Lipo Tiefentladen - Retten mit NiCd Programm?

hey Leute,

heute wollte mein Sohn sein Boot fahren lasen und ich sollte den Akku laden. Tja der hing den ganzen Winter am Regler angeschlossen - und hat noch 0.2 V. Also ganz konkret ists ein 2s 5200mAh Lipo. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich froh, dass das Haus meines Vaters überhaupt noch steht aber frage mich was tun. Ich hatte gerade schon vor ihn zum Recyclinghof zu bringen, da hat mein Nachbar gemeint, dass man den noch retten könne, wenn man ihn mit dem NiCd Programm ganz langsam bis auf eben ca. 3 Volt je Zelle laden würde.

Also ich bin immer gerne für Experimente zu haben aber habe auch keine Lust die Hütte abzufackeln und wenn dann würde das eh bloß unter nem Blumentopf in der Einfahrt laufen. Jetzt habe ich vorher rumgemacht und festgestellt, dass das durchaus oft vorgeschlagen wird. ABER hat das wirklich schon mal jemand probiert? Wenn ja welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

vg stefan
 
So eine Aktion hat bei mir und bei Vereinskollegen schon oft funktioniert. Oft ist aber auch -etwas überspitzt ausgedrückt- das Ding in die Luft gegangen bzw. hat zu brennen begonnen.
Alles in allem ist das Retten eines Lipos mit dem NiCd programm sehr gefährlich. Wenn überhaupt würde ich den Akku, wie Du bereits erwähnt hast, nur im Freien in einem Tongefäß laden. Vorher (!) bereitgestellte Löschmittel schaden nie!
Auch bei zukünfiger Verwendung bzw. bei zukünftigen Ladevorgängen des Akkus wäre ich vorsichtig.

LG Raphael
 

justme

User
Ich habe einzelne Zellen auch schon aus dem Null-Bereich herausgeholt. Die habe ich einfach direkt an ein Netzteil gehängt (ähnlich NiCd Ladeprogramm) und sie dann geladen bis sie ca. 3V hatten und vom LiPO-Ladegeröt reibungslos erkannt wurden. Der hat dann den Rest gemacht. So eine Zelle ist dann immer nochmal gut für eine Weile.

Ich denke nicht, dass Brandgefahr von einem LiPos ausgeht der einfach angesteckt bleibt und tiefentladen wird.
 

maddyn

User
hi
lass den blumentopf weg gibt nur dreck wenn was schiefgeht

lade aber nur mit wenig a
es reichen 0,5a und nicht lange am stück, viel braucht es meist nich bis der lipo wieder erkannt wird

alternativ wenn der lipo noch nicht zu leer ist, kannst auch im lipo programm laden ohne balancer
 

turbod

User
So ein Akku kostet um die € 30,00.
Lohnt es sich, dafür Risiken einzugehen, die man nicht abschätzen kann?
Insbesondere, wenn auch noch Kinder betroffen sein können?
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kann *frisch tiefentladene* Li-Akkus schon mit der Konstantstrom-Methode wieder hochholen. Ob sie danach aber noch Leistung bringen, ist sehr individuell. Nach einem ganzen Winter kann man sich die Mühe vermutlich aber sparen. Ausprobieren hilft.
 
Moin,

Welche Risiken?
Akku mit NiCd Laden bis die Spannung der Zellen über 3 Volt sind mit Lipoproramm weiter laden. Anständigen Balance verwenden und dabei bleiben. Das der Akku nicht mehr seine volle Power entwickeln wird sollte klar sein. Wenn der Akku im Boot verwendet wird kann ja eh nicht passieren, schwimmt ja schon im Löschwasser und das Boot wird ja keinem auf dem Kopf fallen wie ein Flieger.

LG Michael
 

BZFrank

User
Moin,

Welche Risiken?

https://www.elektromodellflug.de/lithium-akku-technologie.php - Seite 71

TL; DR: (Über)tiefentladung ist keine gute Idee, denn

- unter ca. 2V/Zelle löst sich der Kupferableiter langsam auf und das Kupfer bildet Dendriten in der Zelle - auch ggfs. quer durch den Separator. Bei einem späterm Wiederaufladen kann es zu einem Kurzschluss mit Thermal Runaway kommen. (Siehe PDF oben Seite 41) Diese Beschädigung ist der Zelle nicht direkt anzusehen, ausser einer leicht erhöhten Selbstentladerate. Es dauert je nach Temperatur meist eine Weile (Stunden/Tage) bis das passiert, aber das ist auch das Problem - man weiss nicht genau wann es einsetzt.

- ebenfalls wird der mechanische Stress in den Elektroden durch Lithum(de-)interkalation hoch, so dass Risse darin auftreten können. Das zerstört die Zelle nicht sofort, schadet aber ihrer Leistungsfähigkeit, sowohl was Innenwiderstand als auch Kapazität angeht. Ebenso ist die weitere Zelllebensdauer oft stark eingeschränkt, da sich Folgeschäden einstellen - die Zelle "hält nicht mehr lange". Das ist auch der Haupteffekt den der Normalanwender spürt.

- ebenfalls kommt es u.U. bei noch tieferen Spannungen (< 1V/Zelle) durch Destabilisierung der Zellchemie zu Gasentwicklung, es kann sogar dabei durch Kathodenzerfall freier Sauerstoff freigesetzt werden. Die Zelle kann sich - je nach Zusammensetzung der Zellchemie - im weiteren bis zum Platzen aufblähen.

