Kompression älterer Motoren z.B. HB20

Kolben Kopfüber auf eine plangeschliffene Stahlfläche stellen und von innen dann mit einem 5er Splintentreiber einen winzigen Schlag, oder mehrere, je nach dem. Man darf nur nicht zu viel Übermaß reinschmieden, sonst muss man den Kolben neu einläppen. Das ist mitunter recht schnell passiert, mit etwas Gefühl ist das aber eine gut beherrschbare Technik. Wenn man den Kolben und die Buchse vorher Fettfrei wischt und aus definierter höhe den Kolben von unten in die Buchse fallen läst, kann man sehen, was passiert. Der Kolben fällt dann nicht so weit rein, wenn er etwas größer ist.

Grüße !
 
Hmm, das interessiert mich jetzt aber wirklich!

Ein Motorenfreund aus USA hatte mir mal was Ähnliches als Tipp genannt, den Kolben auf eine Holzunterlage stellen und mit einem Kunststoffhammer den Kolbenboden am Rand ringsherum mit einigem Gefühl "bearbeiten ". Erschien mir etwas zu sehr vom persönlichen Geschick abhängig, und ich hatte Bedenken, dass sich das Hemd verformen würde...

Auch manche Alukolben kann wohl tempern, den Mechanismus konnte mir aber noch keiner richtig erklären - wächst der Kolben durch Ausscheidungseffekte im Kristallgitter?

Sebastian, nach deiner Angabe den Kolben mit dem Boden auf die Stahlplatte legen, soweit ok. Und nun - wo genau innen mit dem Splintentreiber ansetzen? Wie wird das rund, wie vermeidet man eine Verformung der Bohrung für den Kolbenbolzen?

Und - messen lässt sich das wohl kaum, eher nur durch den Versuch mit dem Durchschieben des Kolbens durch die Laufbuchse beurteilen?

Dominik
 
ganz vorsichtig

ganz vorsichtig

@ Dominik: auf keinen Fall eine weiche Unterlage verwenden! Dann verformt sich nur der Kolbenboden in Richtung Brennraum. Der Durchmesser wird kleiner!

Mit dem plan flachen Durchschlag (so nennen wir diese abgeplatteten Körner) auf harter Unterlage wird der Boden unter dem Schlagpunkt in der Mitte des Kolbenbodens einen Hauch dünner und spreizt sich flächig auseinander. Das Hemd wird gleichmäßig ringsum mitgezogen.
Wir reden hier über 1000stel, das holt der Werkstoff aus der elastischen Verformung. Nur direkt unter dem Schlagpunkt gibt es eine dauerhaft plastische Verformung.
Der Bolzen muss vorher ausgebaut werden, dann ändert sich da nichts.
Thermisch verkleinern ist einfach: Erhitzen und mechanisch an der Ausdehnung hindern - beim Abkühlen wird das Werkstück kleiner.
Hier wird das schön erklärt:
https://www.youtube.com/watch?v=02RwVAw0FB8
Zum Vergrößern müsste man den Kolben erhitzen und dann beim Abkühlen auf einen Kern schrumpfen. Ich wüsste nicht, wie das gehen soll.

Weiß einer, ob die Kolbenlegierung vom OS LA 46 dafür geeignet ist?

Gruß
Andreas
 
Hallo !

