Bertram Radelow
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So, nach einem ausgedehnten Flug möchte ich einiges zum Leprechaun schreiben. Ich wollte ihn ja als Stratosphären-Thermikmodell und hatte deswegen etliche Fragen. Vorab: wie erwähnt habe ich die Spannweite um 50cm durch je zwei zusätzliche Rippenfelder ausserhalb von Rippe drei vergrössert. Das Fluggewicht ist dadurch und durch etliche Verstärkungen auf 3600g gestiegen, was einem Original-Leprechaun mit 2900g entspricht. Die Flächenbelastung ist gleich geblieben.
Querruder nötig? JAA!
normalerweise braucht so ein Möbel mit soviel Dihedral (V-Winkel) absolut keine Querruder. Das gilt aber nur für den Normalflug in ruhiger Luft...
geringe Flächenbelastung - vermutlich denkt man an RES-Modelle und glaubt er braucht eine "Bremse"?
meine Erfahrung hat gezeigt, dass man mit "5000mAh * Zellenzahl (diese ist Gewicht in kg)" bei Windstille etwa eine Stunde herumcruisen kann. Der L. hat ja eine zu kurze Schnauze, deswegen habe ich das Blei durch noch mehr Kapazität ersetzt: mit 3s8000 (genaugenommen 2p3s4000).
Antrieb?
Mein Antrieb ist ein powerREX 420/1100, der so mit einer AeCC 12,5x6,5 an 3s8000 exakt die dauerhaft erlaubten 55A zieht. Allerdings ist die Strahlgeschwindigkeit noch viiieeel zu hoch - ich habe einen Satz verschiedene negativ verwinkelte Mittelstücke und Klapplatten von Aeronaut bestellt, um überhaupt so flache Propeller (16x4 oder so) zu erreichen. Ich werde berichten.
Ist das Seitenruder gross genug? NEIN
Selbst beim Original-Leprechaun würde ich das SR vergrössern. Bei einem dermassen grossen Dihedral sind die QR für den Kurvenflug ziemlich wirkungslos! Richtig wendig wird der L. nur (wegen des Schieberollmoments) mit einem gewaltigen SR. Wegen der ungewöhnlich niedrigen Fluggeschwindigkeit muss es grösser sein als man es gewohnt ist. Mit dem Baukastenmaterial könnte man relativ einfach ein "gedämpftes" Seitenruder wie z.B. beim Graupner Cumulus 2800 bauen - den fliege ich selber, und der ist wendig wie es sich die heutigen 3-Achs-Piloten kaum vorstellen können.
Bei meinem 3,2m-L. geht es noch mit der Kurvenwendigkeit. Er fliegt sich wie ein 6m-Segler, aber einfach mit 4-facher Zeitlupe.
Muss man was am Bauplan ändern? HMM....
Es hilft, wenn man in seinem Pilotenleben schon 20 Holzmodelle zerbröselt hat. Ich will nicht auf Details eingehen, aber eines sollte man doch beachten: Der L. fliegt ja nicht nur, sondern sein Besitzer will ihn ja auch zusammenstecken, starten, und nach der Landung auch wieder auseinandernehmen. Und dazu muss man den L. anfassen... Dazu gibt es ja im BK (V.2) reichlich überflüssige 10x10 Balsaleisten. Damit kann man gerade oder den Kurven entsprechende Leistenpakete einbauen bei:
Würde ich den Leprechaun wieder bauen? Im Prinzip JA!
Also wenn er jetzt kaputt ginge oder - was ihm eher bevorstünde - ins Nachbartal geblasen würde, würde ich ihn wohl nicht neu bauen. Aber ich bin trotzdem froh ihn gehabt zu haben - ääh im Moment habe ich ihn ja zu meinem Glück immer noch. Morgen muss er wieder ran...
Normalerweise erlebt man ja die Schiene Anfängermodelle aus Balsa oder EPP und dann alles mögliche in besserer Rippe, dann GFK und immer grösser oder schneller, und fliegt alles irgendwie fast schon im Schlaf. Aus diesem wird man nur durch Extreme geweckt: das erste Mal mit einem wesentlichen grösseren Modell (bei mir mein Einstieg in die 4m-Segler), mit einer Flächenbelastung von 100g/dm² (DS-Diva), mit einer Granate (Swift/Stingray) ohne Dihedral (habe ich übersprungen) - und dann kommen 1,4m² Tragfläche mit für diese Grösse absurd niedrigen 25g/dm² daher... Nach so vielen Jahren fast schlafwandlerischem Fliegen wurde ich das erste Mal wieder gezwungen, mich mit vielen Aspekten der Flugmechanik ernsthaft auseinanderzusetzen und viele Aspekte des realen Modells mit meinen Wünschen abzugleichen.
