Laminiertechnikidee - Könnte die funktionieren?

Hallo,
ich habe keine Vakuumausrüstung, aber eine Idee bzw. 2. Vielleicht hat die ja jemand schon mal versucht.

Würde folgendes funktionieren?:
1. Alle Gewebelagen trocken auflegen. Harz erwärmen, so dass es sehr dünnflüssig ist. (Vielleicht 50 oder 60 Grad. Ich weiß nicht wie hoch man gehen kann.) Das Harz auf das Gewebe gießen und ein wenig warten, in der Hoffnung, dass das Harz dann alle Gewebelagen duchdringt. Frage ist: Ist diese Hoffnung berechtigt?

2. Dann das Bauteil in einen dichten Müllsack zusammen mit einem kleinen Gewicht. Den Müllsack dann in der Regentonne versenken; Müllsacköffnung bleibt über der Wasseroberfläche. Warten, bis das Harz ausgehärtet ist.

Vorteile von 1. wären: In Ruhe zuschneiden und verlegen des Gewebes; keine mit Harz kontaminierten Handschuhe; keine Manscherei.
Vorteile von 2.: Keine Investition in eine Vakuumausrüstung und keine Stromkosten für die ständig laufende Vakuumpumpe.

Was meint ihr? Könnte es funktionieren?
 
Du wirst massiv Luftblasen im Gewebe haben und bei der Temperatur vom Harz habe ich im Kopf, dass eine Erhöhung der Temperatur um 10 Grad die Topfzeit halbiert.
Kannst ja mal rechnen, was bei 120 Minuten Topfzeit bei 20 Grad übrig bleibt.
Und um den Druck einer normalen Vakuumpumpe zu erreichen, müsste Deine Wassertonne etwa 8 m tief sein.
Schau bei Ebay nach einer gebrauchten Pumpe, wenn du in das Thema einsteigen willst.

Gruß
Christoph
 
Hallo ?
im Prinzip ist das schon nicht schlecht gedacht. Leider gibt es ein paar Hürden:
Damit dein Harz ordentlich aushärtet, sollte das Wasser 30-40°C. haben.
Du brauchst einen 10m langen Müllsack und eine 10m hohe Tonne um den nötigen Flächendruck zu erhalten.
Dann musst du noch den Harzspiegel an der Oberkante des Bauteils halten, das überschüssige Harz aber vom Bauteil fernhalten.
Denk dir eine Vorrichtung aus und diskutiere sie hier...
Gruß Andreas
 
Kein Problem, es gibt Folienschlauch,den kann mal einseitig verschweissen, verkleben oder verknoten 😉

Gruß
Christoph

Jo, und dann brauchst du auch noch ein mindestens 10 m langes Rohr. Das stellst du dann senkrecht, füllst es mit Wasser und heizt dieses dann auf 40°C auf. Da tauchst du den Folienschlauch mit dem Laminat darin dann aus dem zweiten Stockwerk hinein :D .
Außer das weiter oben schon beschrieben wurde wie man die Topfzeit berechnet und wirklich blitzeschnelle das Gewebe damit tränken muss, eine absolut umständliche Methode.
 

Nahum

User
Zu 1: Mache ich auch manchmal, wenn ich wegen anderer gewünschter Eigenschaften höherviskoses Harz benutzen möchte. Wenn man weiß wie lange man braucht ist das kein Problem. Kann aber auch schiefgehen wenn dus zu heiß machst und es kocht dir ab;) Verteilen muss man es aber trotzdem auf dem Teil.

Zu 2: Kaufe dir einen Lebensmittelvakuumierer und die passenden Tüten als Rollenware. Der Vakuumiert und verschweißt direkt. Das Vakuum ist durchaus ordentlich (ca. 0,2 Bar Restdruck bei mir) und sicherlich besser als die Wassertonne.
 