Ich meine, beim Tempern lagert sich Kohlenstoff ein. Bei Alu hab ich noch nichts festgestellt.
Zum "Schmieden" :
Also ich hab einige schön plane Stahlplatten aus dem Werkzeugbau. Das waren überreste von Spritzgußwerkzeugen, die ich ergattern konnte. Aber ein anderes Stück geht sicher auch. sollte relativ dick und massiv sein, damit es nicht federt(großes Prisma evtl.). Eine gerades und poliertes Stück Granit sollte auch gehen , bekommt man evtl. beim Steinmetz. Was definitiv nicht geht ist die Oberfläche eines alten Schraubstockes. Nun stellt man dann den Kolben mit der Unterseite wie einen Becher auf die glatte und saubere oberfläche. Dann den Dorn, Splintentreiber (egal was, nur nicht zu spitz und Punktuell) in den Kolben mittig und möglichst winklig auf den Kolbenboden stellen und mit einem Hammer leicht auf den Dorn schlagen. Man kann das dann mit der Bügelmesschraube messen oder den Kolben wie beschrieben in die Buchse fallen lassen. Wie schon gesagt, es ist etwas tricky, aber auch nicht so schwierig. lieber erstmal etwas weniger und schauen wo die Reise hingeht. Manchmal rutscht der Kolben zu einer Seite weg, da kann sich dann ein Grat an der umlaufenden Kante zwischen Boden und Hemd bilden. Den bekommt man mit 1000er Papier weg, oder man dreht den Kolben in der Buchse im Bereich der Überströmer etwas (scheint generell gut zu sein, um Riefen zu schließen). Absolut wichtig ist, dass alles sauber ist, man schmiedet sich sonst den Dreck in die Oberfläche.
Rundheitsfehler lagen bisher unter 0,005, also mit der Meßschraube nur erahnbar. Den Kolben vorm Schmieden etwas warm machen kann bei hohem Siliziumanteil sinnvoll sein, da bei sehr sprödem Material die Gefahr besteht, dass der Kolben reißt. Ist aber nur bei ausgesprochenen Rennmotoren der Fall.

Das ganze am besten erstmal an einer alten Gurke üben, bei der es einem eigentlich egal ist. Ich bekomm inzwischen aber meine Glows auf die Art und Weise wieder zu "one Flick Wondern"

Grüße !

P.S.: Andreas , also 3 Hundertstel sind eigentlich immer drin, beim Schmieden wie beim Tempern.
 
Ich meine, beim Tempern lagert sich Kohlenstoff ein. Bei Alu hab ich noch nichts festgestellt.

Nun stellt man dann den Kolben mit der Unterseite wie einen Becher auf die glatte und saubere oberfläche. Dann den Dorn, Splintentreiber (egal was, nur nicht zu spitz und Punktuell) in den Kolben mittig und möglichst winklig auf den Kolbenboden stellen und mit einem Hammer leicht auf den Dorn schlagen. Man kann das dann mit der Bügelmesschraube messen oder den Kolben wie beschrieben in die Buchse fallen lassen.

Rundheitsfehler lagen bisher unter 0,005, also mit der Meßschraube nur erahnbar. Den Kolben vorm Schmieden etwas warm machen kann bei hohem Siliziumanteil sinnvoll sein, da bei sehr sprödem Material die Gefahr besteht, dass der Kolben reißt.
Das ganze am besten erstmal an einer alten Gurke üben, bei der es einem eigentlich egal ist. Ich bekomm inzwischen aber meine Glows auf die Art und Weise wieder zu "one Flick Wondern"

Hi Sebastian und Andreas,

prima, danke für die Erläuterung - also wie hier die orange markierte Stelle bearbeiten. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Stauchen mittig dort ausreicht, um den Kolbenboden insgesamt im Durchmesser wachsen lassen zu können. Aber es sind ja nur Hundertstel.... So kann ich auch verstehen, dass die ganze Sache einigermassen rund bleibt, wenn man schön mittig arbeitet.
Kolben 1.jpg
Ich werde auf jeden Fall mal eine geeignete "Motorengurke" lokalisieren und das ausprobieren!

Das Tempern ist ja als allgemeiner Begriff zur längeren Behandlung mit Wärme zu verstehen, und muss nicht immer in Kohlenstoffatmosphäre sein.
Für Kolben werden in der Regel AlSi-Legierungen eingesetzt, die nicht durch eine Wärmebehandlung in ihrer Festigkeit gesteigert werden können - und auch ihrem Zweck nach über eine möglichst geringe Wärmeausdehnung verfügen.

Hier mal der Auszug aus dem Bericht im US-Forum über das Kolbenwachstum - aber... wie soll das funktioniert haben?

Piston grow 3.jpg

Ich gehe davon aus, dass die Temperaturangabe in dem Bericht in Fahrenheit ist, also 450°F entsprechen gut 230°C.
...wie heiss wird denn ein Kolben im Betrieb, doch sicher mehr als das?

