder(!) bezogen. zwei Cockpits von Pavol Sloviak (scale-cockpits.at) vervollständigen den Semiscale-Eindruck.
Flügel
Man baut zuerst die Holme. Die bestehen aus Sperrholz-Verkastungen und 15 mm Kiefernleisten, die von 10 mm über 5 mm bis zu 3 mm Dicke verlaufen und aus mehreren Leisten zusammengesetzt werden. Damit ich wirklich einen rechten und einen linken Holm baue, lege ich immer die hinteren Verkastungen spiegelverkehrt an ein Alu-Vierkantrohr.
Weil die Flügel ja um 7° vorgepfeilt sind, sollten die Rippen auch um 7° geneigt auf dem Holm stehen und damit wieder parallel zur Rumpfachse. Dafür habe ich mir eine Winkelschablone gemacht. Die Vorpfeilung erkennt man hier auch schon an dem schräg in den Holm verlaufenden Steckungsrohr.
Auf den fertigen Holm werden nacheinander die vorderen und danach die hintern Rippenhälften eingesetzt. Die Nasenleiste ist eine 15x3 mm Kiefernleiste, waagerecht eingesetzt. Die Endleiste besteht aus zwei Streifen 25x0,6 mm Sperrholz. Das stellte sich später, vorsichtig ausgedrückt, als zu filigran heraus und ich habe dann noch Verstärkungsdreiecke eingesetzt. Ein Kasten für die Störklappen und riesige Querruder vervollständigen das Flügelgerüst. Zuletzt wird noch vom Holm zur Nasenleiste mit 3 mm Balsa beplankt.
Querruder
Die QR baue ich direkt auf dem entsprechenden Holm im Flügelausschnitt. So stehen die QR-Rippen auch richtig schräg. Bauweise und Scharniere sind gleich wie bei den LW.
Störklappen
Es kommen Schempp-Hirth-Klappen zum Einsatz, die nach oben und unten ausfahren. Allerdings werden keine Fertigprodukte aus Blech verwendet, sondern Klappen aus Holz.
Ruderanlenkungen
Das SR lenke ich mit zwei Seilen an, wie beim Original. Auf dem SR-Servo sitzt eine Seilscheibe, damit sich die Hebellänge beim betätigen nicht verändert. Das war hier allerdings völlig unnötig und nur so als Gag gedacht. Sowas brauchen nur Kunstflug-Motormaschinen.
Das HR wird von einem CfK-Rohr im Rumpfinneren betätigt. Zum einhängen des Gabelkopfes habe ich am Rumpfende eine Wartungsklappe montiert, auch wie beim Original.
Damit sitzen vorne im Rumpf drei Servos, Schleppkupplungs-, SR- und HR-Servo, der Empfänger und die Doppelstromversorgung.
Ich mag es einfach nicht, wenn hinten aus dem Rumpf Servos herausschauen oder das HR-Servo gar in der Dämpfungsfläche sitzt. Es ist halt Geschmacksache.
Finish
Leitwerke und Flügel habe ich mit KOVERALL bespannt. Das ist ziemlich aufwändig, da das Gewebe mit ADLER Soloplast-Lack aufgetragen wird, dann angebügelt werden muss und zum Schluss noch mit dem Bügeleisen gespannt wird. Der Rumpf ist, wie beschrieben, mit Glasmatte belegt.
Da, wo Holz unter dem Gewebe ist, wurde weiß lackiert, die freien Rippenfelder blieben durchscheinend. Ein paar rote Applikationen an Rumpfnase, Querruder, Störklappen, SR und HR lassen die Ka 7 super aussehen.
Erstflug
An einem Samstag im Juni bin ich nach Kufstein zum Hersteller gefahren und habe den Erstflug gemacht.
Herr Schneider hat eine kräftige Schleppmaschine (der PEPPINO) und sein Einflieger, Josef „Pepsch“ Hochrainer, kennt den Platz und nahm den Sender in die Hand. Einer muss ja schließlich Fotos machen und das Modell zum Startplatz tragen - und der war ich. Ab dem zweiten Start war ich dann selber am Gerät.
Was soll ich sagen – die Ka 7 fliegt einfach super, ein Großmodell eben. Ruhiges, großräumiges Segeln und nein, keine Loopings oder Rollen. Man braucht nur geringe Ruderausschläge und das Flugbild mit den durchscheinenden Flügeln ist einfach fantastisch.
Die Landung ist nicht ganz einfach. Anflug über das Kieswerk, nicht die Hochspannungsleitung touchieren. In etwa 20 m Höhe seitlich an dem einzigen Baum vorbei, dann 20 m vor Platzanfang die Störklappen gesetzt und bis auf 2 m Höhe herunter, anschließend die Klappen wieder rein und ausgleiten lassen.
Mein Résumé
Ein sehr schönes Großmodell für Bodenstart mit Schleppmaschine, kein Hangsegler - obwohl ... Die Ka 7 bringt Fluggenuss pur ohne Adrenalinausstoß, jedenfalls ab dem zweiten Flug. Man lernt aber auch, Flug und Landung diszipliniert einzuteilen, es gibt halt keinen Motor zum Durchstarten.
Das ungewöhnliche Flugbild (Vorpfeilung) hebt sich angenehm vom Einheitsbrei ab.
Auch schon der Bau ist, für mich jedenfalls, ein Genuss. Freitag gekauft, Samstag geflogen, Montag den Schrott versteigern gibt es hier nicht. Achtung: Provokation!
Was man in mehreren Monaten Bauzeit selber herstellt, hat einen ganz anderen Stellenwert. Und für diejenigen, die das brauchen: So ein Modell hat nicht jeder.
Ka 7 "Röhnadler" - Technische Daten | Einheit | |
---|---|---|
Spannweite | cm | 533 |
Länge | cm | 271 |
Tragflächeninhalt | dm² | 194 |
Flächenbelastung | g/dm² | 62 |
Ka 7 "Röhnadler" - weitere Angaben | ||
Maßstab | ----- | 1 : 3 |
Profil | ----- | SD 7062 |
Hersteller | ----- | Schneider-Modell, Kufstein |