Falls elektrochemische Details interessieren: https://iopscience.iop.org/article/10.1149/1945-7111/ab697a

Zu der Frage im Threadtitel: Ich kann es nicht empfehlen. Wenn dann nur bei Akkus die nur sehr kurze Zeit Tiefentladung erfahren haben, also wenn man nach der Landung erkennt, dass man sie "leergenudelt" hat weil der Regler nicht abgeschaltet hat - sofort an den Lader und wieder auf > 3.7V/Zelle bringen, je kürzer der Zeitraum der Tiefentladung desto besser. Und zwar das ganze im Freien, unter Aufsicht und so das ein Akkubrand keine Folgeschäden produzieren kann. Selbst wenn das klappt würde ich den Akku als möglichen Problemfall ansehen, wie einer der eine mechanische Beschädigung aufweist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Frank,

sorry das ich meinen Beitrag gelöscht habe.

Ja kann alles passieren, kann aber auch nicht.
Unter Beaufsichtigung laden, sollte auch heißen das man den Stecker zieht wenn der Akku dick wird.
Habe das so schon gemacht und der Akku hat noch 2 Jahre seinen Dienst versehen.
Nach eine Absturz kann man die komplette RC Anlage entsorgen, oder Sie zur Überprüfung an den Hersteller einsenden oder nach Funktiionsprüfung weiter verwenden. Jeder wie er möchte.

LG
Michael
 

turbod

User
@ justme

Was für ein Problem hast du?

Ich bin davon ausgegangen, dass die Fakten, die BZFrank aufgeführt hat, allgemein bekannt sind.
Dieser Akku stellt ein vermeidbares Risiko dar.

Im Boot meines Sohnes würde ich jedenfalls keinen fehlbehandelten Akku einsetzen.
Diese Auffassung soll eine Provokation sein?

Ohne Worte ...
 

Dieter B

User
. Selbst wenn das klappt würde ich den Akku als möglichen Problemfall ansehen, wie einer der eine mechanische Beschädigung aufweist.
Angenommen es klappt und der Akku ist nach einem solchen Vorgang nicht aufgebläht. Gibt es dann irgend eine Kontrolle, einen Hinweis ob eine Schädigung aufgetreten ist?
 
So wie ich das verstanden habe, geht die ganze Diskussion darum, dass sich im inneren Nadeln aus Kupfer bilden könnten.. und das wiederum kann man nicht messen..
As los mir ist das Risiko zu hoch.. wenn es nur um mögliche Zwischenfälle beim Landeversuch ginge, wäre es ja kein allzu großes Problem aber ne Art Zeitbombe mit völlig unklaren Bedingungen im Schrank liegen haben ist mir zu heiß .. stell dir vor so n Ding raucht ab , wenn du gerade im Urlaub bist..
Was ich mir überlegt habe ist, war das ganze zu probieren und vor dem nächsten Urlaub das Ding entsorgen und bis dahin nur unter nem Blumentopf auf der Veranda lagern.. mein Sohn und meine Frau waren dagegen und als es dann so n Akku noch zum viertelten Preis gab...
 

BZFrank

User
Oft zeugen Spannungssprünge in der CC-Phase beim Aufladen ("Spannungsrauschen") und verstärkte Selbstentladung von internen Schäden, sowie auch verstärkte Erwärmung von defekten Zellen.

Aber: Eine einfache passive Überwachung kann einen Schaden in der Zelle häufig erst erkennen, wenn es zu spät ist einzugreifen. Sobald eine signifikante Spannungsänderung oder Eigenerwärmung einer Zelle beobachtet wird, wird auch (ausreichend Ladung d.h. gespeicherte Energie in der Zelle vorausgesetzt) ein Thermal Runaway oft unvermeidlich. Die Dinge sind dann in Bewegung gesetzt:

Alle (uns Modellbauer zur Verfügung stehende) Spannungs oder Temperaturüberwachungstechniken stellen nur Symptome eines Zellversagens fest und zwar dann wenn sie kritisch werden und sind damit niemals sicher. Sobald so etwas registriert wird, sind wahrscheinlich bereits weitere irreversible interne Änderungen in der Zelle aufgetreten und erzeugen ein Kaskadenversagen. Dehalb "misshandelte" Akkus - wobei mechanische genauso wie elektrische Misshandlung zählt - besser immer GAU-sicher lagern und auch nur unter solchen sicheren Bedingungen wieder auflzuaden versuchen. Aber auch falls ein solcher Akku wieder in Betrieb genommen werden kann, er behält ein "Schadensgedächtnis" und man sollte sich ev. die gleiche Frage stellen wie Dirty Harry sie im ersten Film stellte: "Du fragst dich, ob heute dein Glückstag ist?" (und es das wert ist). Diese Frage kann aber nur jeder für sich beantworten.

Im professionellen Einsatz können Techniken wie EIS (Electrochemical Impedance Spectroscopy) sowie Ultraschalluntersuchungen eingesetzt werden, siehe z.b. https://iopscience.iop.org/article/10.1149/1945-7111/abb174/pdf
 
Zuletzt bearbeitet:

Dieter B

User
Danke, ich habe jetzt auch hier einiges dazu gefunden. Interessant, das sich da in den letzten Jahren wohl kaum etwas getan hat, oder?
 

BZFrank

User
Natürlich "tut sich etwas", siehe das Datum obiger verlinkten Studie und vieler anderer seitdem. Ob das allerdings aus dem Labor im Mainstream - und dann noch "unserem Modellbau-Mainstream" dazu noch - ankommt, steht wieder auf einem anderen Blatt.
 
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