Egal, mir gefällt die Methode des gefühlvollen Schmiedens gut, das wird bei nächster Gelegenheit getestet - muss nur noch eine dicke Stahlplatte besorgen.

Klasse Forum hier.

Dominik
 
230°C ist sogar noch recht kalt. Es wird ein alter Gußkolbenrossi mit Stahlgarnitur gewesen sein. Wie schon gesagt, Grauguß wächst etwas beim Tempern, Harter Stahl schrumpft ein bisschen. Ich erhitze aber nur den Kolben mit einer Lötlampe für wenige Minuten, so dass er rot bis dunkelorange glüht. Auch hier, lieber etwas kälter und kürzer an das Finale Maß herantasten, sonst muss man läppen. Die Buchse kleiner zu machen halte ich wie gesagt beim Thema Wärmehaushalt des Motors für eher Kontraproduktiv.

Grüße !
 
Moin.

Das mit dem aufweiten von Alukolben hab ich auch schon erfolgreich gemacht. Habe so einem alten 7,5er OS wieder reichlich leben eingehaucht. Der Motor ist die letzte Saison erfolgreich in einem Trainer von meinem Flugschüler gequält worden und hat immer noch 1A Kompression. Hier hatte ich mal ein , etwas dilettantisches , Video gefunden. https://www.youtube.com/watch?v=rL0OWXaOaWs

Gruß Jürgen.
 
Der nimmt ja tatsächlich die Fläche auf seinem Schraubstock :D
Habe das auch schon Probiert, dadurch, dass die aber meist nicht so richtig Plan sind, wird der Rundheitsfehler größer.
Das Risiko, dass der Kolben reisst ist auch höher.

Grüße !
 
Hallo Reanimateure,

Bei einigen Alukolben habe ich das jetzt erfolgreich angewendet: OS MAX 15, Leo 25, ASP46,...

...Grauguß wächst etwas beim Tempern, Harter Stahl schrumpft ein bisschen...

Hat jemand von euch inzwischen ein Rezept für die Stahlkolben entwickelt?
Ich habe hier 2 alte OS 10 FSR, die in einen kleinen 2-Mot sollen. Leider ist Kompression völlig weg.

Gruß Andreas
 
6 Stunden, und noch keine Antwort - soviel Zeit habe ich auch nicht.

Hallo Schrauber,
jetzt habe ich selbst mal etwas probiert: Kolbenboden breitschmieden.
Die beiden ausgenudelten Wracks wurden erneut zerlegt.
Mit einem 5mm ø Durchschlag 3 Hiebe von unten in den Kolben, der auf einer planen geschliffenen 30mm Stahlplatte lag.
500gr. Hammer, Hiebhöhe 150mm. Das ist schon ein ordentlicher Energieeintrag.
Der Test in der Buchse ist nur grob, in diesem Fall wurde erst nach dem Zusammenbau klar, dass es zu wenig Verformung war.
Der 2. Kolben hat dann gleich zusätzlich noch 4 Schläge auf einem Kreis in den Boden bekommen.
Erfolg: er passte gar nicht mehr in die Laufbuchse. Außerdem hat der Kolbenboden eine leichte Beule nach oben bekommen. Das erhöht die Verdichtung. Es war also zuviel. Deshalb das obere Hemd mit 1200er ringförmig geschliffen und nochmal mit der Lötlampe geglüht.
Ganz vorsichtig in die Buchse eingeschliffen.
Nach der Montage hat er erstmal ordentlich geklemmt. Vorsichtig mit dem E-Starter und viel Öl ungefähr 25 x 3 sec durchgedreht. Jetzt klemmt er nur noch auf OT. Mal sehen, ob er so schon läuft. Die Kompression ist jedenfalls wieder da.

Diese beiden mit verschieden starker Bearbeitung, 2 weitere gute gebrauchte mit unterschiedlichem Zustand und ein Neuer werden demnächst miteinander verglichen.

Weiterschrauben
Andreas
 
Ja, in diesen nicht planbaren Zeiten - gut, wenn man etwas zum dran rumschrauben als Vorrat im Depot hat...
Hast du den wieder gängigen Motor dann vor der E-Starter-Prozedur vorgewärmt? Bin gespannt wie sie laufen, und wie lange.