Wattsi

User
Du brauchst einen 10m langen Müllsack und eine 10m hohe Tonne um den nötigen Flächendruck zu erhalten.
Dann musst du noch den Harzspiegel an der Oberkante des Bauteils halten, das überschüssige Harz aber vom Bauteil fernhalten.
Denk dir eine Vorrichtung aus und diskutiere sie hier...
Gruß Andreas

Normale Tonne, 10m langen, senkrechten mit Wasser gefüllten Schlauch, der wasserdicht an die wasserdicht verschließbare Tonne angeschlossen ist,
Sack in der Tonne, mit wasserdichten Anschluss nach draußen damit das herausgepresste Harz abfließen kann...
stabile Tonne vorausgesetzt.
Was man nicht alles machen könnte, um ein paar Kröten zu sparen....
Wolfgang
 

Gideon

Vereinsmitglied
Es gibt hier mehrere Problemstellen. Das Harz wird, auch wenn es quasi eine Viskosität von 1 mPa·s (= Wasser) hätte, nicht zwangsläufig die Faserlagen lufteinschlussfrei tränken. Das funktioniert selbst bei einer Vakuuminfusion zuverlässig nur mit relativ durchlässigen Lay-ups aus Gewebe und multiaxialen Gelegen. UD geht z.B. nur sehr eingeschränkt. Wenn, dann macht aber eine definierte Faserorientierung hier überhaupt Sinn. Alles andere ist verschwendete Zeit. Um was für ein Bauteil geht es denn hier überhaupt konkret?

Der Harz- bzw. der Faseranteil ist, wie bereits Andreas schrieb, mit einem Darübergießen nur sehr schlecht zu kontrollieren. Die Temperatur ist hier aber tatsächlich das Hauptproblem. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du das Wasser mindestens 24 h über 20 °C temperiert halten kannst.

Wenn Du das einmal vernünftig ausprobieren möchtest, kommst Du um eine gute Vakuumpumpe nicht herum (ölgeschmierte Drehschieberpumpe). Damit kannst Du Dich dann in die Technologie der Vakuuminfusion einfuchsen, dann wird ein Schuh draus. Die Grundsätze hast Du ja bereits verstanden.
 
Hallo !
Ich könnte mir vorstellen, dass es funktioniert, wenn man anstelle von Wasser ein anderes Mittel verwendet. Es gibt/gab mal die Technik, hydraulisch mit Ölsäcken Prototypenkarosserieteile über Positive zu Formen. So etwas geht im kleinen Maßstab vielleicht auch mit Sandsäcken, die sich an die Kontur anlegen und dann noch weiter beschwert werden. Oder doch elastischer Wassersack, aber stabilisiert in einem an einer Seite offenen Kasten, und dann Druck drauf geben. Die Form wird an die Offene Kastenseite angeflanscht. Du brauchst ja eigentlich einen morphen Stempel, der möglichst genau die innenkontur annimmt. Mit dem Kasten kannst du den Preßdruck auch durch Zwingen oder Gewichte erzeugen. Dadurch, dass Flüssigkeiten im großen und ganzen nicht kompressibel sind wird der mechanische Druck gut weitergegeben. Du könntest sogar einen kleinen Preßkolben in den Kasten bauen, um eine hydraulische Untersetzung zu erreichen. Als elastischer Sack reicht da auch eine Membran. Da ist man aber so langsam an dem Punkt, wo eine Vakuumpumpe einfacher und kleiner ist. Die Temperatur muss m.e. nur am anfang da sein, da kann man, wenn alles durchflossen ist einfach abkühlen lassen.
Überschüssiges Harz würde ich versuchen, mit Vlies über Abreißgewebe in den Griff zu bekommen.
Ein Silikonstempel ist auch eine Option.
Was aber wirklich wichtig wäre, ist dass du Informationen gibst, um was für ein Teil es sich konkret handelt, damit man eine gute Lösung finden kann.
Viele Grüße, Sebastian
 
wo eine Vakuumpumpe einfacher und kleiner ist
Aber Sebastian....
hier ist nicht Business, sondern Modellbau!
1. Grundgesetz des Modellbaus: maximaler Aufwand für minimales Ergebnis.

Wie wäre es denn, die errechnete Harzmenge unten in einen Sack, dann von oben langsam die Form mit dem Glas hineintauchen. Zeitgleich das Ganze langsam in eine Wanne mit Quecksilber eintauchen.
Voilà, maximale Pressung...

Weiterfantasieren
Andreas
 
Um was für ein Bauteil geht es denn hier überhaupt konkret?
Was aber wirklich wichtig wäre, ist dass du Informationen gibst, um was für ein Teil es sich konkret handelt, damit man eine gute Lösung finden kann.
Hier konkret um Sohlen für meine Fahrradschuhe. Es geht darum, möglichst wenig Harz zu verwenden und möglichst viel Carbonfasern, wegen der Wärmeableitung. Carbon leitet besser Wärme als Epoxidharz. (Mittlerweile denke ich aber über zurechtgehauene Metallsohlen nach.)

