Mü 13e - "Bergfalke"

Klein vs. groß

Knut Zink​


Zwei Videos zur Einstimmung --- Video "Klein" --- Video "Groß"

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Ich hatte gerade einen Bergfalken mit 5,73 m Spannweite von Schneider/Kufstein gebaut und erfolgreich per F-Schlepp eingeflogen. Eigentlich bin ich Hangflieger und muss immer etwa eine Stunde fahren, um zu einem F-Schlepp zu kommen. Ein Modell mit 12,5 kg per Hand am Hang zu starten – das traue ich mir dann doch nicht zu. Außer vielleicht, wenn ein sehr kräftiger Wind weht. Aber das war im Jahre 2014 absolut nicht der Fall. Entweder es regnete oder es war windstill.

Durch Zufall bin ich dann auf einen Frästeilesatz der Firma Flugwerft-Brendel für einen Bergfalken mit 3,20 m Spannweite gestoßen und dachte, dass dies doch genau das richtige Fluggerät für den Hang sein müsste.
Daher bestellte ich kurzerhand das Modell und wartete gespannt, was da angeliefert werden würde.

Es kam ein in drei handliche Teile zersägtes Sperrholzbrett mit den CNC-gefrästen Rippen, gefräste und bereits verputzt Rumpfspanten, ein „Bauplan“, eher ein Plott mit den Skizzen einer Flügelhälfte, einer Rumpfseitenansicht nebst Spantenabstandsplan und Umrissskizzen der Leitwerke. Auf einem freien Platz des Planes war der verkleinerte Rippenfräsplan abgebildet, mit dessen Hilfe ich die meisten Teile nach Nummern sortieren konnte. Schnittzeichnungen, Bautipps, Materialhinweise oder etwa eine Stückliste der noch zu kaufenden Materialien suchte ich vergebens.

Aber ich hatte ja schon Schlimmeres erlebt und so ging ich spontan ans Bauen. Ich fange fast immer mit den Leitwerken an, weil ich mich mit diesen verhältnismäßig kleinen Teilen am besten in die Gedanken des Konstrukteurs hinein versetzen kann.


Höhenleitwerk (HLW)

Auf dem Plan ist das HLW nur als Umriss gezeichnet. Keinerlei Hinweise und auch keine Frästeile. Auf e-Mail-Nachfrage bei Brendel hieß es, das HLW werde aus 6 mm Balsa gemacht! Aus Vollmaterial? Im Plan ist es aber 10 mm dick gezeichnet.

Ich habe dann Folgendes gemacht:
Die Dämpfungsfläche in Stäbchenbauweise aus 5x10 mm Balsaleisten erstellt und oben und unten mit 1,5 mm Balsa beplankt. Damit ist es 8 mm dick – in der Mitte beider Angaben.
Die Ruder habe ich mit einem Holm, Dreiecksrippen und einer Endleiste aus 3 mm Balsa erstellt. Beide Ruder sind mit einem Sperrholzholm verbunden und ich werde sie mit einem Ruderhorn über einen Bowdenzug von vorne anlenken.

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Seitenleitwerk (SLW)

Immerhin ist das SLW im Plan mit ein paar Rippen und einer Endleiste gezeichnet. Aber nur in der Vorderansicht, eine Schnittdarstellung gibt es nicht. Es wird auch nur der Spant 11 für die Dämpfungsfläche mitgeliefert. Die Abschlussleiste des Seitenruders habe ich aus 3 mm Sperrholz mit 0,8 mm Übermaß (die Dämpfungsfläche wird beidseitig mit 0,4 mm Sperrholz teilbeplankt) ausgesägt. Rippen und Form-Endleiste bestehen aus 3 mm Balsa.

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Zuletzt werden die Ruder noch mit meinen bewährten GfK-Laschen und einer 2 mm GfK-Stange im Bowdenzugrohr angelenkt. So sind alle Ruder abnehmbar und ich kann aus der überstehenden Beplankung sogar eine Art Hohlkehle machen.


