Lautstärke temperaturabhängig?

Eine Frage an die Akustik-Spezies:

Modelle werden bei uns in einem Abstand von 7m gemessen.
1m über dem Boden mal von links und dann von rechts.

Aus diesen beiden Messungen wird der Mittelwert genommen und als Lautstärke ins Messprotokoll eingetragen.
Als dBA-Wert.

Soweit hoffe ich richtig, oder?

Nun hat Schall ja bekanntlich eine unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeit, die von der Temperatur abhängt.

Hat dies auch einen Einfluss auf den zu messenden Schallpegel in 7m Entfernung?

Oder anders gefragt:
Dürfen es bei 10°C auch 8m Messabstand sein und bei 30° dafür nur noch 6m?

Gibt es da Tabellen oder liege ich da schief?

Danke und Gruss
Mike
 

Armageddon

Vereinsmitglied
Hallo Highlander,

die Schallgeschwindigkeit hat prinzipiell nichts mit der Lautstärke zu tun. Entscheidend ist hier das Dämpfungsmaß, welches tatsächlich abhängig von der Dichte (welche Temperaturabhängig ist) und auch der Luftfeuchtigkeit ist. Der Einfluß dürfte allerdings mit unseren Meßgeräten vernachlässigbar klein sein. Viel wesentlicher ist die normale Freiraumdämpfung, welche einfach nur die Gesamtschallenergie auf eine Kugeloberfläche verteilt, d.h. der Schallpegel ist ohne Zusatzdämpfung bei der doppelten Entfernung nur noch ein viertel so groß, da die Kugeloberfläche quadratisch zum Radius steigt. Und dabei gehts eben nur um die geometrischen Abmessungen. "Atmosphärische" Einflüsse spielen hierfür keine Rolle.

Höhere Frequenzen werden von der Zusatzdämpfung übrigens stärker bedämpft als tiefere, weshalb für Turbinen (höhere Frequenz) auch eine Imissionsmessung die für Modellbauer günstigere und auch realistischere Alternative darstellt.

Ich hoffe, daß es hilft und allgemein verständlich geschrieben ist.

Gruß Kai
 

Arno Wetzel

Moderator
Teammitglied
Hallo Mike!

Wenn ich manchmal so sehe, wie auf Modellplätzen Schallmessungen durchgeführt werden , krieg´ich ne Krise! :rolleyes:

Es fängt schon damit an, dass sich ein mitunter noch wohlgenährter Flugleiter in 7 m Abstand postiert und sich das Messgerät vor den Bauch hält.
Solche und viele andere Umstände führen zu Fehlmessungen und das auch noch zum Nachteil der Piloten.

Kai hat es ja schon sehr ausführlich und verständlich dargestellt. Temperatur, Dichte und Feuchte der Luft sind dagegen für unsere Messergebnisse vernachlässigbar.
 
Hallo Arno,

nicht das ich mich direkt angesprochen fuehle aber aus reiner Neugier wie wuerdest Du denn die Schallmessung durchfuehren? Irgendeiner muss sich doch in 7 m Entfernung hinstellen und das Messgeraet ablesen, oder? Wie gesagt reine neugier wie es bei euch gemacht wird. :D
 

Arno Wetzel

Moderator
Teammitglied
Hallo Holger!

Recht hast du, die Antwort bin ich schuldig geblieben. Das Problemkind heisst: Schallreflektion!

So sollte es gemacht werden:

1. Hochwertige Schallmessgeräte sind teuer, so ab Eur 1000,- aufwärts. Für unsere Messungen reicht auch eine etwas einfache Ausführung aus. Man sollte bei den Messgeräten darauf achten, dass sie am Mikro spitz zulaufen. Conrad und ELV haben entsprechende Geräte zu günstigen Preisen im Programm.

2. Das Messgerät niemals vor dem Körper halten. Vom Körper wird der Schall reflektiert und verfälscht das Messergebnis teilweise erheblich. Je dicker der o.g. Flugleiter, desto höher die Reflektion. ;)
Das Messgerät gehört auf ein Photostativ , dem man sich zur Messachse seitlich nähert, um die Werte abzulesen. Also, niemals dahinter stellen!
Grundsätzlich werden Schalldruckpegel für unsere Messungen A-bewertet. Dementsprechend muss das Messgerät den gemessenen Schalldruck in dB(A) angeben.