Aber allgemein interessiere ich mich für Vakuuminfusion oder -kompression, weil das ein optimales Verhältnis zw. Fasern und Harz ergibt, die Bauteile stabiler sind, die Oberfläche ohne Nachbearbeitung perfekt wird.
Was mir nicht an Vakuumtechnik gefällt:
- Ich hab keine Erfahrung damit, aber von Videos hab ich bislang den Eindruck gewonnen, dass die Pumpe so lange läuft, bis das Harz ausgehärtet ist. Stromverbrauch von den Pumpen ist auch 150 W.
- Der Preis für eine Pumpe. So bei 600 € bei HP Textiles. Ich könnte mir vorstellen, dass Pumpen von Ebay für unter 100 € die Aufgabe nicht genauso gut erfüllen können.

Wenn Du das einmal vernünftig ausprobieren möchtest, kommst Du um eine gute Vakuumpumpe nicht herum (ölgeschmierte Drehschieberpumpe).
In einem Video hat jemand behauptet, dass ölgeschmierte Pumpen Mist sind, weil sich ein Ölnebel im Raum verteilt?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du das Wasser mindestens 24 h über 20 °C temperiert halten kannst.
Kein Thema im Sommer.
Ich hab auch mal einen vollen Wassereimer als Temperkammer benutzt. Eine durchsichtige und eine schwarze Folie rum ging dann bis 54 °C.
Ja, ich bin knausrig.

So etwas geht im kleinen Maßstab vielleicht auch mit Sandsäcken, die sich an die Kontur anlegen und dann noch weiter beschwert werden.
Gute Idee, aber Sand wiegt auch nur 1,5 t je m3.
Oder einfach das Auto darauf parken....
Problem ist, dass der Druck nicht von allen Seiten wirkt.

Noch eine andere Idee:
Bauteil in einer Tüte mit so wenig wie möglich Luft verschweißen. Dann in einen Druckbehälter. Fahrradpumpe ran und auf 6 bar aufpumpen.
Was würde passieren? Der Rest Luft in der Tüte würde komprimiert werden. Würde er sich ins Harz drücken?
 

Gideon

Vereinsmitglied
Ein Stempel aus additionsvernetzten Abformsilikonen ist hier in der Tat die Lösung. Da Silikon inkompressibel ist, verteilt sich der Druck absolut gleichmäßig in alle Richtungen. Ich habe bislang nur mit dieser Methodik wirklich hohe Faservolumenanteile zu Stande gebracht. Das Laminat klang metallisch blechern.

Im professionellen Einsatz werden nur ölgeschmierte Drehschieberpumpen verwendet, da nur diese eine hohe Literleistung kombiniert mit geringen Restdrücken schaffen. Natürlich haben die einen integrierten Ölsammler, um nicht die Abluft mit Öl zu kontaminieren. Vakuumpumpen stehen allerdings in der Regel in einem anderen Raum, der Lautstärke wegen.
 

jduggen

User
Moin Zusammen,

ich habe vor ein paar Jahren auch mit Infusion angefangen, mit einer "billig" Pumpe aus Italien. Ein paar Infos siehe


Das mit dem Ölnebel habe ich mit einem Schlauch aus dem Fenster gelöst, im geschlossenen Raum sonst keine gute Idee. Lautstärke ist dabei kein Thema, brummt nett vor sich hin.

Bei Fragen.... fragen

Jörg
 

Gideon

Vereinsmitglied
Das ist ein sehr interessantes Verfahren: https://www.lrg.tum.de/lcc/oeffentl...duktion-faserverstaerkter-kunststoffbauteile/

Kein Thema im Sommer.
Ich hab auch mal einen vollen Wassereimer als Temperkammer benutzt. Eine durchsichtige und eine schwarze Folie rum ging dann bis 54 °C.
Ja, ich bin knausrig.

Die Sonne scheint aber nicht 24 h oder länger, und hochreaktive Harzsysteme sind meist nicht ausreichend niedrigviskos, sodass sich die Katze hier in den Schwanz beißt.
 
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