Rumpf

Die Rumpfspanten werden mittels Spantenplan auf einer 5x5 mm Kiefernleiste (als Kiel) auf Füßchen in einem 5°-Winkel nach hinten geneigt aufgestellt. Zunächst habe ich die beiden mittleren Gurte (5x5 mm Kiefernleisten) eingeklebt, von Spant 5 und 6 aus nach hinten und erst zum Schluss in die vorderen Spanten, weil die Gurte in den ersten drei Spanten nach unten gebogen werden. Als der Weißleim trocken war, konnte ich die restlichen Gurte einkleben. Der Rumpfrücken hinter der Kabine wird bis zum HLW und der Rumpfvorderteil oben und seitlich mit 1 mm Sperrholz beplankt. Die schrägen Verstrebungen des gesamten Rumpfs wurden aus 3x3 mm Kiefernleisten nachgebildet und innen auf die 5x5 mm Gurte geklebt, damit die Bespannung nicht auf den schrägen Verstrebungen aufliegt. Sie werden aber im Gegenlicht durchscheinen und ein sehr scales Flugbild ergeben!

Erste Ungereimtheiten.
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Wenn man die Spanten auf ein Lineal stellt, dann würde der Rumpf hinter dem Flügel nach unten abfallen. Der mittlere Rumpfgurt geht stark nach unten. Das ist komisch, zumal im Plan der mittlere Gurt waagerecht gezeichnet ist.

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Wenn man die Spanten aber so hinlegt, dass der mittlere Rumpfgurt waagerecht liegt, dann hängen die Füßchen der Spanten in der Luft - sie müssten viel länger sein.
Meine erste Nachfrage ergab eine wenig befriedigende Antwort:" ... das müsste eigentlich stimmen ..."

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Hier sieht man, dass die Spanten zwar auf einer Linie liegen, die Linie aber, entgegen erster Vermutungen nicht 30°, sondern nur 5° nach hinten ansteigt.
Man muss die Spanten also um 5° nach hinten geneigt auf das Baubrett setzen. Setzte man sie rechtwinkelig auf, würden sie später zur Rumpfseele um 5° nach vorne geneigt stehen.

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Mit dieser Schablone habe ich die Spanten auf einer "Rumpfhelling" aus einer 5x5 mm Kiefernleiste aufgeklebt - 5° nach rechts geneigt.

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Spant 5 und 6 mit Messingrohren für die Flügelsteckung. Ich habe hinten und vorne einen 5 mm Stahldraht vorgesehen. Im Plan hatte der hintere einen Durchmesser von 4 mm.
Man muss unbedingt die erste Rippe, das ist nicht die Rumpfanschlussrippe, die es nicht als Frästeil gibt, draufstecken, wenn man die Spanten anklebt. Sonst passt das nie mehr.
Außerdem muss die Höhe der Rippen auf beiden Seiten genau abgemessen werden. Aber das ist ja sowieso klar.

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Damit es ganz klar wird, habe ich das Baubrett hier um 5° schräg gestellt. Damit stehen die Spanten senkrecht.

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Den Rumpfrücken von der Kabine bis zum HR beplanke ich mit 1 mm Sperrholz.
Das dürfte eine sehr gute Rumpfstabilität geben, zusätzlich zu den noch folgenden Schrägverstrebungen aus 3x3 mm Kiefernleisten.

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Das schräge Brett vorne an der Kabine musste ich selbst erstellen.

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Auf der Unterseite wird der Rumpf von der Nase bis hinter den Radkasten beplankt.

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Die SLW-Dämpfungsfläche ist hier mit 0,4 mm Sperrholzstreifen beplankt.

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Die bewährte Schleppkupplung aus 12 mm Alu-Rundstab, auf 9,5 mm aufgebohrt und mit einem 2 mm Stahldraht im Bowdenzugrohr.

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Die Nase wird aus 5 mm Balsastücken gemacht. In den Hohlraum habe ich 100 g Blei eingelegt.

