Von links oben nach rechts unten: KONDOR 15-69/-79/-92/-110, …25-41/-47/-55/-65, … XL 20-37/-41/-47/-55, … XL 30-28/-32/-37/-44.
Ich erhielt Motoren der ersten Serie, ohne Rillen in der Glocke!
Ich erhielt Motoren der ersten Serie, ohne Rillen in der Glocke!
Bereits im Jahr 2010 hatte Kontronik schon Antriebe für Motormodelle, die als KoraTop bekannt waren, aber später nach und nach wieder verschwanden (hier getestet). Heute geht es um 16 neue Motoren, die sich in Größe, Leistungsvermögen und in der Drehzahl unterscheiden. Den Kondor 15 /-25 /-XL 20 /-XL 30 gibt es in vier Drehzahlvarianten. Dabei steht die erste Ziffer für die Statorlänge, die zweite für die Drehzahl (z. B. …69 -> 690 / Vmin) und „XL“ für einen größeren Statordurchmesser.
Geliefert wird ein Set. Es beinhaltet neben dem Motor einen Luftschraubenmitnehmer, ein Montagekreuz und Kleinteile. So kann man je nach Erfordernissen eine Standard- oder Rückwandmontage vornehmen.
Fachbegriffe
- Single-Strand-Wicklung - Spulenbewicklung besteht aus einem Draht,
- Multi-Strand-Wicklung - Spulenbewicklung besteht aus vielen dünnen Einzeldrähten (Litze)
Links ein Datenauszug der Kondor-Motoren. Ausführliche Daten gibt es auf der Hompage von Kontronik. (Anm.: KW muss W heißen!)
Zum Test stellte mir Kontronik alle Motoren zur Verfügung, um beispielsweise die Leistungsgrenzen auszuloten. Anschließend habe ich die ermittelten Messdaten in den Drive Calculator (DC) eingepflegt. Wer den DC nutzt, hat heute die Möglichkeit, seinen Antrieb optimal zu planen.
Technisches
Die Motoren sind komplett überarbeitet worden, so dass sie einen höheren Wirkungsgrad und Leistungsdurchsatz zulassen als die Antriebe der damaligen KoraTop-Serie. Die Glockenoberfläche ist gerillt, um eine noch höherer Steifigkeit und effizientere Oberflächenkühlung zu erreichen. Der Radiallüfter wurde weiter optimiert, so dass sich eine sehr wirksame Luftkühlung ergibt. Die Motoren besitzen auch den überarbeiteten Stator-Blechschnitt. Beim Nachmessen ermittelte ich 10 gestapelte Bleche auf 2 mm! Die Spulenpakete werden maschinell in die Nuten eingelegt. Der Kupferdraht ist laut Aussage von Kontronik bis 150°C temperaturfest. Es kommt ausschließlich Single-Strand-Wicklung mit optimiertem Füllgrad in die Slots. Dennoch wurde darauf geachtet, dass noch eine gute Durchströmung der Slots möglich ist. Die Wicklungen weisen einen reduzierten Innenwiderstand gegenüber einer Multi-Strand-Wicklung auf.
Innenansichten des Kondor-25. Versteifte Glocke (vorderer Glockenrand), gesichertes Lager, vorderer Stützring in der Glocke, guter Füllgrad der Nuten, sauber verlegter Leitungsstrang und die Single-Strand Wicklung sind herausragende Merkmale, um nur einige zu nennen.
Das zeichnet den KONDOR aus (Herstellerangaben)
- bis 150 °C hitzefeste Neodym-Magnete,
- Single-Strand Wicklung mit hochtemperaturfestem Draht für besonders gute Belüftung, Wärmeabfuhr und mehr Leistung,
- extrem stabile und langlebige Kugellager,
- einsatzgehärtete Welle,
- korrosionsbeständige Beschichtung des Rotors.
Technische Daten
- Kompaktes und robustes Design (bis 50 mm Durchmesser, bis 61 mm Länge),
- Wellendurchmesser 5 mm (Kondor) oder 6 mm (Kondor-XL) mit freier Wellenlänge 18 mm Luftschraubenmitnehmer für 8 mm (Kondor) bzw. 10 mm (Kondor-XL) Bohrungsdurchmesser
- Gewicht 150 g - 398 g (ohne Zubehör)
- 14 Pole
- Bezug: Kontronik oder Fachhandel
Messungen
Zuerst habe ich die Motoren mechanisch vermessenen, anschließend demontiert und die Teile einzeln untersucht. Hier achte ich auf Materialien, Verarbeitung und Genauigkeiten wie z. B. die Magnetpositionierung. Dann erfolgte ein ausgiebiges Warmlaufen in mehreren Intervallen; die Gesamtdauer entsprach in etwa einer LiPo-Entladung. Danach ging es auf den Bremsstand. Dazu habe ich die DC-Last mit einer dem Motor angepassten Leistungsrampe programmiert (beginnend ab 0,1 kW, in Stufen bis maximal 2 kW) und diese mehrfach durchlaufen. Dabei zeichnet mein UniLog2 (höchste Sample-Rate) auf und überträgt die Messdaten in den PC. Anschließend habe ich die Daten auf Plausibilität geprüft.