Dominik
 
Der Peter Klimesch hat in seinem Mustang-Baubericht so eine Einfache Vernickelungsflüssigkeit vorgestellt.
Das wollte ich mir schon immer mal kaufen und auspribieren. Das ist nämlich hinterher eine Nickel-Phosphor Schicht, also genau das, was OS bei del ABC Lookalike- Buchsen verwendet.
VG,
Sebastian
 
Hallo Sebastian,
ich hatte auch schon über eine galvanische Lösung nachgedacht, bin mir aber nicht sicher, ob die Paarung Stahl(Buchse) - Nickel(Kolben) zielführend ist. Vielleicht wäre Kupfer besser?
Gruß Andreas
 
Hi Andreas !
Ich würde schon die Buchse Vernickeln.
Kupfer lst deutlich aufwändiger, da du ja auch noch den Strom brauchst.
Auf dem Kolben hättest du das Problem, dass nur ein kleines Band Trägt und die ganze Aktion schnell verschlissen sein wird, da ja dann die kleine Kontaktfläche weich ist.
Bem Verkupfern hast du auch ein bisschen das Problem, dass du irgendwie frisches Elektrolyt durch die Buchse bekommen musst und sich am an Ober- und Unterseite quasi ein Kurzschluss zwischen Elektrode und Buchse ergibt, deshalb ist der Materialauftrag in der Mitte der Buchse etwas anders als außen.

Ab einem bestimmten Punkt kann man schon überlegen, ob ein neuen Kolben anzufertigen nicht einfacher geht. Dan kann man auch gleich die evtl. auch nicht mehr intakte Buchse nachläppen. Im OT sieht die ja mitunter nicht mehr gut aus.

VG,
Sebastian
 
Vernickelungsflüssigkeit - Electroless plating nennt OS seinen Prozess, könnte wirklich so etwas sein. Wurde immer ein Riesengeheimnis draus gemacht...
 
Hier
Der Aktivator ist Leider ein bisschen Ätzend - soll aber auf FE - Werkstoffen nicht nötig sein.
Ist das einfachste vom Einfachen.. ;)
Ne Stunde pro Hundertstel.
Muss man nur mal nachfragen, mit was für Materialien man die nicht zu vernickelnden Flächen abschirmen kann.
 
Hallo Andreas,

bist du schon neben den ganzen anderen Projekten ;) zum Testmauf des kleinen OS 10 FSR mit dem bearbeiteten Kolben gekommen?
Habe genau auch so ein müdes Exemplar hier herumliegen.

Dominik
 
Hallo Dominik,
hetz mich nicht!
Ich habe tatsächlich gerade etwas mehr Projekte offen, als ich vernünftig weitertreiben kann.
Inzwischen habe ich 3 eigene und 4 vorläufig geliehene 10 FSR im Vergleichstest.
Der Test heute wurde abgebrochen, weil die Sperrholzplatte zu stark vibriert hat, die muss jetzt erst dicker werden.
Den letzten Test habe ich Ende letzter Woche mit zunächst 5 Motoren und einem Enya 09 gemacht. Ein Handycap ist auch die Minderzahl der Vergaser.

6miniMot 02.jpg

Der 2. von unten ist mein neuer. Der ist offensichtlich noch nicht fertig eingelaufen. Graupner Super 7x4 - 13000.
3 v.u. der beste geliehene - GR Su 7x4 13500
4 v.u. der Zweitbeste geliehene Gr Su 7x4 12900
2 v.o. der ursprünglich schlechteste, mit 3 Schlägen zuviel zum Klemmen gebrachte, wieder eingeschliffene 11500
1 v.o. der ursprünglich zweitschlechteste, mit 2 Schlägen zuwenig noch zu luftige 11000
Interessant der orangene Prop 7x4 durchweg genau jeweils 2000 Umdrehungen mehr.
"Limes" Sprit 10% Nitro, 12% Rizinus, 8% Molesynth150

Das sind alles noch keine belastbaren Ergebnisse, nächste Woche mehr
Andreas
 
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