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Die Rumpfnase ist gespachtelt und verschliffen. Nach Meinung von Experten sollte ich die überstehenden Gurte nicht abschneiden, sondern in die Nase hineinragen lassen.

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Anlenkungen für SR (mit Seilen) und HR (mit Bowdenzug).

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Einschlagmutter für HR-Befestigung.


Kabinenhaube

In diesem Stadium habe ich die Kabinenhaube mit Rahmen erstellt. Leider konnte mir H. Brendel nicht genau sagen, wo welche Teile hingehören. Nach einiger Überlegung habe ich zuerst ein Rumpfabschlussbrett vorne schräg aus 3 mm Sperrholz ausgesägt und den Kabinenausschnitt damit abgeschlossen. Dann konnte ich zwei Sperrholzbretter als Kabinenboden zusammenkleben und drei Rahmenteile aufsetzen (Folie darunter nicht vergessen). Die beiden gebogenen Rahmenteile rechts und links wurden dann freihand skizziert und aus 3 mm Flugzeugsperrholz ausgesägt. Somit kann ich die Haube spannungsfrei herstellen.
Als Haubenverschluss fungiert eine 2 mm Stahldrahtlitze in einem Bowdenzugrohr von der Unterseite des rechten Flächenanschlusses aus.
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Als Verglasung habe ich klares Polykarbonat, 1 mm dick, genommen. Das ist weicher als Acrylglas oder PP und übt somit keine Spannung auf den Rahmen aus.
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Flügel

Da habe ich jetzt etwas länger überlegen müssen, bis ich anfangen konnte. Der untere Holm liegt ja nicht auf dem Baubrett auf, die Rippen stehen auf Füßchen! Aber die Nasen der Rippen laufen im rechten Winkel zum Rumpf. Also habe ich Sperrholzbretter an das Baubrett geschraubt, die über die Bauebene hinausstehen. Daran habe ich einen Steifen aus 5 mm Balsaholz als erstes Bauteil der Nasenleiste mit Nadeln befestigt und nun konnte ich auf dem unterlegten Plan die Rippen an die Nasenleiste stumpf ankleben.

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Die drei Rippen, auf denen später die Störklappe liegt, haben von mir 1,5 mm tiefe Ausschnitte erhalten. Die hätte man schon herstellerseitig vorsehen können.

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Steckung
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Man kann sehen, dass die Steckung HINTER dem Holm verläuft, und nicht wie üblich und nötig, im Holm. Da muss ich mir etwas überlegen.
Nach längerem Nachdenken habe ich mich entschlossen, die alte Flügelsteckung wegzulassen und eine neue zu machen.
Es kommt ein 14x2 mm Flachstahl in einer 15x3 mm Messinghülse zum Einsatz. Die Hülse steckt genau im Holm. So kann ich im Rumpf die Steckungshülsen über die ganze Rumpfbreite laufen lassen.
Das hintere Stück Messingrohr, das schon im Spant eingeklebt ist, benutze ich als Verdrehschutz, das vordere Ende schneide ich einfach ab.

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Alle Rippen stehen, die Querruderverkastung aus 1 mm Sperrholz ist angebracht, die Klappe ist provisorisch positioniert.

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Die obere Beplankung ist fast fertig, es fehlen nur noch die Aufleimer.

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Die Klappe ist auch mit 0,4 mm Sperrholzstreifen umrandet.

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Der Flügel von der Unterseite gesehen.

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Ich habe mich entschlossen, da die Löcher in den Rippen schon drin sind, die ehemaligen Messingsteckungsrohre gleich als Verstärkung des Wurzelbereiches zu nutzen.
In das hintere Messingrohr bekommt noch einen CfK-Stift als Verdrehsicherung. Das vordere Rohr wird bündig geschliffen. Außerdem klebe ich noch eine Abschlussrippe auf die Flügelwurzel.