Provisorisch sieht meine Erkenntnis aus dem allen so aus:
LG Bertram
P.S.: warum ich ihn gebaut habe? Deswegen:
heute, bei einem wunderbaren Zweistundenflug etwa 1200m über dem Startplatz in Davos (1600m). In Horizontmitte der Weissfluhgipfel, links die Parsennbahn zum Weissfluhjoch, rechts das Meierhoftal mit dem Skilift (das alles sozusagen nur der Anfang des sich noch weit nach hinten links und rechts erstreckenden Parsenn-Skigebiets).
Hinten links das Berner Oberland mit Finsteraarhorn usw., rechts der höchste ist die Schesaplana (die man bei Föhn übrigens von München aus sehen kann -200km entfernt)
Hier sieht man rechts die Parsennbahn von der anderen Seite - etwa 2.5km entfernt vom Aufnahmeort des vorherigen Bildes. Mehr "Fliegen" kann ich mir kaum vorstellen und mehr wollte ich auch nicht (gut, über die Höhe sprechen wir noch...)
Querruder nötig? JAA!
normalerweise braucht so ein Möbel mit soviel Dihedral (V-Winkel) absolut keine Querruder. Das gilt aber nur für den Normalflug in ruhiger Luft...
- Heute in Thermik mit bis 5m/sec hat es den L. teils dermassen zur Seite geworfen, dass QR schon sehr angenehm waren. Ohne QR hätte er diese Attacken sicher auch überlebt, wäre aber 150° in die andere Richtung geflogen oder so.
- Der L. zeigt seitliche Thermik wunderbar mit Heben der Flächenspitze an. Mit QR kann man sofort gegenhalten und zur Thermik kurven.
- Mit QR ist der L. ein absolutes Traummodell für Seitengleitflüge!!: SR voll links, QR ziemlich rechts und soweit einstellen, dass der L. fliegt wie ein Schluck Wasser in der Kurve, aber ungefähr gerade aus... Und jetzt Tiefe geben... und Kurs korrigieren mit SR oder QR - also dem Ruder das nicht auf Anschlag steht. Ein paar Mal üben und man fragt sich, wieso man jemals Bremsklappen oder Butterfly gebraucht hat... (die Frage ist falsch: Seitengleitflug geht nur gut mit gewaltiger Rumpfseitenfläche - und die hat der L. ja nun mal wie kein zweiter...)
- Wenn man sich das nicht traut, kann man ihn auch "bremsen" wie unten beschrieben.
geringe Flächenbelastung - vermutlich denkt man an RES-Modelle und glaubt er braucht eine "Bremse"?
- Hochgedrehte QR helfen sehr gut beim Landen. Da der L. ohnehin ständig weit unterhalb der Landegeschwindigkeit anderer normaler Segler fliegt, braucht er ja keine "Bremse", nur etwas, was ihn nach unten zwingt - und dafür sind QR 45° hoch und HR etwas tief perfekt.
meine Erfahrung hat gezeigt, dass man mit "5000mAh * Zellenzahl (diese ist Gewicht in kg)" bei Windstille etwa eine Stunde herumcruisen kann. Der L. hat ja eine zu kurze Schnauze, deswegen habe ich das Blei durch noch mehr Kapazität ersetzt: mit 3s8000 (genaugenommen 2p3s4000).
Antrieb?
Mein Antrieb ist ein powerREX 420/1100, der so mit einer AeCC 12,5x6,5 an 3s8000 exakt die dauerhaft erlaubten 55A zieht. Allerdings ist die Strahlgeschwindigkeit noch viiieeel zu hoch - ich habe einen Satz verschiedene negativ verwinkelte Mittelstücke und Klapplatten von Aeronaut bestellt, um überhaupt so flache Propeller (16x4 oder so) zu erreichen. Ich werde berichten.
Ist das Seitenruder gross genug? NEIN
Selbst beim Original-Leprechaun würde ich das SR vergrössern. Bei einem dermassen grossen Dihedral sind die QR für den Kurvenflug ziemlich wirkungslos! Richtig wendig wird der L. nur (wegen des Schieberollmoments) mit einem gewaltigen SR. Wegen der ungewöhnlich niedrigen Fluggeschwindigkeit muss es grösser sein als man es gewohnt ist. Mit dem Baukastenmaterial könnte man relativ einfach ein "gedämpftes" Seitenruder wie z.B. beim Graupner Cumulus 2800 bauen - den fliege ich selber, und der ist wendig wie es sich die heutigen 3-Achs-Piloten kaum vorstellen können.