3. Es sollte einiger Maßen windstill sein, bei starkem Wind braucht man das Messgerät garnicht erst auszupacken.

4. Es muss ein ausreichendes Freifeld vorhanden sein. Ich hab´schon gesehen, dass Messungen vor Hecken, hochstehenden Maisfeldern oder gar vor dem Vereinshaus durchgeführt wurden. Die Messachse sollte am Besten mitten auf dem Platz in Start-/Landerichtung liegen, hier hat man ein genügend grosses Freifeld.

5. Nicht auf gefrorenen Boden messen (Nachteil für den Piloten, da hohe Reflektion und wenig Dämpfung) oder im Schnee (Vorteil für den Piloten, da wenig Reflektion und hohe Dämpfung).

6. Es versteht sich von selbst, dass sich bei Messungen kein weiteres Modell in der Luft befindet und keine Einstellarbeiten an laufenden Motoren im Vorbereitungsraum durchgeführt werden. Auch das habe ich schon gesehen.
 
Danke Arno.

Einige Sachen habe ich schon gewusst aber das der Koerper hinter dem Messgeraet die Messung beeinflusst wusste ich noch nicht. Das z.B. eine Menschentraube (man muss ja schliesslich alles mit eigenen Augen und live sehen :eek: ) um das Messgerate herum die Messung negativ beeinflusst war mir bekannt.

Die Loesung mit dem Stativ und seitlich naehern kingt gut.
 
Vielen Dank an alle für die ausführlichen Antworten.

Conrad Schätzeisen mit spitz zulaufendem Mikro haben wir :)
Wir messen nach "Auge" die momentante Displayanzeige, weil der speicherbare max. Wert wirklich durch alles verfälscht werden kann.
(Husten, Wind, sogar das Anfassen des Messgerätes kann 90dBA betragen)

Das mit dem seitlich ablesen, war mir neu.

dBA - is klar > bei dBC hätten wir keine Chance überhaupt noch Flugbetrieb durchzuführen. (79dbA -Limit)

Ich dachte immer der gestreckte Arm wäre ausreichend um die Reflektion vom Körper zu kompensieren.
Wir probieren das mit dem Stativ mal.
Oder dem Besenstiel, weil der ist immer am Flugplatz.

Gruss
Mike
 

fb0816

User
Original erstellt von Highlander:
Eine Frage an die Akustik-Spezies:
...
Aus diesen beiden Messungen wird der Mittelwert genommen und als Lautstärke ins Messprotokoll eingetragen.
Als dBA-Wert.

Soweit hoffe ich richtig, oder?
Danke und Gruss
Mike
Hallo Mike,
In der "Messvorschrift" steht nur: Schallpegel 90° seitlich zum "Modell" messen.

Also reicht es, wenn Du den "keineren" der beiden Meßwerte nimmst. Mittelwert wäre nicht "richtig"!

[ 18. April 2002, 19:59: Beitrag editiert von: Dieter F. Heinlin ]
 
Hallo Dieter,
ist das wirklich war?

Das wäre super für uns.
Die Seite, wo der Schalli rausragt ist meist um 1,5 dB beim Messen lauter.
Die 79dB sind wirklich nur schwer zu erreichen mit unserer bisherigen "Mittelwertsmessung".
Ab 15ccm wirds so gut wie unmöglich.
Die kleinen Schreihalse um die 2,5ccm sind dagegen fürs Ohr unerträglich, aber das Messgerät zeigt nur 77dBA trotz Standarddämpfer.

Wo kann man das nachlesen, damits auch der Vorstand ;) glaubt?

Gruss
Mike

[ 19. April 2002, 16:48: Beitrag editiert von: Highlander ]
 

fb0816

User
Original erstellt von Highlander:
Hallo Dieter,
ist das wirklich war?
Wo kann man das nachlesen, damits auch der Vorstand ;) glaubt?
Gruss
Mike
Hallo nochmal,
Ja es ist WAHR!
Messgeräteaufstellung: 90° zur Ausstoßrichtung des Auspuffs, 7 m Abstand, Höhe 1 m über Grund!

Machzulesen z.B. auf Seite 34 in einem Heft "Luftrecht für Modellflieger" von Graupner.

[ 19. April 2002, 17:28: Beitrag editiert von: Dieter F. Heinlin ]
 
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