Das sind die Rumpfanschlussrippen, da sie nicht dabei waren, musste ich sie angefertigen, und die Ösenschrauben für die Gummis.
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Abschlussrippe an der Flügelwurzel.
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Randbogen verschliffen.
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Die 15x3 mm Messinghülse passt genau in die Aussparung. Darin steckt der Flächenstahl.
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Ein CfK-Stab in Höhe der Nasenleiste soll verhindern, dass die Flügel bei etwas härteren Landungen nach vorne wippen und die Anschlussrippe abbricht.
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Störklappen

Die Klappen werden mit 0,4 mm Sperrholzstreifen umrandet. Als Scharnier habe ich einen 2 mm GfK-Stab angeklebt, der in zwei Bowdenzugstücken läuft.
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Querruder

Querruder sind herausgetrennt. 3 mm Balsa, darauf das Bowdenzugrohr (3 mm), darauf 1,5 mm Balsa.
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Querruderservo
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Finish

Beim Finish brauchte ich nicht lange zu überlegen. Ich mache den Kleinen genauso wie den Großen! Gelbe SOLARTEX-Folie.
Österreich lässt ganz laut grüßen. Nein, das ist nicht die lettische Fahne. Die hat einen dünnen weißen Streifen.

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Pleiten, Pech und Pannen

Die letzten etwa 10 Oldtimer-Segler, die ich gebaut habe, waren alle nahezu perfekt konstruiert und offenbar vom Hersteller nicht nur gebaut, sondern auch im Fluge erprobt worden.
Das kann ich beim besten Willen bei diesem Modell nicht glauben.

Rumpfbau
Die Probleme beim Rumpfbau habe ich oben schon beschrieben.

Flächensteckung
Als Flächensteckung sind zwei Rundstähle vorgesehen: Vorne mit 5 mm und hinten mit 4 mm Durchmesser. Diese sollen schräg (V-Form) in zwei Rumpfspanten in Messingrohre gesteckt werden. Der vordere Rundstahl verläuft im Flügel aber etwa 5 mm hinter dem Holm! Und dann auch noch um rund 3° schräg zum Holm, da der Flügel vorgepfeilt ist (Nasenleiste senkrecht zum Rumpf) und der Holm folglich ungefähr 3° nach vorne verläuft.
Ich habe mich dann für eine Flächensteckung aus Flachstahl entschieden.
Ich hatte noch ein Stück 14x2 mm Flachstahl für einen Flügel und ein paar kleinere Stücke passender Messinghülsen, musste also nur noch eine 15x3 mm Messinghülse und einen 14x2 mm Flachstahl kaufen. Der örtliche Modellbauhändler hatte genau diese Kombination auf Lager. Also 15 km hinfahren, Steckungsmaterial kaufen und wieder 15 km nach Hause fahren. Zu Hause angekommen, probierte ich gleich die Steckung aus. Warum man sowas nicht sofort im Geschäft macht – ich weiß es nicht! Wer denkt schon Böses.

Das kam aber jetzt: Der Stahl passte nicht in die Hülse! Gibt es doch nicht, denkt man, es stehen ja die Maße drauf und ist von Graupner. Dann habe ich den schon vorhandenen Flachstahl in die Hülse gesteckt – passt! Daraufhin habe ich den alten mit dem neuen Flachstahl verglichen. Der alte war exakt auf das Maß 14x2 mm geschliffen. Der neue war einfach nur gewalzt. Dadurch waren die Schmalseiten nach außen gerundet. Ein Anruf beim Modellbaugeschäft ergab, dass man auf den Vertreter des Zulieferers warten müsse, um bei diesem zu reklamieren. Das kann Wochen dauern!

Später habe ich von einem Graupner-Mitarbeiter erfahren, dass das Problem längst bekannt sei und die Ware beim Hersteller reklamiert wurde. Warum aber mein Modellbaugeschäft sowas dann noch verkauft ist mir ein Rätsel.