Bei meinem 3,2m-L. geht es noch mit der Kurvenwendigkeit. Er fliegt sich wie ein 6m-Segler, aber einfach mit 4-facher Zeitlupe.
Muss man was am Bauplan ändern? HMM....
Es hilft, wenn man in seinem Pilotenleben schon 20 Holzmodelle zerbröselt hat. Ich will nicht auf Details eingehen, aber eines sollte man doch beachten: Der L. fliegt ja nicht nur, sondern sein Besitzer will ihn ja auch zusammenstecken, starten, und nach der Landung auch wieder auseinandernehmen. Und dazu muss man den L. anfassen... Dazu gibt es ja im BK (V.2) reichlich überflüssige 10x10 Balsaleisten. Damit kann man gerade oder den Kurven entsprechende Leistenpakete einbauen bei:
- Anfasszone am Rumpf unterhalb des SP, leicht nach hinten (habe ich gemacht)
- Anfasszone an den TF zwischen Wurzelrippe und erster Rippe, unter der geamten Beplankung, oben und unten (habe ich gemacht)
- Anfasszone an den TF etwa bei QR-Anfang, wie oben (habe ich leider nicht gemacht)
- Anfasszone an den TF-Enden: es reicht, neben dem Holm noch je 2x10mm Balsa parallel zu montieren, hilft beim Abziehen (habe ich leider nicht gemacht)
Würde ich den Leprechaun wieder bauen? Im Prinzip JA!
Also wenn er jetzt kaputt ginge oder - was ihm eher bevorstünde - ins Nachbartal geblasen würde, würde ich ihn wohl nicht neu bauen. Aber ich bin trotzdem froh ihn gehabt zu haben - ääh im Moment habe ich ihn ja zu meinem Glück immer noch. Morgen muss er wieder ran...
Normalerweise erlebt man ja die Schiene Anfängermodelle aus Balsa oder EPP und dann alles mögliche in besserer Rippe, dann GFK und immer grösser oder schneller, und fliegt alles irgendwie fast schon im Schlaf. Aus diesem wird man nur durch Extreme geweckt: das erste Mal mit einem wesentlichen grösseren Modell (bei mir mein Einstieg in die 4m-Segler), mit einer Flächenbelastung von 100g/dm² (DS-Diva), mit einer Granate (Swift/Stingray) ohne Dihedral (habe ich übersprungen) - und dann kommen 1,4m² Tragfläche mit für diese Grösse absurd niedrigen 25g/dm² daher... Nach so vielen Jahren fast schlafwandlerischem Fliegen wurde ich das erste Mal wieder gezwungen, mich mit vielen Aspekten der Flugmechanik ernsthaft auseinanderzusetzen und viele Aspekte des realen Modells mit meinen Wünschen abzugleichen.
Provisorisch sieht meine Erkenntnis aus dem allen so aus:
- Flächengeometrie gleich wie mein etwas vergrösserter L., mit etwas weniger Wölbung (warum nicht Clark-Y?), mit QR, und (wenig) stabiler gebaut, gleiches Dihedral
- HR 25% kleiner (wg. weniger gewölbtem Profil), SR 25% grösser
- Rumpf mit schöner runder glatter Keule mit bequemem Platz für RC und 3s8000- oder 5s5000-Brikett und Besenstiel-Heckausleger
- Gewicht gleich (also 25g/dm²)
LG Bertram
P.S.: warum ich ihn gebaut habe? Deswegen:
heute, bei einem wunderbaren Zweistundenflug etwa 1200m über dem Startplatz in Davos (1600m). In Horizontmitte der Weissfluhgipfel, links die Parsennbahn zum Weissfluhjoch, rechts das Meierhoftal mit dem Skilift (das alles sozusagen nur der Anfang des sich noch weit nach hinten links und rechts erstreckenden Parsenn-Skigebiets).
Hinten links das Berner Oberland mit Finsteraarhorn usw., rechts der höchste ist die Schesaplana (die man bei Föhn übrigens von München aus sehen kann -200km entfernt)
Hier sieht man rechts die Parsennbahn von der anderen Seite - etwa 2.5km entfernt vom Aufnahmeort des vorherigen Bildes. Mehr "Fliegen" kann ich mir kaum vorstellen und mehr wollte ich auch nicht (gut, über die Höhe sprechen wir noch...)
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