Die Motoren wurden abwechselnd am JIVE (Softwarestand: V13 unbedingt empfehlenswert!), am neuen Kolibri und YGE 120, und auch am MEZON 120 von Jeti erprobt. Zum Schluss erfolgt noch ein Belastungstest mit wechselnden Lastrampen bis zur 1,3 fachen Überlast, um die Temperatur zu erfassen. Dabei ist der Motor offen am Motorträger (Aluhalter) montiert und ohne zusätzliche Kühlung.
Auffällig sind die Radiallüfter. Sie arbeiten sehr wirksam und erzeugen einen kräftigen Luftstrom. Die sechzehn Motoren laufen seidenweich (turbinenartig), ohne Vibrationen oder Resonanzen, es gibt keine Ausreißer! Der Fairness halber werden die Messdaten mit einem YGE 120 aufgenommen, der sich durch das Festtiming auszeichnet. Das Autotiming der Kontronik-Regler arbeitet zwar perfekt, verfälscht aber die Ergebnisse im Drive Calculator. Die bevorzugte Einstellung des Timings beträgt 12°. Wer den Kondor-Motoren Höchstlast abverlangen möchte, sollte das Timing bis auf 18° steigern.
Als Beispiel dient dieses Leistungsdiagramm eines Kondor-XL 30-32. Es zeigt eine sehr drehzahlsteife, flache „n“-Kurve mit einem sehr guten Wirkungsrad von über 83% im Bereich von 18 A (~500 W) bis etwa 35A (~1000 W) und am Punkt der größten Last, bei rund 1500 W, immerhin noch einen Wirkungsrad von knapp 80% … topp Werte!
Sämtliche Daten sind öffentlich und können jederzeit im DC eingesehen werden.
Meine Feststellungen in Stichworten
Mechanisch
- Kaum Gewichts- bzw. Maßabweichungen gegenüber den Vorgaben,
- die gesamte Verarbeitung ist auf sehr hohem Niveau!
- Welle und Glocke sind mit einem Sicherungsstift verbunden, um dem Drehmoment gerecht zu werden,
- sehr wirksame Radialbelüftung,
- Statorbleche aus 0,2er Material, optimierter Blechschnitt,
- Single-Strand-Wicklung, guter Füllgrad, bis 150° C hochtemperaturfest ,
- Spulenpakete leicht verklebt,
- hochwertige, groß dimensionierte und abgedeckte Lager,
- die Glocke ist sehr verwindungssteif (siehe vorderen Glockenrad, zweites Foto!),
- sie ist sowohl statisch wie auch dynamisch fein gewuchtet,
- 14 Magnete, parallel zueinander sauber verklebt, nicht in Zapfen geführt,
- Toleranz der Magnetabstände unter +/- 0,1 mm,
- sehr geringe Spaltmaße zwischen Stator und Magneten,
- Rückschluss (Glockendicke) gut gewählt, kaum Restmagnetismus bzw. Rastmomente (Pol-Überdeckung),
- die Glocke ist für eine optimierte Kühloberfläche und höhere Verwindungssteifheit fein verippt,
- die Schraubbefestigung (4 x M3/M4) ist massiv, weist einen großen Radius auf und hat keine Tiefenbegrenzung,
- es ist ein zusätzlicher Sicherungsring für die Rückwandmontage vorhanden.
Elektrisch
- Gut übereinstimmende Drehzahlangaben,
- hervorragend übereinstimmende Spulendaten (Induktivität/Widerstand) der Stränge; Differenz unter 1,5%,
- seidenweiches, turbinenartiges Laufverhalten bis zur Spannungsgrenze getestet,
- sehr gute Feinwuchtung, keinerlei Resonanzen oder Vibrationen,
- maximale Lastangaben wurden gut eingehalten,
- Lastwirkungsgrade über 83%, im Maximum bis zu 86%,
- einwandfreies Laufverhalten am JIVE und Kolibri bei höchstem Wirkungsgrad,
- einwandfreies Laufverhalten am YGE 120 (12°-18°/V4), MEZON 120 (14°/V1.27) bei gutem Wirkungsgrad.
Resümee
Die Kondor-Motoren weisen eine sehr hohe Fertigungs- und Verarbeitungsqualität auf. Die Single-Strand-Wicklung gewährleistet einen hohen Leistungsdurchsatz und ist bei Serienmotoren immer noch ein Novum! Die Gratwanderung zwischen einer Füllgradoptimierung und einer guten Luftdurchflutung hat Kontronik super gelöst. Dazu kommt noch ein breites Leistungsspektrum von 600 W bis 1300 W, das den Herstellerangaben jederzeit 100%ig entspricht. Um das Angebot dieser exzellenten Außenläufer zu komplettieren, fehlen im Grunde nur noch die XXL-Varianten, die bis zu 2500 W abdecken könnten (man darf auch mal träumen). Es klingt vielleicht abgedroschen, aber diese Qualität, mechanisch wie auch elektrisch, ist einzigartig und markiert die "Spitze" im Bereich der Elektromotoren!