Also habe ich die Schmalseiten des Flachstahles mit der Schleifmaschine abgeschliffen, bis das Maß < 14 mm erreicht war. Steckung ausprobiert – passte wieder nicht! Erneute Messung: Die Dicke des Stahles betrug > 2 mm. Nach einigen Flüchen (hier nicht wiedergegeben) habe ich den Bandschleifer genommen und den Flachstahl auf unter 2 mm Dicke geschliffen. Jetzt ist die Steckung zwar immer noch stramm, aber sie passt!


Erstflug

Endlich, am Sonntag, 8. März, war kein Sturm, kein Schnee oder Regen und es waren fast 12°C. Es wehte sogar ein leichter Wind aus östlichen Richtungen, wobei NO ideal gewesen wäre. Aber egal!

Zuerst ging es an den flacheren unteren Teil des Flughanges. Man kann hier von der Straße aus starten. Mein Werfer C.-P. fasste den Rumpf des Bergfalken vorsichtig auf Höhe eines Spantes, linke Hand an der Flügelnase und mit vier Schritten Anlauf ließ er den Falken hangabwärts gleiten. Der eingestellte Sschwerpunkt schien mir etwas zu weit hinten zu liegen, etwas Tiefentrimm, dann flog das Modell auf Anhieb sehr schön ruhig eine große Runde und landete sanft, das klingt zwar abgedroschen, ist aber wirklich so gewesen. Zum Glück ist zu dieser Jahreszeit das Gras noch plattgedrückt vom Schnee und neues Gras wächst noch nicht, ganz ideal zum landen. Ich habe dann noch 50 g Blei vorne neben dem E-Akku reingepackt und dann machte sich C.-P. mit dem Modell zum oberen Startpunkt auf, rund 30 Meter über dem ersten Startplatz. Von dort warf er den Bergfalken und ich steuerte von unten. Somit brauchte ich nicht oben auf schrägem Gelände im Gestrüpp zu landen, sondern konnte wie vorher schön unten landen. Es war ein schöner, ruhiger und etwa fünf Minuten langer Flug, immer über den Häusern und Bäumen am Hang entlang. Der noch schneebedeckte Wendelstein ergab vor blauem Himmel eine einmalige Kulisse für das gelbe Modell! Es folgten noch zwei weitere Flüge, die genauso verliefen. Es musste nichts am Modell nachgestellt werden. EWD und SP (mit 50 g Blei) stimmten, Ruderausschläge (s. u.) passten auch. Da das SR ziemlich groß ist, wie bei Oldtimern üblich, hat es sehr gute Wirkung. Mit den Querrudern konnte ich sehr steil einkreisen und auch das HR ist gut für Loopings, die ich allerdings noch nicht probiert habe. Ich mache beim Steuern eigentlich immer sehr kleine Ausschläge, damit noch Reserven da sind für den Fall der Fälle.

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Es ist wie immer, hinterher sind die Probleme und der Ärger beim Bau vergessen, wenn ein schönes handliches Modell in der Luft ist. Ich bin allerdings heilfroh, dass ich den Bergfalken nicht nochmal bauen muss!


Fazit und Vergleich

Fangen wir beim Preis an.

713 € für einen Großsegler-Bausatz (5,73 m Spannweite) von Schneider/Kufstein’, in dem wirklich alles enthalten ist, außer natürlich Kleber, Folie und Elektrik, liegt eher am unteren Rand des Üblichen und ist als sehr gut zu bezeichnen.

59 € für die paar Frästeile des kleinen Bergfalken (3,20 m Spannweite) von ‚Flugwerft Brendel’ erscheint zunächst sehr günstig, wenn man diverse Mitbewerber vergleicht. Es werden aber außer den o. a. Materialien noch alle Kiefernleisten und größere Stücke Sperrholz für die Beplankungen, Steckungsmaterial und Scharniere usw. benötigt. Man muss noch rund 90 € dazurechnen, bis das Modell im Rohbau erstellt ist. Dazu kommen natürlich noch Kleber, Folie und Elektronik. Eine gut gefüllte Restekiste wird dabei stillschweigend vorausgesetzt.

Nun zum Bau.

Natürlich muss man schon einige Erfahrungen im Holzbau haben, will man den „Großen“ der Firma Schneider bauen. Andererseits könnte ich mir auch vorstellen, dass jemand mit handwerklichem Geschick und Verständnis durchaus dieses Modell als erstes Holzmodell bauen kann. Es dauert halt etwas länger, man muss sich nur genau an die sehr guten Bauunterlagen halten.

Beim „Kleinen“ ist nach der anfänglichen Euphorie eher Vorsicht geboten! Das ist kein Projekt für Anfänger oder ARF-Flieger, die morgens-kaufen-nachmittags-fliegen-Typen! Und zum Bauen-lernen ist er auch nicht geeignet. Klein heißt nicht automatisch auch einfach! Wenn ich nicht schon etliche Holzmodelle, speziell von Schneider-Modell, gebaut hätte, wäre es mir wie weiland Jesus ergangen: „ ... da wandte er sich ab und weinte bitterlich!“

Ich möchte nicht wissen, wieviele Frästeilesätze oder sogar ganze Bausätze in etlichen Kellerregalen verstauben, weil die anfängliche Euphorie des Käufers sehr schnell einem tiefen Frust gewichen ist. Hier sind die Hersteller dringend aufgefordert, leicht verständliche und mit vielen Baustufenbildern in logischer Reihenfolge versehene Anleitungen zu liefern, in denen auch Tipps und „Achtung!“-Hinweise nicht fehlen dürfen. Sonst tauchen diese Kits dann irgendwann als „Kellerfund“ in den bekannten Versteigerungs-Plattformen wieder auf.

Es erscheint mir fast so, als ob ich als Testkäufer bzw. –bauer fungiert habe und den ersten Prototyp gebaut habe.

Das Transportproblem
Die Flügelhälften des Großen mit gut 2,80 m Länge passen nicht in jeden Mittelklassewagen. Auch in meinem nicht gerade kleinen SUV liegen die Flächenenden auf dem Armaturenbrett und die Heckklappe geht gerade noch zu! Dann ist da auch noch der Rumpf!

Der Kleine hat dagegen Flächenhälften, die nur rund 1,50 m lang sind. Die kann man daher mitsamt Rumpf locker in jedem Mittelklasse-Pkw verstauen.

Fliegen
Um den Großen in die Luft zu kriegen, braucht man unbedingt eine starke Schleppmaschine. An Hangflug braucht man gar nicht zu denken, außer man wohnt auf Sylt und geht zum Roten Kliff. Zusätzlich braucht man auch noch einen kräftigen (Speer-)Werfer. Gummistart kommt wohl auch nicht in Frage, eventuell noch Windenstart. Damit habe ich aber keine Erfahrung und weiß nicht, ob es Winden für 13 kg schwere Modell-Segler zu erschwinglichen Preisen gibt. Vom Transportaufwand gar nicht zu reden.

Den Kleinen kann ich dagegen selbst am Hang in den Wind befördern und als Schleppmaschine reicht sicher ein kleineres Modell, um die 3,5 kg auf Höhe zu bringen.

Trotzdem, jetzt, wo das Modell fertig ist, gefällt es mir trotz aller Probleme sehr gut. Der Bau hat mich geistig gefordert und gezeigt, dass Erfahrungen im Holzmodellbau irgendwann doch mal gebraucht werden. Es passt locker in mein Auto und lässt sich am Hang gut handhaben. Was will man mehr?

Allen ARF-Käufern sei hier gesagt, dass ein selbst gebautes Modell einfach „schöner“ fliegt, weil man auf seine Arbeit stolz sein kann. Außerdem lassen sich eventuelle Reparaturen leichter erledigen, weil man den Aufbau kennt und weiß, wo man hinlangen muss.

Mü 13e "Bergfalke" - Technische Daten
Einheit
Spannweite
mm​
3200
Länge
mm​
1510
Flächeninhalt
dm²​
60,8
Fluggewicht
kg​
~ 3,5
Flächenbelastung
g/dm²​
~ 57
Mü 13e "Bergfalke" - weitere Angaben
Tragflächenprofil
GÖ 801 mod.
Schwerpunktlage
~ 8 cm hinter Nasenleiste
Maßstab1 : 5,4
Meine Ruderausschläge - Das sind die Maximalausschläge! Beim Fliegen genügen ½ bis 1/3 davon
Höhenruder
cm​
± 2
Seitenruder
cm​
± 6
Querruder
cm​
oben 2 / unten 1
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Für die Kabinenhauben-Verglasung verwende ich übrigens Laminierfolie. Sie ist nach dem "verschweißen" kristallklar und so elastisch, daß sie den Kabinehaubenrahmen nicht verzieht.
 
Der kleine Bergfalke ist eine Umsetzung des FMT-Planes von Klaus Nietzer. Den Bergfalken habe ich schon Anfang der 70er Jahre nach Plan gebaut. Trotz seines Flügelprofiles, oder gerade wegen dessen starker Wölbung ist er ein dankbares Modell bei weniger Wind und hat ein sehr gutmütiges Abreißverhalten und fliegt insgesamt recht gut.
 
Apropos Rumpfbau 😉😉

Es gibt eine früher oft geübte Methode solche Rümpfe verzugsfrei aufzubauen:
Man befestigt für jeden Spanten eine Rechteckleiste (10x20) am Werktisch so, dass diese Hilfsleisten wie ein grober Kam/ Rechen aus dem Tisch herausschauen.
dann legt man die Seitenguten, die alle in einer Linie fluchten auf diese Leisten auf und setzt die jeweiligen dazupassenden Spanten vor oder hinter diese Hilfleisten und zwar zwischen die lose aufgelegten Längsgurten, dann kann man das ganze Spanten- Gurtengebilde schön ausrichten und mit Federklammern fixieren.
Erst dann beginn man mit dem eigentlichen Rumpfaufbau mit weiteren Längsgurten, Diagonalversteifungen etc., jetzt werden auch Teile der Beplankung angeklebt, etc.
Wenn alles genügend steiff und verzugsfest erscheint wird das Rohgerüst aus diesem Kamm /Rechen gezogen und freihändig weitergebaut.
Vorteil diese Methode ist, dass dass man die ellenlangen Füsschen unten am Spant nicht braucht, was Holz und Arbeit spart.

Im Übrigen ein sehr schönes Modell, das schon lange in meinem Kopf das "Haben-Wollen-Gefühl" auslöst...
VG Werner
 
Montagerechen 😉

Hallo Knut,
Genauso geht das, Gratulation! 👏

Weitere Alternative: Klemmbauweise: 2 senkrecht geteilte Halbschalen über Positvkern, dann abnehmen und zusammenkleben, "fertig"!😉
VG Werner

PS Flugzeuge über 4m sind mir zu gross, leider 🤢
 
Hallo Werner.
Bei H. Schneider geht das seit ein paar Fliegern so (hier: Flamingo, siehe hier im RCN):
  • Kulisse oben und unten
  • Spanten/Halbspanten rein
  • Hauptgurte rein
  • Halbschalen zusammenkleben.
Das spart 'ne Menge Helling-Leisten. Man braucht nur ein ebenes Brett.

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Fertig
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Ja ja, der Fortschritt läßt sich nicht aufhalten.
Bis dann.
Knut

P. S. Ich sehe nicht mehr so gut, deshalb baue ich so große Modelle. 😊
 
Nein, leider nicht.
Ösiland ist Hochrisikogebiet, ich könnte also gar nicht nach Kufstein zum zweiten Erstflug fahren, denke ich. Außerdem ist dort noch etwas mehr Winter als hier bei mir im Voralpenland.
Dafür macht meine "kleine" FAUVEL Fortschritte - HIER.

Kommt schon noch.
Knut
 

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